Mein unvergesslicher Abend
Hallo alle Zusammen, Hallo Ron,
Ich hoffe Du nimmst es mir nicht übel, aber die Geschichte des gestrigen Abends passt hier einfach zu gut rein. Der Thread ist eh lesenswert und den kennt bestimmt so mancher User noch nicht
. Da erlaube ich es mir doch mal, ihn aus der Versenkung zu holen und mein Erlebniss zum Besten zu geben:
Da ich letzten Freitag schon einen spannenden Abend mit der Posenrute und Tauwurm erlebte, plante ich das zu wiederholen. Ich dachte mir, ****** auf Haarvorfächer und Festbleimontage und versuch es wie früher mit der Pose. Das macht tierisch Spass und ich muss gestehen, diese Art der Angelei völlig zu unrecht die letzten Jahre ein wenig vernachlässigt zu haben.
Um kurz nach 19:00 war ich am Wasser und wählte eine flache Stelle, wo ich direkt am Ufer fischen konnte. Die Wassertiefe beträgt dort nur 80cm, aber das reicht aus. Rotaugen, Karpfen, Schleien, Barsche und der ein oder andere Döbel, das habe ich dort alles schon gefangen. Teilweise sogar in ansehnlichen Größen. Hier mal ein Blick auf den Platz aus dem Frühjahr 2012. Dort ist es ca. 5m weit sehr flach, dann kommt eine Kante wo es auf ca. 1,70m abfällt.
Die Taktik sah wie folgt aus: Eine Rute mit Dosenmais, den ich noch mit Zimt aufgepeppt habe und die zweite Rute mit einem fetten Tauwurm. Beide Ruten mit Pose versehen, ausgebleit und ausgelotet und ab gings.
Der Zimtmais wurde von den Rotaugen teilweise richtig brachial genommen, und auch 4 Körner am 6er Haken stellten für die Fische kein Problem dar. Die Größen waren auch gar nicht übel und die Fische hatten alle zwischen 15und 25cm. Der Wurm lag lange unbeachtet im Wasser, doch dann stiegen ca. 5m entfernt Blasen auf. Die Spur bewegte sich auf den Wurm zu und die Spannung stieg bei mir immer mehr und mehr. Endlich zitterte die Pose leicht, bewegte sich kaum spürbar. Das war noch zu wenig für einen Anhieb. "Zieh endlich ab" dachte ich mir. Da, wieder ein leichter Zupfer! Ich wartete noch kurz, bis die Pose ganz leicht schräg wegzog, dann folgte der Anhieb. Der Widerstand war gut und der erste bessere Fisch des Tages landete im Kescher:
Der Wurm war noch da, aber ein wenig mitgenommen. Aber der Schwabe in mir sagte, dass ich den Wurm nochmlas anbieten sollte. Also kurz den Fisch versorgt und ab mit der Montage ins Wasser. Der Biss kam bereits während der Absinkphase und entpuppte sich als Barsch mit fast 30cm. Da gerade 2 Kollegen vorbei kamen verzichtete ich auf ein Foto und ließ ihn schnell wieder schwimmen. Beim kurzen Plausch erzählten mir die beiden, dass schon einige 20-pfündige Karpfen und auch schon 2 über 30 Pfund gefangen wurden. Sie wunderten sich, ob man in dem flachen Wasser, wo ich fischte auch etwas fangen konnte. Ich zeigte Ihnen den kleinen Karpfen, aber erntete eher etwas Unverständniss. Ich erklärte zwar, dass es hier nicht gezielt auf kapitale Fische geht, sondern eher kleinere zu erwarten wären, aber ehrlich gesagt war eh wurst was die zwei von dieser Angelei hielten. So lange es sonst niemand dort versucht, bleibt der Platz schon für mich
Die beiden waren schließlich wieder weg und ein frischer Wurm landete im Wasser. Es dauerte länger bis der nächste Kontakt auf Wurm zu verzeichnen war, aber die Rotaugen gingen nach wie vor vehement auf den Mais und beschäftigten mich gut. Dann bewegte sich die Pose mit dem Wurm ganz langsam. Nach 5cm war wieder Schluss und es dauerte fast eine halbe Minute, bis sich die Pose wieder in Gang setze, sich aber auch nur ein paar Zentimeter bewegte. So ging das 3 mal, und ich tippte schon auf eine Schleie. Beim nächsten Abzug würde ich mal einen Anschlag setzen... Endlich war es so weit, die Pose zog ein wenig ab und ich schlug an. Sofort war ein großer Widerstand zu spüren und der Fisch kam kurz an die Oberfläche: Aal! Und was für einer! Einen solchen Aal habe ich noch nie in Natura gesehen, dick wie eine Bierflasche und bestimmt 1m lang! Die Bremse der Rolle war so eingestellt, dass der Fisch leider Schnur nehmen konnte und eine Flucht von ca. 5m hinlegte. Dann setze er sich fest. Ich war einfach zu überrascht und hatte wohl nicht energisch genug gegengehalten
. Jetzt begann das Tauziehen: Ich lief am Ufer so weit es ging rauf und runter, veränderte den Winkel, zog mal fester, mal leichter, aber nicht einen Zentimeter bewegte sich der Riese am anderen Ende. Nach verzweifelten Minuten entschloss ich mich, die Rute ab zu legen und den Bügel zu öffnen. Vielleicht löste sich der Fisch ja wieder von selbst. Nach ein paar Minuten Wartezeit bewegte sich die Pose auch tatsächlich ein paar Zentimeter und ich hielt sofort gegen. Aber der Aal war immer noch nicht frei. Also habe ich mich ausgezogen und bin nur in der Unterhose rein ins Wasser. Ich hoffte, den Fisch so doch noch lösen zu können. Leider kam ich nicht ran, das Wasser war dort schon zu tief, wo der Aal saß und zu großes Risiko wollte ich nicht gehen. Mir fehlten nur noch rund 2m, aber ich erreichte den Fisch einfach nicht. Das war vielleicht frutrierernd, wenn man bis zur Brust im Wasser steht, Rute und Kescher in der Hand und feststellen muss, dass der Kontrahent doch unerreichbar ist. Also versuchte ich es wieder mit der Brechstange, aber es war nichts zu machen. Nach unendlichen Minuten riss mir das Vorfach schließlich am Schlaufenknoten.
Man war ich geknickt. Klattschnass und ohne Fisch saß ich am Ufer und trauerte der Chance auf einen richtig kapitalen Fisch nach. Ich habe vor 8 Wochen mit dem Rauchen aufgehört, aber wenn ich in dem Moment eine Kippe greifbar gehabt hätte, dann ...
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich gefangen hatte. Sollte ich aufgeben? Nach Gewitter sah es auch noch aus. Ne, jetzt erst recht! Zum Auto waren es nur 150m und im Notfall hätte ich in 2 min zusammen gepackt. Also habe ich mich wieder angezogen und die Maisrute platziert, die Wurmrute mit einem neuen Haken versehen und auch sie wieder gesetzt. Belohnt wurde ich noch mit einem kleinen Karpfen der den Mais nahm:
Ein schwacher Trost, aber ein Hoffnungsschimmer. Bis Mitternacht ging dann aber nicht mehr viel und so fuhr ich heimwärts.
Der Aal wird mich noch eine Weile verfolgen. Am Früstückstisch habe ich voller Euphorie die Geschichte erzählt, aber das Mitgefühl meiner Frau hat sich in Grenzen gehalten. Ihre größte Sorge war, ob mich jemand gesehen hat, als ich nur mit der Unterhose bekleidet, die Rute in der einen, den Kescher in der anderen Hand ins Wasser gestiegen bin. Sorgen haben die Frauen
So, ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt, aber irgendwie musste ich mir den Frust von der Seele schreiben.
Aber jetzt ratet mal, wo ich den nächsten Ansitz planen werde