Ich muss über angeblich „leergefischte“ Gewässer nur noch lachen.
Liest man ja ständig.
Mach doch mal einen Test: Stell ein markantes Fangfoto von Dir ins Netz, auf dem man die Stelle erahnen kann (die musst Du nicht mal nennen), beobachte deine Stelle in nächster Zeit, schnapp Dir ne Kamera und fang an zu filmen, ich kann Dir versichern, Du wirst eine Menge Kundschaft bekommen solange die Stelle im Einzugsbereich von Berlin ist -
ganz sicher! Mindestens genauso anziehend auf Spottouristen wirken auch detaillierte Fangberichte über bestimmte Gewässer. Viele Angler haben einfach keine Zeit, keine Lust oder auch keine Ahnung, wie sie sich bestimmte Gewässer erarbeiten sollen. Misserfolge bei eher halbherzigen Versuchen tun ihr Übriges und fertig ist der Spottourist, der sich an jeden Strohhalm klammert, um möglichst schnell und einfach einen Fisch aus dem Wasser zu zaubern. Da kommen die spärlichen Infos im Internet wie gerufen (denn die meisten Angler machen nicht umsonst ein Geheimnis aus ihren Fängen). Doch gerade die wenigen Stellen, zu denen man recht ausführliche Infos "saugen" kann, werden dann natürlich besonders konzentriert beacktert. Das gilt natürlich nicht nur für die Verbreitung von Infos im Internet, sondern auch über Mundpropaganda usw. Guckt Euch doch einfach mal um. An bestimmten Stellen, die jeder kennt (wie z. B. die Lehnitzschleuse) und die gut erreichbar sind, werden jedes Wochenende Volksfeste gefeiert. Abgesehen von von Weißfischen, die man überall fängt, hin und wieder mal ein kleiner Karpfen, Strippen und Frittenzander, Hechtlein und Bärschlein geht da einfach viel weniger als noch vor 10 Jahren, wo die Foren noch in den Kinderschuhen steckten und der Angeldruck wesentlich geringer war. Und wenn heute doch mal von 100 Anglern jemand wieder einen halbwegs vorzeigbaren Fang gemacht hat, wird dieser Zufallsfang gehyped, spricht sich herum und lockt immer wieder neue Gesichter an. Es ist einfach nicht von der Hand zu weisen was Uckerflosse sagt, Spottourismus ist bei einer so großen Konzentration von Anglern in und um Berlin an der Tagesordnung. Und wenn man zu viel von seinen Erfolgen Preis gibt, kann man tatsächlich einen ehemals guten Platz "abbrennen", was nicht unbedingt heißt, dass dort gar keine Fische mehr sind (hier gebe ich auch Torsten ein wenig Recht). Aber was nützt es, wenn die verbliebenen Fische dann jeden Köder schon an der Artikelnummer kennen? Die fische sind nicht so dämlich, dass sie nicht merken, wenn es an gewissen Plätzen ständig was auf's Dach gibt.
In kleinen Gewässern oder Gewässerbereichen geht so etwas ruckzuck. Beispiel: Ich erarbeite meine Gewässer grundsätzlich selbst, suche mir gezielt auch solche Plätze heraus, die entweder sehr schwer erreichbar sind oder zu denen wenig Infos existieren, und renne, wenn es sein muss auch mit der Machete durch den Busch. Und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass bestimmte Stellen nur von mir ganz allein mit meinen Methoden beharkt werden, kann ich doch recht schnell feststellen, dass Fische dazu lernen und gewisse Köder, die gestern noch super fingen, nach zwei erfolgreichen Tagen kaum noch beachtet werden. Wie ich darauf reagieren muss weiß ich - nämlich mit Köderwechsel, Führungswechsel und Schonphasen, in denen ich den Platz links liegen lasse. An meinen Spots geht das, an Gewässern, die stark beangelt werden, weil sie gut erreichbar sind oder viel Wind drum gemacht wird, geht das nicht, da man keinen Einfluss auf die anderen Angler hat, die das Gewässern dann mit allem möglichen umpflügen. Wenn schon ein Angler (ich z. B.) ausreichen kann, um die Fische scheu zu machen, wenn man falsch reagiert, was passiert dann erst bei einer ganzen Schar von Anglern an einem kleinen 10ha Teich? Insofern kann ich Uckerflosses Frust voll und ganz nachvollziehen.
PS: Das soll keine Anklage sein, weder an jene, die detailliert ihre Erfahrungen teilen noch an jene, die diese Infos nutzen (ich schau ja schließlich auch hier rein, auch wenn mich vor allem die Gewässer interessieren, zu denen hier nichts oder nur sehr wenig steht - auch eine Möglichkeit der Selektion). Ich wollte nur zeigen, was passieren kann, wenn man zu laut ins Horn bläst und wie sich die Menschen von leicht erreichbaren Infos leiten lassen. Eine genaue angabe mit Fangmethode + Stelle + "Erfolgsgarantie", wie es ein Autor ein paar Beiträge über mir gemacht hat, ist da ein gefundenes Fressen.
Noch ein Beispiel: Ich kenne z. B. ein Gewässer, in dem um die Jahrtausendwende herum durch bestimmte Umstände sehr viele Karpfen besetzt wurden, und das in beeindruckenden Größen. Damals war die Forenwelt noch klein und beschaulich, aber die Mundpropaganda hat auch gereicht, das Gewässer zu einem sehr, sehr gut besuchten machen, was die Beißlust der Fische spürbar dämpfte. Sehr viele Karpfen gingen natürlich auch in den Kochtopf, weil jeder (mir kam es damals so vor, als wäre halb Berlin dort vor Ort, nachdem sich der Bestand rumgesprochen hat) natürlich sein Stück vom Kuchen haben wollte. Irgendwann ließen die Fänge nach und die Besucherzahl ging auch wieder zurück.
Dann kam nach dem Winter 2009/10 die nächste Schlagzeile - See gekippt, alle Fische tot. Das stand in den Zeitungen oder auch in der Liste, die eine brandenburgische Karpfenanglerwebseite damals zusammenrecherchierte. Und siehe da: Ich kann mittlerweile fast meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich an diesem und anderen Gewässern allein bin, wenn mir mal der Sinn nach einem Besuch steht. Daran sieht man, dass sich viele lieber durch Fremdinfos leiten lassen als eigene Erfahrungen zu machen.
Ach übrigens: Um noch mal auf das Verhältnis zwischen aktiven Schreibern und Mitlesern aufmerksam zu machen: Schaut Euch einfach mal die Anzahl der Klicks an, die es hier pro Gewässerthread gibt. Allein dieses kleine unedeutende Gewässerchen mit den wenigen Infos hat über 1700 Hits, die mit Sicherheit nicht nur von uns paar Schreiberlingen stammen