Hallo Flo,
gut dass Du fragst, bevor Du besetzt. Die Wirkung von Karpfen gegen (Faden-)Algen und höhere Wasserpflanzen beruht letztlich auf ihrer Leidenschaft für's Gründeln, wodurch das Wasser in einem stehenden Gewässer (!) eingetrübt wird. Je nach Frischwasserangebot wird das bei Deinem Weiher nur dann funktionieren, wenn Du entsprechende Karpfenmengen in das Gewässer kippst. Die brauchen dann Futter, die Wasserqualität leidet ... das führt in eine Sackgasse ...
Auch der hier schon empfohlene Besatz mit Graskarpfen ist ein mehr als zweischneidiges Schwert. Bei Wassertemperaturen unter 20°C hält sich deren Appetit in sehr engen Grenzen und auf Fadenalgen stehen sie generell nicht.
Grundsätzlich hast Du zwei Möglichkeiten:
a) Gewässer an Zu- und Ablauf absperren, übermäßig besetzen und füttern
b) Gewässer als Teil des Fließes eher naturnah gestalten und tatsächlich heimischen Arten die Ansiedlung ermöglichen
Ich würde Dir aus verschiedenen Gründen zu Variante b raten.
Erste Baustelle: Fischbesatz ist teuer, birgt Risiken für das Gewässersystem und eine unnatürlich hohe Dichte an Fischen lockt zwangsläufig andere Fischliebhaber an.
Zweite Baustelle: Ein Bachverbauungsteich wie der von Dir beschriebene stellt, sofern er keinen Umlaufgraben hat, ein Hindernis für die Fischwanderung dar. Laut EU-Wasserrahmenrichtlinie soll unter anderem die ökologische Längsdurchgängigkeit unserer Fließgewässer wieder hergestellt werden - auf deutsch: Fische sollen möglichst ungehindert in dem Fließgewässersystem wandern können. Im Übrigen eine der wichtigsten Forderung gerade der Anglerschaft seit Jahrzehnten. Man wird Dir deshalb in den kommenden Monaten auf die Schulter tippen und Dich fragen, wie es denn mit der Längsdurchgängigkeit an dem Weiher ausschaut und ggf. Abhilfe schaffen wollen.
Dritte Baustelle: Mit Deinem Weiher und von Dir eingebrachten Fischbesatz manövrierst Du Dich in den Geltungsbereich der Fischseuchen-Verordnung. Lies mal vorsichtig drüber und bitte nicht erschrecken. Dein Weiher wäre nach § 6 registrierungspflichtig. Warum das so ist, erklärt sich in den übrigen Ausführungen der Verordnung.
http://www.lfv-brandenburg.de/media/download_gallery/FischseuchenVO2008.pdf
Den ganzen Klamauk kannst Du umgehen, wenn Du Dir mal das Fließgewässer unterhalb des Weihers anschaust und abklärst, welche Arten dort natürlich vorkommen bzw. eigentlich vorkommen sollten. Danach richtet sich, ob Du überhaupt Besatz brauchst oder verschiedene Fischarten vielleicht von selbst Deinen Weiher als Einstand wählen, wenn Du sie lässt.
Wenn Besatz nötig ist, dann beziehe den möglichst aus dem Einzugsgebiet, in dass "Dein" Bach entwässert. Der erste Fischzüchter unterhalb wäre mein Ansprechpartner. Wenn der nicht auf den Kopf gefallen ist, wird er selbst ein elementares Interesse daran haben, dass Du die Fische bei ihm kaufst (siehe Fischseuchenrichtlinie ...). Bei der Auswahl des Besatzes wähle heimische Arten. Je nach Lage Deines Weihers im Gewässersystem sind Bachforelle oder Äsche um Welten interessanter als die elenden Refos. Wenn sich Bachforelle bzw. Äsche in Deinem Weiher bzw. Oberlauf allein vermehren, sparst Du Geld für zukünftigen Besatz und bekommst mit den Leuten unterhalb ganz sicher keinen Ärger. Bei der Regenbogenforelle sieht das ganz anders aus ...
Sofern das Gewässer geeignet ist, sind einheimische (!!!) Krebsarten übrigens dankbare Abnehmer für Fadenalgen und Wasserpflanzen. Geeignete Unterstände (Hohlziegel, alte Dachsteine ...) sind schnell eingebracht. Kläre ab, ob es Krebse im Gewässer gibt und wenn ja, dann welche Arten es sind. Sie werden dann auch von alleine Deinen Weiher besiedeln, wenn Du sie denn lässt - siehe ökologische Längsdurchgängigkeit ...
Solltest Du Krebse besetzen wollen, sei bitte besonders sorgfältig. Der Erreger der Krebspest ist schnell eingeschleppt und macht dann nicht nur in Deinem Weiher die Existenz von heimischen Krebsarten unmöglich. Erkundige Dich deshalb einfach mal bei Deiner Unteren Fischereibehörde, wer Dir sachkundige Infos zum Fisch-/Krebsbestand in dem Fließgewässersystem geben kann, in dem Dein Weiher liegt:
Kreisverwaltung des Westerwaldkreises - Untere Fischereibehörde
Peter-Altmeier-Platz 1
56410 Montabaur
Telefon: (+49)2602 / 124-282 oder -586
Wenn am Ende Krebsbesatz mit heimischen Arten sinnvoll und für Dich interessant ist, gilt hier das Gleiche, wie beim Fischbesatz: möglichst aus dem Gewässersystem und bitte keine Arten, die der Krebspest als Überträger dienen! Wenn es in Deiner Region keinen zuverlässigen Züchter mit Sachverstand gibt, kannst Du Dich hier schlau machen bzw. machen lassen und Krebse beziehen:
http://www.edelkrebs-niedersachsen.de/impressum/index.html
Viele Grüße
Lars