Für dieses Thema fallen mir spontan 2 Erlebnisse ein: mein erster Angelurlaub in Finnland und das übelste Gewitter, das ich je am Wasser erlebt habe.
Doch hintereinander ...
Mein erster Finnland-Urlaub bescherte mir als vielleicht 15-jährigem sowohl meinen ersten Hecht als auch meinen ersten Kontakt mit einem 100+-Hecht.
Meine und die Familie meines besten Freundes Alex waren seinerzeit am Saimaa-See.
Wir Knöpfe haben damals die Tage heruntergezählt, bis es endlich los ging, da war leider fast ein Jahr herunterzuzählen.
Meinen ersten Hecht habe ich in einem freien Pool in einem Schilfgebiet gefangen, mein damaliger Jubelschrei war verbürgt etwa 1,5 km zu hören.
Köder war ein Klassiker, ein größerer Lusox-Spinner.
An just denselbem Pool bemerkten Alex und ich auch, dass dort ein Riesenhecht stand.
Wir alberten gerade herum, jeder in seinem Boot sitzend, Alex warf seinen Köderfisch aus und schlug den Bügel um, Fehler!
Es schlug ihm fast die Rute aus der Hand ... der KöFi war sofort genommen worden.
Was da zurückkam, hatte mit einem Fisch (ein größeres Rotauge war es) überhaupt nichts mehr zu tun ... ein blutiger Brei, aus dem die Gräten herausschauten, so stellte sich das dar.
Alex hatte Pech ... er und seine Familie fuhren am nächsten Tag nach 3 Wochen wieder nach Hause ... ich hatte noch eine ganze Woche, wir blieben länger.
Diesem Fisch habe ich damals die gesamte Restwoche gewidmet ... mit Spinnrute, im Boot liegend habe ich mich an Schilfhalmen weitergezogen, um möglichst keinerlei Geräusch zu verursachen, zwischendurch immer die Würfe zwischen die Halme oder an freie Stellen.
Nach 5 Stunden im Boot liegend erhob ich mich und schrie meinen Frust lauthals heraus, ich wetterte und verfluchte Petrus, wie es ein 15-jähriger eben konnte.
Während des Begleitwurfes zum Gemeckers biss er, na, sie ... 60 g Spinnrute, 23 Monofile, Stahlvorfach ... die Rute ein Halbkreis, die Bremse kreischte bei der ersten (und gleichzeitig letzten) Flucht.
Die Dame umschwamm, im besagten Pool angekommen, mehrfach eine kleine Schilfinsel und verabschiedete sich im weiteren grußlos.
Im Boot stand ein in's Leere starrender 15-jähriger, der die Welt nicht mehr verstand.
Das ging verdammt nochmal wesentlich zu schnell ... keinerlei Chance.
Zwei Tage später habe ich die Dame dann gesehen, als sie meinen Kunstköder knapp verfehlte ... es gab einen Wasserschwall, als hätte jemand einen Hinkelstein in's Wasser geworfen.
In knapp 60 cm tiefem, glasklarem Wasser schwamm sie dann absolut ruhig an meinem Boot vorbei und blieb sogar noch kurz daneben stehen ... nach dem Motto: Du nicht, Jüngling.
Meter? 1,10? 1,20? 1,30? Keine Ahnung, diesen Hechtnacken in Aufsicht werde ich niemals in meinem Leben vergessen.
Ich stand im Bug des Bootes und bin damals vor Schreck und gleichzeitiger Begeisterung der Länge nach im Boot umgefallen ... und hätte mir an der hinteren Ruderbank fast das Genick gebrochen.
Nun zum Gewitter ... mitgemacht als Jungspund Anfang 20 in Dithmarschen an der Nordseeküste, Binnensee.
Mein Kumpel Hartmut und ich hatten ein mehrtägiges Camp an einer Moorkuhle aufgeschlagen (damals angelten wir noch auf Karpfen).
Kaiserwetter am vorletzten Tag, fast 30 Grad Wärme ... mit meiner Matchrute fing ich einen 6-7 Pfund Brassen nach dem anderen, mit meiner Schwingspitzrute alles querbeet.
Schwül war es ... sehr sehr schwül.
Der letzte einheimische Angler, der zur frühen Nachmittagsstunde vom Gewässer verschwand, sprach uns an:
"Moin Jungs, ihr packt aber auch frühzeitig ein, ja?".
"Klar, Chef" ... wir dachten, einen Fisch nach dem anderen fangend, nicht im Traum daran.
Eine Stunde später änderten sich die Bedingungen ... das erste, was mir auffiel, war das plötzliche Verstummen aller Singvögel. Totenstille ...
Ich kroch unter meinem Schirm hervor, drehte mich um und sah eine Gewitterwand, die drei wie mit dem Lineal gezogene Striche vor sich herschob ... zwei in Dunkelgrau, den in der Mitte in weiß.
Ich kam noch dazu, etwas Intelligentes und Zitatwürdiges wie "Ach Du liebe Scheiße" zu sagen, dann flogen mit der ersten Sturmböe unsere Schirmmützen etwa 15 m weit in den See.
Das Gestänge von Hartmuts Angelschirm brach um ihn zusammen ... er steckte tatsächlich im Schirm.
Gleichzeitig flogen alle Ruten von den Rutenhaltern hinein in's Wasser ... Kohlefaser.
Rosafarbene Blitze fuhren in's Gewässer und die darum herumliegenden ...
Wir sind dann auf allen Vieren in's anliegende Dorf gekrochen, denn kein Baum oder Strauch in dieser Landschaft war übermannshoch.
Aus der Dorfkneipe haben wir dann meine Eltern angerufen, damit sie uns abholen ... 5-10 Flens ließen uns dann 'vergessen', dass unser Tackle im Wert von mehreren Tausend Mark unbeaufsichtigt am Gewässer verblieben war.
Wir konnten es dann ohne weitere Verluste wieder einsammeln, als sich das 'Gewitter' nach anderthalb Stunden wieder verzogen hatte.
In unserer Ferienwohnung angekommen strömten Bäche durch die Straßen ... selten war ich so froh, innerhalb von 4 stabilen Wänden angekommen zu sein.
Zwei Erlebnisse, die ich ganz gewiss niemals vergessen werde ...
Einen auf meiner Rutenspitze landenden und verweilenden Eisvogel würde ich aber trotzdem noch gern erleben ...