Hallo Thorsten,
ich verstehe Deinen Ansatz nicht. Das Glasaalaufkommen ist eingebrochen. In den Mündungsgebieten auch der deutschen Flüsse kommen kaum noch Glasaale an. Die Oberläufe der Flüsse eignen sich jedoch bestens als Habitate. Die EU reserviert uns aus den derzeit schlapp 90 Tonnen gefangenen Glasaalen einen jährlich grösser werdenden Anteil, die nicht nach Fernost exportiert oder direkt verzehrt werden dürfen. Wenn dieser reservierte Anteil nicht abgerufen, bezahlt und ausgesetzt wird, braucht es diese Reservierung nicht ... Logischere Schluss von meiner Seite: Die notwendigen Mittel beschaffen und bis zum ökologisch sinnvollen oberen Limit Besatz in die geeigneten Gewässer einbringen. Besatz in Deutschland im Jahr 2007 knappe 14 Mio. Jungaale. Geschätzte ursprüngliche Aufstiegsmenge allein im Flusseinzugsgebiet Elbe bei 28 Mio., derzeit < 2 Mio.. Man könnte also den in ganz Deutschland getätigten Besatz allein im Einzugsgebiet der Elbe verteilen und wäre dann gemeinsam mit dem aktuellen natürlichen Aufstieg erst bei gut 50% dessen, was früher mal in dem Bereich als Jungaal angekommen ist. Wenn wir das Potential der vorhandenen Lebensräume des Aals nicht ausnutzen und stattdessen die Jungaale nach Fernost verschiffen oder gleich auf den Teller packen, wird sich die Zahl der abwandernden Blankaale kaum erhöhen. Intensiviere ich aber den Besatz, steigt in der Folge zwangsläufig auch der Anteil abwandernder Blankaale.
Das ist eine Fehlinformation. Der Parasit Anguillicola crassus ist inzwischen in nahezu allen Aalgewässern unterwegs. Über die Wege der Einschleppung streitet man sich noch. In Aalfarmen (geschlossene Systeme) fehlen dem Parasiten jedoch als Zwischenwirt notwendige Vertreter aus dem Zooplankton und Zoobenthos.
Bei den von mir gefangenen Aalen liegt die Befallsrate mit Anguillicola crassus bei etwa 30%. Auch die Befallsinentsität, also die Zahl der in der Schwimmblase vorhandenen Würmer hat (nach rein subjektiver Wahrnehmung) abgenommen. Für mich kein Grund, den Besatz in Frage zu stellen und die gebotene Chance, ihn in geeigneten Gewässern zu intensivieren, nicht auch wahrzunehmen.
Die Bemessung der Mortalitäten erfolgt auf der Basis der Biomasse jener Aale zum Zeitpunkt ihrer Entnahme aus dem Bestand. Wenn es im Bereich der Maas derzeit nur 0,7% sind, die der Kormoran beisteuert, sind es in Brandenburg schon 13%. Jetzt mach Dir den Spass und rechne mal über die Durchschnittsgewichte der durch Angler, Fischer und Kormorane entnommenen Aale auf die Stückzahlen um. Die im Kormoranthread verlinkte Arbeit des IFB Potsdam kam, wenn ich mich recht erinnere, beim Kormoran auf ca. 145 Gramm/Aal, beim Fischer auf ca. 300 Gramm/Aal, wo ich auch den Angler ansiedeln würde. Jetzt nimm einfach mal die von mir vor ein paar Tagen geposteten Summen aus dem Aalmanagementplänen Deutschlands und ordne Kormoranen, Fischern und Anglern die jeweiligen Stückzahlen entnommener Aale zu. Wenn Du den Anteil des Kormorans vernachlässigen möchtest ... ich ganz sicher nicht.
Also Kopf in den Sand stecken, das Geld für den Besatz lieber für andere Sachen ausgeben und so ganz den Export von Glasaalen noch weiter fördern?
Auch in der These steckt sehr viel Konjunktiv drin ... Unabhängig von dem, was wir uns hier an Argumenten um die Ohren hauen, wird eine Aufstockung der Besatzmassnahmen die wesentliche Säule aller Aalmanagmentpläne sein. Wenn uns nix dazwischen kommt, erleben wir beide den Zeitpunkt noch, an dem sich heraus stellt, ob der Besatz zu mehr Steigaalaufkommen geführt hat. Den Ertrag fahren dann aber wahrscheinlich meine Enkel ein.
Viele Grüsse
Lars
Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, die wesentlichen Faktoren für das Aaldilemma erstmal auszublenden (wg. Unkenntnis), gleichzeitig aber auf Besatz als Lösung und Ausweg aus der Krise zu setzen.
ich verstehe Deinen Ansatz nicht. Das Glasaalaufkommen ist eingebrochen. In den Mündungsgebieten auch der deutschen Flüsse kommen kaum noch Glasaale an. Die Oberläufe der Flüsse eignen sich jedoch bestens als Habitate. Die EU reserviert uns aus den derzeit schlapp 90 Tonnen gefangenen Glasaalen einen jährlich grösser werdenden Anteil, die nicht nach Fernost exportiert oder direkt verzehrt werden dürfen. Wenn dieser reservierte Anteil nicht abgerufen, bezahlt und ausgesetzt wird, braucht es diese Reservierung nicht ... Logischere Schluss von meiner Seite: Die notwendigen Mittel beschaffen und bis zum ökologisch sinnvollen oberen Limit Besatz in die geeigneten Gewässer einbringen. Besatz in Deutschland im Jahr 2007 knappe 14 Mio. Jungaale. Geschätzte ursprüngliche Aufstiegsmenge allein im Flusseinzugsgebiet Elbe bei 28 Mio., derzeit < 2 Mio.. Man könnte also den in ganz Deutschland getätigten Besatz allein im Einzugsgebiet der Elbe verteilen und wäre dann gemeinsam mit dem aktuellen natürlichen Aufstieg erst bei gut 50% dessen, was früher mal in dem Bereich als Jungaal angekommen ist. Wenn wir das Potential der vorhandenen Lebensräume des Aals nicht ausnutzen und stattdessen die Jungaale nach Fernost verschiffen oder gleich auf den Teller packen, wird sich die Zahl der abwandernden Blankaale kaum erhöhen. Intensiviere ich aber den Besatz, steigt in der Folge zwangsläufig auch der Anteil abwandernder Blankaale.
Ich habe verschiedentlich gelesen, dass der Durchseuchungsgrad (Schwimmblasenkrankheit) bei Aalen bis zu 80% beträgt. Eine mögliche Quelle des Parasiten sind Aufzuchtfarmen. Mit dem Einsetzen von vorgestreckten Farmaalen kann also bspw. ein mögliches Problem erst "importiert" werden.
Das ist eine Fehlinformation. Der Parasit Anguillicola crassus ist inzwischen in nahezu allen Aalgewässern unterwegs. Über die Wege der Einschleppung streitet man sich noch. In Aalfarmen (geschlossene Systeme) fehlen dem Parasiten jedoch als Zwischenwirt notwendige Vertreter aus dem Zooplankton und Zoobenthos.
Unabhängig von der Qualität der Satzaale - hier auch ein zu hoher Anteil an bereits geschlechtlich ausdifferenzierten (männlichen) Tieren - können sich die Fische vor der Abwanderung noch mit dem Parasiten infizieren. Sollte sich herausstellen, dass der Aal nun aufgrund der eingeschränkten Manövrierfähigkeit im Meer, seinen Bestimmungsort nicht mehr erreichen kann, war aller Besatz umsonst.
Bei den von mir gefangenen Aalen liegt die Befallsrate mit Anguillicola crassus bei etwa 30%. Auch die Befallsinentsität, also die Zahl der in der Schwimmblase vorhandenen Würmer hat (nach rein subjektiver Wahrnehmung) abgenommen. Für mich kein Grund, den Besatz in Frage zu stellen und die gebotene Chance, ihn in geeigneten Gewässern zu intensivieren, nicht auch wahrzunehmen.
Na ja, die restlichen Ursachen, die zu 99,3 % für die Sterblichkeit verantwortlich sind - korrekterweise sollte man den Anteil an natürlichen Todesfällen (wozu im Grunde auch der K. gehört) - herausrechnen.
Die Bemessung der Mortalitäten erfolgt auf der Basis der Biomasse jener Aale zum Zeitpunkt ihrer Entnahme aus dem Bestand. Wenn es im Bereich der Maas derzeit nur 0,7% sind, die der Kormoran beisteuert, sind es in Brandenburg schon 13%. Jetzt mach Dir den Spass und rechne mal über die Durchschnittsgewichte der durch Angler, Fischer und Kormorane entnommenen Aale auf die Stückzahlen um. Die im Kormoranthread verlinkte Arbeit des IFB Potsdam kam, wenn ich mich recht erinnere, beim Kormoran auf ca. 145 Gramm/Aal, beim Fischer auf ca. 300 Gramm/Aal, wo ich auch den Angler ansiedeln würde. Jetzt nimm einfach mal die von mir vor ein paar Tagen geposteten Summen aus dem Aalmanagementplänen Deutschlands und ordne Kormoranen, Fischern und Anglern die jeweiligen Stückzahlen entnommener Aale zu. Wenn Du den Anteil des Kormorans vernachlässigen möchtest ... ich ganz sicher nicht.
Hier sind Faktoren am wirken, die wir, wie du ja selbst geschrieben hast, z.T. noch gar nicht kennen oder nicht richtig einordnen können.
Also Kopf in den Sand stecken, das Geld für den Besatz lieber für andere Sachen ausgeben und so ganz den Export von Glasaalen noch weiter fördern?
In diesem Tröt habe ich in Beitrag #54 etwas ketzerisch formuliert: "Der Aal richtet sich selbst zu Grunde! Was muß dieser Fisch auch an einem Reproduktionszyklus festhalten, der überhaupt nicht mehr in unsere Zeit passt?" Sollte sich herausstellen, dass da etwas dran ist, können wir sowieso nicht positiv, also im Sinne des Europäischen Aals eingreifen.
Auch in der These steckt sehr viel Konjunktiv drin ... Unabhängig von dem, was wir uns hier an Argumenten um die Ohren hauen, wird eine Aufstockung der Besatzmassnahmen die wesentliche Säule aller Aalmanagmentpläne sein. Wenn uns nix dazwischen kommt, erleben wir beide den Zeitpunkt noch, an dem sich heraus stellt, ob der Besatz zu mehr Steigaalaufkommen geführt hat. Den Ertrag fahren dann aber wahrscheinlich meine Enkel ein.
Viele Grüsse
Lars