Fehler bei der selektiven Fischentnahme?!?!

Das mit der selektiven Entnahme ist schon so eine Sache.
Schwierig wirds, wenn man wie Thunfisch schon schrieb, die Gegebenheiten des betreffenden Gewässers nicht kennt.

Ich greife mal nach einem Beispiel, hier in unmittelbarer Umgebeung plätschert ein kleines Flüsschen vor sich hin, von Typ her natürlich ein typischer Niederungsbach, ein Seenablauf, wie die meisten Gewässer hier.
Das Gewässer ist als Salmonidengewässer klassifiziert und zum größten Teil reine Fly-only-Strecke.
Da es eben ein typischer Niederungsbach ist hält er sich nicht an die schulmäßige Einteilung der Gewässerregionen, sondern wechselt diese ständig zwischen Bleiregion und Forellenregion, je nachdem ob er mal gerade eine Endmoränenstufe überwindet oder eben ruhig durch die Wiesen fließt.
Man hat also eigentlich ein Mischgewässer vor sich, daß einen Salmonidenbestand aufweist und zwar einen teilwandernden Bestand von Salmo trutta, ein Teil lebt stationär als Bachforelle, der andere Teil stromert als Meerforelle umher.
Der Bestand ist völlig selbstreproduzierend und begründet sich nicht auf Besatz!
Die Bestandsdichte ist dementsprechend natürlich, also verhältnismäßig dünn, gegenüber einem Mittelgebirgsbach, der eventuell noch ausgiebig besetzt wird, dafür sind die Forellen oft überdurchschnittlich groß.
Der Hauptfisch in dem Gewässer ist zweifelsohne der Döbel.
Gefischt wird aber nahezu ausschließlich auf die vorhandenen Forellen, gefangene Döbel gehen fast 100%ig wieder zurück, die will niemand auf dem Teller haben, Forellen hingegen werden entnommen.
Dazu kam bis voriges Jahr auch noch eine Dölbelschonzeit im Mai, der Hauptfangsaison an dem Gewässer(Maifliegenzeit).
Das führt dazu, daß man die Forellenpopulation durch Entnahme ausdünnt und gleichzeitig die (ach so verrufenen) Döbel schont.
Neben der reinen Aufdünnung des Forellenbestandes kommt noch ein Effekt zum tragen, da zum Saisonbeginn hauptsächlich Rogner gefangen werden verschiebt sich das Geschlechterverhältnis, im Sommer und vor allem im Herbst bis Schonzeitbeginn ist der Bach durch starke Verkrautung fast unbefischbar. Im Herbst würde man vornehmlich Milchner fangen, da die Rogner durch die Last des schon recht reifen Rogens nicht mehr gut beißen.
Durch das Ungleichgewicht der Geschlechter kommt es dann in der Laichzeit zu verstärkten Kämpfen unter den Milchnern um die wenigen Rogner, was dazu führt, daß der Laicherfolg noch weiter absinkt.

Glücklicherweise hat in den letzten Jahren bei den Leuten, die das Gewässer (legal) befischen ein Umdenken stattgefunden, die Entnahmepraxis hat sich drastisch zum positiven geändert, leider hat in letzter Zeit die gezielte Fischräuberei zugenommen(Reißen von laichenden Meerforellen). Es gibt aber auch da positive Ansätze durch häufigere Kontrollen und die in diesem Falle schell und effizient eingreifende Wasserschutzpolizei dem Einhalt zu gebieten.
 
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Bei uns wurde auch ein sehr gutes Schleien Gewässer durch falschen Besatz zerstört. Unsere Vereinsbosse beschlossen kurz vor Winterbeginn etliche Satzkarpfen zu besetzen, dabei wurde kein Bestandsfischen oder sonst eine Analyse des aktuellen Fischbestandes durchgeführt. Grundlage der Entscheidung war allein die Vermutung "ein Gewässer das so stark beangelt wird müsste mal wieder besetzt werden".
Das Ergebniss dieser unbedachten Aktion konnte man nach schmelzen des Eises im Frühjahr beobachten, etliche tote oder habtote Karpfen und Schleie. Und besonders die Größe und Anzahl der Schleien trieb jedem Angelfreund die Tränen in die Augen.
Mitlerweile bin ich nicht mehr Mitglied dieses relativ großen Vereins und habe zu einem kleineren Verein gewechselt, allerdings mit den gleichen Problemen. Einsömmrige Zander werden in Gewässer mit starkem Hechtbestand gesetzt, Karpfen werden in halbmeter tiefe Tümpel gesetzt :nein . Die Karpfen sah man nach dem ersten Winter wieder und die Zander nie.
 
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war bei einem gewässer bei mir das gleiche vor winterbeginn eingesetzt und im frühjahr etliche tote karpfen döbel schleien
mfg kurzer
 
Interessante Sache!

Diese Fehlbesatz-Aktionen sind ziemlich interessant!

Woran liegt es wohl, dass die eingesetzten Fische reihenweise eingehen?

Eine weitere Frage stellt sich mir in dem Zusammenhang: In einem Gewässer ist doch ein gewisses Maximum an Nahrung vorhanden. Gibt es einen Berechnungsschlüssel der einen Anhalt gibt, wieviele Fische welcher Sorte ein Gewässer in seiner natürlichen Form ernähren kann?
 
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