Steffen schrieb:
Was die Genmanipulation betrifft, bin ich eigentlich ein erklärter Feind dieser Praktiken. Leider muss ich nur anerkennen, dass es in nicht allzu ferner Zukunft vermutlich keine Alternative mehr geben wird, wenn man nicht die komplette Fläche unseres Planeten zu Ackerland umpflügen will.
Hi Steffen,
auch auf die Gefahr hin etwas abzuschweifen, mal ein paar Gedanken dazu:
Die Genmanipulation pauschal zu verurteilen halte ich für falsch. Es gibt durchaus Felder, auf denen diese Technik segensreich sein kann oder bereits ist. In erster Linie fällt mir dazu die Produktion von Arzneimitteln ein, beispielsweise Insulin. Auch für die Herstellung von speziellen Biopolimeren z.B. als Ersatz für Plastikprodukte kann wirtschaftlich nur erfolgreich sein, wenn die "Produzenten" gentechnisch optimiert werden. Das dabei die Sicherheit an erster Stelle stehen muß und auf gar keinem Fall den kommerziellen Interessen geopfert werden darf, ist klar. Es muß in jedem Fall verhinder werden, dass genetisch veränderte Organismen in die Freiheit entkommen können bzw. dort überleben können. Ich glaube, dafür wird viel getan - allerdings gibt es auch da Risiken die nicht unterschätzt werden dürfen oder von wissenschaftsgläubigen Forschern kleingeredet werden.
Die Genmanipulation als Heilsbringer für die Welternährungskrise anzupreisen ist grundfalsch. Das ist eine Leistung, die diese Disziplin nicht leisten will und auch nicht leisten muß. Im Gegenteil ist zu beobachten, dass grade für Länder die sowieso schon am Hungertuch nagen die Abhängigkeit von Anbietern gentechnisch verändertem Saatgut und den zwingenden Folgeprodukten wie Pflanzenschutzmitteln und Spezialdünger zur Katastrophe wird. Durch den folgenden Zusammenbruch der historisch gewachsenen Landwirtschaft ist der Schaden viel größer als ein möglicher Nutzen.
Zur "Frankensteinforelle": einziger Antrieb für die Entwicklung ist die Gewinnmaximierung der Mäster. Es kann dann pro "Stück" eben mehr Fleisch vertickt werden, als bei normalen Masttieren. Leider ist das Verhältnis eingesetzte Futtermenge zu geerntetem "Fisch"fleisch nach wie vor absolut miserabel. Anstatt dort einen Ansatz in der Forschung zu suchen, reagiert eine hirnlose Gleichgültigkeit. Wohin das geführt hat, kann man schön an der Sardinenfischerei vor Südamerika beobachten, wo mittlerweile ein Großteil der Fänge nur noch für die Mast Chilenischer Pharmalachse gefangen wird.
http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/aquakultur-in-chile-vor-kollaps
Ein weiteres großes Problem wäre es, wenn derart transgene Fische in die Freiheit entkommen und dort ungehindert ihr Genom verbreiten. Glaubt man den Versicherungen der Farmbetreiber, ist das unmöglich. Weitere Probleme mit entkommenen Zuchttieren werden hier ganz gut beschrieben:
http://www.flyonly-projekt.de/zuchtlachse-gefahrden-wildlachsbestande/
Gruß Thorsten