Hallo Lukas,
das kommt, wie immer, auf das Gewässer an!
1. Nein, gerade an kleinen Gewässern ist (viel) Anfüttern teilweise unsinnig, da die Karpfen auf der Suche nach Futter früher oder später auch an deinem Futterplatz vorbeikommen. An großen Gewässern, Flüssen sowie Seen oder Kanälen, macht vorheriges Anfüttern durchaus Sinn, um die Karpfen an den Platz zu bekommen und, gerade bei großen Angeldruck wichtig, die Fische an das Futter zu gewöhnen, sodass sie nach ein paar Tagen deinen Köder nehmen.
2. Immer gut sind Kanten, wie bei jeder Fischart! Aber gerade bei Karpfen bevorzuge ich Krautfelder und überhängende Büsche, Bäume. Manchmal, wenn all dies nicht vorhanden ist, kann es schon Sinn machen, sich Stellen zu suchen, an denen der Grund sich verändert, sei es von Sand zu Kies oder von Schlamm zu Muschelbänken. Im Sommer ist es jedoch besser, wenn du etwas flacher fischst, da die Karpfen nun auf Grund des wärmeren Wassers in die Flachwasserbereiche kommen und dort auch fressen. Eine Rute ist bei mir immer knapp 5-10 Meter, je nach Struktur, ausgelegt, die andere etwas weiter draußen.
3. Das mit dem Futter ist ebenfalls gewässerabhängig. Wenn viele Weißfische vorhanden sind, würde ich weniger kleine Partikel wie Hanf und Weizen füttern. Es kann jedoch durchaus Sinn machen, die Weißfische selektiv auf das Futter aufmerksam zu machen, damit diese die futterneifischen Karpfen zum Fressen animieren! Partikel gehen in meinen Augen immer, eine bunte Mischung aus Mais, Weizen (für die Verdauung, Mais liegt schwer), Hanf für das erdige Aroma, Erbsen, Sonnenblumenkernen usw. bringt eigentlich immer Fisch, erst recht, wenn man sie daran gewöhnt. Boilies (PopUps eingeschlossen), sowie Pellets usw. machen in meinen Augen meist nur Sinn, wenn man die Fische daran gewöhnt. Also bei Boilies füttere ich schon ganz gerne ein paar Tage vor. Da reichen in meinen Augen aber auch 3-4 Tage (gewässerspezifisch!!!) Liquids und sonstige Aufpepper finde ich übertrieben, der Karpfen kann wesentlich besser riechen als wir und nur weil ein Boilie nicht nach Erdbeere stinkt, muss es nicht heißen, dass der Karpfen ihn nicht attraktiv findet. Im allgemeinen habe ich im Sommer mit fruchtigen, süßen Aromen besser gefangen, als mit herben, im Winter ist es umgekehrt.
4. Nein, du musst dir dieses eine Wort für immer merken: gewässerspezifisch! Und das nicht nur bei Karpfen, jede Fischart hat eigene Fressgewohnheiten, welche von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich sind. Ich habe in meiner Nähe zwei Gewässer, ein 0,3 ha Loch und einen 2 ha See, in denen Karpfen hausen. Und JA, in dem winzigen Teich sind Karpfen, aber nicht nur Satzkarpfen von 2kg, sondern auch 94cm Graser! Der größte, den ich dort gefangen habe, hatte knapp 10kg. Nun zum Eigentlichen: an diesem kleinen Tümpel beißen die Karpfen ausschließlich nur tagsüber, nicht ein Rüssler kam mir nachts ans Band. Gerade morgens und in der Mittagshitze ist da die Hölle los. In dem etwas größeren See beißen die Karpfen nur nachts, tagsüber stehen sie zwischen den Seerosen, aber Schwimmbrot wollen sie nicht! Der Witz daran ist jedoch: die beiden Teiche sind keine 500 Meter von einander entfernt, trotzdem sind die Fressgewohnheiten so dermaßen verschieden. Reicht denke ich mal als Beispiel!
Versuche dein Glück auch mit Schwimmbrot oder kleiner Pose und Wurm kurz unter der Oberfläche, wenn du Karpfen oben stehen siehst.
So, ich denke, das sollte erst mal reichen.
Also immer dran denken: Gewässer beobachten, Stellen, die sich vom Rest abheben, herauskristallisieren und am besten noch etwas anfüttern, dann steht dem 80 lb Karpfen nichts mehr im Wege
Petri!!