Unsere Angelsprache "verenglischt"

Angelspezialist

Super-Profi-Petrijünger
Hallöchen liebe Petrifreunde,

kürzlich saß ich bei einer Unterhaltung einer Gruppe von Karpfenangler - oder sollte ich sagen "einer Carpgroup" - dabei. Jemand der keinen Kontakt zum Angelhobby hat, hätte wohl fast gedacht, dass sich da ein paar Engländer unterhalten. Es fielen Worte wie Carp-Rigs, Bedchairs, Bivy, Rolling-leger, Wrap a Lead, Anti-Tangle, Frightener, Buzzer Bar, Rod Pod und so weiter.

Wird unsere Angelsprache immer mehr "verenglischt"? Findet Ihr das in Ordnung und z.B. für die Jungend föderungswürdig? Warum bleibt man nicht beim altbewährten und sagt zum "Bait Dropper" einfach Futterbehälter, oder zum "Rod Pod" z.B. Mehrfach-Rutenauflage oder zum "Bedchair" Liegestuhl oder zum "Downrigger" Kranvorrichtung oder zum "Bank Stick" Erdspies oder zum "Gaff" Landehaken oder zum "Hair Rig" Haarmontage? Warum reden immer mehr Angler von ihrem "Tackle" anstatt von ihrem Angelzeug?

Fühlen sich Angler bei der Benutzung von englischen Fachbegriffen eher als Spezialist oder will man nur auf sein Fachwissen aufmerksam machen und zeigen dass Angeln eine Wissenschaft für sich ist? Was meint Ihr dazu? Soll das so weiter gehen? :confused:
 
Kommen nicht so ziemlich alle Angelbegriffe aus dem britischen?
Spinnfischen, Wobbler und so, klingen fuer mich jedenfalls nicht gerade Urdeutsch...
 
Hallo,
ich finde das auch komisch, vor allem weil Jungangler, wie ich, keine Ahnung von den ganzen sogenannten "Fachausdrücken" haben. Ich finde es Grundsätzlich nicht gut, dass unsere Sprache mit den ganzen englischen Ausdrücken vermischt wird, aber das ist ein anderes Thema.
Also ich finde es nicht gut die englischen Wörter zu verwenden und wenn dann sollte man vielleicht die deutsche Entsprechung angeben, damit auch Angler verstehen, die nicht mit den englischen Ausdrücken vertraut sind, was der Sperecher bzw. Schreiber von ihnen will....
 
Fachsprachen

Das sehe ich auch so.....und das gilt auch für jede der verschiedenen 'Gruppen'.
Das Erlernen der jeweiligen Fachsprache gehört zum Kodex der Gruppe, an ihrer Verwendung ist ein Gruppenmitglied erkennbar.

Manche Anglizismen sind dabei sinnvoller als andere. Während der Ersatz von 'Köder' durch 'Bait' sinnlos erscheint, kann ich mit dem Begriff 'Rodpod' sehr genau eingrenzen, was ich meine. Und der Begriff ist auch wesentlich kürzer als 'Spezial-Rutenablage mit dreibeinigem Stativ'.

Vor einigen Jahren las ich in einem Buch über die Morphologie von Wirbeltieren folgenden Satz:

Bei den Aves sind die Suturen im allgemeinen obliteriert.

Dort hätte auch stehen können:

Bei den Vögeln härten die Schädelnähte im allgemeinen aus.

Dann hätte das aber auch jedes Nicht-Mitglied der Gruppe der Biologen verstanden, scheint mir....dem 'Problem' wollte der Autor anscheinend aus dem Weg gehen.


Thomas
 
Zitat Thomsen
.....und das gilt auch für jede der verschiedenen 'Gruppen'.
Das Erlernen der jeweiligen Fachsprache gehört zum Kodex der Gruppe, an ihrer Verwendung ist ein Gruppenmitglied erkennbar.


Das ist ganz sicher so, und die Fliegenfischer haben schon vor vielen Jahren damit begonnen (auch wenn viele Sachen aus GB u. USA kommen), man versucht einfach ein "Geheimnis" für den Laien daraus zu machen und sich zu profilieren. Hierfür mal ein typisches Beispiel: "Die Loop-on-Junction besteht aus einer Qick-Joint-Verbindung mit integrierter Schlaufe" man könnte auch sagen ein "Schnellverbinder mit Geflechtschlaufe".
Sehr extrem ist das auch im Bereich "Bindematerial", da findet man in einem Katalog über mehrere Seiten hinweg, abgesehen vom Kupferdraht, keine deutsche Artikelbezeichnung mehr.
Wie soll man da jemanden dann auf deutsch eine Bindeanleitung geben, das ist beinahe unmöglich geworden. Der Bachflohkrebs aus Magic Squirrel Dub mit Spectraflash II oder Poly Syndub Seal, die Fühler aus Krystal Hair "superfine", gebunden mit Uni Glo Floss und einer Kupferdrahtrippung. Sagt das mal auf deutsch und schickt einen in den Laden zum Einkaufen, mit was der heimkommt.

:respekt
Grüße
Stephan
 
Englisch kann echt nerven...

Hallo!

Wie Ihr schon sagt, schmeißen wir immer mehr mit Fachausdrücken die dem Englischen entlehnt sind um uns. Stefan hat dabei die Fliegenfischer angesprochen und ich kann euch sagen, dass ich als Anfänger auf dem Gebiet gerade, trotz Englisch LK im Abi, ziemlich mit dem Dubbing, Tinsel und co. zu kämpfen habe.

Aber ich möchte uns Angler auch mal in Schutz nehmen:

Ich glaube nicht, dass wir alle aus einem Elitedenken heraus eine Fachsprache entwickeln - die haben wir im Deutschen auch schon gehabt - sondern, dass ein großer Teil von der Wirtschaft "aufgezwungen" wird. Die verkaufen ihre Geräte international und es ist lediglich einfacher und billiger das "Vorfach" in USA und Europa gleichermaßen "leader" zu nennen. Wir passen uns logischerweise dieser Entwicklung an, da wir dazu neigen, einfach die Aufschrift zu zitieren.

Wir sollten dennoch gemeinsam aufpassen, dass wir unsere Sprache nicht völlig verlieren. Ich möchte nämlich ungern eines Tages beim lesen eines Forumsbeitrages mein altes "Oxford Advanced Learners Dictionary of Current English" auspacken zu müssen. :lesend:
 
Über drei Jahre sind seit Erstellung dieses Themas vergangen, doch die Entwicklung mit den englischen Fachbegriffen geht mächtig voran! Wie sind heute Eure Meinungen dazu?
 
in zeiten der globalisierung, wirste da nichts dran machen koennen, das viele woerter verenglischt werden, und das ist auch nicht schlecht, das es so ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,
denke, obwohl selbst absolut kein Freund der um sich greifenden Anglizismen, das dies ein unumkehrbarer Trend ist, der schließlich nicht nur aufs Angeln begrenzt ist. Historisch bedingt durch den verlorenen Krieg und die daraus resultierende wirtschaftliche, und leider Gottes auch kulturelle Vormachtstellung des USA haben sich diese doch längst in allen möglichen Lebensbereichen durchgesetzt. Eben weil die englische Sprache in aller Regel kürzer und prägnanter ist, Spezies Beispiel "Rod Pot - "Mehrfachrutenständer" sei hier genannt, und unter anderem deshalb auch gern von der heute für die Sprachentwicklung, gleichfalls bedauerlicherweise, äußerst wichtigen Werbeindustrie eingesetzt wird und es gleichzeitig immer weniger Menschen gibt, die nicht unter der amerikanischen Hegemonie aufgewachsen sind, halte ich diesen Prozeß auch für unumkehrbar. Zumal die neue Wirtschaftsgroßmacht China gleichfalls auf die englische Sprache bei der Vermarktung ihrer Produkte setzt (erspart uns wenigstens das Lernen chinesischer Schriftzeichen*g). Es gab vor etlichen Jahren in Frankreich mal den Versuch Anglizismen wieder aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zurück zu drängen, der soweit ging, das z.B. Musiksendern die Mindestanzahl französischer Songs pro Tag vorgeschrieben wurde. Halte da relativ wenig von, da der Verbraucher bestimmen sollte und nicht die Regierung, bzw. die Quote. Scheint auch nicht von allzu großem Erfolg gekrönt gewesen zu sein, sonst hätten es unsere Politiker mit Sicherheit nachgemacht.
Es gibt meiner Meinung nach auch gravierendere Anzeichen, an denen sich der Niedergang unserer Kultur festmachen läßt und die der allgemeinen Voksverdummung Vorschub leisten, als englische Worte für Dinge, für die man deutsche Worte erst erfinden müßte. Diese heißen Dschungel Camp, diese ganze Casting Kacke, diese gesamte, größtenteils, amerikanische TV Müll, bzw. die entsprechenden deutschen Formate.
Das in Deutschland entwickelte Innovationen auch mit deutschem Namen bezeichnet werden können und sich damit ww durchsetzen können, zeigt das ABS, auch wenn die meißten Amis glauben das Anti Blocking System wäre ein amerikansches Produkt...

Gruß Fairbanks
 
was frankreich in sachen Anglizismen nicht geschaft hat, hat island bewaeltigt, hier gibt es eine eigens eingerichtete kommison die englische woerter ins islaendische uebersetzt, oder bei nicht vorhanden dieses wortes, ein eigenes islaendisches wort dafuer keriert und was soll ich euch sagen, es funzt sogar!, wogegen juengere leute, eher das englische wort benutzen :-)
 
Hi Leute ,

ich finde die "Verenglischung" der Angelsprache weniger schlimm , da die Welt-oder Businesssprache sowieso Englisch ist .
So muß ich im Urlaub wenigstens nicht lange überlegen wie oder was irgendwelches Zubehör in der Englischen Sprache heißt , in meinen Augen eine Erleichterung .

Auch im normalen Sprachgebrauch finden sich viele Englische oder Französische Begriffe die wir , im Gegensatz zu unseren Großeltern , als selbstverständlich nehmen .
Unsere Großelter oder auch Eltern mußten diese erst lernen .

Ich nenne es mal den Fortschritt der Zeit , er läßt sich nicht aufhalten , also muß damit klarkommen , ich habe kein Problem damit .

mfg Jacky1
 
Vorteil: man kann mittlerweile egal in welchem Katalog oder Onlineshops schauen aus egal welchen ländern und man versteht immernoch was dort steht
eben so seh ich das mit der jugend was bringt es der jugen alles noch in deutsch zu erklären wenn die dann daheim im katalog was suchen und es dort nicht in deutsch steht ?

eben nicht nur ein problem das von den Anglern kommt sondern mit viel größerem Umfange
die Produkte kommen heutzutage lange nicht mehr nur aus Deutschland sondern rund um die Welt
Schade finde ich dann ausdrücke wie z.B. Japanstyle oder Japanqualität
ist das der Maßstab der heutigen zeit ?
 
apropos urlaub, ich bekomme es sehr oft mit wenn deutsche touris hier sind, und sehr viele von diesen (gerade aeltere semster) ERWARTEN das die hiesige bevoelkerung mit ihnen hier deutsch spricht, da sie des englischen nicht maechtig sind oder sein wollen, weil man ja deutsch ist und es auch im ausland zu verstehen sein muss, mir persoenlich rollen sich da die fussnaegel hoch!

@jacky1,
besser haette man es nicht schreiben koennen! passt!!
 
Das vielfache Verwenden von englischen Begriffen in der Karpfenszene kommt von der recht simplen Tatsache dass die meisten speziellen Geräte und Techniken doch daher kommen. Wobei diesen Monat im Blinker ja ein Artikel stand dass der Boilie in Deutschland entwickelt wurde.

Mir erleichtert es die Unterhaltung mit Gleichgesinnten allerdings spreche auch wir nich von Bedchairs sondern von Karpfenliegen auch bei Unterhaltungen mit Aussenstehenden wird das dann von mir in Verständliches Normaldeutsch übertragen weil selbst die deutschen Angelbegriffe würden diese Leute nicht verstehen.

Es hat sich also zu einem Gemisch der Sprachen entwickelt was so auch nicht verkehrt ist da man leicht und einfach genau Beschreiben kann was man meint. Zudem hört sich Boilie Gun nunmal einfach cooler an als "Silikonspritze um Eiweisshaltige Futtermasse in Form zu bringen".

Soll doch jeder selber entscheiden wie er spricht und wenn ich was nicht verstehe was der andere meint dann FRAG ich einfach und dann wird das auch erklärt.
 
Ich bin auch kein großer Freund der "Verenglischung" von allem und jedem.
Wobei Tropfenschußmontage (Drop Shot) schon etwas seltsam anmutet ;)

Mal eine kleine Anekdote aus der Zeit, als ich noch Angestellter einer Softwarefirma war:
Am Abend vor einem Kundentag wurde von der Chefin genüßlich über den Werbetext eines "Marktbegleiters" hergezogen, der vor Anglizismen nur so strotzte. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite.
Ein paar Sätze später wurde der BA- Student dazu verdonnert, Kunden vom Flughafen zum Veranstaltungsort zu "shutteln". Da lachten nur noch zwei, die den Widerspruch erkannt hatten.
Da sieht man das sprachliche Drama in vollem Umfang: shutteln ist weder deutsch noch englisch, sondern denglisch.
Noch mehr Beispiele aus der EDV gefällig? Wir tun downloaden, wir supporten, wir tun updaten, usw und keiner denkt sich was dabei.
Gegen den englischen Einfluss auf unsere - zugegebenermaßen manchmal etwas hart daherkommende Sprache - können wir uns kaum erwehren, dann aber bitte richtig und keine "Verdeutschung" englischer Begriffe.
 
Denglish?

Hallo!

Ja das sind schon Begriffe die hier fallen. Aber ich finde man tut sich keinen Gefallen, zu versuchen, die Wörter zu verdeutschen oder zu verenglischen.

Es gibt halt auch beim Angeln Begriffe die sind aus dem Englischen und sollten englisch bleiben. Und deutsche Begriffe sollten auch, wenn nicht sogar unbedingt, Deutsch bleiben.

Servus und Petri
 
Hallo zusammen,
ich finde das es nicht nur beim Angeln langsam Überhand nimmt mit den Englischen Wörtern. Schaut Euch doch mal im gesamten die Deutsche Sprache an. Die Deutsche Sprache verfremdet doch immer mehr. Nehmt doch einfach mal das Gerät mit dem ihr hier rein schreibt. Da wäre erst mal die Hardware, Software, Flaterate u.s.w oder im Beruf wo es Teamleader, Bachelor und Manager gibt da gehts doch schon los. Das, ich nenne es jetzt mal Urdeutsch wird immer mehr verfremdet. :wein
 
Moinsen !
Es ist tatsächlich so: unsere schöne deutsche Sprache wird immer mehr verenglischt! Und was noch schlimmer ist, wir können uns nicht dagegen wehren. Vieles, das heute in ständigem Gebrauch ist, kommt aus dem Englischen u. würde sich verdeutscht total bescheuert anhören, ganz davon abgesehen, daß es dann vermutl. keiner mehr verstehen würde. Das gilt vor allem für Computertechnik u. alles, was damit zusammen hängt. Aber auch beim Angeln ist es so: vieles davon wurde in England erfunden, bekam dort seinen Namen u. trägt diesen Namen auch in Deutschland. Einiges davon kann man in Deutsch ausdrücken, aber noch längst nicht alles. Ich weigere mich z. B. strikt, die Länge meiner Fliegenruten in "Fuß" zu beziffern, sondern ich drücke es in Meter aus, ganz einfach, weil ich keine Lust habe, immer umzurechnen. Andererseits ist man aber sofort bereit, englische Ausdrücke anzunehmen u. zu gebrauchen, die im Deutschen viel länger u. umständlicher wären (z. B. upstream für flußaufwärts u. downstream für flußabwärts).
Wie ich glaube, müssen wir uns damit abfinden, daß Englisch eben die Weltsprache ist u. immer mehr Einzug in die anderen Sprachen hält. Allerdings sollten wir schon bemüht sein, deutsch zu sprechen, wo es die Bezeichnung nicht verfälscht oder einfach lächerlich macht.
Gruß
Eberhard
 
Sehr gut Eberhart,

finde ich klasse das so etwas von einem "älteren Semester" (hoffe ich darf das so sagen) kommt.
Von Berufswegen kann ich sagen das ich recht ordentliche Englischkenntnisse habe. Das heisst aber nicht das ich alles was im Angelladen erhalte auch ins deutsche übersetzen könnte. Und wenn ich das deutsche Wort im Angelladen benutzen würde, würde sich der Verkäufer warscheinlich am Kopf kratzen.
Auch sollten wir froh sein das es Englisch ist und nicht Französisch,Türkisch, Russisch.......wo man probleme hätte das Wort auszusprechen.

Danke an dem Vorredner der erwähnte, das es so einfacher sei, auch im Ausland das zu bekommen was man möchte. Ich finde das ist ein wichtiger Aspekt.

Die Verenglischung (voll das Unwort) fing vor mehr als 100 Jahren an. Oder kennt einer von euch die deutsche Bezeichnung vom Pullover, T-Shirt, Jeans.......
 
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