Besondere Erlebnisse -  Unsere Fischrettung

Ron17

Super-Profi-Petrijünger
Gutachter-Kollegium
Moin allerseits,

ich möchte euch hier mal von meinem Wochenende berichten.
Vor zwei Monaten hatte ich einen Thread eröffnet in dem es um zwei trockene Gewässer ging. Einmal der ziemlich große Mönchsteich, der abgelassen wurde, warum auch immer. (Dieser ist mittlerweile komplett leer und trocken) Und dann noch ein kleines Rückhaltebecken in einem Naturschutzgebiet. Um dieses Rückhaltebecken dreht sich dieser Bericht.

Vor 14 Tagen war ich mal wieder nachschauen und musste feststellen, dass die Wassermenge weiterhin abnahm. Man sah deutlich viel Fisch auf sehr wenig Wasserfläche. Ich sah 2 angelnde Jugendliche, welche meinten sie wollen die Fische umsetzen, weil die ja hier sterben. Ich blickte mich um, sah aber keinen Behälter um einen Fisch lebend zu transportieren... ;) Nur ihre Fahrräder. Ich wollte mich da aber nicht aufspielen und ihnen was von "angeln verboten" erzählen und liess sie machen. Es war dort schon ein sehr trauriger Anblick für jeden Angler!! Sie meinten, dass mal jemand "vom Naturschutz oder einer Behörde" vor Ort war und meinte, dass der Bach der das Rückhaltebecken speist irgendwie verstopft ist und dass der Teich deshalb austrocknet. Auf die Frage ob deswegen was unternommen werden wird, hatten sie aber keine Antwort.

Am Freitag jedenfalls hatten mein Angelkumpel Basti und ich extra frei genommen um endlich mal wieder gemeinsam angeln zu gehen. Vorher wollte ich ihm aber noch dieses Trauerspiel zeigen. Als wir dort ankamen sahen wir wirklich nur noch eine kleine schlammige, schwarze Restpfütze die voll Fisch brodelte. Ein moderiger Geruch und der Geruch von totem Fisch vereinten sich. Wir guckten uns an und meinten dann nur "ok -- S C H E I S S -- drauf ob wir das hier nun dürfen oder nicht" wir retten soviele wir noch können.

So...
Die Fische dort zu entnehmen machte uns absolut keine Bedenken mehr, denn die waren zum Tode verurteilt, allerdings war die große Frage - wohin mit ihnen?! Also erstmal per Telefon losgelegt und sämtliche Kontakte anrufen. Es fand sich aber zum Glück sofort ein freudiger Abnehmer der gerne Hechte und Schleie für sein Gewässer haben wollen würde. Ok, also ab in den Baumarkt, eine große Box kaufen. Dann ab in den Angelladen, eine Sauerstoffpumpe kaufen. Zwei Wathosen eingepackt und dann ging es zurück ans "Wasser". Dort sind wir dann rein und es war ein trauriges Bild. Alle Hechte ab 80+ waren bereits tot, Barsche jenseits der 40cm - tot. Man ging quasi auf Leichen und trotzdem kochte das Wasser noch voll Fisch. Hechte sind ja nun schon "flache" Fische also nicht hochrückig, aber selbst die schauten mit dem Rücken noch raus. Wir fingen dann 13 Hechte und 3 Schleien per Hand. Sahen aus wie die Schweine und sind dann mit der schweren Box ca. 1 km zum Auto und ab zum umsetzen. Das waren knapp 25km Fahrt einfache Strecke.
Leider mussten wir erstmal das schlammige Leichenwasser für den Transport nehmen. Am Zielgewässer angekommen haben sich beim einsetzen die beiden größten Hechte, knappe 70er, schon auf den Rücken gelegt und keinerlei Atemreflex mehr gezeigt. Wir haben jeder einen genommen und unter Wasser immer vor und zurück bewegt, um erstmal den Schlamm aus den Kiemen zu bekommen und evtl. eine Atmung zurück zu erlangen. Aber es schien hoffnungslos. Immer wieder kippten sie weg. Wir haben dann mit Ästen im flachen Wasser quasi Boxen gebaut und die Hechte dort "eingeklemmt", damit sie richtig herum im Wasser stehen bleiben. Dann ging es zurück um nochmal Fisch zu holen. Dieses mal nahmen wir sauberes Wasser mit, das bedeutete allerdings, dass wir schon zum Hinweg stark zu schleppen hatten. Teilweise wechselten wir alle 20m die Seite weil echt nichts mehr ging von der Kraft her und vom Kreislauf ebenso. Von der im NSG spazieren gehenden Bevölkerung wurde die Aktion zum Glück durchweg positiv aufgenommen. Bevor es dunkel wurde hatten wir noch ein paar Hechte gefangen und sind wieder zurück zum Zielgewässer. Die nasse, schlammige Box hab ich übrigens auf der Rücksitzbank meines Autos transportiert ohne großen Schutz per Folie oder so. Hatten wir nicht dran gedacht wir Idioten. Die beiden Hechte standen noch an Ort und Stelle und hatten wieder eine Atmung. Und ich hielt es wirklich nicht für möglich, aber wir blieben noch eine ganze Weile bei ihnen und irgendwann als es schon wirklich dunkel war, drehte ich sie um. (wir hatten sie nämlich mit dem Kopf Richtung Ufer "geparkt") Und tatsächlich schwammen beide sichtlich erholt davon. Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder.

Völlig erschöpft von der Plackerei beschlossen wir uns am nächsten Tag einen Anhänger auszuleihen und eine Schubkarre draufzupacken und nochmal loszulegen. Am nächsten Tag schafften wir dann drei Touren und retteten bisher 54 Hechte und 10 große Schleien um die 40cm. Am Dienstag versuchen wir noch eine letzte Tour zu schaffen, falls dann noch etwas am Leben ist dort. Das ganze hat wirklich viel Geld, noch viel mehr Kraft und uns quasi das ganze "Angel"-Wochenende gekostet, aber wir sind trotzdem absolut selig. Wir waren so im Stress, dass ich komplett vergessen hatte z.B. mal die Hechte in ihren Boxen zu fotographieren. (wäre ein tolles Bild gewesen!!)
Aber die Idee das zu dokumentieren kam mir leider erst im Nachhinein. Ich habe aber ein/zwei Fotos die das Schlammloch von weiten zeigen. Da bekommt man einen Eindruck wie wenig vom Gewässer noch übrig war.

Auf jeden Fall habe ich mich vorher immer gefragt was für Fische und vor allem wieviele in so einem Teich wohl drin sein mögen. Im Nachhinein kann ich sagen, viel mehr als angenommen. Ich hätte nie gedacht, dass in einem doch recht kleinen Teich dermaßen viele Hechte drin sind. Soviele große tote Exemplare bis zu 1m. Dann weiß man auch nicht, wer da noch schon vorher so alles drin rumgelaufen ist und sich Fisch geholt hat. Dazu Fischreiher und Kormorane in Massen und trotzdem waren nachdem wir 54 Hechte raus hatten bestimmt nochmal soviele drin. Die ganzen noch kleineren Hechte sieht man ja erst gar nicht. Es gab da für uns sichtbar Plötzen, Brassen, Barsche, Schleie und Hechte. Heute geniesse ich erstmal meinen Muskelkater und schreibe diesen Text. ;)

So hier mal ein Foto vom "Wasser"



Und nochmal etwas dichter:





So wie das Wasser abnimmt schätze ich, dass in einer - spätestens zwei Wochen hier NICHTS mehr leben wird.

Das wollte ich euch einfach mal erzählt haben.

Gruß Ron
 
Hallo Fuerstenwalder,

bisher habe ich nur jeden angesprochen den ich dort angetroffen habe. Eine Person meinte, dass er diesbezüglich telefoniert hätte. Ihm wurde wohl gesagt, dass dies ja nur ein Wasserrückhaltebecken wäre und somit wäre ein Fischbestand, bzw. alles was im Wasser lebt, also das Biotop nicht von Bedeutung. Finde ich etwas erschreckend im Bezug auf ein Naturschutzgebiet! Ich habe vor mich Montag auch mal ans Telefon zu hängen um irgend etwas heraus zu finden. (mit Zuständigkeiten kenne ich mich nicht so wirklich aus, bin also über Tipps dankbar wo ich anfange.)

Ich muss zugeben, dass ich wirklich absolut davon ausging, dass dagegen noch etwas unternommen wird. Zumal sich auch um die Wege gekümmert wurde. Büsche und Bäume beschnitten um ausreichend Wanderweg zu haben etc., aber das Wasser scheint vollkommen egal zu sein. Ich vermute, es kostet Geld die Zuleitung wieder herzustellen und dieses möchte/kann man nicht ausgeben. Ungesehen ist dies jedenfalls nicht passiert.
 
Wenn es ein Naturschutzgebiet ist, gibt es dafür eine Behörde, die zuständig ist. Bei uns im Land Brandenburg heißt die Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz. Zudem wird eine Verordnung über dieses Naturschutzgebiet existieren, in der steht dann meist drin, was man darf und was verboten ist. Es sollte mich wundern, wenn es da drinnen nicht einen Paragrafen gibt, auf den du die zuständige Stelle festnageln kannst, weil sie das Fischsterben zugelassen haben. Das nur mal so als Ansatz, ich hoffe, ich hab ein bisschen recht und er hilft dir weiter.
 
Wenn es sich um ein Regenrückhaltebecken handelt, ist entweder die Gemeinde oder wenn vorhanden der Wasserverband zuständig.

Auf jeden Fall muss die Untere Fischereibehörde wissen, wer das Fischrecht hat. In den meisten Bundesländern sitzt die bei der Kreisverwaltung oder der Stadtverwaltung.

Ich sage, ihr habt alles richtig gemacht. Das muss aber nicht jeder so sehen. Rein juristisch ist das Fischwilderei oder je nach Status des Teiches, Diebstahl. Wenn das einer der Passanten falsch aufgefasst hat, wäre das nicht gut. Deshalb auf jeden Fall den Besitzer kontaktieren.

Wäre schade, wenn eine Anzeige die Belohnung für die gute Tat wäre.
Das solte euch aber nicht davon abhalten, es wieder so zu machen.
 
Schön das Ihr zu mindestens einem Teil der Fische den qualvollen Tod ersparen konntet.
Ob nun Recht oder Unrecht, ich hätte genau so agiert.
 
Ein Regenrückhaltebecken im Naturschutzgebiet. Ich ahne irgendwie, dass da einer die Verantwortung zum Anderen schieben wird und keiner will es gewesen sein.


So sieht es bisher aus. Ich wurde weitergeleitet, dann weitergeleitet... anschliessend weitergeleitet... bis irgendwann mal jemand gefunden wurde der zuständig sein soll... aber nicht da ist! Laut seinem Band soll man eine Nachricht hinterlassen können, es springt aber kein AB an sondern man fliegt aus der Leitung. :(

Naja ich bleibe mal dran, auch wenn es für die Fische schon zu spät ist. Den Schuh muss ich mir anziehen nicht viel früher mit dem telefonieren begonnen zu haben!!


@all danke für eure Kommentare. Die rechtliche Situation war und ist mir in dem Fall wirklich total egal. Angst vor einer Anzeige habe ich absolut nicht, da wirklich jeder Passant begeistert war. Ich würde mich aber auch vor jeden Richter stellen und dafür plädieren, dass wir nichts weiter getan haben als sterbende Tiere zu retten.
 
Wie wäre es wenn du den Schuh umdrehst und selber eine Anzeige startest? Da müsste sich dich etwas finden lassen. Dann wird ermittelt, die Polizei hat da sicherlich auch mehr Möglichkeiten und mehr Druck als du. Außerdem wir entsprechend geahndet.
Bin eigentlich kein Freund von Anzeigen ohne Gespräch, aber bei einer solchen Schweinerei und vorgeschobener Nichtzuständigkeit fällt mir auch nichts mehr ein. Respekt für eure Aktion!
 
Naja wenn er jetzt jemand anzeigt, kann er sicher sein das er auch eine bekommt. Ich würde da lieber warten und falls es eine Anzeige vom "Besitzer" gibt, würde ich eine Gegenanzeige starten.
 
So etwas macht einen echt wütend, das sich darum niemand kümmert und da wären unsere Steuern auch mal sinnvoll angelegt. Armes Land
 
Um jemanden anzuzeigen muss man ihn nicht namentlich kennen.
Man kann annehmen das hier ein Verstoss gegen das Tierschutzgesetz vorliegt.
Wohl aber nur dann wenn Kenntnis bezüglich der Vorgänge vorlag. Zudem ist, wer auch immer zuständig ist, wahrscheinlich nicht der Hegepflicht nachgekommen.
Ron könnte einer Anzeige hingegen gelassen entgegen sehen, hat er doch die Fische lediglich in Sicherheit gebracht. Sicher wärest du, @ Ron, auch willens sie gegen Aufwandsentschädigung, Kosten der Unterbringung, Kilometergeld, usw usw wieder zurückzubringen? :)

Anzeigen kann man heute meist bequem von zu Hause aus machen...
 
Respekt für eure Aktion :klatsch


Die Behörden wussten vielleicht auch Schon davon. Nur keiner will für die instandsetzungskosten des Zulaufs aufkommen, Wen´s um Geld geht muß ja erst mal zu 1000% Geklärt werden wer dafür zuständig ist. So etwas ist echt Traurig.
Deswegen biste vielleicht auch aus der Leitung geflogen. Den wer möchte schon mit Unbequwemen Fragen Konfrontiert werden!

Gruß Nachtschwärmer_80
 
Anzeigen vielleicht noch nicht aber zumindest an die Öffentlichkeit treten,Presse,Fernsehen u.s.w..Das öffnet vielleicht auch mal unseren "Naturschützerfreunden" ein wenig die Augen.In so einem Fall würde ich versuchen Druck auf die Verantwortlichen aufzubauen und zwar so sehr das sie sich erklären MÜSSEN.
 
Also, die Zuständigen lassen sich doch sehr eingrenzen.

Ein Regenrückhaltebecken hält an einem Fließgewässer das anfallende Regenwasser zurück. Unterhaltspflichtig, zumindest für Gewässer 3. Ordnung sind die Gemeinden. Diese können sich aber zusammentun und einen Wasserverband gründen, der diese Aufgaben übernimmt.

Verantwortlich ist die Gemeinde oder der Wasserverband.

Gewässer 1. Ordnung sind Bundeswasserstrassen
Gewässer 2. Ordnung sind alle grösseren Fliessgewässer im Verzeichnis
Gewässer 3. Ordnung sind alle anderen Fliessgewässer.

Sollte man da nicht weiterhelfen, kannn man bei der UFB erfragen, wer das Fischrecht hat. Oder beim Katasteramt, wer der Besitzer des Grundstückes ist. Dass das einNaturschutzgebied ist, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, wer der Eigentümer ist.

Dann kommt hier der Vorschlag : Anzeige. Jeder kann eine Anzeige erstatten, fragt sich nur gegen wen und warum?

Wenn das Gewässer < 0,5 ha gross ist, besteht nicht mal eine Hegepflicht. Ob an einem tech. Bauwerkt überhaupt eine Hegepflicht besteht ist zumindest fraglich
Tierquälerei kommt auch nicht viel dabei heraus. Dann wäre jeder Aquarianer, dem die Belüftung ausfällt ein Tierquäler. Da muss der Besitzer schon grob fahrlässig gehandelt haben und das muss man ihm nachweisen können.

Wer im Glashaus Fischwilderei sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Um ein Gespräch mit dem Eigentümer geht aus meiner Sicht kein Weg vorbei. Alleine um die Sache Fischwilderei vom Tisch zu bekommen.

Schlagt bei der Gelegengheit doch mal vor, dass ihr euch um das Gewässer kümmert und dafür das Fischrecht bekommt.

Auf diese Weise bin ich selber schon kostenlos zu 2 Zuchtgewässern für Schlammpeizger und Edelkrebse gekommen.

Fragen kostet bekanntlich nichts.
 
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