Besondere Erlebnisse -  Dicke Überraschung beim ersten Ansitz 2014

angelhoschi76

Tinca-Fan
Gutachter-Kollegium
Hallo Angelkollegen,

Heute gibt es mal einen längeren Bericht von mir:

Dieses Jahr hatte ich bislang noch kaum Zeit für einen längeren Ansitz und gestern sollte vor meinem anstehenden Familienurlaub noch ein Abend der Angelei gewidmet werden. Die Ruten wurden schon am Mittwoch montiert und geplant war um 16:00 das Büro zu verlassen. Der Plan ging schon mal nicht auf und es war wieder mal 17:30 bis ich endlich loskam. Gott sei Dank war ja schon alles vorbereitet und ich musste nur noch ein wenig Proviant und den Futtereimer einpacken. Gerade als ich abfahren wollte kam dann noch mein Nachbar an und fragte, ob er meinen Balkenmäher ausleihen kann. Bis der Mäher aus dem Schopf war, die Schmiernippel am Balken abgeschmiert waren und alles auf dem Anhänger verladen und verzurrt war, ging wieder eine dreiviertel Stunde ins Land.

So war es kurz vor 19:00 bis ich endlich das Auto an der Schranke des Sees parkte. Durch das ganze Vorgeplänkel war die Lust auf einen langen Fußmarsch nicht besonders groß und ich wollte es an einer flachen Stelle versuchen, zu der ich nur 100m laufen musste. Da ich beim Auspacken ein paar bessere Fische flüchten sah, ging ich davon aus, dass ich dort goldrichtig wäre. Also schnell angefüttert und raus mit den Ruten. Es war traumhaft idyllisch dort und ich konnte den Eisvogel beobachten, eine kleine Ringelnatter, die über den See schwamm und die Enten und Blesshühner mit Ihrem Nachwuchs. Aber Fische ließen sich nicht blicken, noch nicht mal Kleinfische waren zu sehen und das ist ein schlechtes Zeichen. So hatte ich bis kurz vor 21:00 viel Zeit, die Natur zu genießen, zu entspannen und meine mitgebrachte Brotzeit zu vertilgen. :leck Hier zwei Impressionen; Die überhängende Weide ist eigentlich ein echter Hotspot, da dort das Wasser von 80cm auf 120cm abfällt:

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Und hier ein Blick in die andere Richtung:

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Nicht einen einzigen Anfasser hatte ich bis dahin und es war an der Zeit eine Entscheidung zu fällen: Entweder resignieren, die Niederlage eingestehen und ab nach Hause, oder alles zusammen packen und es an einer neuen Stelle nochmals versuchen. Da ich dieses Jahr noch kaum zum angeln kam entschied ich mich dazu, die 10 Minuten Fußmarsch in Kauf zu nehmen und es noch etwas länger wo anders zu versuchen. Die gewählte Stelle ist eigentlich immer recht gut bei viel Wind, was gestern nicht so wirklich gegeben war:

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An Fischaktivität war dort allerdings viel mehr zu sehen, und auch größere Fische waren dabei. Das stimmte mich zuversichtlich und tatsächlich hatte ich mit der einsetzenden Dämmerung um kurz nach 22:00 den ersten Biss und eine schöne Schleie war der Entschneiderer:

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Die erste Schleie der Saison 2014 und ich habe mich sehr gefreut. Der Anfang war gemacht und kurz später hatte ich einen zaghaften Biss, der sich nach dem Anschlag besser zur Wehr setzte. Die nächste Schleie war mit ca. 45cm schon ein toller Fang und ich war mit dem Abend jetzt rundum zufrieden:

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Ich überlegte kurz, ob ich es jetzt gut sein lassen sollte, da die Schleien ja Schonzeit haben, oder ob ich an Rute Nummer 2 noch einen frischen Frolic anbieten sollte. Bislang hatte ich alle Bisse auf Mais/Tauwurmkombi an der Posenmontage erhalten und auf Frolic nur Anfasser oder Krebse zu verzeichnen. Aber da ich schon den langen Weg auf mich genommen hatte und ich irgendwie den Fang eines Karpfens immer noch für möglich hielt, habe ich frisch beködert. Um kurz nach 23:00 sauste dann urplötzlich der Freilauf los und der Bissanzeiger gab das ersehnte Dauerpiepen von sich.

Alles deute auf einen Karpfenbiss hin, ich nahm die Rute auf und schlug leicht an. Was jetzt folgte war eine Flucht, wie ich sie noch nie erlebt habe: Keine Ahnung ob es 80m oder 100m waren, aber die ersten Minuten zog nur mein Gegner. Die Spule meiner Shimano Baitrunner leerte sich beständig und so langsam bekam ich weiche Knie und hoffte, dass der Haken nicht ausschlitzt. Unglaublich wie viel Kraft mein Gegner hatte und es dauerte recht lange, bis ich endlich nennenswert Schnur zurück gewinnen konnte. Was war das nur für ein Karpfen! Ich spürte, wie ich langsam aber sicher die Oberhand gewann und löste aus Angst vor weiteren Preschfluchten und der Ausschlitzgefahr die Bremse noch etwas. Jetzt war der Fisch ca. an der Stelle, wo der Biss erfolgte und ich konnte die ersten Wellen an der Oberfläche sehen. Für einen kurzen Moment sah ich eine Silhouette in ca. 15m Entfernung aufblitzen, bevor mir erneut mit brachialer Kraft 30m Schnur von der Rolle gerissen wurden. In mir regte sich zum ersten mal der Verdacht, dass kein kapitaler Karpfen mein Gegner sein könnte, denn was ich da kurz wage im Schein der Kopflampe erkennen konnte war eher länglich. Einige Minuten später war der Fisch so langsam am Ende seiner Kräfte und die Fluchten wurden kürzer. Als er dann im Flachwasser vor meinem Kescher das erste Mal an die Oberfläche kam, hatte ich Gewissheit: Waller! Jetzt nur keinen Leichtsinnsfehler machen. Gott sei Dank habe ich mir dieses Jahr einen größeren Karpfenkescher zugelegt, und selbst damit war die Landung recht kitzlig, aber es ging alles gut.

Jetzt lag er vor mir und ich war mindestens so geschafft wie der Wels. Ich habe keine Ahnung, wie lange der Drill wirklich gedauert hat, gefühlt waren es jedenfalls Stunden. Dann das nächste Highlight: Der Akku der Digicam schien am Ende zu sein. Da lag mein erster Fisch über 1m vor mir und jetzt sollte ich nicht mal Bilder machen können? Gott sei Dank habe ich in der Aufregung wohl aus Versehen 2 mal auf den Einschaltknopf gedrückt. :hahaha: Puh, wenigstens ein paar Erinnerungsaufnahmen mussten sein, wer weiß ob ich solch einen Fisch je wieder an den Haken bekommen würde:

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Sorry für die Aufnahmen, das wäre bestimmt besser gegangen, aber ich war ein wenig durch den Wind und wollte den Fisch auch schnell wieder zurück setzen. Mit 125cm Länge habe ich es endlich geschafft und die magische Metermarke deutlich geknackt. Gewogen habe ich den Waller nicht, ich schätze ihn auf ca. 30 – 34 Pfund. Der Fisch war recht massig und dem Magen nach auch gut vollgefressen. Danach war natürlich Schluss und zu Hause habe ich den Erfolg noch mit einem Bierchen gefeiert. :prost Um sofort ein zu schlafen war ich eh viel zu aufgeregt und ich musste das Erlebnis erst noch ein wenig sacken lassen. Für manchen mag ein Waller mit 125cm kein so ein besonderer Fang sein, aber für mich ist das mein größter je gefangener Fisch und ich bin immer noch schwer beeindruckt von der unbändigen Kraft. :respekt Das Angeljahr 2014 ist für mich jetzt schon so gut wie gelaufen und alles Weitere ist nur noch Zugabe.
So, ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben, aber mit ein paar Worten konnte ich das Erlebnis nicht abhandeln. Und bei den „Alltäglichen Fängen“ wollte ich den Fang nicht posten, denn alltäglich ist so ein Fisch für mich nicht!
 
Wow, ich freue mich mit dir! Wenn alle immer über 2m Waller sprechen, frage ich mich, wo ich bleibe. Ich kann deine Freude absolut nachempfinden, denn das ist auch für mich ejn absoluter Ausnahmefisch! Petri Heil! So einen Start ins Angeljahr wünscht man sich!
Lg chris

Gesendet von meinem HTC One mini mit Tapatalk
 
@Hoschi ein schöner Bericht der auch mal etwas von dem Drumherum beschreibt.
Ich habe den Bericht aber aus folgendem Grund spannender gelesen als es bestimmt von dir gewollt gewesen ist.
Ich hatte das mit den Schleien gerade gelesen, scrollte aber nicht bis zum nächsten Foto und verfolgte den super Drill, wobei ich noch die Schleien im Kopf hatte und wunderte mich über die Fluchten.
Erst am Ende des Textes und durch das Foto wunderte mich gar nichts mehr, und war somit genauso erstaunt wie du :respekt

Fotos sind doch klasse. Außerdem war ich bisher über meine 100cm Waller immer erfreut, es muß nicht immer 2m sein.
:klassefang:
 
Hallo,

Vielen Dank für Eure Glückwünsche! Freut mich, dass Euch der Bericht und die Bilder gefallen haben. Heute kann jetzt ganz entspannt der Urlaub mit der Familie ohne Angel angetreten werden. Von dem Hammerdrill werde ich noch eine ganze Weile zehren können. :klatsch
 
petri zum erfolgreichen ansitz.

so ein urian fehlt in meiner sammlung auch noch.

muss auch nicht der 2m riese sein aber mal einer ü-100cm würde mir auch mal gefallen.

gruß
 
So, ich hoffe Euch nicht gelangweilt zu haben, aber mit ein paar Worten konnte ich das Erlebnis nicht abhandeln. Und bei den „Alltäglichen Fängen“ wollte ich den Fang nicht posten, denn alltäglich ist so ein Fisch für mich nicht!

Das hast du keineswegs, war sehr spannend zu lesen und man konnte schon ein wenig mitfiebern! Danke dafür!

Deshalb ein dickes Petri Heil!
(...und das Angeljahr ist längst noch nicht zu ende...!) :)

Viele Grüße und weiter so! :angler:
 
Hallo Leute,

Es interessiert vielleicht noch den ein oder anderen, daher hier das Gerät, mit welchem ich den Waller besiegen konnte:

Rute: Chub Snooper 2,75lbs
Rolle: Shimano Baitrunner ST 6000
Schnur: Quantum Quattron Salsa 0,30mm Monofil
Wirbel: Cormoran Blacksafe Duo Lock Karabiner
Vorfach: 0,20er Geflochtene, selbstgebundene Haarmontage, Länge 25cm
Haken: Korda Wide Gape Größe 6
Blei: 100g Inline-Blei, gefischt als Festblei.

Vom Gerät her hatte ich den Eindruck, da wäre noch Luft nach oben gewesen und ich hätten den Drill jederzeit forcieren können. Am kritischsten ist immer die Gefahr, dass der Fisch bei zu viel Druck ausschlitzt und wenn es die Hindernisse im Wasser zu lassen, dann übe ich nicht all zu viel Druck aus. Das geht natürlich nicht immer, aber ich hatte eben einfach auch das nötige Quentchen Glück!

Dank an Euch alle auch noch für Eure Petris. :klatsch
 
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