Angelerlebnisse -  "Auf zu neuen Ufern"

fwmachine

Spinner
Heute war es so kalt, dass ich mir zuerst ne neue "Angeljacke" gekauft habe.
Ok, der Kauf war nicht nur abhängig von dem Kälteeinbruch. Aufgrund der letzten Schneidertage machte ich mir Gedanken um die Hintergründe. Mir fiel auf,dass ich nur dann Bisse zu verzeichnen hatte, wenn der Fisch mich nicht sehen konnte. Sprich geringe Wassersichtigkeit aufgrund Hochwassers. Oder hohe Gebüsche. Betrat ich das Ufer mit meiner signalfarbenen Jacke, so konnte ich mehrfach beobachten, wie die Fische "flüchteten". Chris hatte ich Anfang letztes Jahr über diese Aussage noch belächelt....

Schlag 1200 Uhr gings los.
Die ersten Spots brachten nichts und als ich auch noch von einem Vereinskollegen die Info bekam, dass ein anderer Hecht-Spezi tagszuvor dort zugange war, fiel die Entscheidung gemäss der Überschrift. Auf die Uhr geschaut- perfekt- ab in die "Stretchlimo" aka Stadtbus und 30 Minuten Fussweg gespart. 15 Minuten am ersten Platz vergingen ohne Aktivität. Auch nicht nach dem 3 Köderwechsel. Meine Laune wurde durch den Verlust eines Keitechs abermals geschmälert. Spotwechsel.

Juhu. Meine Lieblingsstelle war zugefroren. Da ich mich die letzten 2 Wochen ans Schneidersein gewohnt hatte, machte ich ein paar Meter. Am ersten Platz wurde mein "Mut" gleich mit dem ersten Fischkontakt belohnt. Ein halbstarker Hecht ging auf nen perlweiss-farbenen Quantum GuFi. Da allerdings 16 cm Köderlänge nicht ansatzweise im Verhältnis zu 40 cm Hechtlein stehen, konnte er mein Angebot nicht ganz annehmen. So sehr er sich auch bemühte.... Die nächsten 250-300 m Strecke ging dann leider nichts.

Die folgenden Meter wurden jetzt schwierig. Ein typischer Abschnitt eben oberhalb eines Wehres. Erst breit und doch tief- dann nur tief (2-3m) und wenig Struktur bis auf ein paar Totholzstämme am Ufer. Genau diese waren in meinem Visier. Leider muss ich zugeben, dass diese Taktik nicht aufging. Ich konnte trotz verschiedenster Gummis nicht einen Nachläufer geschweigedenn einen Biss verzeichnen.
Also gings weiter flussaufwärts. Hier war die Tiefe maximal 2 m kombiniert mit Schlammbergen. Hier waren dementsprechend auch die Abrisskanten, die für mich bei der aktuellen Wetterlage die besten Spots darstellen. Der Kampf durchs Unterholz wurde nach nur 10 Minuten belohnt. Der erste massige Hecht wollte meinen Köder haben. Dummerweise schlug ich einfach zu früh an. Auch bei der 2. und 3. Attacke. Himmel Herrgott. Aber dieser Spot gab wirklich alles, um meine negativen Erinnerungen an ihn zu vergessen. Hier hatte ich nämlich vor einem halben Jahr meine Doiyo Ninjin gefetzt....

Wieder zurück. Urplötzlich hörten die Nachläufer auf. Dafür gibt es meiner Ansicht nach nur 4 Optionen.
1. Der Hecht "kennt" nun meinen Köder.
2. Der Hecht hat nen anderen Fisch erwischt und ist satt.
3. Der Hecht hat sich an meinem Köder verletzt.
4. Der Hecht hat "Besuch" eines grösseren Kameraden bekommen.
Möglichkeit 1 konnte ich durch Köderwechsel ausschliessen. Punkt 2 war nicht ganz auszuschliessen, doch flüchtende Beute konnte ich nicht ausmachen. Option 3 konnte nicht sein, weil ich die Attacken genau vor meinen Füssen hatte und der Hecht jeweils nur den Schwanz erwischte. Blieb noch die 4. These.....
Und die bestätigte sich 15 Minuten später. Ein Ruck- och neeee.....Hänger. Der Hänger bewegte sich allerdings im Halbkreis. Zu 95% hatte ich einen Biss ausgemacht. Aber die fehlenden 5% hätten doch ein verhakter Ast sein können.... Vielleicht war es ein Waller? Jedenfalls bewegte sich mein weisser GuFi ohne Fisch in meine Richtung.
Was es auch war, es war nicht gut gehakt.

Weitere 15 Minuten später ging ich dazu über, den Grund abzuklopfen. Drum gabs nen Köderwechsel auf den FSI Keitech in bubblegum, weil es ja mit steigender Tiefe auch dunkler wird. Vorher bewegte ich mich im Mittelwasser. Mann, Mann, Mann- Hänger ! Anschlag!
Genau deswegen bewege ich mich "an neuen Ufern" gerne im Mittelwasser. Die Rute unter Druck verspürte ich noch vor dem Beenden meines Gedankens Leben am Ende der Sehne. Gut, dass ich angeschlagen hatte! Sofort begann ich, Druck aufzubauen. Ach Du Gott. Was ist denn hier los?!? Da habe ich schon mit der Yasei Pike Spinning XH sowie der Spro Hypalite eine "schwere Hechtkombo", baue richtig Druck auf und es tut sich grad mal gar nichts. Die Pufferung meiner 0,35 er Mono ausgereizt, sorgten die ersten Kopfschläge des Fischs, den ich noch nicht an der Oberfläche gesichtet hatte, für ein flaues Gefühl in der Magengegend. Sicherheitshalber schlug ich ein zweites Mal an. Der Haken, welcher garantiert in meinem grössten bisher gehakten Fisch war, sollte wirklich sicher hängen!
Durch den weiteren Anschlag wie angestochen, kam der Fisch an die Oberfläche. Hecht ! Und was für einer ! Mein Adrenalin stieg. Mein Puls pochte so laut in meinem Ohr, dass ich ich in der stillen Winterland keinerlei Umgebungsgeräusche wahr nahm. Hätte der Hecht meiner Rute keine Semiparabolik aufgezwungen,- jeder andere Angler hätte mich als Tremarella-Angler gehalten. Ich zitterte am ganzen Körper!

[tbody> Hier sieht man es. Perfekt gehakt....Erleichterung! [/tbody> Einen klaren Kopf bekam ich in dem Moment, als ich sah, wie der Hecht gehakt war. Das ist er! Das ist der Hecht, weswegen ich die letzten 3 Monaten ausschliesslich auf Esox "gejagt" hatte. Spätestens die Kopfbreite verriet mir, dass es sich um nen Meter handeln musste. Etwa doppelt so gross wie bei nem 75 er. Schnell das Handy. Schnell Thomas angerufen. Er wohnt in der Nähe. Mit dem Rad gut 10 Minuten. Mein Anruf glich im Nachhinein betrachtet eher einem Befehl, dem er gottseidank sofort Folge leistete. An dieser Stelle nochmal Entschuldigung und Danke zugleich ! Ich schaute auf die Uhr. 5 Minuten vergingen seit dem Anruf. Wo steckte Thomas? Der Hecht war vor meinen Füssen.
Die Handykamera bereits aktiviert schnappte ich sie mir und schoss ein paar Bilder mit dem Fisch im Wasser. In diesem Moment schien der Hecht den Grund unmittelbar unter sich registriert zu haben und begann eine derart brachiale Flucht, das ich kaum mit dem lösen der Bremse hinterher kam. Wieder wich die Geräuschkulisse um mich herum meinem Herzschlag. Der Hecht nahm mir gut 20 m Schnur- ich vernahm die normalerweise sehr laute Bremse meiner Hypalite nur noch "aus der Ferne", so sehr befand ich mich im "Tunnel".
Pumpen, einholen, pumpen, einholen.... So einfach ging das nicht ! Jeder Pumpversuch wurde mit einer energischen Flucht quittiert. Mittlerweile krampfte auch mein Arm. Ich hatte für mein erstes Angeljahr schon einige 70-80 er gedrillt, doch diese Mutti toppte alles. Unglaublich, dass 25 cm nen derartigen Unterschied ausmachen. Das kann man echt nicht ganz nachvollziehen, wenn man sowas nicht schon einmal selbst erlebt hat. Verglichen mit den 70 ern hat der die 4-fache Kraft. Und die Biomasse, dass ER die Richtung vorgibt. Ehe ich mich versah, waren nach 10-12 Fluchten gut 10 Minuten verstrichen. Thomas traf ein. Er zählt eher zur Barschfraktion und hatte nicht mit solch einem Ausmass gerechnet. Ich rüttelte ihn wach und er begann , das ganze zu filmen. Ich frag mich ja im Nachhinein echt, wann man mehr ShitStorm von sich gibt. Unter Drogeneinfluss oder beim Drill seines ersten Meters;-). Die Mutti wollte noch 2-3 Mal zeigen, wo es lang geht, bis ich sie zur Landung bereit hatte.

Mein Kescher war zu klein! Also Kiemengriff.
Ein Fuss ins Wasser. Egal, für so nen Fisch ....

Mensch, was war der schwer! Ich frage mich, wie man so nen Fisch noch absichtlich vorstrecken kann. Trotz meiner recht guten Physis war ich durch den Drill so geschwächt, dass ich die Mutti kaum noch halten konnte. Thomas vermass noch schnell den Fisch- dann wogen wir ihn. 105 cm und 11,2 kg.

Meine Endorphine senkten sich auch nach 2 "Beruhigungszigaretten" nicht spürbar. Die 3 Km Heimweg schwebte ich förmlich über den Asphalt- das Dauergrinsen war mein Begleiter.



PS : Mein Gesichtsausdruck auf den Bildern wird eher dominiert durch den Schmerz meiner Muskeln.....
 
Hey,
Petri zum Meter! Echt klasse wie Du Dich so machst. Finde auch den Bericht richtig gut. Mal schoen was zu lesen ueber unser liebstes Hobby.

Mensch, was war der schwer! Ich frage mich, wie man so nen Fisch noch absichtlich vorstrecken kann.
Wieso denn nicht? Haette dem Bild bestimmt nicht geschadet. Muessen ja keine Teleskoparme sein, aber der Fisch sollte imho eben im Mittelpunkt stehen. Egal wie huebsch ich Dich auch finde ;-)

regards
Peter
 
Petri Heil! Endlich ist der Meter auch bei dir im Kasten! Ausdauer zahlt sich aus! Freut mich wirklich, wer soviel angelt wie du, hats irgendwann einfach verdient.

Ran ans Eisen, dann klappts Mitte 2013 auch mit dem Vorstrecken von 12kg :-D
Erkenne den Fisch nicht wirklich, bzw. sehe nur bei deinem Blog die vorgestreckte Haltung, leider nicht hier in der FiHi :)
 
@Regulator
Habe das Bild doch unter alltaegliche Faenge hier gepostet.

@Zottel
Danke fuer die Komplimente. Schade, dass das eine nicht von ner Frau kommt ;-)
Ich muss ja zugeben, dass ich mich in der Tat ein bissl gemacht habe. Aber das war jetzt ein Meterhecht. Mal sehen ob und wann ich das ueberhaupt wiederholen kann.
Sicherlich war es Glueck. Aber eines hat massgeblich zum Erfolg beigetragen. Naemlich die Tatsache, dass ich entgegen dem Mainstream da hin ausgewichen bin, wo weniger Angeldruck herrscht.
Das mache ich jetzt oefter!



Tapatalk entschuldigt eventuelle Rechtschreibfehler.
 
Nein,
das war kein Glueck! Das war Ausdauer und Erfahrung.
Du bist augenscheinlich wirklich viel am Wasser. Somit nimmst Du auch viel Erfahrung mit. Desweiteren weiss man einfach ziemlich genau wie es laeuft, wenn man ueber laengere Zeitraeume, regelmaeßig am Wasser ist. Nach 3-4 Wochen Pause muss man sich Spots, Koeder, Koederfuehrung wieder neu erarbeiten.

Apropos "arbeiten": Du bist ein laengeres Stueck zu Fuss, an eine Stelle wo Du Dich durch Gebuesch kaempfen musstest. Das tun Jene eben nicht, die sagen "Lahn ist tot", oder "frueher gab's noch Fisch" und im gleichen Moment am seit 20 Jahren ueberlaufenen Spot den EffZett durchziehen.

Und nu? Ueber das boese, boese Vorstrecken denkste nochmal nach. Die die genau das anmeckern, sagen doch auch immer man soll sein eigenes Ding machen und sich nicht beeinflussen lassen. Mal ehrlich, haettest Du leiber ein Detailbild von Hecht, oder ein "Landschaftsbild" wo auch noch irgendwo nen Angler mit Hecht in der Hand steht.

Musst Du wissen, aber ich keul mir eher einen auf meine besten Fische und nicht auf meine eigene Fratze ;-)

regards
Peter
 
Da hast Du auch wieder recht.

Geht mir immer so, wenn ich vom Zielfisch her wechsel. Und wenn das ein "Lahnveteran" sagt, ist es ja einfach Erfahrung, die da spricht.

Tapatalk entschuldigt eventuelle Rechtschreibfehler.
 
Von mir auch ein dickes Petri, für den Fisch und natürlich deine Ausdauer! :respekt

Und natürlich sehr nett zu lesen, dein Bericht.
 
Oha, eben erst entdeckt...:)
Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zum ersten Meterhecht!!
Schöner Bericht, endlich mal wieder einer!
Den Fisch hast Du Dir aber nun auch wirklich redlich verdient. Mehr Zeit und Ausdauer haben wohl in den letzten Monaten wenige Angler investiert...
Tolles Gefühl wenn man eigentlich denkt man ist irgendwo bescheuert bei den Temperaturen einfach nicht aufzugeben und immer weiter zu angeln und dann so eine Belohnung zu ernten oder?! So ging es mir bei meinem PB Barsch bei -5Grad jedenfalls neulich...

Ich freu mich jedenfalls absolut für Dich und mach weiter so...!!! :)


Ron
 
:respekt Das nenn ich mal nen ordentlichen Hecht,
dickes Petri, ich angel schon seit 15 Jahren und mein PB liegt
immernoch bei 78 cm. Aber ich hoffe meine Ausdauer wird auch irgendwann belohnt.

Gruß Spezi
 
Mein lieber Scholli, da hast du aber für 2013 ordentlich vorgelegt. :respekt

Fleiß, Ausdauer, Gewässerkenntnis und Wissen über den Zielfisch zahlen sich eben aus!
 
Das schlimme ist ja, dass das jetzt noch toll ist.

Doch wenn man mit dem 3. Hecht der Saison schon den Hecht faengt, den man fast gar nicht mehr toppen kann, ist das iwi doof.....

Letztes Jahr war mein erster Hecht n 81 er... Den hab ich auch nicht mehr getoppt. Es hat immer noch ein cm gefehlt.....


ABER die Freude haelt immer noch an....auch 2 Tage danach.

PS : Wenn allerdings dieses Jahr wieder immer ein cm fehlt, waeren das aber trotzdem Meterhechte.....hihi... aus der Sicht hab ichs noch nicht gesehen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo fwmachine,

Auch an dieser Stelle nochmals ein ganz dickes Petri Heil zu dem tollen Fisch und vielen Dank für den sehr schönen Bericht! Das hat Spass gemacht, den zu lesen und ich bin mir sicher, das war nicht der letzte Bericht von Dir in dieser Saison!

So ähnlich wie Dir gings mir auch schon mal: 2009 fing ich gleich beim ersten Karpfenansitz meinen PB mit 84cm und ca. 26 Pfund. Danach war für mich die Saison auch gelaufen, da ich mir ziemlich sicher war, den Fisch nicht mehr zu toppen. Zuerst dachtte ich mir auch was soll jetzt noch kommen, aber so nach und nach stellte sich eine gewisse Leichtigkeit ein. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass für diese Saison schon ein richtig guter Fisch auf der Habenseite war. Und was soll ich sagen, der Rest des Jahres kam und ich fing nach wie vor, freute mich auch über kleinere Fische und als Zugabe konnte ich noch meinen bislang besten Barsch mit 44cm an der Iller verhaften. Beide PBs haben heute noch Bestand.
 
Jaaa, mein Guter, nachdem auch ich diesen thread gefunden habe ( der sollte umbenannt werden ), möchte ich
Dir auch meine Glückwünsche zum Traumfisch dalassen...

Ich bin genau wie viele der selben Meinung: Dass hat nichts mit Glück zu tun.

Sicher ist es Glück, dass Du den richtigen Köder am richtigen Platz zur richtigen Zeit richtig Geführt hast.
Wenn man nun aber mal liest, wie viel Du eigentlich "richtig" gemacht hast, ist es keine Frage mehr des Glücks,
sondern des Könnens...
Vorallem standest Du für diese Dame ja nicht das erste mal am Wasser, sondern hast viele Fische
vorher gefangen, ehe dieser an dein Haken wollte...

Da ich dieses Jahr ja auch schon das Glück hatte, mein Wunschfisch in der Wunschgröße zu fangen,
kann ich recht gut nachempfinden, was für ein Film Du geschoben haben musst, und wie hoch dein
Adrenalinpegel gewesen ist,... ;)

Für 2 Sachen beneide ich Dich auch noch:

1.: Den Fotograf so schnell zu erreichen, dass Fotos vom Fisch IM Wasser gemacht werden können
2.: Sich selbst so sicher sein, dass der Haken gut sitzt ( ich mach mir immer noch bis zur Landung in die Hosen )


Petri Heil Du Glücklicher :)
 
Danke in die Runde.

@ Stachelritter : Die Fotos im Wasser konnte ich selbst machen. Hatte ja 17 Minuten Drill, wo ich ihn desoefteren vor den Fuessen am Ufer hatte.


Tapatalk entschuldigt eventuelle Rechtschreibfehler.
 
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