Erlebnisse der anderen Art

Spaik

Super-Profi-Petrijünger
Ich habe lange überlegt ob ich es schreibe, ich möchte jedoch davon erzählen.

Unser letzter Angeltrip begann nicht so wie wir es uns vorgestellt haben.
Es war der 3. Oktober, wir freuten uns auf's angeln und dem Treffen mit meinem Freund Ingo samt Frau.

Ich konnte nach meiner Schicht nicht schlafen, wie immer eine innere Unruhe. Hat man alles, ist alles verpackt, na das übliche eben.
Gegen halb 4 fuhren wir los, alles lief perfekt, bis...........ja bis 6.04 Uhr in der Frühe.
Nur 5 km vorm Ziel.

Wir durchfuhren ein größeres Waldstück, viel, extrem viel Wild.
Ich kannte die Strecke und fuhr angepasst. Zeigte meiner Frau was sich so alles am Strassenrand tummelt.
Nach einer Kurve kam eine lange gerade und Warnblinker, ich sagte "Scherzhaft" der hat was übersehen........weit gefehlt.

Eine Person winkte uns ab, ich stoppte und fragte was los sei.......alles sah nach einem Wildunfall aus.......er stammelte nur......er ist tot, er bewegt sich nicht mehr und ich komme nicht ins Auto.
Zuerst begriff ich nicht was er wollte, stieg aus, ging an seinem Geländewagen vorbei und sah den anderen PKW im Wald liegen. Nun wusste ich was er meinte.
Ich ging sofort zum Auto, riss die Tür auf und sah einen sehr jungen "Bengel"
Er atmete sehr flach, kein Blut, keine Verletzung war zu sehen. Ich machte mir mehr Platz und setzte/kniete mich auf den Beifahrersitz.
Sprach ihn an.......keine Reaktion.
Ich sah eine Flüssigkeit aus seinen Ohren laufen, kein Blut.....der Notarzt erklärte mir dann, es war Gehirnwasser.

Meine Frau kümmerte sich um den unverletzten Unfallgegner, der stand völlig unter Schock... meine Frau auch fast, verhielt sich aber tapfer.
Autos fuhren vorbei, manche hielten und waren noch schneller weg.
Eine Schwester von der Pflege hielt, ( man war ich froh) ein Profi.....der nach kurzer Kontrolle vom Puls, mit den Worten verschwand, alles ok ich muss zum Dienst.

Bis dahin war ja auch Puls und Atmung noch da, aber, wie es im Leben nun mal ist, kaum war sie weg, versagte bei dem Jungen alles. Kein Puls mehr, keine Atmung.
Ich wurde panisch, hatte bis dato noch keinen dieser Fälle gehabt.
Ich schrie ihn an, mach kein S.C.H.E.I.S.S und bleib hier. Was man eben so macht, wenn es bei einem (mir) aussetzt.
Schnell hatte ich mich wieder im Griff, begann ihn zu beatmen und machte Herzdruck-Massage......so gut es eben bei einem völlig eingeklemmten Menschen geht.
Sekunden wurden für mich zur Ewigkeit und plötzlich kamen so eine Art "Seufzer", ich nenne es mal.......stotternd begann er wieder zu atmen und der Puls kam auch wieder. Der Notarzt kam auch......endlich ( es waren ja "nur" Minuten) bis sie da waren, für mich die längsten meines Lebens.

Kurzes Gespräch was ich für Rolle spiele, ich sagte nur, Ersthelfer und was ich tat ( beatmung und so), und ging zu unserem Auto. Erst mal eine Rauchen.
Im Krankenwagen zog er noch einmal das Ding mit dem wegbleiben ab, aber diesmal waren ja Profis da :klatsch
Nach 1,5 Stunden hatten sie ihn so weit, dass er in den Hubschrauber kam und in eine dafür vorgesehene Klinik geflogen wurde.
Sein Koma dauerte 17 Tage, dann schlug er die Augen auf :)
Seine Eltern liesen uns suchen und suchten uns auch am Gewässer, wir verfehlten uns jedoch. Die Daten haben sie jedoch von der Polizei bekommen.

Jedenfalls ist er nun in einer Reha-Klinik, läuft wieder (nach 1,5 Monaten) ohne "Stützwagen/Rollator" oder wie immer das Ding heisst. Kann wieder reden, alles verstehen und macht schon Witze........obwohl er noch einen langen Weg vor sich haben wird.
2013 werden wir uns das erste mal gegenüber stehen, wir freuen uns riesig darauf.
Er ist ja erst 19 Jahre alt und ich habe einen Sohn der weit älter ist.
Meine Frau hat 2 Söhne, einer in seinem Alter.

Ich bin kein Held, als alles vorbei war, weinte ich/wir, wie Kind.....gut das mein Freund Ingo und seine Frau, da zur Stelle waren.


2012 hat mir/uns gezeigt, man kann nicht viel falsch machen, ausser man kneift und haut ab.
Sorry für Fehler, es berührt mich noch immer mehr, als ich zugeben will.

Übrigens, ich versaute fast alle Bisse in den 3 Angeltagen....darunter auch wieder meinen Traumhecht :)

Dem Jungen wünsche wir alles erdenklich Gute und er hat ab 2013 zwei Geburtstage.
Werden immer von seinen Eltern auf dem laufenden gehalten.
Auch sie wollen uns unbedingt kennen lernen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da wird einem auf grausame Weise klar, wie gefährlich der Straßenverkehr ist und wie feige manche Menschen auf dieser Welt sind ! Ich finde es einfach nur unglaublich dass gerade eine "Schwester", sich von einem schwer Verletzten mit den Worten "Alles ok,ich muss zum Dienst" verabschiedet. Ich wünsche dieser Person, dass sie diese Bilder, die sie hoffentlich gesehen hat, nie vergessen wird und von Schuldgefühlen verfolgt wird. Eine bodenlose Frechheit, bei sowas werde ich echt zum Tier....
Spaik, man kann echt froh sein, dass es noch Leute wie dich gibt, die nicht davon rennen wenn es darauf ankommt ein Leben zu retten !

in diesem Sinne,
forellomat
 
Puh, eine Situation, die ich nie erleben möchte... Respekt Bernd. Das der Junge anscheinend wieder wird wie zuvor macht die genze Sache hoffentlich erträglicher.

Das Leute vorbeifahren, wenn schon Helfer am Ort sind, kann ich nachvollziehen, es gibt genug Menschen, die derartige Anblicke nicht ertragen und dann kot**** daneben liegen. Aber das eine Fachkraft einfach abhaut.. Wenn ich in derartigen Momenten noch die Nerven hätte, mir deren Kennzeichen zu notieren, weia. § 323c StGb, sag ich da nur.
 
Ein Bericht der Gänsehaut bereitet....
Ich hoffe nie in so eine Situation zu kommen.
Und wenn es mal passiert das ich Ersthelfer bin,dann versuche ich irgendwas zu machen. Denn das einzige was man falsch machen kann,ist nichts zu machen.
Und natürlich noch ein großes Lob an dich,viele Laute fahren einfach vorbei :(

lg,Ben
 
Spaik, Danke du hast alles richtig gemacht.

@ forellomat und Füwa

Der Pflegedienstschwester unterlassene Hilfeleistung zu unterstellen finde ich recht abenteuerlich. Puls war da, Ersthelfer waren da. Notarzt war verständigt. Mehr war im Grunde nicht möglich.

Gruß VFA
 
:respekt ...und Danke das es solche Leute wie dich gibt.
Ersthelfer gebühre ich meinen vollen Respekt,da sie die Menschen sind,die das schlimmste verhindern.Ende 2011 war auch ich froh das Leute vor Ort waren und es nicht schlimmer kam.
Gott sei dank ist der Junge auf dem Weg der Besserung und macht riesen Fortschritte.Da ihr euch 2013 treffen könnt,zeigt das alles richtig gemacht hast.Kannst stolz sein das ein so junger Mensch wegen dir weiterleben darf.

Würde mir echt wünschen das jeder Mensch hilft so gut er kann,und wenn er nur um Hilfe ruft,selbst da kann man Leben retten.

gruss
 
Hallo,
Spaik

Gänsehaut wo man hinschaut.... grausame Sache,aber Gott sei dank gibt es solche Menschen wie Dich
die sich keine Gedanken darüber machen zum Dienst zu kommen.( da
sie ja die fachliche Kenntnis hat -die Frau von der Pflege). Es ist zwar richtig das es keine unterlassene Hilfeleistung ist, aber man kann in so einer Sache bleiben.

Nicht so trotz für mich bist du ein Held. Und für den Jungen ein Schutzengel.:-)

Vielen dank für diesen berührenden Beitrag.
 
Ich muss mich zwar erst noch erkundigen, aber ich bin mir sicher, das eine Altenpflegerin in ihrer Ausbildung und auch zwischen durch immer mal wieder in Sachen lebenserhaltende Maßnahmen geschult wird. Außerdem werden ihr medizinische Grundkenntnisse vermittelt, da bin ich mir auch sicher. Allein die Altersgruppe, mit der sie beruflich zu tun hat, erfordert dies. Dafür spricht auch, dass sie in der Lage war, den Puls zu kontrollieren und für normal zu befinden. Auf deutsch: Sie war für mich in diesem Moment die Person vor Ort, welche am besten geeignet war, lebenserhaltende Maßnahmen durchzuführen. Sich dann einfach von einem Unfall zu verkrümeln, weil man zur Schicht muss und das, obwohl deutlich zu sehen war, das dem Verunfallten Hirnwasser aus den Ohren läuft, nun ja.. Wie schon gesagt, dir bzw. euch gebührt ordentlich Respekt, weil ihr angehalten und geholfen habt.
 
Ich muss mich zwar erst noch erkundigen, aber ich bin mir sicher, das eine Altenpflegerin in ihrer Ausbildung und auch zwischen durch immer mal wieder in Sachen lebenserhaltende Maßnahmen geschult wird. Außerdem werden ihr medizinische Grundkenntnisse vermittelt, da bin ich mir auch sicher. Allein die Altersgruppe, mit der sie beruflich zu tun hat, erfordert dies. Dafür spricht auch, dass sie in der Lage war, den Puls zu kontrollieren und für normal zu befinden. Auf deutsch: Sie war für mich in diesem Moment die Person vor Ort, welche am besten geeignet war, lebenserhaltende Maßnahmen durchzuführen. Sich dann einfach von einem Unfall zu verkrümeln, weil man zur Schicht muss und das, obwohl deutlich zu sehen war, das dem Verunfallten Hirnwasser aus den Ohren läuft, nun ja.. Wie schon gesagt, dir bzw. euch gebührt ordentlich Respekt, weil ihr angehalten und geholfen habt.

Du Diskutierst gerne, OK, aber lass doch bitte diesen Thread einfach mal so stehen.
 
Ich muss mich zwar erst noch erkundigen, aber ich bin mir sicher, das eine Altenpflegerin in ihrer Ausbildung und auch zwischen durch immer mal wieder in Sachen lebenserhaltende Maßnahmen geschult wird. Außerdem werden ihr medizinische Grundkenntnisse vermittelt, da bin ich mir auch sicher. Allein die Altersgruppe, mit der sie beruflich zu tun hat, erfordert dies. Dafür spricht auch, dass sie in der Lage war, den Puls zu kontrollieren und für normal zu befinden. Auf deutsch: Sie war für mich in diesem Moment die Person vor Ort, welche am besten geeignet war, lebenserhaltende Maßnahmen durchzuführen. Sich dann einfach von einem Unfall zu verkrümeln, weil man zur Schicht muss und das, obwohl deutlich zu sehen war, das dem Verunfallten Hirnwasser aus den Ohren läuft, nun ja.. Wie schon gesagt, dir bzw. euch gebührt ordentlich Respekt, weil ihr angehalten und geholfen habt.

Lass doch einfach mal bei diesem Bericht von Spaik unnützes gequatsche weg und lass alles so stehen, wie es steht. "Streite" wegen mir, ob ein Fisch tot ist oder nicht, aber lass es auf diesem Feld. Danke im voraus.

Fliege 2
 
Habe in der Eifel viele Motoradunfälle gesehen, als wir vom Forellenteich zurückfuhren. An sowas denkt man noch Jahre später zurück. Gut das du ihn wiederbeleben konntest, wüsste nicht wie ich das bei einem eingeklemmten machen sollte.
 
Der Pflegedienstschwester unterlassene Hilfeleistung zu unterstellen finde ich recht abenteuerlich. Puls war da, Ersthelfer waren da. Notarzt war verständigt. Mehr war im Grunde nicht möglich.

Das sehe ich heute auch so, kann ihr nichts böses hinter her sagen.
 
Zurück
Oben