Fischbiologie -  Nahrungsmangel im Frühling? Füttern?

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Markus Hattel

Gast
Hallo,

ich bin in einem Angelverein mit einem ca. 26 ha großen Baggersee.

Da es nach dem Winter manchmal vorkam, dass einige Fische tot waren, wurde beschlossen, im Frühling mit Mais und Weizen zuzufüttern um dem Nahrungsmangel vorzubeugen.

Es werden über einen Zeitraum von 4 Wochen ca. 200 kg Getreide ausgebracht!

Der See wird jedes Jahr mit ca 750 kg dreijährigen Karpfen und relativ wenig anderen Fischen besetzt. (Schleie, Hecht, Zander, Aalbrut, Rotaugen)

Angeblich fressen die Karpfen in ihrer Verzweiflung Blaualgen und sterben daran, weil Blaualgen angeblich giftig sind!

Ist das sinnvoll?
 
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Hallo,

ich bin in einem Angelverein mit einem ca. 26 ha großen Baggersee.

Da es nach dem Winter manchmal vorkam, dass einige Fische tot waren, wurde beschlossen, im Frühling mit Mais und Weizen zuzufüttern um dem Nahrungsmangel vorzubeugen.

Es werden über einen Zeitraum von 4 Wochen ca. 200 kg Getreide ausgebracht!

Der See wird jedes Jahr mit ca 750 kg zweijährigen Karpfen und relativ wenig anderen Fischen besetzt.

Angeblich fressen die Karpfen in ihrer Verzweiflung Blaualgen und sterben daran, weil Blaualgen angeblich giftig sind!

Ist das sinnvoll?
Ich wurde nicht zufüttern.Die natürlichen Feinde der Algen sind Bachflohkrebse,Schlammröhrenwürmer und anderes Kleingetier.Diese wiederum werden von Friedfischen gefressen.Das heißt eurer Fischbestand ist nich ausgewogen.Zuviel Friedfisch die die Algenvernichter vertilgen.Eine Maßnahme um die Algenblüte auf ein erträgliches Maß zu reduzieren ist der Besatz mit Raubfisch welche die Friedfische kurz halten.Wir haben das gleiche Problem an der Talsperre Bautzen und am Stausee Quitzdorf.Auf keinen Fall zufüttern,das Gewässer muss seinen Bestand selbst regeln.Ausgewogenheit ist das Zauberwort.
 
Hallo Marcus,

ich habe keine Ahnung von Bewirtschaftung. Könnte es sein, das es viel zu viele Karpfen für dieses Gewässer sind?

Gruß, Fliege 2
 
Wenn ich jährlich gut 50 Karpfen je ha Gewässer besetze, dies als starre Maßnahme, ohne Einfluss auf sonstige gemessene Faktoren und ohne die Nahrungsgrundlage im Vorfeld ermittelt zu haben, degradiere ich 26 ha zu einem gigantischen Fischpuff und liefere unseren Freunden von der Vage-Front einen Grund mehr das nächste Verfahren zu eröffnen.

Ist das sinnvoll?

Um die Frage zu beantworten: Nein.

Ob Karpfen Blaualgen fressen, kann ich nicht sagen. Sie werden jedoch im Vorfeld den Grund des Gewässers durchwühlen. Hierbei werden Nährstoffe freigesetzt, die vormals friedlich im Grund geschlummert haben. Diese Nährstoffe suchen Abnehmer. Pflanzen werden wohl kaum noch vorhanden sein, um diese Nährstoffe aufzunehmen. Die dankbaren Abnehmer sind die Algen, die nun vollends profitieren. Dem Eutrophierungsschub sind Tür und Tor geöffnet.

Da ein Baggersee i.d.R. relativ tief ist, fällt dies erst mal kaum auf. Die Lebenszeit des Gewässers auf lange Sicht, wird aber derbe gekürzt.

Die zwar selten besetzte Schleie dürfte sich zu Recht verarscht vorkommen.
 
Genau richtig! Erst mal ordentlich Nährstoffe ins Wasser. Der Stoffwechsel der Karpfen läuft im Frühjahr bei 5-10°C Wassertemperatur auf Hochtouren, deshalb brauchen sie auch ganz viel Nahrung, welche ein26ha großes Gewässer in der Regel nicht beritstellen kann. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass die Nahrung, die nicht aufgenommen wird, bei der Zersetzung durch Mikroorganismen für höhere Sauerstoffgehalte sorgen wird. Die Karpfen werden vollends von dieser Maßnahme profitieren. Auch Blaualgen dürften dabei reduziert werden, da sie ja keine Nährstoffe brauchen.

:frusty:
P.s. es gibt auch andere Gründe, außer Verhungern an denen Fische sterben können.
 
Erstmal Danke für die Antworten, genauso hab ich mir das gedacht, da läuft wohl einiges falsch in unserem Karpfenpuff.

Der See ist durchgehend ca 4 Meter tief und Pflanzen gibt es in der Tat kaum.


Die zwar selten besetzte Schleie dürfte sich zu Recht verarscht vorkommen.

Warum nur und wer ist die Vage-Front?
 
Ich hab noch ne Frage, wir wollen dem See wirklich was gutes tun, unsere Vorstandschaft wurde Anfang des Jahres deutlich verjüngt!

Der See hat wirklich kaum Wasserpflanzen und einen sehr hohen Karpfenbestand, Graskarpfen und Marmorkarpfen sind auch vorhanden!

Bringt es etwas, den See mit Wasserpflanzen zu besetzen? Bisher (in den letzten Sommern) konnte ich nur ab und zu etwas Hornblatt (Ceratophyllum demersum) entdecken.

Ansonsten scheint der See nur aus Schlamm und Algen zu bestehen!

Vielen Dank für Eure Mithilfe!
 
Ich habe den Besatz nicht zu verantworten, ich bin zwar Schriftführer aber unsere Vorstandschaft inkl Ausschuss will diesen schrecklichen Besatz mit so vielen Karpfen.

Die selben Leute wundern sich dann aber warum nichts mehr wächst und im Sommer regelmäßig ne Blaualgenplage kommt!
 
Einsetzen von Wasserpflanzen wird bei eurem See nicht funktionieren, solange der Karpfenbestand (insbesondere auch die Gras und Marmorkarpfen) so übertrieben hoch ist.

Mit der Zeit wird sich das Problem von alleine lösen, da der See bei dem Besatz ohne Entnahme irgendwann kippen wird. Mit dem Anfüttern werdet ihr das ganze nur noch beschleunigen.

Wenn ihr dem See was gutes tun wollt, dann besetzt keine Karpfen mehr, und schaut dass ihr die Graser und Marmorkarpfen raus bekommt. Dazu muss auch der Bestand an Karpfen reduziert werden.

Wie hoch ist denn die Entnahme an Karpfen pro Jahr im Schnitt?
 
Es wird an Karpfen ca. das Besetzt was entnommen wird +20%, es gibt aber auch sehr große Karpfen.

Die Karpfen werden im Hochsommer ungenießbar trotzdem haben wir einige Angler die im 100-150kg Bereich mit ihrer Fangmeldung liegen!
 
Sowas kann passieren wenn man die Teiche und Seen mit Fisch volldonnert,nur damit Vereinsmitglieder auch ja Schuppenträger an den Haken bekommen(schließlich wollen sie ja was sehen für ihre Beiträge*Augenroll*).

Einfach mal die Besatzpolitik überdenken.
 
Es wird an Karpfen ca. das Besetzt was entnommen wird +20%, es gibt aber auch sehr große Karpfen.

Die Karpfen werden im Hochsommer ungenießbar trotzdem haben wir einige Angler die im 100-150kg Bereich mit ihrer Fangmeldung liegen!

Habt ihr auch abgeklärt, ob diese Angler nur die endgültig entnommenen Fische eintragen, oder alles was Sie gefangen haben? Fanglisten kann man in der Regel nur bedingt trauen. Manchmal werden sie auch von einzelnen Kollegen als "vereinspolitisches Instrument" verwendet, um den Besatz in eine bestimmte Richtung zu bekommen.

Wenn ihr den Besatz als Stückzahl an kleinen (K1) Karpfen an der Entnahme ausrichtet, und nicht an den kg die gefangen werden, finde ich den Besatz an sich nicht so schlimm, wenn nicht schon der Überbestand da wäre.

Daher solltet ihr den Besatz einige Jahre aussetzen, und versuchen insbesondere die größeren Karpfen in großer Zahl zu entnehmen. Was natürlich bei den Karpfenanglern nicht gerne gehört wird, und dementsprechend zu vielen Diskussionen führt. Ein schwieriges und immer wieder viel diskutiertes Thema in den meisten Vereinen.
 
Ich habe den Besatz nicht zu verantworten, ich bin zwar Schriftführer aber unsere Vorstandschaft inkl Ausschuss will diesen schrecklichen Besatz mit so vielen Karpfen.

Entweder druckst Du Deinen Leuten diesen Wegweiser für den Besatz hier aus oder bestellst dieses Büchlein und verdonnerst sie zum Lesen: http://www.vdff-fischerei.de/filead...Heft_14_Besatzmassnahmen_Baer_et_al__2007.pdf

Wenn das nicht hilft, hilft nichts mehr ... :)

Viele Grüße

Lars
 
@Lars

da sei doch wenigstens die Frage erlaubt: ist diese Broschüre Grundlage der momentanen Besatzpolitik in Berlin/Brandenburg? :)
Ich habe da so meine Zweifel.

Zumindest was meine Besatzpolitik angeht, richtet die sich nach diesen Empfehlungen. Was Besatzmaßnahmen Dritter angeht, fehlt mir der Einblick um sie beurteilen zu können. Ich fürchte aber, dass Deine Zweifel alles andere als unbegründet sind.

Viele Grüße

Lars
 
Zumindest was meine Besatzpolitik angeht, richtet die sich nach diesen Empfehlungen.

wäre schön zu wissen,wie du jene Besatzpolitik durchsetzen konntest...mit sicherlich erheblichen Widerständen der Anglerschaft selbst?

Denn gerade hier scheint ja ein großes Problem beim Verein des TE zu bestehen.Aufklärung ist sicher eine Maßnahme...aber ob jene überhaupt gewollt ist,gerade wenn es um Beschränkung des ,,Lieblingsfisches''geht?


Gruß Jörg
 
Zum Essen ist doch der überbesetzte Karpfen doch ohnehin der schlechteste Fisch!
 
So, im Moment sieht es so aus, dass der See schon stinkt und am Ufer viele tote Karpfen und Aale liegen!

Der See scheint fast nur noch aus Schlamm und Karpfen zu bestehen :mad:
 
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