Afrika -  Namibia - Tigerfischen am Sambesi

Angelspezialist

Super-Profi-Petrijünger
Petri Heil: Tigerfischen am Sambesi

von Ivan Gaseb

Nur nicht jetzt von einem Nilpferd angegriffen werden, schießt es mir durch den Kopf, während unser kleines Motorboot langsam den gewaltigen Sambesi flussabwärts tuckert. Unser Guide Fidelis Kamwi steuert die ,,Nembwe" mit einer Geschwindigkeit von zehn km/h, ziemlich nah am Ufer vorbei. Mir spuken noch die Worte von Kamwi im Kopf herum, als vor einer halben Stunde völlig gelassen hinter dem Steuer vom Boot der Lodge Kalizo saß und meinte: ,,Tigerfischen ist überhaupt nicht gefährlich. Gefährlich wird es erst dann, wenn uns ein Flusspferd angreift und wir ins Wasser müssen. Denn da warten die Krokodile auf uns." Doch das ist Kamwi noch nie passiert. Seit fünf Jahren bringt er jeden Tag Angler auf den Sambesi raus und noch nie ist er auf dem Fluss von einem Nilpferd angegriffen worden. Er kennt die Gewässer wie seine Hosentasche.

Eine oder zwei Stunden ist es her, dass unsere Gruppe, darunter die drei Südafrikaner Herman Booysen, Herman de Villiers, Andre le Roux heute Morgen, früh um sieben Uhr von der Kalizo Lodge, die direkt am Sambesi liegt, aufgebrochen ist. Schnell hatte Kamwi eine gute Stelle fürs angeln ausgemacht. Zuerst war die Fahrt temporeich. Die ,,Nembwe" rauschte flussabwärts an Dörfern vorbei. Kaum am perfekten Angelplatz angekommen, sind die Leinen dann auch schon im Wasser. Jetzt kann das Angel-Abenteuer beginnen.

Hier auf dem Boot, das mitten auf dem Fluss langsam von den kleine Wellen des Sambesi hin und her gewogen wird, steht die Zeit still. Das einzige was fließt, und das in Strömen, ist der Fluss selbst. ,,Der Sambesi könnte innerhalb von sieben Sekunden sämtliche Dämme in Namibia füllen", erzählte Dan Sparg am Abend vor unserer Angel-Tour an der Bar. Dan betreibt mit seiner Frau Vaal die Kalizo Loge, die 40 km von Katima Mulilo entfernt liegt, bereits seit sieben Jahren.

Der Sambesi ist ein mächtiger Fluss. Er entspringt an der Ostgrenze von Angola. Sein Wasser speist fünf Länder. In Angola, Sambia und Simbabwe fließt er durch das ganze Land. Durch den Caprivi-Zipfel berührt er Namibia und sogar Botswana hat einen Finger am Ufer vom Sambesi. An einigen Stellen kann er bis zu 20 Meter tief werden und von März bis Juni, wenn der Sambesi bis zu sieben Meter steigt und in der Flutzeit seinen höchsten Pegel erreicht, steht fast alles im Nord-Osten, von Namibia unter Wasser. Die Lodge ist dann für diese Monate eine Insel und nur mit einem Boot erreichbar. Daher der Name: Kalizo bedeutet in der Sprache der einheimischen Caprivier ,,Platz der Sicherheit". ,,Früher sind die Menschen in der Flutzeit hierhingekommen", berichtet Vaal.

Die Fluss-Bewohner wie auch die Tiere sind vom Sambesi abhängig. Mit seinen reichen Fischbeständen versorgt er alle. Über 430 verschiedene Vogelarten gibt es im Caprivi. Es ist ein reines Paradies für Vogel-Beobachter. Krokodile, Nilpferde und Elefanten zieht der Sambesi auch an. Selbst wenn man keinen Fisch fängt, zu sehen gibt es immer was am Sambesi immer.

Während das Leben der hier heimischen Tiere und Menschen seinen geregelten Lauf nimmt, macht sich die Sonne immer mehr auf dem kleinen Boot bemerkbar. Die Minuten ticken im Rhythmus des Sambesi, das Boot schleicht immer noch im Schnecken-Tempo den Fluss abwärts. Noch immer hat kein Tigerfisch angebissen. Selbst nachdem Kamwi kurz zum sambischen Ufer fuhr, kleine Fische kaufte, und die statt der in rot, gelb und grün leuchtenden Rapalas an den Angelhacken machte. Die bunten Kunst-Köder erfüllen heute einfach nicht ihren Zweck. Die Angelfahrt wird zu einem Geduldsspiel, während der Köder 60 bis 70 Meter hinter dem Boot hergezogen wird. ,,Drifting" wird diese Methode genannt. ,,Fischen ist jedes Mal anders, wenn man von Platz zu Platz fährt. Mal beißen die Fische mal nicht. Man braucht viel Ruhe und Geduld. Deswegen werden Fischer auch so alt", scherzt Le Roux und unterbricht das Schweigen auf dem kleinen Boot. Von den drei Südafrikanern ist er der erfahrenste. Er liebt das Fischen. Bevor er mit Herman und Herman hierher kam, war er in Botswana und davor an der West- und Ostküste Südafrikas angeln. Und überall wo er ist, ,,schaue ich mir immer die Sehenswürdigkeiten an". Mit den prachtvollen Farbenspielen der zahlreichen Vögel, die den Sambesi zu ihrem zuhause gemacht haben, und der immergrünen Landschaft hat Le Roux auch bei dieser Angelreise etwas zu sehen, während das Boot langsam an kleine Dörfern vorbeituckert. Die Kinder, die am Ufer stehen, winken uns zu. Der Fluss lebt in den frühen Morgenstunden richtig auf. Dorfbewohner fahren auf ihren Mukoros, den selbstgebauten langen Holzbooten, von einem Ufer zum anderen. Einige haben sich schon den perfekten Angelplatz ausgesucht und die Kühe werden an den Fluss getrieben.

Die Fahrt geht immer weiter und auch der größte Jäger des Sambesi, das Krokodil, lässt sich einmal blicken. Völlig ruhig liegt es an einer seichten Stelle im Fluss und badet sich in den ersten Sonnenstrahlen, während nicht weit von uns in einem Baumwipfel der ,,Schrei Afrikas" erklingt. Es ist der unverkennliche Ruf des afrikanischen Fischadlers. Das Krokodil stört das Boot, das langsam an ihm vorbei fährt, nicht. Majestätisch genießt es das wärme bringende Sonnenlicht. Ab und zu sucht Kamwi neue Stellen, wo er viele Tigerfische vermutet. Noch sind die Fischbestände im Sambesi ausreichend. Aber mit den einheimischen Sambiern und Namibiern auf beiden Seiten des Ufers, die selbst die kleinsten Fische mit Netzen aus dem Fluss holen, könnten die Tigerfisch-, Wels- und Brass-Bestände, die beliebteste Beute für Angler am Sambesi, schnell schrumpfen.,,Deshalb praktiziert die Kalizo Lodge das Fangen und wieder Freilassen-Prinzip (catch und release). ,,Bei uns landen selten Fische in der Pfanne, die unsere Gäste gefangen haben. Nur wenn sich ein Fisch so verletzt hat, dass es unsinnig wäre den ins Wasser zurückzuwerfen, verarbeiten wir ihn", erklärt die Lodge-Besitzerin Vaal. Laut den beiden Lodge-Betreibern gibt es jedoch noch keine Bestimmungen über das Fischen im Sambesi. Vaal und Dan rechnen aber in den nächsten Monaten mit einem neuen Gesetz. Ob dieses dann tatsächlich hier vor Ort eingeführt werden kann ist fraglich. ,,Wer soll das hier kontrollieren? Sobald die Fischer hier ein Motorboot hören, und das können sie meilenweit, packen die ihre Netze ein und verschwinden", erklärt Dan das Problem. Doch auch er weiß:,,Die Leute müssen essen".

Nach fast drei Stunden auf dem Wasser macht sich auch bei uns im Boot die Sonne bemerkbar. Das Krokodil hat sich schon lange einen kühleren Platz gesucht. Doch noch will keiner aufgeben.

Erst nach drei Stunden auf dem Wasser zahlt sich die scheinbar endlose Geduld aus. Endlich beißt ein Tigerfisch an. Jetzt ist die Aufregung auf dem kleinen Boot groß. Vergessen ist die traumhafte Szenerie. Die farben frohen Vögel oder die Angst vor den Krokodilen. Nur der Fisch, der angebissen hat, zählt.

Blitzschnell biegt sich die Angel nach vorn. Der alte Herman kämpft mit dem Fisch, schnell bilden sich Schweißperlen, die an seinem grau-weißen Vollbart runter rinnen. Für eine Sekunde erinnert das Bild an den Klassiker ,,Der alte Mann und das Meer". Doch dieser Kampf ist in Minuten entschieden.

Während Herman die Leine einholt, hat Kamwi den Motor ausgeschaltet. Schnell hat er auch schon ein Fisch-Kescher in der Hand. Jetzt muss alles schnell gehen. Tigerfische sind echte Kämpfer. Bis zu letzt zappeln sie am Haken. Wenn man ungeschickt ist und den Tigerfisch ganz aus dem Wasser hebt, kann er sich noch von der Angelschnur losreißen und mit dem teuren Rapala im Maul in den Tiefen des Sambesi verschwinden. Gute Rapalas kosten weit über 100 Namibia-Dollar.

Das Ende der Leine ist nur noch ein paar Meter vom Boot entfernt. Jeden Augenblick müssten wir den ,,Tiger des Sambesi" zu sehen bekommen. Und dann platsch und zappelt es an der Wasseroberfläche rechts vom Boot. Schnell beugt sich Kamwi über das Boot und holt den Tigerfisch mit dem Kescher rein.

Es ist kein großer. Kamwi schätzt ihn auf 1,5 kg. Lodge-Gäste haben schon Tigerfische aus dem Sambesi gezogen, die acht Kilogramm gewogen haben. Der Rekord liegt laut Loge-Angaben bei zehn kg. Gleich auf dem ersten Blick sieht man, woher der Tigerfisch seinen Namen hat. Das Eindrucksvolle an dem in der Sonne gold-grau glänzenden Fisch ist das Gebiss. Rasierklingenscharfe Zähne reihen sich nebeneinander auf. Hier ist äußerste Vorsicht geboten. Langsam holt Kamwi den Fisch aus dem Kescher. Seine Handgriffe sind erprobt, denn auch für ihn bedeutet ein falscher Handgriff den wohl sicheren Verlust eines Fingers.

Nachdem der Tigerfisch vom Köder befreit ist, hält Herman behutsam seine Beute in den Händen. Stolz zeigt er ihn den restlichen Anglern. Es ist sein erster Fang überhaupt. ,,Es fühlt sich gut an, aber das macht mich nicht zum Angler" meint Herman, dessen Leidenschaft eher das kochen ist. Diese Art von Angel gefalle ihm jedoch. Nachdem die Aufregung verflogen ist, werfen die Angler nochmal die Leinen ins Wasser. Doch heute fangen sie nichts mehr. Erfolgreiches Tigerfischen und Angeln generell am Sambesi hängt von den Flutzeiten ab. ,,Um diese Jahreszeit sind sie nicht so zahlreich als wenn hier alles überflutet ist. Dafür fängt man aber jetzt die ganz großen", sagt Kamwi.

Die besten Zeiten für Tiger und Wels, mit Fisch als Köder (Live bait), sei jedoch vom Dezember bis März. Von April bis Juni würde man mit den Rapalas mehr Erfolg haben. Alle anderen Spezien lassen sich am besten von Juni bis Dezember fangen.

Bis zwölf Uhr mittags halten wir es auf dem Boot aus. Danach wird die Hitze unerträglich. Es ist jetzt vier Stunden her, dass wir von der Lodge weg sind. Obwohl das herrlich kühle Sambesi-Wasser jetzt das Richtige wäre, können wir nicht mal kurz in den Fluss tauchen um uns abzukühlen. Hier ist Baden für Touristen absolut verboten. Das Risiko von Krokodilen oder selbst Nilpferden überrascht zu werden, ist zu groß. Lieber sollen die Gäste im erfrischenden Wasser des Lodge-Schwimmbeckens relaxen.

,,Jagen und Fischen. Das scheint hier der neue Trend zu sein", erklären die Lodge-Besitzer Vaal und Dan. Nachdem die Jäger hier in der Gegend ihr Wild erlegt haben, würden sie für ein paar Tage zur Lodge kommen und sich beim Fischen entspannen. Kalizo ist aber nicht nur ein Platz für Angler. Fern von jeglichem Großstadtlärm ist die Lodge ideal zum entspannen gedacht. Große Bäume bieten ausreichend Schatten vor der heißen Sonne. Von der Bungalow-Terasse aus kann man das Leben auf dem Sambesi oder die vielen Vögel, die in den Bäumen zwitschern, gut beobachten. Da die Victoria-Fälle in Simbabwe, Livingstone in Sambia oder der Chobe National-Park in Botswana nur einen Katzensprung entfernt von der Lodge sind, bietet Kalizo auch Bootsafaris dorthin an. Inhaber Dan organisiert auch ,,Sunset Cruises". Bei einem Bier oder Glas Wein, was immer das Herz begehrt, sitzt man auf der sambischen Seite vom Ufer und beobachtet, wie langsam die Sonne hinterm Sambesi in der Ferne untertaucht.

Quelle: Allgemeine Zeitung Namibia - Windhoek, Namibia
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Thread ist zwar schon etwas älter.....
bin auf ein Video von diesem Tigerfish gestossen
und muss sagen uahhhh... mehr geht nicht, aber schaut selbst....



Grüße
 
Zurück
Oben