Führen wir die bisherigen Tatsachen, Überlegungen, Möglichkeiten, Ansichten zusammen:
Am Anfang steht die Einleitung von giftigen Substanzen in das Gewässer.
Diese Substanzen lagern sich im Sediment des Gewässergrunds und auch im Gewebe der Wasserlebewesen ein.
Erhöhte Messwerte werden registriert, ein Handlungsbedarf besteht zunächst jedoch nicht.
Später werden erste Schädigungen bei Menschen bekannt (Angestellte einer Firma, welche den Verursachern zugerechnet werden darf).
Nun wird doch der Handlungsbedarf ausgerufen und nähere Untersuchungen laufen an.
Die dabei nachgewiesenen Belastungen in Fischen legen nahe, auf den Verzehr derselben zu verzichten.
Bis hierhin ist es lediglich eine weitere Widerwärtigkeit, wie sie uns nahezu täglich begegnet.
Umweltverschmutzung, Macht- und Profitgier, Desinteresse der Verantwortlichen. Moderne Zeiten eben.
Jetzt leiten wir den Fokus auf die Angler:
Der Angler erkennt nun die Problematik und die potentielle Gesundheitsgefährdung.
Möchte ich noch einen Fisch aus diesem Gewässer verspeisen? Sicher nicht!
Obwohl ... es werden sicher nicht alle Fische davon betroffen sein, oder? Aber wenn doch ...
Moment mal ... wie lange geht das überhaupt schon so? Bin ich etwa längst verseucht?
Trotzdem ... Zumindest Angeln könnte ich doch. Den Fisch muss ich ja nicht essen.
Setze ich ihn aber zurück bleibt das Gift wiederum im Wasser.
Vielleicht warte ich mit dem Angeln doch noch etwas.
So ähnlich sind wohl die ersten Gedanken.
Was er dabei übersieht ist die wahrscheinliche Möglichkeit, dass er sich gar nicht eigenverantwortlich entscheiden darf.
Die Entscheidung wird ihm abgenommen. Angelverbot droht. (Wie lange eigentlich? Wann verschwindet PCB wieder aus'm Fluss?)
Unverständnis, Wut und Machtlosigkeit machen sich breit(er).
Schwenk auf die Landesverbände, zuerst der VDSF:
Es ist nicht fischwaidgerecht, Fische allein aus Freude am Drill zu fangen. Das gilt erst recht für das Fangen von Fischen, um diese anschließend zurückzusetzen (catch and release). Mit dem Fang muss die sinnvolle Verwertung der Fische verbunden sein.
Der Interessensvertreter zahlreicher Angler in diesem Land liefert die Rechtfertigung uns die Entscheidung abzunehmen und ein Angelverbot zu verhängen!?
Was nun der VDSF übersieht ist die wahrscheinliche Möglichkeit, dass ein derartiges Angelverbot den gefürchteten Präzedenzfall herbeiführen wird.
Es drohen Angelverbote aus unterschiedlichsten Gründen an allen möglichen Gewässern.
Fast schon gute Unterhaltung:
Der VDSF unterstützt "anglerfeindliche" Umtriebe und leistet Angelverboten Vorschub.
Angler, welche an ihrem Vereinsgewässer von diesen Verboten betroffen sind verlassen den Verein.
Die finanziell und strukturell angeschlagenen Vereine lösen sich auf.
Die darüber angesiedelten Kreis- und Landesverbände werden unnötig.
Welche Legitimation hätte dann noch ein Bundesverband?
Gut ... die Philosophie des DAV ändert zunächst auch nichts an der Sachlage:
Der DAV erklärt deshalb noch einmal ausdrücklich seinen Standpunkt zum catch and release. Wir gehen angeln, um Fische zu fangen und zu verwerten, behalten uns jedoch weiterhin das Recht vor, Fische auch zurückzusetzen!
Zumindest aber wird hier die Mündigkeit und Eigenverantwortlichkeit der Angler unterstützt.
Das ist Bedingung um eine Stimme zu erheben, welche gehört werden kann.
Ob und was dadurch zu erreichen sein wird, bleibt noch abzuwarten.
Jedenfalls wird hierbei die Anglerschaft nicht durch eine unbedachte Aussage nahezu enthauptet.
Hier noch mein Vorschlag für einen anderen Präzedenzfall:
Ungeliebte Gewässerverschmutzer, schwerfällige Bürokraten und zögernde Entscheidungsträger,
hiermit fordere ich euch auf, die entstandenen Schäden an der belebten und unbelebten Umwelt schnellstmöglich zu beseitigen.
Die anfallenden Aufwendungen sollten durch Zusammenführung von fälligen Schadensersatzleistungen, noch nicht verflüchtigten Steuereinnahmen,
sinnvollen Arbeitsbeschaffungsmassnahmen und länderübergreifender Fischereiabgaben zu bewältigen sein.
Wir Angler erklären uns dazu bereit, die erforderlichen Massnahmen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen.
Als Gegenleistung erwarten wir lediglich, auch in Zukunft die un- bis geringbelasteten Fische bei der Ausübung unserer auch wirtschaftlich lukrativen Leidenschaft nach Bedarf sinnvoll verwerten zu dürfen.
Naiv, blauäugig, utopisch? Wahrscheinlich schon.
Aber undurchführbar?