Angelerlebnisse -  Angelwoche in Nordpolen - Pleiten Pech und Pannen + schönes Ende

Northlight

Pädagogischer Allrounder
Moin Moin,

so nun bin ich aus meinem Angelurlaub aus Polen zurück. Geplant war eigentlich ne Ausfahrt auf die Ostsee, aber es wurde dann doch Inlandsangelei :)

Losgegangen ist die Anreise vorletzten Donnerstag bei knapp 40 Grad im Schatten. Ziel der Reise war Danzig und nach 12 Stunden waren wir da. Klarerweise mit meiner kompleten Meeresausrüstung, da ich auf nen Kutter wollte und die Danzigerbucht das Ziel war. Zunächst mußte ich aber mit meiner Frau zu einer Hochzeit hin und ich kann euch sagen, dass die Polen richtig feiern können. 2 Tage Sterne sehen vom Vodka. Mußte ja unbedingt mit den polnischen Mitfeierern mithalten wollen, was natürlich absolut schief gegangen ist. Die haben Spaß gehabt mich abzufühlen und ich hatte auch meinen Spaß ( meine Frau weniger in der Nacht, da sie wohl mir den Weg zum Klo zeigen mußte ) :)

Der Montag war dann geprägt vom Ausschlafen und Shoppen. Am Abend schaute ich dann auf pogodinka.pl und bekam schon Bauchschmerzen. Es war Regen angesagt worden. Ok, dachte ich mir, wird schon nicht so schlimm werden und meine Frau meinte, dass der Wetterbericht meistens nicht stimmen würde. Also frohenmutes in die Koje und von den Dorschen träumen.

Am Dienstag kam dann die Ernüchterung. Morgens raus geschaut und.................... es goss wie aus Kübeln. Mist!!!!!!

Ach egal und ab zum Hafen. Dort angekommen, kam die nächste Ernüchterung. Alle Boote lagen am Kai und wurden eiligst verschnürrt. Hmmmm, ach egal mein Kutter geht immer. Hab ja schon im voraus gebucht und der Kapitän ist ja nen Freund der Familie. Immer noch in guter Hoffnung also zum Liegplatz. Und dann kam es knüppeldick. Mir wurde gesagt, dass die nächsten 4 Tage kein Boot raus dürfe, da enorme Regenmengen + Sturm vorausgesagt worden sei. Keiner sei so Lebensmüde und würde auf die Ostsee raus, egal wieviel Geld ich bieten würde.

NEIIIIIIIIN schoss es mir durch den Kopf und aus den Mund. 900 km gefahren und dann das. Was für eine Schei***. Einige Polen die da rum standen, verstanden zwar die deutsche Sprache nicht, aber genauestens meine Gemütslage.

Erstmal war guter Rat teuer. Was tun, was machen. Also erstmal meine Frau angerufen und mich ausgeheult. Sie kam dann auf die Idee, dass mein Schwiegervater ( ist Danziger ) doch auch Angler sei und er vielleicht was organisieren könne. Aber nur im Inland, also Fluss oder See.

Hmmm, so dolle hatte ich die Gewässer zwar nicht in Erinnerung, aber besser als nichts. Also Schwiegerpapa kontaktiert und Tips eingeholt. Er hatte gleich ein paar Tips auf Lager und auch Zeit. WUNDERBAR.

Aber was tun ohne richtige Ausrüstung???? Ab ins nächste Angelgeschäft. Gefunden habe ich eins in Danzig beim IKEA ( an der Autobahnausfahrt Richtung Airport / Innenstadt Ourunia ). Die Preise war echt heftig, ok es war auch ein Fachgeschäft von Jackson. Aber ne Pose für 1,25 Euro ist für Polen auch viel Geld. Also erstmal die Urlaubskasse geköpft. Meine Frau bekam nen kompl. Herzkasper nachdem sie die Summe auf der Kasse gesehen hat. Rolle, Spinnrute, Schnur, Wobbler und Spinner + Kleinteile = 250 Euro.

Um den Hausfrieden nicht zu gefährden, bekam sie dafür die restlichen Tage meine KK und durfte shoppen gehen ( hab nun Angst vor der Abrechnung ) :)

Am Mittwoch sollte es dann endlich losgehen, ABER es regnete immer noch ( knapp 150 Liter von Dienstag bis Mittwoch ), aber ich wollte endlich los. Und es hat sich gelohnt.

Tag 1

Wir ( Schwiegervater und meine wenigkeit ) sind am 1. Angeltag an einen Kanal bei Bronovo ( 20 km von Pru. Gdansk ) gefahren, wo es sehr gute Hecht und Zander geben soll. Der Kanal ist ca. 50 Meter breit und 4 Meter tief. Münden tut er direkt in die Weichsel, knapp 2 km von der Mündung in die Ostsee entfernt.

Dummerweise war er recht stark verkrautet und das spinnen war recht schwirig. Gott sei Dank hatte ich mir auch Spinnerbaits geholt und es ging nach einem Standortwechsel recht gut. Gefangen haben wir 4 Hechte (bis 90 cm ) und 2 Zander (60 und 75 cm). Von den Fischen haben wir 1 Hecht und 1 Zander entnommen. Die anderen schwimmen wieder. Einen gewaltigen Biss konnte ich nicht verwerten, da die Schnurr gerissen ist. Könnte nen Waller gewesen sein, der Druck war jedenfalls gewaltig. Für das Wetter ( ich hasse Regen ) und ein neues Gewässer war ich doch recht zufrieden mit dem Tag. Es machte sich Vorfreude auf den Folgetag.

Tag 2

Am Morgen kam endlich die Sonne raus und mein Schwiegervater meinte, dass wir stippen an einem Privatsee gehen würden. STIPPEN?????? Wie das ohne Ausrüstung????? Also wieder ab ins Angelgeschäft, aber dieses mal in Starogard Gdanski. Dort hatte ich Glück. Die Besitzerin ist die Mutter einer Freundin meiner Frau und so bekam ich Rabatt. Also erstmal ne neue Rolle, Schnur, Stippmaterial und Kleinkram gekauft. Auf weitere Ruten habe ich verzichtet, da ich meinen Geldbeutel doch schonen wollte. Ich habe dafür 2 meiner Meeresruten und die neue Spinnrute eingesetzt.

Am Nachmittag sind wir dann los. Der See sollte in der Nähe von Skarszewy liegen. Nach 30minüter Fahrt kamen wir an einem gigantischen Sand- und Kieswerk an, welches noch in Betrieb ist. Hier angeln, fragte ich und bekam zur Antwort - KEIN Problem. Mein Schwiegervater verschwand kurz in einem Baucontainer und kam 5 Minuten später grinsend wieder.

Wir fuhren dann in den hinteren ( ruhigen ) Bereich der Werkes und vor mir lag ein wunderschöner türkisblauer See. Auf der Wasseroberfläche sah man schon weiten zahlreiche Ringe tanzen, also Fischaktivität.

Was mich erst abschreckte waren etliche Verbotsschilder und Gefahrenzeichen. An dem See ist normalerweise absolutes Bade-, Angel- und Zugangsverbot. Umschlossen ist der See von einem hohen Zaun und einem dichten Neuwald. Also unberührtes Neuland. Mein Schwiegerpapa hatte aber den Schlüßel zum Tor erhalten und wir konnten runter ans Wasser.

Vor mir lag eines der schönsten Gewässer was ich seit langem gesehen habe. Sehr klares Wasser, wirklich türkisblau ( auch aus der Nähe ) und absolut unberührt. Mein Schwiegervater meinte, dass der Abbau an der Stelle seit 6 Jahren abgeschlossen ist und es seitdem keinen Eingriff durch den Menschen mehr gegeben hat. Angeln dürfen nur eine Handvoll Leute ( Freunde des Firmenbesitzers ) und es wird peinlichst darauf geachtet, dass kein Müll hinterlassen wird. Der See ist knapp 1 ha groß

Wir suchten uns ne schöne Stelle aus und brachten die Monatgen aus. Das Ufer fiel an der Stelle wo wir uns niedergelassen haben auf 5 Meter Entfernung um 6 Meter ab. Also ne richtige Steilkante und ich unterließ es das Ufer direkt an der direkten Wasserkante zu betreten.

An Fischen sind vorwiegend Weißfische und Karpfen im See. 2 Wochen vorher wurde ein 28 Pfund Spiegelkarpfen gefangen.

Wir fingen innerhalb von 3 Stunden knapp 60 Weißfische ( Brassen und Rotfedern - alle masig). Die größten Fische lagen bei über 40 cm ( Brassen ) bzw. 30 cm (Rotfedern). Einen Teil der Fische haben wir entnommen ( gab Samstag leckere Fischfrikadellen ), den Rest haben wir releast. Ein Karpfenbiss blieb uns leider verwehrt. Gegen Abend erlebten wir ein wahres Feuerwerk auf der Wasseroberfläche. 1000ne von Wasserringen durch steigende Fische, die Wasseroberfläche kochte regelrecht. Sowas habe ich hierzulande noch nicht gesehen. Der See ist wahrscheinlich randvoll mit Fisch. Leider mußten wir dann einpacken, da es dunkel wurde und wir im hellen das Gelände verlassen wollten / mußten.

Tag 3

Am 3. Tag war Angeln an einem Waldsee in der Nähe von Starogard Gd. angesagt. Der See ist öffentlich zugänglich und recht gepflegt. An Fischen soll so ziemlich alles drin sein, laut meinem Schwiegervater. Die Fläche ist ca. 2 ha und er ist recht flach.

Ich habe mich aufs Spinnen konzentriert, Schwiegervatern aufs stippen. Gefangen haben wir relativ schlecht, Schwiegervatern diverse Barsche (zu klein ) und ich 2 Hechte (20 cm und 55 cm - klarerweise releast). Aber nach den Vortagen war es mir egal. Das schöne war, dass man aufgrund des flachen Wasser, von der Wasserseite ans Schilf waten konnte. Ich hatte mir die Watthose geliehen und konnte so die Stellen beangeln. Das Wasser war kristalklar.

Abends haben wir dann die 3 Tage mit Vodka befeiert und ich habe wieder verloren :)

Samstags war dann ausspannen angesagt und Sonntags ging es dann zurück gen Heimat.

Mit Fotos kann ich leider momentan nicht dienen, meine Frau hat MEINE Canon 550 eos D in Polen vergessen. Muss also warten dass Schwiegereltern hier mal auflaufen oder bis zum nächsten Besuch - im September.

Abschließend kann ich festhalten, dass der Angelurlaub, auch wenn er schrecklich begonnen hat ein voller Erfolg war.

Die Gewässer in Nordpolen sind deutlich besser als man oft denkt. Sie sind sehr sauber, fischreich ( die von uns besucht ) und empfehlenswert. Es wird sehr stark auf die Nachhaltigkeit geachtet und die Ökologie wird groß geschrieben. Mein Schwiegervater hat penibelst darauf geachtet, dass ich alle polnischen Richtlinien einhalte und das wir keinen Müll hinterlassen. So macht Angeln Spaß.

So nun will ich mal Enden, hab glaube ich schon zuviel geschrieben. :) Für Fragen stehe ich aber gerne zur Verfügung.

Gruß Manuel
 
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Super Bericht. Braucht man in Polen eine Erlaubnisschein (Tageskarte) für ein Gewässer? Kenn mich leider nicht aus, wie da die Regeln sind.

Gruß
Andi
 
Ja, braucht man.

Wir haben in Bronovo pro Nase 25 Zloty und in Starogard 20 Zloty bezahlt.

Das sind umgerechnet 6,25 Euro bzw. 5 Euro.

Ich mußte beim Kauf auch meinen deutschen Fischereierlaubnisschein vorzeigen. Kontroliert worden sind wir aber den Gewässern nicht. Ohne Angelschein bzw. ohne Erlaubnisschein soll es aber sehr teuer werden. Laut meinem Schwiegervater bis zu 10.000 Zloty Strafe - im Wiederholungsfall Haft. Daher nicht einfach losziehen, lieber einen Schein holen.

Gruß Manuel
 
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