Angelerlebnisse -  Bornholm-Urlaub 2010 - echt fett!

Florian R.

Allrounder
Hallo Leute,

ich bin am Samstag zurückgekehrt vom alljährlichen Meerforellenurlaub :angler: auf Bornholm und es war im wahrsten Sinne des Wortes fett ;) aber alles zu seiner Zeit.
Am 04.03 ging es nachts halb 5 mit meinen Eltern und meiner Freundin auf den Weg nach Sassnitz um dort mit der Fähre nach Bornholm rüber zusetzen. Nach der obligatorischen Schlüsselabholung erreichten wir 16:30 unser Ferienhaus. Wir packten aus, genehmigten uns nen Kaffee und machten das Gerät fertig, schliesslich sollte noch ein kurzer Antester an der Küste gemacht werden ;).

In typischer Vorfreude verfolgte ich die ganz Woche vor dem Urlaub die Windverhältnisse und die Wassertemperatur der Ostsee. Der lange Winter machte uns etwas Sorgen und wie befürchtet hatte die Ostsee um Bornholm trotz der letzten wärmeren Wochen gerade mal 3 Grad. Nicht gerade die besten Bedingungen, wenn man weiss, dass die Mefos im Temperaturfenster von 5-10 Grad am gängigsten sind bzw. kaltes salziges Wasser nicht mögen.

Ankunftstag, Tag 1+2:
Bei optimalen Windverhältnissen (auflandig und Stärke 2-4) fuhren wir die Stellen an, welche die vorherigen Jahren gute Ergebnisse brachten.
Lange Rede kurzer Sinn, hier waren die Meerforellen einfach noch nicht. Das Wasser schien einfach zu kalt bzw zu tief zu sein, als dass die Meerforellen sich dort aufhielten. Auch am Uferbereich war sehr wenig Leben im Blasentang-wenig Tangläufer und gar keine Garnelen. Resignation machte sich breit. Bis zum Abend des zweiten Tages hatten wir nicht einen Kontakt und gerade mal einen Fisch springen sehen. Am Abend konnte mein Vater dann eine gute Meerforelle in einer flacheren Bucht landen, jedoch ist diese Quote für Bornholm echt ungewöhnlich.

Tag 3:
Es war klar, dass wir etwas an unserer Taktik ändern müssten um nicht gänzlich im fischleeren Raum zu fischen. Beim Frühstück durchstöberten wir nochmal den Angelführer. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir es einfach mal an einem flacheren Küstenabschnitt an der Südküste versuchen müssen. Hier müsste sich das Wasser im Laufe der sonnigen Bornholmer Tage schneller erwärmen und eventuell sind dort mehr Nahrungstiere und somit auch die Mefos anzutreffen. Gesagt getan nahmen wir eine fast unbekannte Stelle in Angriff. Ein typischer leopardenbodiger Küstenabschnitt mit Riffen und Buchten, der auf Wurfweite wohl nicht tiefer als 2,5m war. Der Vormittag verlief schleppend. Aus der Distanz konnte ich jedoch erkennen, wie mein Vater einen blanken Silberling in einer Bucht keschern konnte. Das machte
Hoffnung und ich entschied mich mein Riff zu verlassen und die entgegengesetzte Bucht watangelnd zu begehen. Nach bestimmt 300m sank auch hier so langsam meine Hoffnung, bis es wie meistens dann aus heiterem Himmel einen Ruck in 15 Meter Entfernung gab. Der Auto-Anhieb kam noch in gewohnter Weise und eine schöne blanke 50er versuchte sich mit akrobatischen Sprüngen vom Blinker zu befreien und lieferte eine spritzigen Kampf. Letztendlich musste sie aufgeben und ich hatte mich endlich entschneidert. Der Bann war gebrochen wir hatten die Fische gefunden dachte ich.
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Danach fischte ich die Bucht noch zuende, konnte aber keinen Kontakt mehr verzeichnen, und ging somit zum Auto zum wohl verdienten Mittagssnack.
Der Nachmittag sollte noch einige Überraschungen auf Lager haben.
Nach dem Essen ging ich mit meiner mitangelnden Freundin wieder auf das Riff vom Vormittag, dass ungefähr 60m ins Meer hineinragte. Wenn der Fisch da ist, muss er zwangsläufig an dieser Stelle vorbei, um von einer Bucht zur nächsten zu gelangen. Nach ein paar Würfen kam gleich ein Biss und eine Mittvierziger konnte von mir gelandet werden. Danach war erstmal Ruhe. Wir genehmigten uns im Wasser ein Schluck aus dem mitgeführten Blechbrötchen und griffen dann wieder an. Mit dem ersten Wurf nach dem Bier legte meine Kleine erstmal erstklassig vor und konnte nach hektischem Drill eine super 60er Mefo landen. Pah das gute alte Anfängerglück hatte mal wieder zugeschlagen dachte ich mir, aber freute mich riesig für sie, da sie kurzentschlossen in den Urlaub mitgekommen ist und eigentlich nur einmal im Frühling Hornis mit der Wasserkugel auf Rügen geangelt hat. Nach diesem Fang war sie aber scharf wies Messer und gar nicht mehr aus dem Wasser rauszubekommen ;) Jetzt muss ich aber nachziehen meinten wir beide.
Dann war wieder ne halbe Stunde Ruhe. Ich feuerte meinen Blinker in die linke Bucht, genau auf die Sandbank. 10 Meter vor gab es auf einmal ein dicken Schwall dort wo mein Blinker war. Ich sagte noch zu ihr:"da schau mal was war das fün fetter Schwall", als es beim Aussprechen derbe auf 8m Distanz einschlug. Was fürn geiler Biss! Auf kurze Distanz wälzte sich die Mefo an der Oberfläche-die entscheidende Phase im Mefodrill meiner Meinung nach-blieb aber am Band und kam dann in die Schwimmlage und zerrte erstmal ein paar Meter Schnur von der Rolle ehe sie zu einigen imposanten Sprüngen ansetzte. Ich dachte ich guck nicht richtig, ne Mittfünfziger mit Karpfenform schoss immer wieder raus und fing an mich auch noch zu umkreisen. Wahnsinn anscheinend war heute Überspringer-Tag, diese Fischen sind topfit und kämpfen noch 2 Klassen höher als normale Mefos die im Winter abgelaicht haben. Nach bestimmt 5-6 Minuten konnte ich den 58cm Fisch dann landen, versorgen und ein schönes Foto schiessen lassen.
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Irgendwie sieht sie aber nicht so fett aus auf dem Bild aber die Körperform war gleich einer noch später gelandeten ;)
Nach weiteren 45 Minuten ungefähr bekam ich auf 50 Meter Entfernung abermals einen knallharten Biss und merkte gleich, dass sich hier eine noch bessere am Blinker vergriffen hatte. Mit einigem Sprüngen zeigte mir auch diese Forelle, dass sie zur blanken Powersorte gehört, die obligatorischen Sprints mit Bremsensingen im Nahbereich mit inbegriffen.
Einfach geilo!! Den Drill hab ich auf Video, aber keine Ahnung ob ich das ohne Youtube etc Account einfach einbinden kann. Mit eurer Hilfe bekomm ichs aber bestimmt hin. Danke schonmal.
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68cm zeigte das Maßband und sie hatte bestimmt 7 Pfund auf den Rippen.
Was für ein Sternstundentag. Konnte es noch besser kommen?!

Tag 4:
Es konnte! Wie auf den Bildern zu erkennen ist, war es an Tag 3 fast windstill. Am vierten Tag hatte der Wind etwas aufgefrischt, kam aber leicht seitlich auflandig, was das Angeln durch große Schnurbäuche und gefühlte Kälte etwas unangenehmer machte. Wir steuerten natürlich den selben Küstenabschnitt wieder an. Der Vormittag verlief ähnlich dem Vortag ohne Kontakt. Am Nachmittag wieder der obligatorische Riffgang mit der Kleinen. Gleich zu Beginn verlor und fing ich eine knapp maßige Mefo, dann war aber wieder Ruhe. Es deutete sich an, dass das Vortagsergebnis nicht zu erreichen ist. Der kalte Wind und die fehlenden Fische führten auch dazu, dass meine Kleine das angeln mal sein liess und sich einem Buch widmen wollte. Sie hörte auf und ging zum umziehen zum Auto.

Da stand ich nun alleine, hatte meinen Glauben an den Erfolg aber noch nicht verloren. Und dann passierte es! Nach einer halben Stunde rausfeuern knallte es wieder auf 50 Meter Entfernung und was ich dann sah, liess mir die Beine zittrig werden und das Herz in die Hose rutschen. Direkt nach dem Biss schleuderte sich ein gewaltiger silberner Körper 3 mal aus dem Wasser und klatsche so brachial wieder auf, dass ich es bis vorne hören kannte. Oha das ist der Traumfisch dachte ich mir, jetzt cool bleiben und keinen Mist verzapfen. Der Fisch schwamm quer und es war echt das erste Mal, dass ich mit durchgebogener Rute eine Mefo nicht dirigieren konnte. Die Bremse war ebenfalls recht hart eingestellt, was sie aber nicht hinderte einfach mal 20 Meter abzuziehen. Innerlich musste ich feiern, wie geil das war, wenn ein Fisch so brutal abzieht, auf der anderen Seite das ständige Angstgefühl den Traumfisch zu verlieren. Nach den ersten 5 Minuten des Drills kam der Fisch dann so auf 10 Meter ran und zog seine Bahnen im bauchtiefen Wasser. Dann nochmal 2 oder 3 Sprünge auf die kurze Distanz gefolgt von nem 30 Meter Sprint dorthin, wo sie vor 3 Minuten war! Alter ich dachte ich spinne, die will mich fertig machen. Es war ein ständiges Vor- und Zurück, wo bei die Fluchten glücklicherweise immer kürzer wurden. Der Haken schien gut zu sitzen dachte ich mir, jetzt musst du es nur noch abgeklärt runterspielen, wie eine gute Fussballmannschaft eine 2:0 Führung. Im Klaren Wasser konnte ich diesen Koffer immer wieder seine Bahnen ziehen sehen und der Anblick beschleunigte den Puls jedes mal aufs neue. Die Dicke wurde immer müder und begann sich quer zu legen, was mich dazu bewegte ein paar Meter auf sie zu zu gehen. Das fetzt nicht, dachte sie sich und zog abermals ein paar Kreise um mich herum. Doch dann wars geschafft, sie legte sich quer, ich schob ihr den Kescher unter, schaute rein und legte einen sauberen Jubelschrei der Erleichterung hin.
Das gibts nicht dachte ich, was für ein Super Fisch, sowas fängt man auch hier nicht alle Tage, besser gesagt 7 Jahre nicht, wie in meinem Fall. Ganz locker meine PB, vor allem der Körper..zu geil.

Aber seht selbst:
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74cm, 11 Pfund und 49 cm Bauchumfang. Der absolute Hammer für jeden begeisterten Meerforellenangler.
5 Minuten später kam meine Freundin mit Buch in der Hand den Standaufgang runter. Breit grinsend watete ich hinaus und präsentierte stolz wie Oskar meinen Fang. Auch ihr fiel die Kinnlade förmlich runter, genau wie meinem Vater, der später dazukam.

Tag 5+6:
Wie sollte es auch anders kommen, schneiderte ich nach den 2 Sahnetagen am 5ten Tag erstmal ordentlich ab ;) Ansparangeln andersrum dacht ich mir.
Am letzten Tag frischte es deutlich auf und wir konnten nur noch bis Mittag an der Südküste fischen. Als krönender Abschluss gelang mir noch der Fang einer schönen schlankeren 70er Bornholm-Mefo.

Nach schwierigem Start ist doch noch eine super Woche draus geworden, die ich so schnell nicht vergessen werde. Fernweh ganz klar mit eingeplant..

Liebe Grüße und Petri

Flo
 
Hi Flo,

dickes Petri zu den Silberbarren! :respekt

Spitzenbericht und schöne Bilder - will auch...:wein

Gruß Thorsten
 
Meinen größten Respekt für diesen klasse geschriebenen Bericht . Das war so wie wenn ich direkt daneben stehen würde . Petri zu den Forellen und immer weiter so . Gruß Hansi
 
Hallo Florian,
megageiler Bericht und tolle Bilder die Du da verfaßt hast.:respekt
Habe mir den Bericht gleich zweimal durchgelesen so spannend war es.
Wünsche Dir und Deiner Freundin noch viele glückliche Stunden am Wasser mit vielen dicken Fischen.

Gruß Bernd
 
Petri und danke für den schönen Beitrag.
Bornholm, das ist schon eine Klasse für sich.
Die Meefos sind einfach einsame Klasse.
Nicht so fette kurze Teile.
Sondern ein schöner schlanker und starker Stamm.
Ich war das erste Mal 96 dort und nicht mit dem Boot unterwegs.
Konnte aber trotzdem noch drei tolle Teile verhaften.
Vom Ufer aus auf einen Donnerstag Abend innerhalb einer Stunde.
4,5, 5 und nochmal 4,5 Kilo schwer.
War etwas östlich von Svaneke.
Ein kleiner Naturanleger.
Svenske Haven hieß die Örtlichkeit.
Am nächsten Abend hatte ich dort, ebenfalls vom Ufer aus mit meiner leichten drei
Meter Spinnrute und 7-28g Wg.,
innerhalb einer guten Stunde fast 25 Kilogramm Filet vom Dorsch.
Fische von bis zu 80 cm Länge auf einen 12 Gramm Toby.
Tolles Bornholm
Gruss Armin
 
Vielen Dank für die bisherigen Glückwünsche und die positive Resonanz. Werd schauen wieder öfter Berichte zu schreiben, wenn ich mal zum Angeln gekommen bin.
 
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