Angelerlebnisse -  Lanzarote im Winter

Thunfisch

Super-Profi-Petrijünger
Gutachter-Kollegium
moin,

dann will ich mal von meinem Ausflug an den Atlantik erzählen.
Eine Woche Zeit, mich meiner Lieblingsdisziplin - der Meeresangelei - zu beschäftigen und das bei moderaten Temperaturen. Sowas läßt die Vorfreude steigen, sogar wenn der Flieger schon um 4:00 Uhr morgens abhebt. Mein Freund Federico hat mir schon per Mail versprochen, diesmal die ganze Woche mit mir am Wasser zu verbringen. Die Gelegenheit jede Menge Neues zu lernen und dabei natürlich auch Fische zu fangen. Sein Restaurant hat er leider verkauft - bisher die Anlaufstelle meiner Fänge.
Nachdem er mich am Hafen von Caleta abgeholt hat, haben wir uns gleich zum Fischen verabredet. Um 15:00 Uhr stand ich bereits am Wasser. Was für ein Kontrast zum Schneeschauer beim Abflug.

picture.php


Gefangen haben wir an diesem Nachmittag außer dem obligatorischen Lizzardfisch rein garnix. Das sollte so natürlich nicht bleiben, daher haben wir beim Feierabendbier schon den Plan für den nächsten Tag geschmiedet. Sofern es der Wellengang erlaubt, sollte die Nordküste von Graciosa befischt werden. Leider hatte sich schon seit einer Woche eine zügige Nordwest Strömung eingenistet, die die Wellen bis zu 4 Meter hoch auftürmten. Da bleiben nur eine Handvoll Angelstellen übrig. Und selbst die sollten nur um die niedrigste Tide aufgesucht werden. Die nötige Ausrüstung um nah ans Wasser zu kommen, konnte ich mir ausleihen. Am nächsten Tag ging es dann zunächst dahin:

picture.php


An der Ostküste waren zwar die Wellen kleiner, die Fische ließen sich aber auch nicht blicken. So konnte das mit meinem Vorsatz den Bluefish zu ärgern nichts werden. Also Stellungswechsel, dank dem Landrover konnten wir so in den folgenden Tagen verschiedene interessente Stellen aufsuchen. Einige hätte ich wohl auch gefunden, bei anderen bin ich mir da nicht so sicher. Viel wichtiger ist aber die Theorie, die hinter der Angelstelle steht. Hier mal ein Beispiel:

picture.php


Klar, da wo ich das Männchen eingezeichnet habe, steht man halbwegs sicher, aber warum in den flachen Bereich werfen, wenn man doch mit schwerem Popper auch die offene See erreichen kann?
Das liegt am Jagdverhalten der Räuber, hier dem Seabass. Der zieht nähmlich mit der letzten großen Welle in den Flachbereich und hat dann dort ca. 20 Sekunden Zeit, Beute zu machen, bevor er mit der Strömung wieder das offene Wasser aufsucht. Diesen Moment muß man abpassen und dann den Popper oder flach laufenden Wobbler schnell durch die Gischt ziehen. Dann klappt es auch mit dem Fisch.

picture.php


Der hier hatte knapp unter 3 Kg und sollte für die ganze Familie zwei Tage später ein leckeres Abendessen abgeben - denn natürlich hatte Federicos Ex-Koch längst eine neue Kneipe übernommen und bestand auf der Zubereitung. Ein Jammer, dass ich davon kein Bild gemacht habe...

In den folgenden Tagen wollte ich mich aber bevorzugt dem Bluefish widmen und so zog ich alleine an die Leeseite der Insel. Es sollte doch möglich sein, dort ein Exemplar zu erwischen. Letztlich wurden es ein Dutzend. Leider nur die kleinen Exemplare aber die haben schonmal angedeutet, was in ihnen steckt... Gebissen haben sie auf alles, was sich im Wasser schnell bewegen läßt. Bei Wobblern spielt die Größe keine Rolle und selbst ein Bleikopfspinner kann so im Meer erfolgreich sein:

picture.php


picture.php


Neben den Bluefish gingen noch radkappengroße Brassen auf die tiefer geführten kleineren Wobbler. Alle echte Kämpfernaturen, so ganz anders als ihre Süßwasserkollegen. Ein Barracuda-Jüngling von ca. 50 cm wurde ebenso schnell wieder released wie ungefähr ein Dutzend Gabelmakrelen die alle knapp unter einem Kg wogen.
Der Höhepunkt war aber ein stattliches Exemplar eines Dentex, der in allerkürzester Zeit ca 50 Meter Schnur von der Rolle zog. Eine gut eingestellte Bremse ist hier Pflicht. Mein Kardinalfehler vom letzten Jahr, die zu fest eingestellte Bremse, wurde mir zum Glück schon früh ausgetrieben. Dieser Fisch brachte es auf genau 5,5 Kg und zählt zu einem der besten Speisefische. Die Händler im Ort hätten uns den aus den Händen gerissen...

picture.php


Um den richtig großen Blue an die Rute zu bekommen, haben wir es noch mit ganzen Köderfischen versucht. Das war allerdings nicht wirklich erfolgreich. Welche Montage zum Einsatz gekommen ist, zeigt das Bild:

picture.php


Ich kann nur sagen, eine durchaus gelungene Woche, in der ich eine Menge Spaß hatte. Ich wurde sehr kompetent in die marine Welt rund um die Insel eingeweiht und das auch durch einige Ranger des dortigen Marine Reservat, die die Küste und das Leben über und unter Wasser perfekt kennen.
Fazit: ich war jetzt zum sechsten Mal dort und die Insel hat nichts von ihrem Reiz verloren. Den "Grand Slam" - dazu gehört noch der Thun, der Amberjack und der Sailfish - habe ich verpasst, aber irgendetwas muß ja für die kommenden Jahre noch zu erledigen sein... :grins

Die Insel sieht mich nächstes Jahr wieder!

Gruß Thorsten
 
Hallo,
schöner Bericht. War diese Jahr auch schon auf den Kanaren (Gran Canaria) zum Angeln.
Echt super Landschaft und super Fische.
Gruß
Philipp
 
Muss man sich auf Lanzarote eigentlich eine Tageskarte oder was ähnliches zulegen??

Hi Torben,

wie ich schon geschrieben habe gehört die kleine Insel zum größten Europäischen Marine Reservat (la Graciosa Island, Montaña Clara, Roque del Oeste, Alegranza, Roque del Este and North coast). Vor Ort ist ein Büro am Hafen und dort soll es auch die Erlaubnisscheine geben.
Letztes Jahr habe ich zusammen mit meinem Freund versucht von denen die benötigten Unterlagen zu bekommen. In den Amtsstuben stellte sich dann heraus, dass diese Papiere nicht vorrätig waren mit der Konsequenz das ich eben ohne Angeln durfte.
Dort kennt eben jeder jeden und sich im Büro vorzustellen, seinem Wunsch Ausdruck zu geben, alle benötigten Papiere wirklich haben zu wollen, hat denen offenbar gereicht. Dieses Jahr haben wir uns mehrfach vor und nach den Angeltrips mit den "Offiziellen" unterhalten. Die Forderung nach einem Erlaubnisschein kam überhaupt nicht zur Sprache - vielleicht auch weil mein Begleiter dort bekannt ist wie ein bunter Hund...

Das kann selbstverständlich an anderen Orten unter anderen Umständen anders aussehen. Daher immer zuerst ins Hafenamt oder die lokale Polizeistation gehen und nachfragen. Vor ein paar Jahren habe ich mir die Karte (gilt für ein ganzes Jahr) besorgt, die Kosten halten sich in Grenzen.

Gruß Thorsten
 
Hallo Thorsten!:)

Klasse Bericht!
Da kommt doch gleich wieder die Neigung und Erinnerungen von Gran Canaria hoch!
Ich danke dir für deinen schönen Bericht.;)
Zwar hat es auf Gran Canaria noch nicht mit Bluefishes geklappt, aber dafür hat es mit den zahlreichen Barakudas und Meeräschen sowie Gelbstriemen auch Spaß gemacht an einer 5-20 g Rute;)

LG Svenno
 
Atlantik ist schön zum Fischen, aber auch schwer was zu fangen!

Hi Raubfischprofi,

das kann man so nicht stehen lassen. Es ist absolut nicht schwer da einen Fisch aus dem Wasser zu holen - ein bisschen Grundwissen vorausgesetzt. Schwierig wird es, wenn du dir einen bestimmten Zielfisch vorgenommen hast. Dann muß auch Glück dazukommen, sonst wird das nix.
Beim Köfi angeln haben wir in wenigen Minuten dutzende von Gelbbandstriemen und kleinen Gabelmakrelen gefangen, kein Problem. Der beste Tip ist folgender:
Kauf dir alte Gambas und gefrorene Sardinen, zerkleinere die, misch das was übrig bleibt mit Sand und dann das Ganze über Nacht einfrieren. Vor dem Angeln und währenddessen immer mal wieder ein paar Brocken ins Wasser werfen. Der Effekt ist phänomenal, nicht nur die kleinen Fische auch die Räuber werden magisch an deinen Angelplatz gelockt.

Gruß Thorsten
 
Danke Thunfisch, ich meinte natürlich eine Bestimmte Art zu fangen ist schwer.
Kleine Fische hab ich auch etliche gefangen, aber große und schmackhafte habe ich nur selten gefangen(damals war ich 9 Jahre alt). Nächstes Jahr im Sommer gehts bei mir auch nach Lanzarote mit nem Freund.
 
Zurück
Oben