Naturköder -  Die Wollhandkrabbe - der verkannte Köder

bonobo

Profi-Petrijünger
dort wo sie vorkommt, kenne ich keinen Angler, der sich über diese Plagegeister nicht aufregt. So sind sie doch meist der Übeltäter von blanken Haken (soweit sich der Haken noch am Vorfach befindet), aufgerauten Vorfächern und zwischen Steinen festsitzenden Montagen.

Auch wenn die Nachteile überwiegen, kann man ihr auch gutes zusprechen. Sie sind die Müllabfuhr unter Wasser und wohl auch ernst zu nehmende Gegner von neuen Invasoren wie der Kessler-Grundel. Zudem sind sie DER Köder schlecht hin! Die Präsentation ist jedoch nicht immer leicht. Bisher haben sich bei mir folgende drei Methoden bewährt...

  • Die bequemste Variante:
    An einer Grundmontage wird ein mittleres Beinglied angeboten. Eine der drei Beinflanken sollte vorsichtig aufgeschnitten werden, so dass der Köder unter Wasser riecht. Durch eine weitere Flanke wird der Haken befestigt, dazu den Köder auf den Rundbogen des Hakens schieben, damit der Widerhaken bei Biss gleich greifen kann. Dazu folgende Skizze...

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    Mit dieser Methode konnte ich am Rhein bisher Wels, Döbel und Aland fangen. Leider vergreifen sich auch die Krabben an den Köder bzw. das Fleisch wird von der Strömung ausgespült. Versuche ohne Aufschnitt einer Flanke blieben bisher erfolglos. Die Montage sollte nach 20 Minuten überprüft werden.

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  • Die aufwendigste, aber erfolgreichste Variante:
    Im Rhein bei Bonn erreichen die Krabben schon beachtliche Größen, so dass man auch nur mit dem Fleisch aus der Schere angeln kann. Das könnte in der Elbe schon wieder anders aussehen, dort fing ich bisher nur zwei kleine Krabben mit einem Körperdurchmesser von ca. 3 cm. Hier mal zwei Bilder von der Größe der Rheinkrabben...

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    Wenn man das Fleisch ganz vorsichtig herauspult, finden man in der Mitte der Fleischschicht eine kleine dünne Platte... dort den Haken einfach vorsichtig durchstechen. Vor und nach dem Fleischstück kann auch ein kleines Stück vom Panzer auf den Haken gezogen werden, so dass eine Konterung vorliegt und der Köder nicht verrutscht. An der Schere können auch kleinere Panzerstücken dranbleiben.
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    Ich biete den Köder immer mit einer Posenmontage an, damit der wertvolle Köder nicht von den Krebsen gestohlen wird.
    Mit dieser Methode habe ich bisher Aal, Wels und Barsch überzeugt. Besonders der Aal fährt darauf ab - solange der Köder hält, kein anderer Fisch schneller ist, hat man mit dieser Variation eine Aalgarantie. Der bisher einzige Köder, der den Tauwurm "schlägt".

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  • Dritte Variante:
    Alle Gliedmaßen abtrennen und evtl. für Variante 1 nutzen. Dann die Krabbe mit einer Haushaltsschere durchschneiden oder mit dem Messer trennen und den oberen Panzer sowie den eingezogenen Schwanz entfernen. Unbedingt den gelblich, braunen Tran dranlassen (Lockwirkung!!). Den Haken wieder so befestigen, dass der Widerhaken im Fischmaul greifen kann. Ist nach 20 min kein Biss erfolgt, sollte der Köder gewechselt werden, da in der Regel der lockende Tran und das wenige Fleisch durch die Strömung ausgespült wurde.

    Mit dieser Methode konnte ich Wels und Döbel herausbefördern.

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Aber Achtung. Krabben scheinen nicht nur Aale anzuziehen, sondern auch große Waller. Dieses Vergnügen hatte ich bereits 3 Mal und verließ den Platz nicht nur als zweiter Sieger sondern auch mit drei statt zwei Rutenteilen. Kräftiges Gerät ist Pflicht.

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Beschaffung:
  • An der Staustufe Geesthacht läuft die Wollhandkrabbe über Land. Wer hier wohnt, lebt im Köderparadies. Siehe auch Link

  • Bezug über den Fachhandel: Gefrorene Wollis können zwar bestellt werden, jedoch konnte ich bisher nur mit frischen Krabben fangen. Wer es dennoch probieren möchte, kann sich beim Angelfachmarkt ´cool crab´s` in Laave (Telefon: 038845 / 4 45 94 mobil 0172-1747352) tiefgefrorene Wollis bestellen. Ich habe mich dort letztes Jahr erkundigt:
    Mindestbestellwert 30 € zuzüglich MWSt + 15 € versand = 8 - 10 Krabben für 50 €.

  • Einige Angelvereine (vor allem in Niedersachsen) fischen regelmäßig ihre Gewässer nach Wollhandkrabben ab und verkaufen diese an chinesische Restaurants.

  • Die Suche unter Steinen oder in anderen Verstecken.

  • Pödern, dazu Fischreste und Steine in ein Zwiebelnetz einwickeln. Dort bleiben die Wollhandkrabben mit ihren Scheren hängen. Die Erfolge sind allerdings sehr dürftig und die Methode klappt nur Nachts.
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Die Beschaffung außerhalb der Elbe ist also nicht so einfach oder sehr teuer, daher auch meine Frage an Euch, kennt ihr erlaubte Fangmethoden oder andere Bezugsquellen von Wollhandkrabben?

Wie sind Eure Erfahrungen mit der Krabbe als Köder?


Also, tretet demnächst nicht wütend auf die Krabben ein oder schmeißt sie achtlos in die Ecke. Setzt sie lieber zurück, allerdings tot und mit nem Haken.

Viel Erfolg beim Testen
wünscht Bono
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bonobo
Auf den hinteren Seiten der Zeitschrift " Blinker " gibt es einen Händler der Drahtreusen für den Fang von Krebsen und anderem Getier anbietet .
Allerdings sind Reusen nicht überall erlaubt !
Gruß
Nighthunter
 
Hallo bonobo,

versuch es wegen der Beschaffung von Wollhandkrabben mal beim Fischer. Die haben die Dinger ja ständig in ihren Reusen, welche dadurch früher oder später beschädigt werden. Da fällt bei mehreren Reusen schnell mal ein Eimer voll ab. Als Kind habe ich die Krabben öfters an einem Wehr (Havel / Elbe ) gefangen. Die krabbeln dort aus der Elbe, laufen über Land um das Wehr und in die Havel. Kann man sich schwer vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat. An der Havel gibt es einen Fischer, der verkauft die Krabben an Asiaten, welche diese als Delikatesse schätzen. Ansonsten soll auch eine Senke mit Fischresten erfolgversprechend sein....

Gruß Havel
 
Vor Jahren als ich noch in Hitzacker gewohnt habe, habe ich eine Rute nur für Wollis benutzt. Da Bewohner des Ortes mit maximal 5 Ruten angeln dürfen, hatte ich eine mit einem Stahlvorfach und Einzelhaken bestückt. Sobald sich etwas an der Rute tat, zog ich sie vorsichtig ein. Meistens hatte sich eine Wolli die mit der Schere versuchte das Stahlvorfach zu durchtrennen
 
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