Angelerlebnisse -  Aal besiegt Aberglaube

bonobo

Profi-Petrijünger
Was haben Angler mit Fußballern gemeinsam. Na klar – immer wieder dieser Aberglaube.

Eine Marotte von mir ist, ohne Kescher loszuziehen. Frei nach dem Motto – irgendwie kommt der Fisch schon an Land. Die Ursprünge dieses Glaubens sind tief in meiner Jugendzeit verankert. Damals zog man stets ohne Kescher los. Man nahm lediglich eine Angel und ein Glas mit selbstgefangenen Würmern mit. Und die Erfolge gaben uns Recht. Ohne Kescher fängt man mehr. Was haben wir damals für Fische gefangen. Selbstverständlich kam der Kescher schon einige Male mit. Aber genau an diesen Tagen blieben Fänge aus.

Nun muss ich gestehen, dass ich diesen Aberglauben abgelegt habe, geheilt bin. Dafür sorgte ein neuerliches Ereignis. Es ging zu einem kurzen Familientreffen in die alte Heimat nach Mecklenburg. Besucht wurden meine Eltern auf ihrem Grundstück. Unglücklicherweise :zwinkernd befand sich in der Nähe des Treffens ein idyllisches Gewässer. Die Anreise wurde selbstverständlich so geplant, dass noch zwei drei Stunden bis zum Treffen Zeit sein sollten. Womit diese kostbare Zeit verbracht wurde, ist jedem klar. Also Angeln raus aus dem Kofferraum und runter zum See. Bedingt durch die negativen Berichte Einheimischer :nein: und meinen Erfahrungen an diesem See, konnte ich davon ausgehen, dass ich nichts Großes fangen würde. Also zog ich mal eben los – selbstverständlich ohne Kescher.

Es ging also mit meiner Freundin zum frische Luft schnappen ans Wasser. Um Madam nicht zu langweilen, holte ich neben meinen Grundruten eine Stippe hervor. Schon allein aus dem Grund, um mir nachher wieder anzuhören: „Du hast wieder mal nichts gefangen“.

Nach kurzer Zeit fing ich eine kleine Plötze auf besagter Stippe. Trotz Beschwerden: „Och setzt den Fisch doch wieder rein, der ist so niedlich, schau mal wie der schnappt …“ sah ich mich durch meine innere Stimme gezwungen, den Plötz in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Er landete als KöFi an einer meiner Grundruten!

Nach zwei Stunden musste ich feststellen, dass auch ich dem See wieder einmal nichts nennenswerte entnehmen konnte. Da die Sonne mittlerweile nicht mehr direkt den Angelplatz beschien und ein sonnen nicht mehr möglich war, quengelte auch meine bessere Hälfte, dass Angeln einzustellen.

Also fing ich an gaaaaanz langsam meine Sachen zu packen. Darauf folgte das Einziehen meiner ersten Grundrute. Doch Moment, was sehe ich da im Augenwinkel. :shock Sehne läuft von der Rolle der zweiten Grundrute!! Hier in diesem See ein Biss auf Köderfisch! Das kann nicht sein. Zur Bestätigung frage ich meine Freundin: „Siehst Du, wie die Sehne runter läuft“. Ein kurzes nüchternes „Ja“ nehme ich noch wahr. Dann fängt das Herz an zu rasen, die Knie schlottern. Was kann das für ein Fisch sein? Ein Aal? Nein, es ist 14:00 Uhr. Ein Zander? Zu nah am Ufer und zu hell. Ein Hecht? Ja, es wird ein Hecht sein.
Doch der Biss ist nicht Hechttypisch. 20 Meter Sehne hat er genommen und hört plötzlich auf. 10 Sekunden bangen und hoffen, dass die Sehne gleich weiterläuft. Ja Sie läuft weiter. Also doch ein Aal?

Anhieb!

Die Rute ist gebogen. Ein Hänger! Nein…da zappelt etwas. Ich sag: „Das ist ein Großer“. Sie: „Soll ich Dir irgendwie helfen?“. Ich: „Geh hoch und hole einen Kescher, beeil Dich!“. Sie: „Soll ich jetzt etwa alleine durch den Wald?“. Mit verzerrtem Gesicht schaue ich Sie an und sage unsanft: „Ja!“.

Die Zeit vergeht und der Fisch kommt näher. Er lässt sich an der Oberfläche blicken. Die letzten Zweifel sind ausgeräumt. Es ist ein Aal! Aber was für Einer. Doch wo bleibt meine Hilfe. Der Aal befindet sich bereits 10 Meter vor Land.

Es wird Zeit für eine Alternative. Zunächst den Aal zehn Meter vor Land halten und die Schuhe ausziehen. Anschließend mit Jeans ins Wasser. Der Aal hängt weiterhin am Haken. Meine ersehnte Gehilfin mit dem Kescher ist noch immer nicht in Sicht. Nun zieht der Aal in Richtung eines im Wasser liegenden Baumes. Massiv steuere ich entgegen. Der Abstand zum Baum wird immer geringer. Jetzt bleibt nur noch eins. Der Aal muss an Land. Es gelingt mir den Aal direkt vor meine Füße ins 20 cm tiefe Wasser zu holen. Doch an Land kann ich ihn nicht ziehen, das Ufer ist zu steil – der Aal zu schwer.

Ein Blick in den Wald! Niemand mit Kescher zu sehen. Jetzt muss ich versuchen ihn zu greifen!! Mit der bloßen Hand ein sinnloses Unterfangen. Ein Grasbüschel ist auch nicht in der Nähe. Da kommt mir die Blitzidee: „Mein T-Shirt“ :idee: . Dem ersten Angriff kann der Aal widerstehen. Auch der zweite Greifversuch scheitert. Immer mehr Zweifel kommen auf. Jetzt schlängelt der Aal vor meinen Füßen und wird wohl doch Sieger sein. Mein Blick fällt wieder in den Wald. Negativ. Ein Kanu paddelt vorbei – vielleicht ein Angler? Nein, Touristen. Sie fangen an, spöttisch zu lachen. :hahaha: Verständlich, schließlich steht da ein Verrückter mit Jeans im Wasser und drückt sein T-Shirt unter die Oberfläche!
Zurück zum Geschehen: Ich setze zum dritten Versuch an. Ein guter Griff – der Aal ist fixiert - schnell schleudere ich den Aal auf Land. Es ist geschafft.

Das Messen ergab 94 cm und 1800 Gramm.

5 Minuten später kam meine Freundin. Sie hatte sich verlaufen!! Böse war ich ihr nicht. Denn schließlich rettete sie mir den Abend, indem sie für mich Ersatzklamotten mitgenommen hatte. :schmatz

Seit diesem Tage habe ich nun immer einen Kescher dabei. Gefangen habe ich seitdem nichts!
 

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Lustige Geschichte die dir da passiert ist. Tja, aus Fehlern lernt man...
Einen schönen Brocken konntest du am Ende dann doch noch landen, :respekt und Petri Heil weiterhin.
 
Da hat jemand seine Berufung als Autor gefunden ! Sowas macht Spaß zu lesen.
Peri Heil zu diesem Fisch, weiter so !
Gruß Jens
 
Danke für die vielen Petri´s. :prost
@ Aalhaken 2: tolles Benutzerbild hast Du. Da hab ich ja "nur" den kleinen Bruder gefangen! Dein Aal geht ja schon als Conger durch.
 
...Na Petri Heil! Und: Du solltest ein Buch schreiben- so einen bildhaft schönen Angelbericht habe ich selten gelesen! Hochachtung!
Min Fru secht: Findet sie auch wunderschön. Das mit dem Verlaufen hätte sie auch hinbekommen!
 
Aal mit T-Shirt

Hallo!

Sehr spannend geschrieben und schöne Bilder :respekt !!!
Das ist ja wirklich ein schönes Teil von Aal und wenn deine bessere Hälfte das T-Shirt wieder hingekommen hat sind ja alle zufrieden :hahaha: .
Ich wünsche dir weiter so viel Glück

PETRI HEIL und MfG heiko140970
 
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