Besondere Erlebnisse -  Alptraum eines jeden Spinnfischers

Yannik

Petrijünger
Gestern an unserem Vereinsgewässer habe ich etwas erlebt, was ich, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, in die Anglerlatein-Schublade schieben würde...

Ich fischte vom Kahn aus in unserem Vereinsgewässer mit einem 25 cm Wobbler auf Hecht. Es dauerte nur eine Viertelstunde, bis ES passierte: Als ich meinen Wobbler auf den letzten Metern beobachten konnte, blieb mir fast das Herz stehen: ein riesiger Hecht von deutlich über einem Meter (eher 1,2m)folgte in aller Ruhe meinem Köder. Mit der Ruhe war es bei mir allerdings schlagartig vorbei! Adrenalin schoss in meinen Körper, die Knie wurden weich, die Hände zittrig. Da war er nun also, der Fisch auf den ich mein ganzes Leben gewartet hatte! 1000 Gedanken schossen mir durch den Kopf: "Würde der Hecht nun noch anbeißen? soll ich nun das Lauftempo des Köders verändern um den Fisch doch noch zu einer Attacke zu verleiten? Langsamer oder schneller? Viel Zeit hast du nicht mehr, der Köder ist bald am Kahn!"
Also legte ich einen ganz kurzen Kurbelstopp ein, der Köder sank kurz ab und beschleunigte dann die Kurbelgeschwindigkeit. Und tatsächlich, der Hecht ging zum Angriff über. Innerlich sah ich mich schon auf Fangfotos mit der "Alten Dame"... Doch was dann geschah, ließ mir den Boden (oder besser die Planken) unter den Füßen wegsacken! Der Hecht schoss am Wobbler vorbei, um direkt vor ihm eine Drehung zu machen. "Wollte er etwa den Wobbler von vorne attackieren?" Er riss sein Maul auf, bekamm dabei die Schnur in Maul und biss sie einfach durch!!! :frusty: Vor dem 50 cm langenStahlvorfach!!! Der Hecht war wohl genauso verdutzt wie ich, blieb noch eine oder zwei Sekunden (ich selbst hatte das Zeitgefühl völlig verloren) stehen, um dann gemächlich wieder zu verschwinden. Fassungslos starrte ich ins Wasser, wie zum Hohn konnte ich noch sehen, wie mein Wobbler samt Stahlvorfach, ähnlich des Diamanten bei TITANIC, langsam gen Grund trudelte... :wein Es lebe der Schwimmwobbler!!!
Ich war deprimiert, konnte kein Wort sagen, keinen klaren Gedanken fassen. Beim Tod meiner Oma habe ich nicht geweint, hier aber war ich den Tränen nahe! Erst nach einer Zigarette, die wegen der zittrigen Hände kaum anzünden bzw. halten konnte, fand ich wieder Kraft. Und die brauchte ich auch, und zwar zum Fluchen: ich hoffe es waren keine kleinen Kinder in der Umgebung des Sees... Trotz intensiven Fischens ließ sich der Hecht allerdings nicht mehr blicken.
Aber ich habe ihm den Kampf angesagt, denn ich weiß ja, wo er steht!
Und bei Hechten ist es wie bei Kriminellen: Irgendwann machen sie alle einen Fehler :zwinkernd
Hoffentlich ist das nicht nur Zweckoptimismus...
 
Hi Yannik,

klasse wie du die Situation beschrieben hast! Sehr plastisch, man könnte meinen selbst dabei gewesen zu sein! :klatsch

Jetzt nur nicht den Kopf hängen lassen, denn nun wo du weißt, wo die alte Dame ihren Wohnsitz hat, bekommst du sicher eine zweite Chance.

Mir ist etwas ähnliches passiert: Ich hatte beim Spinnen am Meer einen schönen Thunfisch am Haken. Der machte die ein oder andere Kapriole über Wasser, so dass ich ihn jedenfalls mal sehen durfte. Vor meinem geistigen Auge sah ich schon ein leckeres Thunfisch-Steak auf dem Grill liegen. Es kam wie es kommen mußte, bei seinem letzten Sprung nahmen Wobbler und Fisch unterschiedliche Wege. Der Wobbler schoß in meine Richtung, der Fisch in die Andere. :crying
Nachdem der erste Ärger verflogen war, habe ich mir gedacht "der hat das verdient. Wer so geschickt kämpft, kann auch mal mit der Freiheit davon kommen". Schließlich gibt es ja keinen Rechtsanspruch darauf, jeden gehakten Fisch auch an Land zu bekommen - wäre ja auch langweilig, oder?.
Ich drücke dir jedenfalls für deine nächsten Versuche die Daumen!

Gruß Thorsten
 
Schöne Situationsschilderung, Yannik ... und, wie schon gesagt, in sehr gepflegter Ausdrucksweise :)

Jo, sowas habe ich auch schon erlebt, in Finnland war's ...

Erst hatte ich die Grandma an der Spinnrute (23er Mono, ohne jede Chance) ... dann sprang sie 2-3 Tage später direkt am Ufer nach meinem Blinker ... und verfehlte ihn natürlich.

Dann schwamm sie in 50cm tiefem, glasklaren Wasser an meinem Boot vorbei ... ich bin vor Schreck der Länge nach im Boot umgefallen und hätte mir an der hinteren Ruderbank fast das Genick gebrochen ... that's fishing :grins

Kopf hoch ... noch ist ja nicht aller Tage Abend.


Thomas
 
Nette Geschichte ^^ gut geschrieben! Viel Glück noch wie heißt es so schön, man sieht sich immer 2 mal im Leben? :)
 
Zuletzt bearbeitet:
So Leute, wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, saß ich heut den ganzen Tag wie auf heißen Kohlen. Jetzt gehts wieder raus, allerdings sind diesmal auch Köderfische mit von der Partie!
Bin schon am überlegen, ob ich nicht hinter die Pose noch ein Stahlvorfach schalte :lach

Gruß Yannik
 
Hi Yannik!!
Echt super Bericht man fühlt man
wäre dabei gewesen!! :wein :wein
Ich halt dir die Daumen für deinen Hecht und
wenn du ihn gefangen hast berichte unbedingt!!!!!!!!!!!!! :) :schrei :schrei
Petri heil und deinem dicken Hecht am Haken :prost :prost
Mohrli
 
Hi Yannik
mein Beileid ;)
aber toller Bericht "...man könnte meinen selbst dabei gewesen zu sein!".
Freue mich auch schon auf den Bericht, wenn du den Dicken gefangen hast :daumenhoc .
 
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