Verantwortungsbereich der Angelindustrie

Thunfisch schrieb:
Natürlich vermitteln Gesetze nicht automatisch Einsicht (wie bei den Ausfuhrbeschränkungen), sie scheinen aber trotzdem notwendig zu sein.

... sie scheinen LEIDER notwendig zu sein!
Eigentlich vollkommen unnoetig, aber da einige meinen uebertreiben muessen, sind solche (eigentlich unnoetigen) Gesetze erlassen worden.
Und so wirds (leider) weitergehen. Alles was nicht klar reglementiert wird, wird gnadenlos ausgebeutet werden und so muessen dann immer neue Gesetze erlassen werden muessen...
 
Erstmal zu Angelzeitschriften: die sind für mich nicht die wirkliche Angelindustrie, denn sie produzieren keine Angelgeräte, kein Zubehör.

Allenfalls eine deskriptive Begleitindustrie ... genau so, wie Politik-Jounalisten auch keine Politiker sind, aber trotzdem von der Politik leben.
Beide besprechen, entscheiden aber nicht ... natürlich gibt es jeweils Querverbindungen.
Gemein ist beiden, dass sie kommerziell ausgerichtet sind ...

In bezug auf die echte wie die 'begleitende' Angelindustrie meine ich wie Darek, dass sie ihrer Verantwortung in keiner Weise gerecht werden.

Durchblättert man mehr als eine Ausgabe namhafter Angelzeitschriften (Thorsten), müssen einem die logischen Brüche zwangsläufig auffallen. Solche logischen Brüche erzeugen bei mir immer Misstrauen ...

Der Rest besteht und bestand seit jeher schon aus Wiederholungen und ein paar Reise- u. Fangphotos ... soweit meine Kurzkritik an der Angelpresse.
Als Jungangler war ich mal ein paar Jahre Abonnent, wurde dessen aber relativ schnell überdrüssig.

Logische Brüche bestehen offenkundig
- bei der Bestandsproblematik des Dorsches/Kabeljaus
- bei der Bestandsproblmatik des Aals
- bei der 'Kormoranproblematik'
- bei Bestandspolitik
- bei Entnahme'politik'
- bei jeglicher Materialempfehlung
- oftmals schon bei Reiseberichten mit angehängter Buchungsadresse

Das Gebiet wird meines Erachtens umso weniger gangbar und durchschaubar, je mehr kommerzielle Partialinteressen (und damit z.T. auch unsichtbare Zwänge!) im Hintergrund stehen.

Ich greife mal ein willkürliches Beispiel heraus, ein Thema, das auch hier kontrovers diskutiert wurde: die Besatzpolitik bei Aalen (Brandenburg).

Die nutzt, sofern es denn wirklich um natürliche Bestandserholung ginge, nur dann, wenn:
- ein Glasaal-Fangverbot vor den Küsten bestünde (mindestens eine harte Reglementierung)
- unnatürliche Hindernisse aus dem Wanderweg geräumt würden
- gleichzeitig ein mehrjähriges Fangverbot für Angler und Berufsfischer ausgesprochen würde! Unangenehm, nicht wahr ...?

In der Begleitindustrie werden diese Punkte niemals genannt werden ... wer verschreckt schon gerne seine Leser?
Die echte Industrie will auch nicht aufklären, sondern nur verkaufen ... hinreichender, selbstgewählter Zweck.

Da es um die Bestandserholung aber niemals wirklich ging, sondern nur um Besatz und Wiederfang ... wird wie immer der Weg des geringsten Widerstands eingeschlagen:

'Der Aal läuft ...' könnte so eine Sommer-'Angel-Illu'Schlagzeile lauten. Oder die echte Angelindustrie bringt einen neuartigen Lockstoff auf den Markt, der noch bessere Erfolge trotz andauernd schwindender Bestandszahlen bringt.

Alles durchsichtig und abzulehnen ... Kommerz und Idealismus lassen sich seltenst auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Diese Temperamente sind einander für gewöhnlich komplett widerstrebend ...

Ohne Vorschriften keine weitere Wirkung ... jeder stelle sich selbst auf den Prüfstand: geht es mir um die Art und dessen Bestand oder möchte ich vor allem hauptsächlich fangen?
Halte ich aus Vernunft von allein inne, wenn ich nicht einer Regulierung nach Vorschriften unterworfen bin?

Die Angelindustrie, ob echt oder begleitend, hatte schon immer vordergründiges Geschick dafür, ihr Fähnchen in den Wind zu hängen, das setzt sich bis in unsere Verbände fort.

Kaschierte kommerzielle Interessen werden auch oft Lobbyarbeit genannt, um die erfolgte Einflussnahme publikumswirksam verkaufen zu können ... eine Hand wäscht eben die andere.

Wie schön, dass unser Forum hier nicht kommerziellen Hintergrundinteressen Raum und Gehör bietet... damit ist auch immer Platz für unbequeme Wahrheiten.

So soll es auch weiterhin bleiben ... ;)


Thomas
 
Hi,

@Thomas: mein Filius hat vom Opa zwei Jahre lang ein Abo einer bekannten Angelzeitschrift geschenkt bekommen - so "durfte" ich auch schon mehr als ein einschlägiges Heft lesen. :augen

Das was du als "logischer Bruch" bezeichnest, ist mir auch aufgefallen. Man wird nach der Lektüre immer von dem Gefühl befallen, das nicht akzeptieren zu dürfen, wenn auf Seite 10 der Zustand des Aal- Dorsch- oder sonstigen Bestandes beweint wird, auf den letzten 20 Seiten aber massiv der Massentourismus auf Dorschkuttern beworben wird.

Interessant ist das Verhalten vom Sohnemann: erstmal nach den neusten Fangrekorden schauen, dann schnell die DVD (Heftbeilage) reingeworfen. Erst später werden die Artikel - sehr selektiv - durchgelesen und die letzten 30 Seiten schlicht ignoriert. Aber selbst ihm ist das auf Dauer zu langweilig geworden, zum Glück.

Es geht doch nichts über selber Erfahrung sammeln:

"'Der Aal läuft ...' könnte so eine Sommer-'Angel-Illu'Schlagzeile lauten." und tatsächlich, eine fast identische Überschrift habe ich schon gelesen. Dann fährt man an sein Lieblingsgewässer und fängt keinen Aal. Was muß man bloß für ein Versager sein, wo es doch sogar in der Zeitschrift steht, dass der Aal läuft... Tja, hätte man mal rechtzeitig den neuen Superlockstoff, die vom "Weltmeister" empfohlenen Haken, den neusten Angelsitz usw. usw. gekauft!

Zwei Tage später klappt es dann plötzlich und siehe da auch völlig ohne den ganzen Schnickschnack.

Gruß Thorsten
 
Thomsen schrieb:
Das Gebiet wird meines Erachtens umso weniger gangbar und durchschaubar, je mehr kommerzielle Partialinteressen (und damit z.T. auch unsichtbare Zwänge!) im Hintergrund stehen.

Naja, Journalie soll ja eigentlich erstmal unabhaengig und moeglichst wenig Wertend berichten.
Wird ja (eigentlich) in den Zeitschriften auch gemacht (persoenliche Eindruecke des Einreichers mal aussen vor, soo unabhaengig kann keiner sein).
Drum wird eben jede (legale) Facette des Angelspektrums beleuchtet. Eben auch Kutterangeln, oder sonstwas.
Aber (zumindest in der von mir gelesenen F&F) gibts regelmaessig ein Editorial, wo ein redaktioneller Mitarbeiter seine persoenliche Meinung ueber Missstaende (oder was jeder einzelne dafuer haelt) kundtut.
Ganze Berichte gibts auch, aber weniger, da (meiner Meinung nach) der Grat zwischen Aufklaerung und Propaganda, ein recht schmaler ist.

Darum sollte die (Angel-) Presse ueber solch kontroverse Themen berichten, aber keine Meinungen verbreiten (ausser im Editorial und als solche gekennzeichnet).
Der Sachen annehmen sollten sich Verbaende, Interessen- und Schutzgemeinschaften, meinetwegen auch Foren, worueber die Presse dann berichten kann, aber nicht die Presse selbst...

Thomsen schrieb:
Ich greife mal ein willkürliches Beispiel heraus, ein Thema, das auch hier kontrovers diskutiert wurde: die Besatzpolitik bei Aalen (Brandenburg).

Hier auch interssant, fuer eine ueberregionale Angelzeitung max. eine Randnotiz. Obwohl eigentlich ein wichtiges Thema.

Thomsen schrieb:
Kaschierte kommerzielle Interessen werden auch oft Lobbyarbeit genannt, um die erfolgte Einflussnahme publikumswirksam verkaufen zu können ... eine Hand wäscht eben die andere.

Leider sind da die Grenzen nicht mehr nur fliessend. :mad:
Da gilt es wachsam zu sein und allzuoffensichtliche Richtungslenkung anzuprangern.
Immer wird dies (leider nicht gelingen (koennen), machmal stoert sie aber auch die Objektivitaet nicht sonderlich.

Thomsen schrieb:
Wie schön, dass unser Forum hier nicht kommerziellen Hintergrundinteressen Raum und Gehör bietet... damit ist auch immer Platz für unbequeme Wahrheiten.

So soll es auch weiterhin bleiben ... ;)


Bleibt zu hoffen und zu wuenschen.
:prost
 
Moin,
kommen wir doch zum eigentlichen Thema zurück - kann man erwarten oder verlangen, dass "Fach"-Zeitschriften sich zurückhalten, nicht mehr Fotos von Riesen-Dorschen mit laichgeblähtem Bauch zeigen und Angler, die nach dem Motto leben "Immer größer und besser!" nicht mehr in den Monaten, in denen Dorsche laichen, mit dem Kutter ´rausfahren?

Alles eine Sache von Angebot und Nachfrage, das Angebot, die Dorschkutter sind da und viele, viele Angler nutzen dies Angebot - der Rubel muss rollen, deshalb gibt´s an der Küste auch keine 5-Tage-Woche. Und weil es so viele Interessierte gibt, wird das Interesse derjenigen, die gerne mal mitfahren und mitangeln wollen und natürlich auch der vielen anderen, die schon so oft mitgefahren und gefischt haben, durch ständig neue Meldungen, Artikel und Abbildungen in den Angelzeitungen wachgehalten, denn die Meldungen über Riesen-Dorsche fascinieren immer wieder aufs neue.

Alle wissen, dass Dorsche im Bestand gefährdet sind, aber es hängt nun einmal eine ganze Industrie daran, von den Angelgeräteherstellern über die Angelkutter bis hin zu den Angelzeitschriften.......und - die Nachfrage ist nach wie vor ungebrochen!

Serlbstkontrolle - Mindestmaße: das funktioniert auch nicht, als ich im letzten Jahr mit der MS Peter II von Travemünde aus in die Ostsee gestartet bin, war dort auch ein älterer Mitangler, der schon dadurch unangenehm auffiel, weil er bei jedem Angelstopp sich die für ihn günstigste Seite aussuchte und einfach zwischen den Mitangler seinen Pilker ´rausschmiss. Jeder noch so kleinen Dorsch wurde von ihm "abgenickt" und mitgenommen. Auf das Mindestmaß angesprochen, meinte er, dass wäre doch nun wohl seine Sache...

Da fällt einem nix mehr ein, auf Einsicht bei allen Beteiligten, letztendlich auch bei den "Endverbrauchern", also uns Anglern, kann man doch auch nicht hoffen oder?

Munter bleiben, Ohren steif halten und durch
CLIFF

______________________
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
 
Fischindustrie

Hallo Leute,

war am Wochenende an der Ostsee und fand da in der Ostseezeitung vom WE einen Interessanten Artikel zum Dorschproblem.

Nach Meinung von Wissenschaftlern( keine Namen genannt ) sowie der Küstenfischer ist die Hauptursache für den Rückgang der Dorsche die Nichteinhaltung der Fanquoten in Polen und im Baltikum. Weiterhin sollen in diesen Ländern auch die Fangmeldungen "frisiert" werden (bis 40%).

Zum Schutz der Dorsche plant die EU ein Maßnahmenpaket (Dorschplan).Eckdaten dieses Planes sind:

-Senkung der Fangquote von 24.700t (2006) auf 20.000t (2007)

-3 monatiges Sommerfangverbot ab 2007 und dann Reduzierung der Fangtage um jährlich 10%

-weiter Anhebung des Mindestmaßes von 38 cm auf 42 cm

Ich habe hier versucht die Aussagen der Zeitungsartikel auzugsweise und sinngemäss wiederzugeben . Alle Artikel stehen in der Wochenendausgabe der Ostseezeitung vom 29. 07. 06.

Nun zurück zum eigentlichen Thema.
Nirgendwo bei der ganzen Diskussion war ein Hinweis auf einen Rückgang der Dorschbestände durch die Angelei zu finden.
Eine besondere Verantwortung der Angelindustrie kann ich daher in diesem Fall auch nicht feststellen. Mir persönlich ist es sogar lieber, die Leute fahren zum Kutterangeln (auch mit Webung), anstatt sich den Fisch im Laden zu kaufen, der dann vielleicht von den oben angesprochenen baltischen Kuttern kommt.

Eine Angelzeitung (Esox) habe ich mir dann auch gleich mal gekauft (die erste seit 25 Jahren) und stellte fest, das da gar nicht so viel Webung drin ist - im Gegensatz zur Modezeitung meiner Freundin. Der Informationsgehalt war für einen regelmäßigen Nutzer dieses Forums aber eher gering.

M.f.G. Gofi
 
also ich sehe die verantwortung auch nicht hauptsächlich beim hobbyangler, der ab und zu ne kutterausfahrt macht. sicher jeder einzelne sollte initiative zeigen, doch liegt das hauptproblem bei den berufsfischern und wie Gofi schon richtig bemerkt hat hauptsächlich bei den polniscen und baltischen. da sollte man überlegen wie man das ganze sinnvoll einschränkt. nicht dem einzelnen hobbyangler, der sowieso schon durch den rückgang gebeutelt ist für den ewr meiner meinung nach nicht schuldig ist.

die berichte in angelzeitungen find ich auch ok. ich mein das sich das immer wiederholt und sich die zeitungen wiedersprechen merkt man schnell, aber wiederholen tun sich die themen hier im forum auch regelmäßig liegt doch einfach daran das man nicht ständig was neues rchreiben kan. und bei so vielen redakteuren ist es auch normal das sich einzelne artikel wiedersprechen.

mit der werbung finanzieren die sich auch nur genauso wie so ziemlich jede andere zeitschrift auch. da kann man nix machen auch wenns nervt.

und das werbungen für kutterouren und so gemacht werden is schon ok. es is ja nun mal das fische fangen was irgendwie zu unserem hobby dazugehört. wie das jeder macht sei ihm überlasssen solange er sich an die gesetze hält. so meine meinung. hab auch schon so ne kuttertour gemacht. is auch nix für mich aber wem es spaß macht. ich glaub kaum das sich das dorschproblem ohne diese touren bessert, da liegen die hintergründe wo anders.
 
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