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Aus Darmstädter Echo Online 24.07.06
„Zum Anglerpark“ bei Weiterstadt-Gräfenhausen
Alles hat seinen rustikalen Platz – Genuss am Tisch nicht immer gleich überzeugend
Der Gartenbesitzer kennt das. Lange Überlegung, vielleicht auch Gespräche mit dem Planer, dann viel Arbeit – und schließlich vor Stolz strahlen. Denn jetzt steht alles in Perfektion, in den Beeten, bei den Sträuchern, beim ebenso geschickt arrangierten wie gezähmten Wasser.
Alles ist gut geraten – und es braucht nur noch die Natur, um dieser Linientreue das gewollte Bisschen Freiheit dazu zu geben. Dann kann der Mensch sich im Sommer so richtig wohlfühlen.
Es ist verblüffend, wie schnell die Wohlfühlqualität im „Anglerpark“ in Gräfenhausen erreicht wurde – auch wenn man aufs Einwachsen noch warten muss. Es ist das erste Jahr, dass, wer Lust hat, Forelle, Aal, Karpfen, Zander, Wels und Barsch aus dem Teich angeln kann.
Es ist auch das erste Jahr, dass man den Hobby-Anglern zuschauen kann vom großen Biergarten mit Selbstbedienung (wer mag, wird an anderen Tischen auch bedient). Und die Kinderfreundlichkeit ist fast ein Novum für die Region.
Die Erwachsenen können ihren Biergartenschwatz oder Brunch genießen, während die Kids gleich neben den Tischen auf dem Spielplatz mit den hölzernen Abenteuer-Geräten juchzen oder den Streichelzoo mit Maultier, Pony und Schafen entdecken.
Es sind nur wenige Monate, seit sich vor allem durch Mundpropaganda verbreitet hat, dass man im „Anglerpark“ gut einkehren kann und dazu selbst zu Stoßzeiten noch den Parkplatz finden wird: draußen für die Autos und drinnen für die vielen Räder, die ankommen.
Alles hat seinen rustikalen Platz. Darin zeigen sich Mühe und Geschick der Besitzerfamilie Hamm, die schon seit Jahren beweist, dass sie im Raum Darmstadt kein gastronomisches Problem ungelöst lassen muss. Der „Anglerpark“ ist nur eine weitere Perle auf der Schnur.
Beim ersten Mal ging die Familie richtig zufrieden nach Hause – Biergartenlaune vom besten. Der Kleine hatte die Badehose dabei und genoss die Wasserspiele auf dem Spielplatz; die Großen entspannten sich nebenan.
Und das Essen passte dazu. Die lange Wochenend-Schlange an der Selbstbedienungstheke wurde rasch bewältigt. Schnitzel mit Pommes für den Sohn (6 Euro) gerieten üppigst in der Menge und waren vom Fleisch her genauso akzeptabel wie die grobe Bratwurst mit Brötchen (2,20 Euro) – im Fleisch zeigt sich das Können der Großmetzgerei Hamm. Die Brezeln (1 Euro) waren bissfest frisch, und auch der knackige „Wellness“-Salatteller mit gegrillter Putenbrust (6 Euro) machte Lust auf erneute Bestellung.
Doch dann kam der zweite Besuch, mitten in der Woche, abends ab acht und nur zu dritt. Die Schlange an der Verkaufstheke war nicht halb so lang. Aber es dauerte mindestens doppelt so lang, bis Essen und Trinken mitzunehmen waren, und dann kam alles auch noch zu sehr verschiedenen Zeiten. An gemeinsames Essen war deshalb nicht zu denken.
Statt des bestellten süßgespritzten Apfelweins, gab es sauergespritzten (3 Euro). Das war Schlendrian und leicht zu verschmerzen. Dass dann jedoch zuerst die gebratene Forelle mit Petersilienkartoffeln, Kräuterbutter und Salat (8,50 Euro) auf die Theke kam und längst kalt war, als das Schnitzel für den Jüngsten herübergereicht wurde, war schon ärgerlicher – schade, denn der Fisch war frisch im Fleisch, die Kruste schön bissfest. Das hätte sicher weit mehr Eindruck machen können.
Der Dritte im Familienverband kam mit seinem Teller schließlich erst dazu, als die beiden anderen schon aufgegessen hatten. Das Mahl machte diese Zeit nicht wett, denn das hier wie in der Balkanküche Pljeskavica genannte flache Hacksteak (7 Euro) war bei weitem zu hart geraten, und dem Kartoffelsalat dazu hatte das Abschmelzen mit Speck in der sommerlichen Hitze nicht gut getan.
Muss man noch sagen, dass sogar der Spaß des Kindes am Spielplatz weit geringer ausfiel als beim Mal zuvor, weil das Wasser trotz Nachfrage und andauernder Hitze dauerhaft abgestellt blieb? Der Abend ging daneben, da versöhnte auch die schöne Dämmerstimmung nicht.
Aber: Aller guten Dinge sollen ja drei sein. Der nächste Versuch im „Anglerpark“ ist trotzdem gewiss. Denn derlei Sommer-Gastronomie ist beliebt. Und so wie der Busch zur vollen Schönheit einwachsen muss, können sich ja auch Küche und Theke auf Dauer besser aufeinander abstimmen.
Bitte beachten Sie das Datum des Artikels. Der Bericht der Dippegucker ist eine Momentaufnahme. Das Angebot, die Öffnungszeiten und die Preise können sich verändert haben