Tierschutz -  Der Kormoran gerät wieder ins Visier der Jäger (Fortsetzung)

Kammschupper

Petrijünger
@Bollmann
ok,..ich lasse mich gerne eines besseren belehren...danke
ich muss ganz klar sagen, dass ich grundsätzlich gegen den Kormoran bin
 
ich muss ganz klar sagen, dass ich grundsätzlich gegen den Kormoran bin

Ich bin für den Kormoran,solange sich die Population in Grenzen hält. :)

Er hat natürlich auch ein Recht auf Fortbestand...genau wie alle anderen auch.
Mehr aber auch nicht.Er hat nicht das Recht,das sich sämtliche anderen Arten(Fische) unterordnen müssen.

Übrigens macht hier kaum einer den Kormoran für diesen Überbestand verantwortlich...wie man oft lesen muß.

Da es ja offensichtlich auch am Menschen selbst lag,sollte eben dieser regulierend eingreifen...wie bei anderen Wildarten auch.

Das diese Maßnahme begleitend zu Renaturierung etc.stattfindet ist ebenso logisch.

Gruß Jörg
 
Hi Lars,

auch bei den Eingriffen lässt sich relativ gut ermitteln, welche Anzahl an Nachwuchs damit verhindert wird.

das ist zweifellos richtig.

Und die Trends in den einzelnen Kolonien zeigen, dass das Ganze zumindest in Brandenburg auch recht erfolgreich läuft.

Das ist zumindest sehr fragwürdig.
Der Trend korreliert kein bißchen mit den dokumentierten Vergrämungsmaßnahmen - ebensowenig mit den (offiziellen) Abschußzahlen. Im Gegenteil ließt sich der Satz "keine Aufgabe in Kolonien mit genehmigten Störungen!" für mich eher so, als ob diese Maßnahmen was den Einfluß auf bestehende Kolonien angeht, eher zu vernachlässigen ist. Ich glaube übrigens, dass dieser (nicht vorhandene) Effekt durchaus deinen Beifall findet...
In diesem Zusammenhang sollte erklärt werden, was unter "→Prädation" bei der Aufgabe von Kolonien zu verstehen ist, damit so manch tief verwurzeltes Vorurteil endlich abgelegt werden kann. :)

Seit jetzt fast 4 Jahren setzen wir uns mit diesem Thema in der FiHi auseinander. In dieser Zeit wurden Dutzende von Statistiken, Untersuchungsergebnisse und sonstige themenrelevante Dokus verlinkt. Es kann also keine Rede davon sein, dass wir uns über unterschiedliche Zahlen unterhalten. Die Bestandsentwicklung und -zahlen in deinem letzten Link sagt mir bspw. etwas komplett Anderes, als du dort herausliest. Im Gegensatz zu deiner Interpretation glaube ich, dass die Entwicklungen innerhalb der Kormorankolonien tatsächlich unabhängig von den "Genehmigte(n) Störungen zur Reduzierung des Bruterfolgs" sind. Aber auch das habe ich schon 2006 begründet.

Ganz unabhängig davon bleibt die Beurteilung des "Schadpotentials" der vorhandenen Kormorane. Da liegen wir durchaus auf einer Linie, auch wenn meine Schwerpunkte als Angler naturgemäß an anderen Stellen liegen, als das bei einem Fischereiverbandsfunktionär der Fall ist.:grins

Eine Nachfrage habe ich dann noch:

Die schweizer Fischer machen einen Schaden von jährlich ca. 1,4 Mio Schweizer Franken geltend

In der "Petri-Heil" der führenden Fischereifachzeitschrift der Schweiz steht: "Überwinternde und durchziehende Kormorane verursachen theoretische Netzschäden von 1,4 Mio. Franken"

Was sind "theoretische Netzschäden" ?

Gruß Thorsten
 
Hallo Thorsten,

es mag sein, dass die nackten Daten in der Präsentation für Außenstehende ohne Erläuterungen weit weniger Aussagekraft haben. Die Kolonien an den Paretzer Tonstichen, am Alten Wochowsee und im Unteren Odertal liegen auf Inseln bzw. letzere im Bereich von Oderpoldern, so dass sie für Waschbär & Co. weit schwerer zu erreichen sind. Die übrigen Kolonien im Land genießen diesen Schutz nicht. Deshalb sind die drei Kolonien in Insellage bislang sehr stabil, zumindest in den Kernbereichen, die tatsächlich auf den Inseln liegen. In den Paretzer Tonstichen waren 2008 gut 150 Brutpaare an Festland gezogen, weil auf der Insel selbst kein Platz mehr für sozialen Wohnungsbau war. Dort bekamen sie es mit Waschbären zu tun, die ihrerseits auf den Geschmack gekommen sind und nunmehr auch zur Insel schwimmen.

Am Alten Wochowsee wurde im letzten Jahr keine erneute Störung durchgeführt. In diesem Jahr brüten dort etwa gleichviele Paare wie im Vorjahr. Im Gegensatz dazu nahm die Brutpaarzahl an den Paretzer Tonstichen in diesem Jahr erneut auf etwa 350 Brutpaare ab. In beiden Kolonien erfolgten in diesem Jahr jeweils zwei genehmigte Störungen, um die zu dem zeitpunkt bereits bebrüteten Gelege auszukühlen. Die Nachkontrollen zeigen, dass das recht effektiv war und die Vögel zum Teil jetzt noch brüten, obwohl die Jungvögel längst geschlüpft sein müssten. Die Effekte der Störungen werden in beiden Kolonien vom Waschbären überlagert. Zahlreiche aufgegebene Nester und Neubauten zeigen das.

In der kommenden Woche erfolgt die endgültige Auszählung in den beiden Kolonien. Dabei wird dann auch mal mit der Leiter in einige Nester geschaut. Bericht und Bilder davon folgen zu gegebener Zeit. Falls Du Zeit und Lust hast, melde Dich einfach. Dann brauche ich die Leiter nicht alleine zu schleppen ... :-)

Im Gegenteil ließt sich der Satz "keine Aufgabe in Kolonien mit genehmigten Störungen!" für mich eher so, als ob diese Maßnahmen was den Einfluß auf bestehende Kolonien angeht, eher zu vernachlässigen ist. Ich glaube übrigens, dass dieser (nicht vorhandene) Effekt durchaus deinen Beifall findet...

Ein Kriterium für die Genehmigung der Eingriffe ist, dass die Kolonien erhalten bleiben und wir die Vögel nicht zur Aufgabe der Koloniestandorte bewegen. Sie befinden sich in Schutzgebieten ... Anders verhält es sich mit der Kolonie am Großen Plessower See. Hier habe ich im zweiten Jahr des Bestehens der Kolonie mit dem Abschuss von 6 Vögeln in der Balzphase den Rest der Truppe zur Aufgabe des Koloniestandortes bewegen können. Unser Ziel ist es, die Gesamtzahl der Kolonien im Land auf 10 zu begrenzen. Was meinen Beifall angeht, kann ich Dir nicht folgen. Kannst Du Dich da deutlicher ausdrücken?

In diesem Zusammenhang sollte erklärt werden, was unter "→Prädation" bei der Aufgabe von Kolonien zu verstehen ist, damit so manch tief verwurzeltes Vorurteil endlich abgelegt werden kann. :)

Am Pritzerber See hat der Ansiedlungsversuch eines Seeadlerpärchens zur Aufgabe der Kolonie geführt. Das Aufhängen eines batteriebetriebenen Radios im Vorjahr (illegale Störung ...) war weit weniger effektiv. Bei den übrigen Kolonien sind Waschbären die wahrscheinlichen Prädatoren, die zur Aufgabe der Standorte führten.

Die Bestandsentwicklung und -zahlen in deinem letzten Link sagt mir bspw. etwas komplett Anderes, als du dort herausliest. Im Gegensatz zu deiner Interpretation glaube ich, dass die Entwicklungen innerhalb der Kormorankolonien tatsächlich unabhängig von den "Genehmigte(n) Störungen zur Reduzierung des Bruterfolgs" sind. Aber auch das habe ich schon 2006 begründet.

Während Du das glaubst, weil Dir allein die hier veröffentlichten Daten und Angaben zur Verfügung stehen, weiß ich durch die gemeinsame Durchführung von Eingriffen und Nachkontrollen, welchen Effekt die Störungen haben und in welchen Größenordnungen Waschbär & Co. mitmischen.

Eine Nachfrage habe ich dann noch:

In der "Petri-Heil" der führenden Fischereifachzeitschrift der Schweiz steht: "Überwinternde und durchziehende Kormorane verursachen theoretische Netzschäden von 1,4 Mio. Franken"

Was sind "theoretische Netzschäden" ?

Frag' das bitte die Autoren! ;-) Ich kenne nur die 1,4 Mio SF aus einem Vortrag. Da war dann aber von Netzschäden die Rede. Der Zusatz "thoretisch" hätte zwangsläufig zur Nachfrage geführt ... :-)

Viele Grüße

Lars
 
Hi Lars,

danke für deine ausführliche Antwort. Ich finde es immer wieder erfrischend dieses Thema außerhalb der Schlagwortrhetorik zu beleuchten.
Wie nicht anders zu erwarten, haben deine Ausführungen ein paar Fragen offengelassen. :grins

es mag sein, dass die nackten Daten in der Präsentation für Außenstehende ohne Erläuterungen weit weniger Aussagekraft haben.

Wie kommst du denn darauf? Und wer genau sind die "Außenstehenden"?
Ich z.B. meine mit den Zahlen durchaus etwas anfangen zu können und fehlende Aussagekraft kann ich den Statistiken auch nicht unterstellen. Im Gegenteil halte ich sie für durchaus aussagekräftig. Wenn du allerdings auf lokale Besonderheiten einzelner Kolonien anspielst, dann hast du wohl Recht damit, dass ein Eingeborener den besseren Durchblick hat.
Wenn "Die Effekte der Störungen ... in beiden Kolonien vom Waschbären überlagert" werden, kann das ja nur begrüßt werden - sofern man sich zwischenzeitig an den Waschbären gewöhnt hat... Letztlich ist jeder Umstand, der zur Stabilisierung bzw. zur Abnahme der Bestände führt ein Verbündeter. Wir können uns gerne im Detail streiten, wer welchen Beitrag nachhaltig erzielt. :grins

Hier habe ich im zweiten Jahr des Bestehens der Kolonie mit dem Abschuss von 6 Vögeln in der Balzphase den Rest der Truppe zur Aufgabe des Koloniestandortes bewegen können.

Na dann teilst du dir den Erfolg mit den Waschbären, die im Jahr 2008 erfolgreich waren:

•Bruten gescheitert (Waschbär?)
•Brutversuche 2009 durch gezielte Vergrämung gem. BbgKorVverhindert

Ob jetzt dein dort verhinderter Brutversuch als ebenso glücklich anzusehen ist, wie die erfolgreiche (!) Verhinderung von Nachwuchs durch den Waschbär? :zungeraus

Was meinen Beifall angeht, kann ich Dir nicht folgen. Kannst Du Dich da deutlicher ausdrücken?

Klar, kann ich.:)
Ich glaube, dass die Aufgabe einer Kolonie durch Vergrämungsmaßnahmen dem Ziel, den Gesamtbestand zu reduzieren, nicht hilft. Sie verlagert das Problem möglicherweise nur - sowohl lokal (des Einen Freud, des Anderen Leid), als auch in der Zeit, denn wenn es sich um einen "guten" Nistplatz handelt, dann wird der wieder entdeckt und wieder und wieder... Übrigens kann man auch diesen Effekt aus deinem Link entnehmen.
Da einige der Kolonien in streng geschützen Bereichen liegen, würde die Aufgabe einer solchen Kolonie durch menschliche Eingriffe sicher wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit finden und dadurch dem Gesamtvorhaben schaden. Ich schätze, das siehst du genauso und daher habe ich deinen Beifall mal vorausgesetzt. :cool:

Ich finde es übrigens bemerkenswert, wie so langsam der immer wegdisskutierte "natürliche Feind" ins Rampenlicht tritt. Offenbar kann die Rolle von Waschbär und Co. gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wenn man jetzt bedenkt, dass diese Prädatoren nur ein Teil des limitierenden Faktors sind, kann man doch tatsächlich Hoffnung schöpfen. Das diese Jäger nicht überall in Deutschland diesen starken Einfluß haben, ist klar. Aber was dem Brandenburger sein Seeadler und Waschbär ist, kann dem Bayern ein anderer Verbündeter sein. Ich bin tatsächlich überrascht, wie schnell die Natur offenbar auf ein bestehendes Ungleichgewicht reagiert - und dabei mit Sicherheit erfolgreicher ist, als der Flintenträger.

Während Du das glaubst, weil Dir allein die hier veröffentlichten Daten und Angaben zur Verfügung stehen, weiß ich durch die gemeinsame Durchführung von Eingriffen und Nachkontrollen, welchen Effekt die Störungen haben und in welchen Größenordnungen Waschbär & Co. mitmischen.

Mit "Glauben" hat meine Sicht der Dinge eher weniger zu tun. Aber du solltest nicht bei Andeutungen stehen bleiben, was sind denn so deine ganz persönlichen Erfahrungen mit Waschbär & Co.?
Das ich dir nicht beim Leitertragen helfen kann, tut mir wirklich leid. Ich hätte mir doch zu gerne mal einen authentischen Hauch Schlachtenlärm von der Kormoranfront um die Nase wehen lassen...:grins

Gruß Thorsten
 
Hallo Thorsten,


Wenn "Die Effekte der Störungen ... in beiden Kolonien vom Waschbären überlagert" werden, kann das ja nur begrüßt werden - sofern man sich zwischenzeitig an den Waschbären gewöhnt hat... Letztlich ist jeder Umstand, der zur Stabilisierung bzw. zur Abnahme der Bestände führt ein Verbündeter. Wir können uns gerne im Detail streiten, wer welchen Beitrag nachhaltig erzielt. :grins

hmmm ... Also an den Waschbären gewöhnen werde ich mich nicht. Habe gerade einen aus dem Verkehr gezogen. Das war der Erste in diesem Jahr. Im Jahr zuvor hatte ich um diese Zeit schon 7 Stück auf dem Gewissen. Der von Waschbären angerichtete ökologische Schaden wird nicht dadurch aufgewogen, dass sie in den wenigen Kormorankolonien für Stimmung sorgen. Es gibt im Gegensatz zum Kormoran wirklich gefährdete Vogelarten, die weit massiver unter dem Waschbären leiden. Ich möchte meinen Enkeln irgendwann noch Bekassine, Kiebitz & Co. zeigen können. Wenn selbst Graugänse bis zum letzen Jahr hier keine Bruten mehr durchgebracht haben, spricht das Bände.

Ob jetzt dein dort verhinderter Brutversuch als ebenso glücklich anzusehen ist, wie die erfolgreiche (!) Verhinderung von Nachwuchs durch den Waschbär? :zungeraus

Du Lästermaul! ... :) Waschbären finden in Kormorankolonien nur in der Zeit von etwa April bis August etwas zu fressen. In der übrigen Zeit sind die Kormorane anderweitig unterwegs und das dann noch vorhandene Nahrungsangebot bestimmt die Populationsdichte der Waschbären. So gesehen gibt es eine Art "kritische Masse", die Kormorankoloniene in Sachen Brutpaarzahl nicht übersteigen sollten, wenn sie von der lokalen Waschbärpopulation im Zaum gehalten werden sollen. Daneben fällt bei der Aufsplitterung von Kolonien die innerartliche Konkurrenz um Nistplätze und Nahrung deutlich geringer aus. Diese Faktoren möchte ich im Gegensatz zum Waschbären gerne fördern. Deshalb das gezielte Verhindern von Neuansiedlungen im Umkreis bestehender Kolonien.

Ich glaube, dass die Aufgabe einer Kolonie durch Vergrämungsmaßnahmen dem Ziel, den Gesamtbestand zu reduzieren, nicht hilft. Sie verlagert das Problem möglicherweise nur - sowohl lokal (des Einen Freud, des Anderen Leid), als auch in der Zeit, denn wenn es sich um einen "guten" Nistplatz handelt, dann wird der wieder entdeckt und wieder und wieder... Übrigens kann man auch diesen Effekt aus deinem Link entnehmen.
Da einige der Kolonien in streng geschützen Bereichen liegen, würde die Aufgabe einer solchen Kolonie durch menschliche Eingriffe sicher wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit finden und dadurch dem Gesamtvorhaben schaden. Ich schätze, das siehst du genauso und daher habe ich deinen Beifall mal vorausgesetzt. :cool:

okay ... überredet ... :)

Aber was dem Brandenburger sein Seeadler und Waschbär ist, kann dem Bayern ein anderer Verbündeter sein. Ich bin tatsächlich überrascht, wie schnell die Natur offenbar auf ein bestehendes Ungleichgewicht reagiert - und dabei mit Sicherheit erfolgreicher ist, als der Flintenträger.

Ich fürchte, wenn man mal die Effekte der genehmigten Eingriffe und die Vielzahl der Abschüsse in den letzen Jahren in Relation zu den Effekten mehr oder weniger natürlicher Prädatoren setzt, wird der "Flintenträger" wohl den größten Effekt haben. Ausgehend davon, dass eine weitere Ausbreitung bzw. Bestandszunahme von Waschbär und Mink keine wirkliche Option ist, die man fördern sollte, bleiben nur Seeadler und Baummarder. Deren Effekt auf die Rekrutierung bei den K's ist derzeit eher marginal.

Aber du solltest nicht bei Andeutungen stehen bleiben, was sind denn so deine ganz persönlichen Erfahrungen mit Waschbär & Co.?

Bei den Nachkontrollen werden verlassene bzw. neu errichtete Nester ebenso erfasst, wie Nester, auf denen zur Unzeit wieder gebalzt wird. Die werden dann als Opfer von Waschbär und Co. erfasst. Weil das Ganze in einem Bericht der Vogelschutzwarte veröffentlicht wird, bin ich mal faul und verlinke zu gegebener Zeit auf diesen Bericht.

Das ich dir nicht beim Leitertragen helfen kann, tut mir wirklich leid. Ich hätte mir doch zu gerne mal einen authentischen Hauch Schlachtenlärm von der Kormoranfront um die Nase wehen lassen...:grins

Der "Schlachtenlärm" kommt aus den Kehlen der zu beringenden Jungvögel. Was Dir nicht nur um die Nase geweht hätte, sind der zur Verteidigung gegen Eindringlinge sehr zielgerichtet eingesetzte Kot und der liebliche Duft halb verdauter Fische, welche die Jungs in der Aufregung hervorwürgen und Dir mit etwas Glück vom Nest aus ins Kreuz fallen lassen. Muss man mal erlebt haben! Ich hätte es Dir gegönnt! :-)

Viele Grüße

Lars
 
Hallo Thorsten,

hmmm ... Also an den Waschbären gewöhnen werde ich mich nicht. Habe gerade einen aus dem Verkehr gezogen. Das war der Erste in diesem Jahr. Im Jahr zuvor hatte ich um diese Zeit schon 7 Stück auf dem Gewissen. Der von Waschbären angerichtete ökologische Schaden wird nicht dadurch aufgewogen, dass sie in den wenigen Kormorankolonien für Stimmung sorgen. Es gibt im Gegensatz zum Kormoran wirklich gefährdete Vogelarten, die weit massiver unter dem Waschbären leiden. Ich möchte meinen Enkeln irgendwann noch Bekassine, Kiebitz & Co. zeigen können. Wenn selbst Graugänse bis zum letzen Jahr hier keine Bruten mehr durchgebracht haben, spricht das Bände.

Viele Grüße

Lars

Tut mir leid noch mal vom Thema ablenken zu müssen aber das kann ich nicht unkommentiert stehen lassen.

Bevor man so einen Unfug schreibt sollte man sich vieleicht eher mit aktuellen Forschungsberichten beschäftigen anstatt die Vermutungen bzw Vorurteile anderer zu zitieren.

Wissenschaftlich belegte Informationen findet man zB unter: http://www.projekt-waschbaer.de
Empfehlen kann ich dem Laien insbesondere:
http://www.projekt-waschbaer.de/aktuelles/stellungnahme/

Jüngste Äußerungen über etwaige Zusammenhänge von sinkenden Bruterfolgen beispielsweise in Reiher- und Kormorankolonien mit dem gleichzeitigen Auftreten von Waschbären in Verbindung zu bringen, sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten. Aussagen zu den Gründen für solche schwankenden Bruterfolge sollten generell nur auf der Grundlage von solidem wissenschaftlichen Datenmaterial erfolgen. Das bloße Vorkommen des Waschbären in einen kausalen Zusammenhang mit der Abnahme von den genannten Koloniebrütern zu bringen, ist eine reine Spekulation und entbehrt jeder Seriosität. Die Forderung sollte deshalb sein, solche Beobachtungen zum Anlass zu nehmen, valide wissenschaftliche Untersuchungen über mögliche Gründe durchzuführen.
Weiterhin sei bemerkt, dass es in Europa bisher keine ernsthaften Hinweise darauf gibt, dass die Artenvielfalt und die Populationsdichten der Arten in Gebieten, in denen Waschbären seit mehreren Jahrzehnten leben, geringer sind als in waschbärfreien Gebieten. Als gutes Beispiel kann hierfür der Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern genannt werden. So existieren hier neben einer überdurchschnittlich hohen Diversität an Höhlen- und Bodenbrütern z.B. seit vielen Jahren die höchsten Kranichbrutdichten Deutschlands (LUNG 2005) – gleichzeitig ist die Waschbärendichte an der Müritz mit vier bis sechs Tieren pro 100 ha die höchste, die bisher in Europa für naturnahe Habitate ermittelt wurde (Köhnemann et Michler 2008). Beide Arten koexistieren hier also mit hohen Populationsdichten innerhalb eines räumlich und zeitlich gemeinsam genutzten Lebensraums.
Dazu noch ein Artikel aus dem Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/der-speiseplan-der-waschbaeren/1094960.html
 
Hallo,

Tut mir leid noch mal vom Thema ablenken zu müssen aber das kann ich nicht unkommentiert stehen lassen.

Bevor man so einen Unfug schreibt sollte man sich vieleicht eher mit aktuellen Forschungsberichten beschäftigen anstatt die Vermutungen bzw Vorurteile anderer zu zitieren.

Du lenkst nicht vom Thema ab. Aber es wäre vielleicht angebracht, nicht ganz so vorschnell zu urteilen ... :)

Gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg bin ich seit 2008 in verschiedenen Kormorankolonien des Landes Brandenburg unterwegs, um die Brutpaarzahlen zu ermitteln, genehmigte Störungen des Brutgeschäftes umzusetzen und im Nachgang deren Effekte zu ermitteln. Die im Link als "unwissenschaftliche" Veröffentlichung dargestellte Pressemeldung zur Auswirkungen von Waschbären auf die Kormorankolonie am Gülper See mag für sich genommen noch Zweifel am Wirken der Tierchen zulassen. Was sich seit 2009 in mehreren anderen Kormorankolonien abspielt, lässt allerdings wenig Raum für Zweifel.

2008

- Kolonie Paretzer Tonstiche: Offensichtlich durch die Aufgabe der Kolonien am Gülper See und an Pritzerber See erlebt die Kolonie in Paretz erheblichen Zuzug von offensichtlich "obdachlosen" Kormoranen. Weil auf der Insel bereits kein Platz mehr für "sozialen Wohnungsbau" ist, lassen sich ca. 100 Brutpaare in Bäumen auf einem benachbarten Damm nieder. Bei einem weiteren Besuch nach wenigen Tagen sind diese Nester auf dem Damm wieder abgetragen. Gut 150 Kormoranpaare sind derweil am Rand der Tonstiche in die Wipfel von Hybridpappeln gezogen. In der Kernkolonie auf der Insel und im Bereich der Ableger in den Pappeln wird je eine genehmigte Störung des Brutgeschäftes der Kormoran durchgeführt. Während auf der Insel nur in einem kleinen Teil der Nester später keine Jungvögel zu sehen sind, brüten in den Pappeln am Festland lediglich 3 Paare erfolgreich. Während wir unter den Nistbäumen auf der Insel zahlreiche Fische finden, suchen wir unter den Pappeln vergeblich danach. Kratzspuren an den Bäumen deuten auf Waschbären als Ursache für den massiven Brutverlust in dem Bereich hin.

2009

- Splitterkolonie im Unteren Odertal: Ein großer Teil der Nester ist während der Brut- und Aufzuchtphase verlassen. Unter den Nestern findet man längs aufgebrochene, leere Schalen von Kormoraneiern mit deutlichen Bißspuren und Kratzspruren an den Stämmen der Nistbäume.

- Kolonie Alter Wochowsee: Neben längs aufgebrochenen, ausgeschlürften Kormoraneiern mit Bißspuren finden wir in der ebenfalls auf der Insel befindlichen Graureiherkolonie ein Bild der Verwüstung. Neben ausgeschlürften Eiern finden sich tote und teilweise angefressene Jungvögel. Gleichzeitig fällt auf, dass nur noch sehr wenige ausgewürgte Fische unter den Nistbäumen der Kormorane liegen.

- Kolonie Paretzer Tonstiche: Auch hier liegen ausgeschlürfte Kormoraneier, längs aufgebrochen unter den Nistbäumen auf der Insel. Dagegen auch hier nur noch vereinzelte Fische unter den Bäumen. Irgendwer räumt dort auf ... Auffällig ist auch, dass mit Einbruch der Abenddämmerung regelmäßig Warnrufe der Kormorane weithin zu hören sind.

2010

- Splitterkolonie im Unteren Odertal: Zum Zeitpunkt der Kontrolle sind 73% der Nester verlassen. Unter den Nestern finden sich neben leeren Eierschalen mit dem bereits beschriebenen Muster Spuren von Waschbären im Schlamm austrocknender Pfützen. In einer weiteren, neuen Splitterkolonie sind entlang eines Grabens die Gelege in mehreren Nistbäumen verlassen, während im hinteren Teil der Baumreihe das Brutgeschäft der Kormorane (noch) normal zu laufen scheint (Brut und Fütterung von Jungvögeln).

- Kolonie Alter Wochowsee: Die Reiherkolonie bietet ein Bild der Verwüstung. Eine Vielzahl von aufgebrochenen Eierschalen und teilweise schief hängenden Nestern sind die Überbleibsel einer ausgiebigen Party von mindestens einem Liebhaber frischer Eier. Dennoch sind einzelne Reiher in der Kolonie. Bei einer weiteren Kontrolle nach einer Woche finden wir weitere Eierschalen in einer inzwischen verlassenen Reiherkolonie. Daneben dann erste aufgebrochene Kormoraneier und im Vergleich zu den Vorjahren nur wenige Fische unter den Nistbäumen der Kormorane.

- Kolonie Paretzer Tonstiche: Von anfänglich 365 Brutpaaren verlassen während der Brut- und Aufzuchtphase mehr als 100 Paare die Kolonie. Unter den Nistbäumen finden sich nur wenige Fische, dafür aber zahlreiche aufgebrochene und ausgeschlürfte Eierschalen mit deutlichen Bißspuren. Auffällig ist auch, dass im westlichen, dem Festland näheren Teil der Insel zahlreiche Nester abgetragen wurden. Bei einer Nachkontrolle beobachten wir dann in dieser Kolonie erstmals einen Waschbären, der hoch oben in einem Kormorannest liegt.

Einige Wochen später veröffentlicht Andy dann hier sein Video vom Waschbären in Aktion: https://www.fisch-hitparade.de/angeln.php?t=61896 Die im Video zu hörenden Warnrufe sind die gleichen, die ich mit Anbruch der Dunkelheit beim abendlichen Ansitz im nur gut einen Kilometer von der Kolonie entfernten Jagdrevier aus eben dieser Kolonie höre.

Es bleibt selbstverständlich Dir überlassen, wie Du meine völlig unwissenschaftlichen Beobachtungen einordnest. Für mich steht jedenfalls fest, dass Kormorankolonien schon allein durch die Marotte der Vögel, unter Streß ihre Beute auszuwürgen, zu wahren Magneten für Waschbären werden. Frischer Fisch, frische Eier, zarte Jungvögel ... Waschbärenherz was willst Du mehr ... :) Darunter leiden auch andere Vogelarten, die im Bereich von Kormorankolonien brüten - siehe Graureiherkolonie am Alten Wochowsee.

Du kannst mir jetzt gerne erklären, dass ich hier blind aberwitzigen Vermutungen nachlaufe, ohne wissenschaftliche Beweise liefern zu können. Sollte Dir die Lust darauf nach dem Anschauen des Videos aus der Paretzer Kolonie noch nicht vergangen sein, bin ich auf Deine Ausführungen gespannt. Sofern Du selbst an dem von Dir verlinkten Waschbärenprojekt arbeitest, würde ich mich dann dafür stark machen, dass Du uns im kommenden Jahr bei den Besuchen in den genannten Kormorankolonien begleitest. Danach darfst Du dann hier ganz wissenschaftlich auswerten, was Du dort gesehen hast ... :grins

Viele Grüße

Lars
 

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Einmal mehr ist Silvio Heidler eine beeindruckende Dokumentation von Kormoranen im Großraum Gera gelungen. In dieser Aufarbeitung sollte es einmalig sein. Vergleichbares regional bezogen, ist mir nicht bekannt.

Man sollte auch bedenken, dass Silvio Heidler Angler, aber auch Vogelfreund und begeisterter Fotograf ist. Je nach Situation oder Interessengruppe war es mit Sicherheit nicht leicht für ihn. Eine kurze erste Abhandlung gab es schon.

Hier jetzt das gesamte Werk. Egal, wie man diese Dokumentation bei aufmerksamer Betrachtung bewertet, allein, dass diese gemacht wurde, ist überaus bemerkenswert.

http://vggoe.de/fileadmin/user_uplo...um_Gera_-_Dokumentationverkleinert_Teil_1.pdf

http://vggoe.de/fileadmin/user_uplo...m_Gera_-_Dokumentation_verkleinert_Teil_2.pdf

LG Torsten
 
Hi,

herzlichen Dank an Torsten für das Einstellen dieser Studie. Jeder der sich für das Thema interessiert (und nicht einfach nur gedankenlos zum Xten Mal eine "Petition" unterschreibt), sollte sich die Zeit nehmen, diese ca. 200 Seiten zu lesen.
Bis auf eine Ausnahme stimme ich den Schlussbetrachtungen und den Lösungsansätzen vollständig zu. Dieses Dokument ist ein Muss für jeden, der an diesem Thema interessiert ist. Leider steht zu befürchten, dass nur 0,0001% aller "Kormoranfachleute" die Zeit aufbringen, sich mit der Arbeit des Herrn Heidler zu beschäftigen...

Gruß Thorsten
 
Hallo Thorsten,

habe mir die beiden Teile der Kormoran-Geschichte durchgelesen. Vielen schöne Schnappschüsse, die leider in einer viel zu kleinen Auflösung veröffentlicht wurden. Daneben gibt es einige sehr voreilige Schlüsse und Deutungen.

So ist der häufig massive der Befall von Kormoranen mit der Nematode C. rudolphii nichts Neues.

http://library.vetmed.fu-berlin.de/ResourceList/details/44023
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19827362

Der fotografischer "Beweis" der Verschleppung des Parasiten durch Auswürgen adulter Würmer geht daneben. Die Wurmeier werden von den Kormoranen über den Kot in der Landschaft verteilt. Das stellt jedoch weder für Fische, noch für Menschen eine wirkliche Gefahr dar. Der Fisch ist nur Zwischenwirt und der Verzehr roher, unausgenommener Fische durch den Menschen ist hier eher unüblich ... :)

Man kann davon ausgehen, das in Arealen mit großer Kormorandichte auch die Zahl der mit dem 2. Larvenstadium bestückten Fische entsprechend höher liegt. Das dürfte dann vor allem andere Fisch fressende Vögel treffen, die sich mit der Beute diesen Parasiten einhandeln und durch ihn geschwächt werden. Also eher etwas, was Vogelschützer beunruhigen sollte ...

Auch die Beobachtungen, dass es in einem strengen Winter schwierig ist, Kormorane von den letzten noch offenen Gewässerstrecken zu vergraulen, sind nicht wirklich neu. Niemand wird erwarten, dass sich innerhalb der umherziehenden Trupps herumspricht, dass irgendwo an einem Tag mal zwei Vögel geschossen wurden. Hier hilft dann nur tägliche Präsenz am Gewässer und der Ab- bzw. Beschuss gerade der "Späher". Anders gestaltet sich das in den Sommermonaten, wenn überwiegend standorttreue Vögel an sensiblen Gewässern einfliegen. Die Teichwirte könnten einpacken, wenn man ihnen mit den Vergrämungsabschüssen die einzige Methode nimmt, bei der Wirkung und Aufwand in einem halbwegs sinnvollen Verhältnis stehen.

Die Schlussfolgerung, dass auf der Grundlage seiner Beobachtungen im Hochwinter der Abschuss von Kormoranen sinnlos ist und eingestellt werden sollte, ist amüsant. Nach der Logik kann ich die Bejagung von Wildschwein, Reh & Co. auch einstellen, weil auch die ständig Nachwuchs produzieren und einfach nicht daran denken, nie wieder an den Stellen aufzutauchen, an denen mal einer ihrer Artgenossen erlegt wurde ...

Er schreibt, dass in Europa zehntausende Vögel abgeschossen werden müssten, um einen Effekt zu erreichen. Das stimmt! Nach Schätzungen der EU-Kommission sind es jährlich etwa 80.000 Kormorane, die geschossen werden. Das reicht für sich genommen dennoch nicht aus, um eine wirkliche Populationskontrolle zu erreichen. Hier zählt die Summe der Wirkungen aller Mortalitätsfaktoren. Erst wenn die groß genug ist, werden wir Auswirkungen bei den Brutpaarzahlen sehen. Im Moment spricht vieles dafür, dass diese Schwelle erreicht bzw. überschritten wurde, denn in vielen Arealen Europas stagnieren die Brutpaarzahlen, obwohl weiterhin reichlich Nahrung und Nistgelegenheiten gegeben sind. Auch deshalb sehe ich keinen Grund, jetzt auf den ganz sicher nicht unwesentlichen Mortalitätsfaktor Vergrämungsabschuss zu verzichten.

Spaßig ist auch die Empfehlung bezüglich der Finanzierung des Fischbesatzes aus Naturschutzgeldern. Bei der gegenwärtigen Kassenlage gibt es dann keinen Fischbesatz mehr. Wenn, wie Herr Heidler schreibt, der Fischbesatz in den Mittelgebirgsregionen die Nahrungsgrundlage für das Überleben der Kormoranbestände sei, sollten wir dann für eine wirkungsvolle Regulierung der Kormoranpopulation nicht umgehend alle Maßnahmen zur Renaturierung von Gewässern einstellen? Die führen schließlich auch zu einer Zunahme der Fischbestände ... ;)

Bin mal gespannt, welchem der 8 Lösungsansätze von Herrn Heidler Du Deine Zustimmung verweigerst.

Viele Grüße

Lars
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Lars,

ehrlich gesagt finde ich es schade, dass du die Arbeit von Hr. Heidler etwas herabwürdigend als "Kormoran-Geschichte" bezeichnest. Es ist tatsächlich eine sehr akribische Arbeit, die sich hinter dem, was ich an "wissenschaftlichen" Publikationen zum Thema bisher gelesen habe, nicht verstecken muß - im Gegenteil.
Was die "sehr voreilige Schlüsse und Deutungen" angeht, magst du im ein oder anderen Fall Recht haben. Allerdings habe ich diesen Eindruck auch schon in anderen Veröffentlichungen sogenannter Fachleute gewonnen. :augen

So ist der häufig massive der Befall von Kormoranen mit der Nematode C. rudolphii nichts Neues.

Nee, ist nix Neues und auch die vermeindliche Gefahr für die Fischwelt, die er aus den herausgewürgten, halb verdauten und mit Würmern versetzten Fischen erkennen will, sehe ich so nicht. Schon eher liegst du da richtig mit deinem Hinweis, das ist "eher etwas, was Vogelschützer beunruhigen sollte ... "

Auch die Beobachtungen, dass es in einem strengen Winter schwierig ist, Kormorane von den letzten noch offenen Gewässerstrecken zu vergraulen, sind nicht wirklich neu.

Ich kann die Stelle nicht finden, wo das behauptet wird.
Wenn du schreibst, "Die Teichwirte könnten einpacken, wenn man ihnen mit den Vergrämungsabschüssen die einzige Methode nimmt, bei der Wirkung und Aufwand in einem halbwegs sinnvollen Verhältnis stehen." magst du damit Recht haben - letztlich gibt es von keiner Seite bisher praktikable Vorschläge, wie und womit man diese Vergrämungsabschüsse ersetzen kann. Bei Heidler klingt das so: "Über die Situation etwa an Fischzuchtanlagen erlaube ich mir kein Urteil."

Er schreibt, dass in Europa zehntausende Vögel abgeschossen werden müssten, um einen Effekt zu erreichen. Das stimmt! Nach Schätzungen der EU-Kommission sind es jährlich etwa 80.000 Kormorane, die geschossen werden. Das reicht für sich genommen dennoch nicht aus, um eine wirkliche Populationskontrolle zu erreichen. Hier zählt die Summe der Wirkungen aller Mortalitätsfaktoren. Erst wenn die groß genug ist, werden wir Auswirkungen bei den Brutpaarzahlen sehen. Im Moment spricht vieles dafür, dass diese Schwelle erreicht bzw. überschritten wurde, denn in vielen Arealen Europas stagnieren die Brutpaarzahlen, obwohl weiterhin reichlich Nahrung und Nistgelegenheiten gegeben sind.

Die Entwicklung bei den Brutpaarzahlen verfolgen wir jetzt schon seit geraumer Zeit. Schon seit Jahren ist zu erkennen, dass das expotentielle Wachstum abgeschlossen ist. Seit einiger Zeit wird im Gegenteil berichtet, dass diese Zahl nicht nur stagniert, sondern sogar rückläufig ist - und das ist nicht nur ein lokaler Effekt. Das sind wohl die " Summe der Wirkungen aller Mortalitätsfaktoren" und nicht nur der Mortalitätsfaktoren, sondern auch aller weiteren Faktoren die über eine Populationsdynamik mitentscheiden.
Das du als engagierter Verfechter der Abschußmaßnahmen den Hauptgrund für diese Entwicklung genau dort erkennst, verwundert mich jetzt nicht. Aber grade die Zahlen über die Trends in den einzelnen Kolonien Brandenburgs (die du kürzlich verlinkt hast) korrelieren überhaupt nicht mit dieser Theorie.

Spaßig ist auch die Empfehlung bezüglich der Finanzierung des Fischbesatzes aus Naturschutzgeldern

Echt, findest du das "spaßig"? Ich kann dem eine Menge abgewinnen - grade auch wenn es darum geht, tatsächlichen Schaden zu ersetzen. Das der Schaden häufig durch Geldmittel nicht wieder gut zu machen ist, liegt auch daran, dass z.T. privat finanzierte und durch freiwilligen und engagierten Einsatz grade z.B. bei Wiederansiedlungsprojekten geleisteten Einsatz ein hohes Frustpotential entsteht. Ein finanzieller Ausgleich aus Naturschutzmitteln kann dabei auch ein Signal dafür sein, dass sowohl die Ursache, als auch die Wirkung anerkannt wird.

Wenn, wie Herr Heidler schreibt, der Fischbesatz in den Mittelgebirgsregionen die Nahrungsgrundlage für das Überleben der Kormoranbestände sei, sollten wir dann für eine wirkungsvolle Regulierung der Kormoranpopulation nicht umgehend alle Maßnahmen zur Renaturierung von Gewässern einstellen? Die führen schließlich auch zu einer Zunahme der Fischbestände ...

Hr. Heidler hat damit zweifellos Recht. Grade die beiden letzten Winter hätten ohne diese Voraussetzung garantiert zu einer enorm hohen Verlustquote bei den Fischfressern geführt. Aber du kannst doch nicht verlangen, dass man die Menschen ausrottet, um die Kopflaus zu bekämpfen. :grins
Im übrigen folgt aus der richtigen Erkenntnis ja keine Forderung, diesen Besatz künftig zu unterlassen, sondern nur die finanziellen Folgen auf breitere Schultern zu verteilen. Wenn du das nicht verstehst, wie rechtfertigst du dann die Ausgleichszahlungen an Fischwirte?

Bin mal gespannt, welchem der 8 Lösungsansätze von Herrn Heidler Du Deine Zustimmung verweigerst.

-> Markierung von Gewässern, welche den Vögeln allein überlassen
werden können, keine menschliche Nutzung

Ich bin ein Vertreter der Gruppe, die auf Koexistenz mit diesem Vogel setzt. Es sollte so etwas wie ein Recht aller Lebensformen auf Nahrungsbeschaffung und der Nutzung aller natürlicher Ressourcen geben. Dabei darf keine Gruppe bevorzugt werden. Eine ausschließliche Nutzung durch irgendjemand - unter Ausschluß einer anderen Nutzergruppe findet daher nicht meinen Beifall.
Wie und in welcher Form die Nutzung natürlicher Ressourcen geregelt wird, bedarf einer Entscheidung im Einzelfall. Jedenfalls ließe es eine solche Regelung zu, dass ehemalige Nutzer darin (zu Recht!) eine bevorzugung einer Art erkennen würden, deren Akzeptanz sowieso schon im negativen Bereich liegt...

Gruß Thorsten
 
Moin Torsten,

Die Entwicklung bei den Brutpaarzahlen verfolgen wir jetzt schon seit geraumer Zeit. Schon seit Jahren ist zu erkennen, dass das expotentielle Wachstum abgeschlossen ist. Seit einiger Zeit wird im Gegenteil berichtet, dass diese Zahl nicht nur stagniert, sondern sogar rückläufig ist - und das ist nicht nur ein lokaler Effekt. Das sind wohl die " Summe der Wirkungen aller Mortalitätsfaktoren" und nicht nur der Mortalitätsfaktoren, sondern auch aller weiteren Faktoren die über eine Populationsdynamik mitentscheiden.

hast Du eine Erklärung dafür, warum ausgerechnet die kleineren Kolonien von Stagnation bzw. Rückgang der Brutpaarzahlen betroffen sind, während z.B. hier in Brandenburg die größte Kolonie im Land diese Stagnation inzwischen überwunden hat und nun über Splitterkolonien im Umfeld wieder ein strammes Wachstum hinlegt? Waschbär und Seeadler sind auch dort kräftig am Werke. Das Nahrungsangebot für die Kormorane ist im Umfeld nicht besser oder schlechter als in anderen Landstrichen. So groß kann der Effekt der weiteren Faktoren (noch) nicht sein. ( http://www.lfv-brandenburg.de/media/download_gallery/Kormoran.pdf )

Das du als engagierter Verfechter der Abschußmaßnahmen den Hauptgrund für diese Entwicklung genau dort erkennst, verwundert mich jetzt nicht. Aber grade die Zahlen über die Trends in den einzelnen Kolonien Brandenburgs (die du kürzlich verlinkt hast) korrelieren überhaupt nicht mit dieser Theorie.

Du liegst falsch, wenn Du mich für einen engagierten Verfechter von Abschussmaßnahmen hälst. Es gibt weit sinnvollere Wege für ein effektives Management. Nur werden die zu gern blockiert, so dass statt der Arbeit an den Ursachen (Reduzierung des Bruterfolges) nur das Kurieren am Symptom (Abschuss am Gewässer) bleibt.

Echt, findest du das "spaßig"? Ich kann dem eine Menge abgewinnen - grade auch wenn es darum geht, tatsächlichen Schaden zu ersetzen.

Ich finde es spaßig, weil ich seit Jahren erlebe, wie vom kleinen Naturschutzaktivisten vor Ort bis rauf ins Bundesumweltministerium gebetsmühlenartig wiederholt wird, dass Schäden durch Kormorane an Fischbeständen in natürlichen Gewässern bisher nicht eindeutig nachgewiesen seien. Angesichts dieser gelebten Ignoranz mache ich mir bezüglich der Umsetzbarkeit von Herrn Heidlers Vorschlag keine Illusionen.

Ein finanzieller Ausgleich aus Naturschutzmitteln kann dabei auch ein Signal dafür sein, dass sowohl die Ursache, als auch die Wirkung anerkannt wird.

Und genau dieses Signal wäre das Eingeständnis des Naturschutzes, dass wir tatsächlich ein Kormoranproblem haben. Damit wäre die Frage nach der Notwendigkeit eines Managements augenblicklich beantwortet. Deshalb investiert man bei NABU & Co. unglaublich viel Zeit und Energie, um entsprechende Fakten zu verklären.

[Besatzmaßnahmen als Lebensversicherung für Kormorane im Winter] Hr. Heidler hat damit zweifellos Recht. Grade die beiden letzten Winter hätten ohne diese Voraussetzung garantiert zu einer enorm hohen Verlustquote bei den Fischfressern geführt. Aber du kannst doch nicht verlangen, dass man die Menschen ausrottet, um die Kopflaus zu bekämpfen. :grins
Im übrigen folgt aus der richtigen Erkenntnis ja keine Forderung, diesen Besatz künftig zu unterlassen, sondern nur die finanziellen Folgen auf breitere Schultern zu verteilen. Wenn du das nicht verstehst, wie rechtfertigst du dann die Ausgleichszahlungen an Fischwirte?

Wenn ich Herrn Heidler richtig verstanden habe, widerspricht er sich in seinen Forderungen bezüglich der Sinnhaftigkeit des Besatzes und der Kostenübernahme für Besatzmaßnahmen durch den Naturschutz. Ausgleichszahlungen an Fischwirte brauche ich nicht rechtfertigen, weil es sie in meinem Einflussbereich nicht gibt. Begründung: Kormorane sind wildlebende Tiere, die sich nicht im Eigentum des Landes Brandenburg befinden. Deshalb besteht für das Bundesland keine Verpflichtung zur Zahlung von Ersatzleistungen für erlittene Kormoranschäden ...

Wenn Du etwas recherchierst, wirst Du vergleichbare Argumentationslinien bei NABU & Co. gerade in Bezug auf natürliche Gewässer sehr häufig finden. Stichwort: "herrenlose Fische" ...

Viele Grüße

Lars
 
Umdenken in der EU zum Thema Kormoran?

Ich habe im Nordkurier vom Freitag einen Artikel gefunden, bei dem es um unseren Räuber das Jahres geht, den Kormoran. Ich habe hier einen Link gefunden, wo die Meldung im Groben nochmal nachzulesen ist. Der Zeitungsartikel war etwas ausführlicher. Da stand, das etwa 40 Fischarten durch den Kormoran bedroht sind, u.a. Aal, Äsche etc.

Vielleicht setzt da ja wirklich mal ein Umdenken ein und man findet einen Weg, wie man die Kormorane und die Fische gleichermaßen schützen kann.

http://www.mecklenburg-vorpommern.e...d_Regierung/index.jsp?showid=244093&type=News

Gruß
Ole
 
Abschuss von Kormoranen in Sachsen weiter möglich

Kormorane dürfen in Sachsen auch weiter unter bestimmten Voraussetzungen beschossen werden.Das Kabinett stimmte einer Entfristung der am Jahresende 2010 auslaufenden Sächsischen Kormoranverordnung zu,wie Umweltminister Frank Kupfer (CDU) in dresden mitteilte.Damit werde weiter erlaubt,Kormorane zum Schutz von Fischbeständen in Teichen und Flüssen zu erlegen.Zudem dürfe wie bisher die Entstehung von Brutkolonien außerhalb der Brutzeit verhindert werden.Laut kupfer geht es nicht um einen Abschuss von Größenordnungen, sodern darum, die Vögel von den Gewässern fernzuhalten.Auf die Vögel anlegen dürfen aber nur Besitzer eines Jagdscheins und nur in einem 200-Meter-Umkreis rund um die Fischteiche.Vom 1.April bis 15.August gilt eine Schonzeit.Dann ist der Abschuss nur per Sondergenehmigung möglich.Zudem dürfen die Gelege der Vögel nicht zerstört werden.Kormorane sind vor allem den Teichwirten ein Dorn im Auge.Die Branche erleidet nach eigenen Angaben durch die Fisch fressenden Vögel jährlich Verluste von rund einer Million Euro. Mit der Kormoranverordnung konnte der Schaden auf unter 200.000 Euro pro Jahr gesenkt werden,so das Ministerium.Jeder Kormoran frisst nach Angaben des Ministeriums täglich etwa ein halbes Kilogramm Fisch,im Sommer aus bewirtschafteten Fischteichen.Im Winter ziehen die Vögel vor allem an die schnell fließenden Flüsse und Bäche im Erzgebirgsvorland.Dort sorgten sie für einen teils dramatischen Rückgang der Fischbestände.Seit Inkrafttreten der Verordnung wurden jährlich etwa 2.300 Kormorane geschossen.

So schaut es bei uns in Sachsen aus.

Gruß Graf
 
Hört sich doch sehr gut an,den die schwarze Pest ist ja schon wieder an den Flußabschnitten in großen Scharen unterwegs.Das da nichts mehr drin bleibt kann man sich ja vorstellen!!
 
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