Der berühmt berüchtigte Flying Lure ist einer der wenigen Köder, der durch die Medien derart übertrieben in den Himmel gelobt wurde, dass er letztendlich nur noch abgrundtief fallen konnte. Viele haben diesen Kunstköder damals gekauft, doch die wenigsten haben mit dem Köder wirklich über lange Zeit experimentiert. Und so vergammelte dieser ungewöhnliche Köder schnell in den Köderboxen, die mit Neuerungen auf dem Kunstködermarkt in den letzten zwei Jahrzehnten förmlich überflutet wurden. Zu Unrecht, wie ich meine!
Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich zuletzt mit Flying Lures gefischt habe, das liegt jedoch eher daran, dass ich mich inzwischen neuen Angelmethoden und Zielfischen zugewandt habe. Bei meinen ersten Versuchen mit den Flying Lures zeigte sich schnell, dass nur mit entsprechend weichen und auftreibenden Schnüren und ausreichend langen Ruten der beste Effekt erzielt werden kann. Dabei waren die "ausgiebigen" Tests im klaren Flachwasser sehr aufschlussreich. Ziel war es, diesen Köder nur durch richtiges Anheben und Senken der Rute so lange wie möglich im Einsatzbereich, da wo man den Fisch vermutet, zu halten. Und dies ohne ständig einholen und auswerfen zu müssen. In der Tat, es funktionierte. Nach einigen Versuchen mit leichteren Modellen hatte ich den Trick raus und durch geschicktes Anheben und Senken der Rute - welches ich wechselhaft nach links und nach rechts ausführte - war es mir möglich den Köder längere Zeit an nahezu der gleiche Stelle zu halten und teilweise sogar in weitere Entfernungen vorstoßen zu lassen.
Für mich war dies ein
schockierend erfreuliches Erlebnis, hatte ich doch nun einen Köder mit welchem man auch an einer Krautkante, an einem überhängenden Busch, an einem Steg oder an einem Seerosenfeld in ansonsten unerreichbare Zonen vorstoßen konnte. In einem Krautreichen französischen See, der für seine Großforellen bekannt war, wurde dann der erste richtige Test in einer Zone gemacht, die sonst beim Spinnfischen zu unweigerlichen Hängern und oft zum Verlust des Köders führte. Beim ersten Wurf direkt vor eine Krautbank, welche zur Gewässeroberfläche hin wucherte aber darunter noch Freiwasser zu erkennen war, ließ ich den Lure erstmal bis zum etwa 12 Meter tiefen Grund taumeln um danach die Wasserschichten nacheinander durch Anheben und Senken der Rute abzufischen. Doch beim ersten Anheben, zuckte bereits die Rute und nach kurzem Drill lag vor mir ein Hechtlein von etwa 50 cm, welcher die nebenstehenden Forellenangler zum staunen brachte. Hatte man doch in diesem See seid drei Jahren keinen Hecht mehr gesehen. Um es kurz zu machen, dieser Nachmittag brachte mir noch zwei Hechtlein von 60 und 65 cm.
Nur wenige Tage nach diesem ersten Erlebnis, als beim Karpfenangeln im Ortsteich nicht viel ging, packte ich spasshalber die Spinnrute aus und zuppelte den Lure durch das Karpfengewässer. Es verging zwar fast eine Stunde, doch ich bekam dann tatsächlich einen Biß. Und so unwahrscheinlich es klingen mag, den Lure hat sich ein dreipfündiger Karpfen voll inhaliert! Faszinierend für mich. Und somit folgten in den darauffolgenden Jahren einige Fische, die ich aus Seerosenfeldern, unterspülten Ufern und sonstigen unzugänglichen Bereichen zaubern durfte. Auch wenn nie kapitale Fische unter meinen Lure-Fängen waren, der Flying Lure ist für mich die Alternative, wenn mal sonst nichts geht.
Abschließend möchte ich noch folgendes erwähnen. In meinem Fall war es der schnelle Erfolg, der mich vom Köder überzeugte und sich dadurch weitere Erfolge einstellten. Denn wie ich hier schon an anderer Stelle schrieb,
das wichtigste am Köder ist, dass man selbst davon überzeugt ist und dem Erfolg positiv entgegen sieht. Also ich kann nur empfehlen es einfach mal auszuprobieren, da doch viele negativen Meinungen, die man zu hören und zu lesen bekommt, leider gar nicht auf eigenen Erfahrungen basieren.