Die Äsche

Äschen sind in vielen unserer Flüssen ein seltener Anblick geworden. Einst Namensgeberin einer ganzen Region im Oberlauf unserer Flüsse ist sie mancherorts auf dem Rückzug und ihre natürliche Reproduktion durch den Menschen weiterhin in Gefahr. Bereits mehrmals zum Fisch des Jahres gewählt, ist die Äsche ein Zeiger an der ökologischen Uhr unserer Gewässer. Zeit für ein Porträt und warum nicht auch ein Gedicht!?

Wenn der Name Programm ist

Als Wissenschaftler die Äsche im 18 Jahrhundert erstmals beschrieben, erkannten sie diese wegen ihrer Fettflossen als Mitglieder der Lachsfamilie (Salmonidae) und folgten bei der Wahl des Gattungsnamens wohl ganz ihrer Nase: Thymallus sollte er heißen – nach dem für diese Fische typischen thymianartigen Geruch. Aber das ist nur eine Erklärung. Wie dem auch sei, sind heute 15 Äschenarten bekannt, die in fast ganz Europa und sogar im Brackwasser von Flussmündungen und einigen europäischen Meeren zu finden.

Wo Äschen wohnen

Die uns wohl bekannteste Art ist die Europäische Äsche (Thymallus thymallus). Diese bevorzugt neutrales bis leicht basisches Wasser, hat ihren Wohlfühlbereich bei 6 – 18 °C und kann unter guten Bedingungen mindestens stolze 14 Jahre alt werden. Eine reife Leistung! Dabei sind Längen bis zu 60 cm und Gewichte bis zu 3 Kg und wohl auch mehr möglich. Die schwerste, bei der FHP eingereichte Äsche liegt bei 56 cm und 2,18 Kg. Dafür braucht es aber natürlich gute Nahrungsbedingungen und Wasserparameter. Am wohlsten fühlen sich diese Fische dabei über hartem, sandigem oder steinigem Boden. Meist stehen sie im Strömungsschatten von Felsen und im Schatten überhängender Pflanzen. Hier ernährt sich der Salmonide hauptsächlich von Pflanzen, kleinen Würmern, Krebstieren, Schnecken, kleinen Fischen und Insekten. Ihre Nahrungsgewohnheiten lassen dabei der Forelle raum, weshalb sie mit diesen auch zusammen auftreten können. Nur kleine Forellen sind vor den Äschen nicht sicher. Der Größte Feind der Äsche sind hier übrigens Huchen, Kormoran und wenn wir ehrlich sind, auch der Mensch.  

Äschen sind leicht zu erkennen

Auch ungeübter Angler können Äschen gut von anderen Fischarten unterscheiden. Ihr auffälligstes Merkmal ist wohl ihre große und bunt gefärbten Rückenflosse, die Äschenfahne. Diese ist beim Männchen weiter nach hinten ausgezogen und wird beim Laichspiel sogar über den Rücken des Weibchens gelegt. Das imponiert natürlich auch uns Anglern und zieht viele von uns Petrijüngern magisch ans Wasser. Die Äschen wählen dort zum Laichen meist seichte Kiesbänke, wo sie zwischen März und April ablaichen.

Äschen sind neben Ihrer ‘Fahne’ aber auch an ihren birnenförmigen Pupillen zu erkennen, die nach vorne erkennbar spitz zulaufen. Zudem hat die Äsche Rundschuppen, die im Verhältnis zu ihrem Körper auffällig groß sind. Zuletzt ist da natürlich noch der besagte Geruch, der bei der Zubereitung allerdings wieder verschwindet. Anhand dieser Merkmale ist der Fisch gut zu identifizieren.

Äschen auf die Schuppen legen

Die Fahnenträger lassen sich mit Naturködern aber auch Imitaten Ihrer Nahrung überlisten und dazu gehören natürlich Bachflohkrebsen, Nymphen und Fliegen. Dabei sind Fänge mit der Posenmontage möglich aber die Fliegenrute wird hier häufig verwendet. Äschen gehen dabei auch auf Spinnköder und sind weit weniger Scheu als Forellen. So haben Fliegenangler nicht nur vom Ufer aus eine Chance, sondern können auch beim Watfischen auf ihre Kosten kommen. Die Äschen nehmen dabei auch gerne Anflugnahrung von der Oberfläche auf. Perfekt also zum Fliegenfischen.

Warum nicht – ein Gedicht

Seit Jahren hab ich es vermisst
Das du mir deine Fahne hisst
Ich warte doch so lange schon
auf dich in deiner Flussregion

Wo gerade Linie Ufer weist
Wo trübe Wasser Steine Färben
Wo Vogelhals die Brut verspeist
da bleibt dir nichts als auszusterben

Ich warte nun schon manche Jahre
Ich bin das ew’ge Suchen leid
Weil ich mich durch die Bäche plage,
dein silbrig Salmonidenkleid
erscheint mir manchmal schon im Traum
Ich will dir meine Nymphe reichen
doch die int’ressiert dich kaum
Suchst dir ein Kiesbett um zu laichen

Dein Nachwuchs lässt mich daher hoffen
Ich werde weiter Fliegen binden
und bin für jede Hilfe offen
die graue Eminenz zu finden

Sind Äschen gefährdet? 

Innerhalb der letzten Jahre sind Äschen mehrfach zum Fisch oder Tier des Jahres gekürt worden, nämlich in 1997 und 2011 (Deutschland), 2002 und 2011 (Österreich) sowie  2007 und 2016 (Schweiz). Warum das? Die Äsche ist eine der ersten Arten, die sich bei abnehmender Wasserqualität zurückzieht und gilt somit als ein Zeiger an der ökologischen Uhr unserer Gewässer. Äschen sind zudem recht bekannt, ansehnlich und sind aufgrund Ihrer vielfältigen Anforderungen an das Ökosystem auch Schirmarten. Werden Maßnahmen zu ihrem Schutz erlassen, kommen diese meist der gesamten Artengemeinschaft zugute. Nach Aussage des Nabu hat sich die Qualität der Fließgewässer seit den letzten 30 Jahren durchaus verbessert und zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen machen heute bereits Hoffnung. 

Sind Äschen denn vom Aussterben bedroht? Auf der roten Liste der IUCN sind derzeit nur drei Äschenarten zu finden, von denen die arktische und europäische Äsche weltweit gesehen im sicheren Hafen sind. Der Bestand an adriatischen Äsche jedoch scheint ernsthaft bedroht. Diese Einschätzungen sind wie gesagt weltweit zu versehen und spiegeln nicht den Zustand lokaler Bestände wieder, die durchaus gefährdet sein können. Eine Entwarnung wäre somit sicher ein falsches Zeichen. Denn heute ist die selbständige Vermehrung der Äsche weiterhin durch Staustufen und Wasserkraftwerke behindert, die beispielsweise durch Stauraumspülungen viele der zum Laichen benötigen Kiesbetten immer wieder trockenlegen. Zudem wird auch der zunehmende Fraßdruck durch den Kormoran für den Rückgang lokaler Äschenvorkommen diskutiert. Wir sind gespannt, wann die Äsche das nächste Mal in die Schlagzeilen kommt  – und hoffen nur zum Guten!

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