Angeln und Glaube

Angeln und Glaube

Angler haben nicht nur das schönste Hobby, viele haben auch einen starken und oft hartnäckigen Glauben. Angler sind stumm wie Fische aber an ihrem Verhalten zeigt sich oft eines: Da steckt mehr drin, als man glaubt. Was Angeln mit Glauben zu tun hat und welche Rolle Petrus dabei spielt, liest Du hier.

Tabu – Darüber redet man nicht

Der Glaube scheint in unserer Gesellschaft Privatsache zu sein und darüber zu reden ist mancherorts ein Tabu, auch bei den Anglern. Zumindest wenn es um Smalltalk geht, gehören Glaube, Politik und Geld zu den drei Dont’s des Alltags und auch in vertrauter Angelrunde kehrt bei dem Thema schnell Ruhe ein. Aber oft nicht, weil es langweilig oder uninteressant ist, sondern weil uns der Glaube im Inneren berührt und quasi an unser „Eingemachtes“ geht. Es geht um die Fragen: Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Was überdauert Zeit und Raum und macht unser Leben durch einen unzerstörbaren Sinn letztendlich lebenswert? Laut Statista geben noch 58 % der Deutschen an, an Gott zu glauben und 38 % verneinen dies. Während der Glaube an die Existenz Gottes so oder so gesehen wird, scheint das Thema “Glauben” an sich unverändert wichtig. Eine für mich gute Definition von Glaube ist, dass der Glaube

“ein Feststehen in dem ist, was man erhofft und das Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht” (Bibel, Hebr. 11,1)

Und das trifft bei uns Anglern den Nagel auf den Kopf. Wir Angler, die wir tagelang am Wasser (fest)stehen in der Hoffnung doch noch den einen Fisch zu fangen. Und selbst, wenn die Mäuler der Fische wie zugenagelt scheinen, lassen wir uns den letzten, den allerletzten und den allerallerletzten Wurf nicht nehmen. Immer in der Hoffnung, dass ein Fisch anbeißt, den wir nicht sehen! Selbst ein Schneidertag kann den Glauben nicht rauben, dass der Fisch doch irgendwo sein und fressen muss und es sich lohnt wiederzukommen. 

Jeder Wurf ist ein Akt des Glaubens  

Jeder Weg ans Wasser und jeder Wurf zeugt von dem Glauben in uns. Dabei treibt uns die Leidenschaft an, immer und immer wieder auch gegen unsere Erfahrung ans Wasser zu gehen und unermüdlich dem Fisch nachzustellen. Die Aussage “ jeder Tag ist Angeltag aber nicht jeder Tag ist Fangtag “ spricht Bände von diesem unserem Anglerglauben. Jedoch können lange Durststrecken auch den festen Stand von so manchem begeisterten Angler ins Wanken bringen.

Und ähnlich scheint es auch im Glauben an Gott zu sein. Wie der Fisch unter der Wasseroberfläche, so scheint auch Gott in unserem Leben oft hinter den Wolken verborgen zu sein und unbeantwortete Gebete und offene Fragen wirken entmutigend. Aber dennoch zieht der Glaube den Blick immer wieder nach Oben, trotz offener Fragen und geistlichen Beißflauten. Wie beim Angeln ist es wichtig, das Vertrauen nicht aufzugeben und trotz geistlicher Schneidertage die Angel wieder und wieder nach Gott auszuwerfen. 

Wie stark es bei Anglern wiederum um den Glauben an den Fangerfolg bestellt ist, erkennt man weniger an den Worten sondern an dem was Angler tun. Wer ans Wasser geht hat sichtbar größeren Glauben als der, der daheim bleibt. Und auch am Wasser lässt sich einiges erkennen. So habe ich selbst mehrfach auf Zander geangelt, ohne vorher meinen Kescher aufzuklappen und bereitzulegen. Auf diese Weise habe ich schon so einige schöne Fische verloren. Der Glaube hat die Angel ausgeworfen, aber die Zweifel haben den Kescher zugeklappt gelassen. Das ist zwar ärgerlich aber ein gut ausgegebenes Lehrgeld, das nächste Mal keine halben Sachen zu machen, sondern alles auf den Glauben zu setzen.   

Petri Heil! Petrus lernt fischen

Angler sind als Petrijünger bekannt. Petrijünger bedeutet ‘’Schüler von Petrus’’. Dieser Simon Petrus lebte zur Zeit um das Jahr Null und war ein Schüler von Jesus von Nazareth. Er war von Beruf Fischer am israelischen See Genezareth und ist darum nach katholischer Tradition auch Schutzpatron vor allem christlicher Fischer und Angler. Darum wünschen sich Angler hierzulande auch heute noch mit “Petri Heil” oder kurz “Petri” den Segen des Simon Petrus, auch wenn das heute für viele wohl eher eine Floskel ist. Dieser Simon Petrus ist ein spannendes Beispiel für den Glauben, weil bei ihm der Fischerglaube und Glaube an Gott zusammenkamen. Nach der Überlieferung wurden eines Tages sein Glaube als Fischer und sein Glaube an Gott stark herausgefordert. Nämlich als ein Zimmermann aus Nazareth in sein Boot stieg:

Jesus sprach zu Simon Petrus »Fahrt jetzt weiter hinaus auf den See und werft eure Netze aus!« »Herr«, erwiderte Simon, »wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich es tun.« Sie warfen ihre Netze aus und fingen so viele Fische, dass die Netze zu reißen begannen. Deshalb winkten sie den Fischern im anderen Boot, ihnen zu helfen. Sie kamen, und bald waren beide Boote bis zum Rand beladen, so dass sie beinahe sanken. Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus nieder und rief: »Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch!« Er und alle anderen Fischer waren erschrocken und erstaunt über diesen Fang” (Bibel, Matthäus 11,4-9)

Petrus konnte an diesem Tag trotz all seiner Erfahrung keinen einzigen Fisch landen und schüttelte bestimmt den Kopf als der scheinbare Laie ihm erzählte, wie er es anstellen sollte. Aber dennoch warf er seine Netze aus und hatte den Fang seines Lebens vor sich. Auch wir Petrijünger müssen unser Vertrauen auf den Fang nicht an den Nagel hängen. Auch in Beißflauten und schweren Lebenssituationen gibt es Sinn und Hoffnung und so können wir in der Not auch den um Hilfe bitten, der einst Petrus das Angeln beigebracht hat.

Petri Heil!

Euer Thilo

 

IM FORUM DISKUTIEREN

AUF FACEBOOK KOMMENTIEREN UND TEILEN

AUCH INTERESSANT

Video: Basiswissen für Angler: Das Ruten-Wurfgewicht, Quelle: FHP/Fishpipe
weitere Angelvideos

WEITERE BEITRÄGE AUS DEM FHP MAGAZIN