Gewässerschutz -  NABU fürchtet um hochsensibles Naturjuwel

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Daimler will Werk in Rastatt erweitern

Der Rastatter Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 13.7.2017 auf den Wunsch des Automobilkonzerns Daimler nach einer Erweiterung seines Rastatter Werks um ein Zentrum für E-Mobilität reagiert und wird eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen.

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NABU: Die Rheinauen sind ein hochsensibles Naturjuwel. - Foto: Martin Klatt

14. Juli 2017 - „Wir sehen eine mögliche Süderweiterung des Daimler-Werks Rastatt mit großer Sorge“, kommentiert der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle den Beschluss des Rastatter Gemeinderats. „Wir befürchten, dass am Ende vorne die kompakten EQs vom Band rollen und hinten der Naturschutz auf der Strecke bleibt. Eine solche Entwicklung kann auch Daimler nicht wollen“, ergänzt Enssle.

Für den NABU-Artenschutzreferenten Martin Klatt stehen mit der erneuten Erweiterung des Werks die „in zähen Verhandlungen erreichten Errungenschaften für den Naturschutz im Werksumfeld“ auf dem Spiel. „Die Rheinauen sind ein hochsensibles Naturjuwel von europäischem Rang mit zahlreichen Landschafts- und Naturschutzgebieten sowie wertvollen FFH-Flächen. Hier leben Arten, die andernorts in Baden-Württemberg längst verdrängt wurden und in Europa streng geschützt sind – wie die Fischarten Schlammpeitzger und Steinbeißer sowie der Eisvogel und die Bechsteinfledermaus“, erklärt Klatt.

„Wir erwarten daher eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie, die den Schutz von Natur und Landschaft nicht einfach den Interessen der Industrie unterordnet“, fordert Klatt. Zur Nachhaltigkeit zählt für den Naturschutzexperten die Bewahrung der biologischen Vielfalt und der zu ihrem Schutz ausgewiesenen Gebiete unbedingt dazu.

Der NABU erinnert in diesem Zusammenhang an die Vereinbarung der Naturschutzverbände mit der Landesregierung 1987 zur damaligen Neuansiedlung des Pkw-Werks in Rastatt. Darin wurde von der Landesregierung zugesichert „die Siedlungs-, Industrie- und Verkehrsentwicklung in der Rheinniederung zwischen Iffezheim und Karlsruhe mit dem Instrumentarium der Raumordnung, Landesplanung und des Naturschutzrechtes so zu steuern, dass keine Verschlechterung der ökologischen Situation eintritt.“

Daher erwartet der NABU weiter eine Bestandsgarantie für das Naturschutzgebiet „Rastatter Bruch“, das durch eine Süderweiterung des Pkw-Werkes zerstört würde. „Wir werden uns auch heute dem Diskussionsprozess nicht verweigern, erwarten aber den unbedingten Willen zu naturverträglichen Lösungen“, ergänzt Klatt. Einen Vorschlag, wie diese aussehen könnte, falls gebaut werden sollte, hat der NABU-Fachmann auch: „Die Flächen südöstlich des Werks sind planungsrechtlich von Stadt und Region bereits als mögliche Werkserweiterung für Daimler gesichert und liegen nicht im Naturschutzgebiet.“ Diese seit Jahren mit dem Unternehmen abgestimmte Planung müsse Vorrang vor allen anderen Überlegungen haben und Inhalt der Machbarkeitsstudie sein.

Informationen für den Hintergrund

1987: Daimler baut im Westen von Rastatt auf einem 170 Hektar großen Gelände zwischen Stadt und Rheinauen sein drittes Pkw-Werk in Deutschland. Die Hälfte der Fläche ist als Industriegebiet ausgewiesen, die andere ist im Regionalplan als Fläche von „höchster ökologischer Bedeutung“ eingestuft. Das Gebiet sollte ursprünglich zum Landschafts- und Naturschutzgebiet erklärt werden. Naturschützerinnen und Naturschützer forderten ohne Erfolg, das Werk auf einem alternativen, ökologisch vertretbaren Standort in Rastatt zu bauen.
Stattdessen wird das Werk wie geplant auf bis dahin artenreichen Wiesen, Felder und Wäldern errichtet, direkt am Rande des Naturschutzgebiets „Rastatter Rheinauen“. Der Autobahnzubringer zum Werk führt durch Auenwälder und Feuchtwiesen, ein Bahnanschluss quer durch Ackerland. Jedoch werden in der Rastatter Vereinbarung umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen beschlossen – ein wichtiger Erfolg für den Naturschutz.
2017: Daimler plant eine Erweiterung des bestehenden Werks um ein Zentrum für E-Mobilität und will dafür die Zulieferbetriebe auf eine Erweiterungsfläche umsiedeln. Die Werksfläche soll Richtung Süden mitten ins Naturschutzgebiet „Rastatter Bruch“ wachsen. Zur staufreien Anbindung der Daimler-Werke in Rastatt und Kuppenheim soll zudem eine neue Straße von Süden an das Werk herangeführt werden, parallel zum bestehenden Industriegleis. Diese Straße würde die Naturschutzgebiete Rastatter Ried und Rastatter Bruch sowie die umgebenden Landschaftsschutzgebiete massiv beeinträchtigen und das auch zur Naherholung genutzte Gebiet durch Lärm beeinträchtigen.

Quelle: Newsletter NABU
https://baden-wuerttemberg.nabu.de/...wsletter&utm_medium=E-Mail&utm_campaign=KW29_


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