Besondere Erlebnisse -  Der Jäger

Goderich

Superprofi Petrijünger
Der Jäger setzte sich auf sein Gespann mit 60 gelben Pferden und machte sich auf den Weg. Er wusste, es sollte dieser Tag sein.

Heute... würde etwas passieren.


Im Traum war ihm der Wassergeist erschienen. Er... hatte ihm den Weg gewiesen.


Sein Weg führte ihn zu der Schamanin. Von ihr erhielt er den magischen Trank, der die Müdigkeit vertreiben, die Sinne schärfen und die Geister besänftigen kann.

Jetzt schlug er den Weg zum Fluss ein.

Dort angekommen benetzte er seine Haut mit einem Balsam, das ihn vor der unbändigen Wut des Sonnengottes schützen sollte. Sorgfältig verteilte er die zähe Flussigkeit und massierte sie ein.

Dann stieg er in seine Jagtbekleidung. Eine Hose, die Wasser und Kälte vom den Beinen fern hält, Schuhe, mit denen man auf glatten Flusssteinen den Halt nicht verliert und die Weste, in deren Taschen alle die Gegenstände Platz haben, die er für die Jagt brauchte.
Sorgfältig schloss er jeden Knopf, zurrte jeden Riemen und richtete den Sitz. Nichts sollte dem Zufall überlassen sein.
Dann stieg er in die Schlucht und ging zum Fluss.

Am Ufer zündete er einen Krautstängel an und öffnete die Amphore mit dem Trank. Das Ritual war wichtig, konnte es doch über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Zur Hälfte leerte er das Gefäß, die andere Hälfte ergoss sich in die Fluten. So hatte er es bei seinem alten Freund gesehen, der ihm die Fischjagt im Meer gelehrt hatte.

Kurz darauf die Nebelschwade...
Der Herrscher des Wassers hatte das Opfer angenommen.

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Er wählte eine der Fliegen aus, die er eigens für diesen Tag angefertigt hatte und band sie bedächtig an. Dabei hielt er immer ein Auge und beide Ohren offen, damit ihm bloß keine noch so kleine Bewegung auf und im Wasser entging.

Ein Plätschern ließ ihn aufsehen. Da war ein Ring. Dieser schien zu einer kleinen Forelle zu gehören, die schon so früh morgens im ersten Sonnenlicht nach jeder noch so kleinen Mücke springt.
Soetwas tun sie, wenn sie noch im Wachstum sind. Die größeren Fische hingegen machen sich nur selten die Mühe aus dem Wasser zu springen. Hierzu bedurfte es eines Eintagsfliegenschlupfes oder einer langen Zeit des Mangels, wie im Winter.

Nachdem er die Fliege angebunden hatte machte er die ersten Würfe. zuvor hatte er entdeckt, dass die Fische es mögen, wenn eine Nymphe unter Wasser an der straffen Leine vom Ufer in den Strom schwingt. So ließ er es auch jetzt geschehen.

Noch bevor er richtig anfangen konnte zu fischen, wurde er von etwas anderem aus seiner Konzentration gerissen. Eine Gruppe junger Einbaumfahrer kreuzte seinen Weg. In ihrem jugendlichen Ungestüm tollten sie herum, versuchten sich als Wasserakrobaten und taten so, als sei der Jäger nicht da. Das taten die Fische daraufhin ebenfalls.

Mit dem Anflug eines Grinsens dachte er an eine alte Geschichte zurück, die man dem jungen Jäger bei der letzten Zusammenkunft erzählt hatte. Damals hatte ein alter, grimmiger Jäger ähnliches erfahren und war darüber so in Wut geraten, dass er mit seiner Rute und einem mächtigen Grundblei nach dem Einbaum geworfen hatte.
Er konnte gut zielen - zu gut - denn das Blei traf das innere des Einbaums und durchschlug dessen Rumpf. Der Ruderer hatte keine Wahl als an Land zu gehen und seinen Einbaum den Rest des Weges zu tragen.


Er jedoch ließ sich zu solchen Taten nicht hinreißen und begab sich weiter Flussauf, dorthin wo ihm die Ruderer nicht folgen konnten. An einer wunderschönen, schnell fließenden Stelle inmitten mächtiger Bäume machte er Halt. Er sah einige kleine Ringe und hörte dem Plätschern des Flusses zu. Hier würde er sein Glück versuchen.

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Wieder wählte er eine Nymphe, warf sie schräg Flussauf ans andere Ufer und ließ sie von der Schnur durchs Wasser ziehen. vVorn war die Schnur sehr dünn, da die Fische sehr misstrauisch sind und die Fliege in der richtigen Tiefe schwimmen sollte.

Es verging nur kurze Zeit, da zupfte etwas an der anderen Seite.

Der Jäger hob die Rute und zog Meter um Meter Schnur ein. An der Spitze rüttelte etwas, leistete aber keinen ernsthaften Widerstand.
Die erste kleine Bachforelle durfte wieder zurück in ihr Element.

Da er sich sicher war, dass es hier noch mehr und größere Fische gab machte er weiter.

Wieder ein Ruck in der Rute. Diesmal war der widerstand schon deutlich intensiver. Zur Sicherheit spulte er die Schnur auf die Rolle und begann dann, den Fisch näher an sich heran zu ziehen. Die Rucke, die das Tier mit dem Kopf ins Handteil schickte waren nicht allzu mächtig aber deutlich schneller als bei den Forellen, die er bisher gefangen hatte.

Dann sah er zum ersten mal die helle Silhouette. Die Flossen am Bauch des Fisches waren stark seitlich abgespreitzt. so ähnlich hatte er es schon bei Barben gesehen. Doch diesen Fisch hatte er noch nie gefangen, dessen war er sicher. Nach einigen kleineren Fluchten konnte er sie erkennen...

Die Fahne!!!

Er hätte beinahe laut aufgejauchzt. Eine Äsche! Die erste seines Lebens. Darauf hatte er so lange hingearbeitet und dem Moment entgegengefiebert, in dem er endlich seine erste Äsche fangen würde.

Ein wenig wehmütig dachte er an die lange Suche nach diesem edlen Fisch zurück. Er war nach Bayern und Österreich gereist, hatte dort mit einem guten Freund, der ihn in die Kunst der Fliegenfischerei eingeführt hatte, diesem Fisch nachgestellt, doch nie hatte er ihn auch nur zu Gesicht bekommen.
Er wäre fast beireit gewesen nach Norwegen an die berühmten Äschenflüsse zu reisen, wo die Fahnenträgerinen so zahlreich sind wie andernorts die Plötzen.


Doch diese Zeit war nun vorbei. Der Fisch glitt an der Schnur gezogen in die nasse Hand des überglücklichen Jägers.

Diese thymianduftende Fahnenträgerin ist tatsächlich eine Diva. Auf dem silbergrauen Schuppenkleid liegt ein leicht goldener Schimmer, der Körper ist schlank und grazil, der Mund immer zu einem leicht abfälligen Schmollen verzogen. Das Haupt ist hoch erhoben und die Augen blicken vorwurfsvoll den Unwürdigen an, der sie aus ihrem Element gerissen hat.
Nachdem sie wieder ins Wasser gelassen wird, fordert sie Genugtuung, indem sie sich in den Strömungsschatten hinter dem Fuß ihres Fängers stellt, bis sie mit einer verächtlichen Kehrtwende seinem Blick entschwindet.

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Er blickte ihr noch lange nach und konnte das Hochgefühl nur langsam niederkämpfen, das ihm diese Schönheit beschehrt hat.

Dann jedoch wendete er sich wieder dem zu, weshalb er hergekommen war. Auf seine angebotenen Nymphen stiegen noch weitere kleinere Äschen ein. Er hatte deutlich mehr Fehlbisse als Treffer, aber das störte ihn nicht. Dieser Tag war schon jetzt ein ganz besonderer in seinem Leben.

Doch es sollte noch besser kommen.


Nach einiger Zeit erfolgt wieder ein Biß. Diesmal ganz nah am anderen Ufer. Und diesmal schlägt die andere Seite nicht mit dem Kopf sondern biegt einfach nur die Rute durch. Die Rolle gibt nach, als der Fisch sich in die Strömung stellt. Ich muss ihm folgen schießt es mir duch den Kopf und ich wate mit gegen die Strömung gestellter Rute Flussab in ruhigere Abschnitte.
Der Fisch zieht noch immer und ich habe Mühe auf seine Höhe zu kommen.
Dann lege ich die Rute flussab und bringe ihn aus dem Gleichgewicht. Er reagiert jedoch sehr schnell und steht wieder unter mir. Das Spiel geht noch einige Male so weiter, bis die Schönheit Flanke zeigt, sich unter stillem Protest heranziehen und abhaken lässt.



Mit stolz erhobener Fahne begegnete die Äsche dem verliebten Blick des Jägers. Von solch stattlichen Fahnenträgerinnen hatte er bisher nur gehört oder Bilder gesehen. Jetzt lag sie vor ihm im Wasser und wartete auf das lösen des Hakens. Nur zu gern hätte er ihr sein Maßband angehalten, doch eine Frau fragt man nicht nach ihrem Alter sei maß mindestens 40 Zentimeter, dessen war er sich sicher. Er hatte sie aus Respekt nicht aus dem Wasser genommen und sie nutzte die Gelegenheit um ihm den Rücken zu kehren. Sanft glitt sie davon und entschwand seinem Blick.

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Nach diesem Erlebnis war es mit der Konzentration vorbei. Der Junge Jäger hatte weit mehr erreicht, als er sich je erträumt hätte. Mit einem überwältigenden Glücksgefühl verließ er den Fluss, um anderen davon zu berichten.


Aber er wird wiederkommen.
 
Herzlichen Glückwunsch zu den ersten Äschen und dann auch noch ne Kapitale dabei, 40 cm ist doch schon kapital, oder?
PS: Ist Jagt mit t bei euch was dialektisches?
 
Ich bin Sprachlos.

Ein angelnder Poet hat uns noch gefehlt in der Runde. :klatsch :klatsch :klatsch

Schöner Bericht und schöne Fischels.

Petri Steffen und Gruß

FM Henry
 
:hahaha: :hahaha:
Steffen, wann kommt sowas mal in gebundener Form auf den Markt?

Petri Heil und wieder mal ein Schmakerl in diesem Forum...sozusagen ein Lichtschein :respekt :respekt :respekt

Willi
 
:banane:Jeahhh!! :banane:

Gratulation!
Mann freue ich mich für Dich, dass Du sie jetzt selber überlisten konntest - :respekt - Ehre, wem Ehre gebührt :verneig:

Das war so schön zu lesen,
da stell ich mich auf einen großen Felsen,
führe die Hand vom Herzen zum Himmel
und grüße meinen weißen Bruder "silberne Äschenfahne".

Du bist jetzt ein festes Mitglied im "Großen Rat der Fliegenfischer"

Petri Heil
Stephan

P.S. Grüße an die Schamanin
 
Hallo Steffen,

Petri zu deinem Äschenfang.
Den Bericht hast du wirklich prima geschrieben !:respekt

Was so ein neuer Internetanschluß alles bewirkt, oder liegt es an diesen "Krautstängeln"? Wenn ja, scheinen sie verdammt gut zu sein ...:leck :zwinkernd
 
:verneig: :verneig: :verneig: :verneig: :verneig: :verneig: Danke Leute Danke!!! :verneig: :verneig: :verneig: :verneig: :verneig: :verneig:


Hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht und ich freu mich noch viel mehr, das es Euch gefällt!

Zum Buch: Ich hatte tatsächlich darüber nachgedacht mal eins zu schreiben aber mir fehlt leider die Geduld.

Zum Kraut: 0-8-15 Tabak aus einer blauen französischen Schachtel.

Zum großen Rat: Es ist mir eine Ehre!!!

Zur ersten Äsche: Jetzt kommt der erste Hecht dran!


Danke für die lieben Grüße und Euch allen viele so schöne Angeltage!!!



Euer Steffen
 
Da hat sich aber jemand mühe gegeben.
Und das Ritual hast wieder gebracht :klatsch

Dickes Petri zu den schönen Fischen

Mfg Ted
 
Petri Heil Goederich....ein wirklich schön verfasster Bericht......Werde mal anklopfen.....wenns recht ist......um die Hilfe eines wahren Poeten in anspruch zu nehmen.....
:respekt :respekt :respekt :respekt :klatsch :klatsch
 
Hi Goderich,:klatsch

klasse geschrieben und schön zu lesen :respekt . Da fällt es leicht die Begeisterung für diesen Traumtag zu teilen. Ich wünsche dir jedenfalls das dein nächstes Highlight - der Hecht auch noch zuschlägt.

Hoffentlich können wir dann bald von dieser Pirsch lesen.

Gruß Thorsten
 
Hi Goderich
Super Beitrag und schöne Bilder und meine Gratulation zu deinen Äschen.Was ist das eigendlich für ein Fluß?
Ich war sehr oft an der Sieg und dort sah es fast genauso aus.
LG Peter
 
Ein toller , nicht alltäglicher Bericht
Weiterhin Petri
ps. ich bin mehr als gespannt auf die Story , welche uns nach deinem ersten Hecht erwartet !
Gruß Schuppi
 
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