Naturschutz -  Unsere Flüsse sind in einem sehr schlechten Zustand

Fliege 2

Fliegenfischer
93,3 Prozent unserer heimischen Flüsse sind in einem ökologisch, schlechten Zustand. Dies geht aus einer Anfrage der "Grünen" an die Bundesregierung hervor. Trotz einiger Erfolge, die in den letzten Jahren erreicht wurden, wie das Lachsprogamm und die Rückkehr der Biber, ist der allgemeine Zustand der Gewässer, als äußerst bedenklich anzusehen. Die Gewässerstruktur und die Qualität der Nährstoffe ist in den deutschen Flüssen weitest gehend unbefriedigend.

Quelle: https://www.welt.de/newsticker/news...Deutschland-in-keinem-guten-Oeko-Zustand.html

Fliege 2
 
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Die Bewertung des ökologisch Zustandes bezieht sich immer auf einen möglichen Referenzzustand ohne menschlichen Eingriff.

Ein ökologisch sehr guter Zustand, z.B. in der Artenzusammensetzung, ist also immer dann gegeben, wenn ein menschlicher Einfluss nicht vorhanden bzw. sehr gering ausgeprägt ist. Dies ist in Deutschland kaum noch gegeben.

Eine flächendeckende Rückkehr zu einem guten ökologischen Zustand wird sich in Deutschland also schwer realisieren lassen. Dazu wurde einfach schon zuviel in die Natur eingegriffen.

Wir schaffen es zwar die Flüsse chemisch sauberer werden zu lassen, einen ursprünglichen ökologischen Zustand, z.B. hinsichtlich einer natürlichen Artengemeinschaft, lässt sich aber nur sehr schwer realisieren, unter anderem weil natürliche Gewässerstrukturen wie Überschwemmungs- und Auenflächen fehlen, durch Stauhaltungen der Geschiebtransport beeinflusst wird und sich somit Habitate ökologisch gesehen negativ verändern.

Zum Glück gibt es uns Angler, die sich durch viel Engagement um einen naturnahen und somit guten ökologischen Zustand unserer Gewässer bemühen. Gleichzeitig tragen wir Angler durch zum Teil unüberlegte oder unnötige Besatzmaßnahmen auch unseren Teil zum aus ökologischer Hinsicht schlechten Zustand bei. Besonders bei natürlichen Gewässer ist diese Praxis zum Teil also zu überdenken.

Welche anglerischen bzw. fischereilichen Bewirtschaftungsmaßnahmen und inhaltlichen Schwerpunkte fördern denn eurer Meinung nach den guten ökologischen Zustand der Gewässer und welche beeinträchtigen ihn eher? Und welchen Einfluss haben anglerische Praktiken, wie beispielsweise Anfüttern u.a.?
 
Moin,

Welche anglerischen bzw. fischereilichen Bewirtschaftungsmaßnahmen und inhaltlichen Schwerpunkte fördern denn eurer Meinung nach den guten ökologischen Zustand der Gewässer und welche beeinträchtigen ihn eher?

Ein ökologisch sehr guter Zustand, z.B. in der Artenzusammensetzung, ist also immer dann gegeben, wenn ein menschlicher Einfluss nicht vorhanden bzw. sehr gering ausgeprägt ist.

Daraus muss ich schließen, dass ausschließlich die "Finger weg"-Praxis den guten ökologischen Zustand wiederherstellen kann. Leider kann ich nur aus eigener Erfahrung berichten, dass selbst "gut gemeinte" Maßnahmen (gerne auch als Renaturierung bezeichnet) einen negativen Einfluss ausüben. Das liegt häufig daran, dass Maßnahmen hübsch aussehen sollen und weniger an den tatsächlichen Bedürfnissen orientiert sind. Tatsächlich halte ich schon die Definition eines "guten ökologischen Zustand" für politisch gefärbt. Das würde nämlich für ein von Menschen unangetastetes Äschengewässer bedeuten, dass der ökologische Zustand nach dem Einfall von Kormoranen genau so gut ist wie zuvor...

welchen Einfluss haben anglerische Praktiken, wie beispielsweise Anfüttern u.a.?

... deutlich geringeren Einfluss als durch extensive Landwirtschaft hervorgerufen wird. Oder durch Ausbau, Begradigung, Nutzung für "grüne Energie", als Vorfluter für Kläranlagen, als Kühlmittellieferant, usw. usw.
Gruß Thorsten
 
Daraus muss ich schließen, dass ausschließlich die "Finger weg"-Praxis den guten ökologischen Zustand wiederherstellen kann.

Ich würde sagen eigentlich eher eine (flächendeckend quasi unmögliche) Wiederherstellung natürlicher Gewässerstrukturen könnte den ökologischen "guten" Referenzzustand wiederherstellen. Würden wir von bestehenden, stark veränderten Gewässern einfach die "Finger lassen", würde sich irgendwann ein neuer ökologischer Zustand einstellen, der aber u.U. wenig mit einem ursprünglichen ökologisch "guten" Referenzzustand zu tun hat. Ob der dann immer noch als ökologisch "gut" angesehen werden kann, wäre neu zu bewerten.

Insofern ist der gute ökologische Zustand als Begriff in einem so stark industrialisiertem Land tatsächlich eher politisch gefärbt und spiegelt das Streben wieder menschliche Eingriffe auf Basis eines ursprünglichen Referenzzustandes bewerten zu können. Die Rückkehr zu einem solchen Zustand ist flächendeckend allerdings mehr als unwahrscheinlich.

Insofern wäre es sinnvoll, auch andere ökologische vielleicht gute jedoch nicht ursprüngliche Zustände sinnvoll bewerten zu können, ohne dass Ihnen auf Basis des meist unrealistischen Referenzzustandes das Prädikat "gut" abgesprochen werden kann.

Das würde nämlich für ein von Menschen unangetastetes Äschengewässer bedeuten, dass der ökologische Zustand nach dem Einfall von Kormoranen genau so gut ist wie zuvor...

In einer vom Menschen unangetasteten Natur (=Referenzzustand) würden Kormorane vermutlich überwiegend in der Ostsee jagen und dort eine im Gleichgewicht befindliche Population bilden und somit wären Mittelgebirgsregionen im Binnenland wahrscheinlich verschont.
Die Anzahl der Gewässer und deren Nähstoffkonzentrationen wären deutlich geringer, was sich u.a. im Fischbestand widerspiegeln würde und somit wäre die Attraktivität für Kormorane zur Nahrungssuche ins Binnenland zu ziehen äußerst gering.

Insofern würde ich sagen wäre der gute ökologische Zustand in einem Mittelgebirgs-Äschengewässer nach dem Einfall von Kormoranen deutlich verschlechtert, da er von einem gebietsfremden Prädator verursacht wurde, den es dort bei einem natürliche Referenzzustand gar nicht geben dürfte.

Eine Weiterführung der Kormorandiskussion wäre darüber hinaus hier aber, denke ich, Fehl am Platz.

deutlich geringeren Einfluss als durch extensive Landwirtschaft hervorgerufen wird. Oder durch Ausbau, Begradigung, Nutzung für "grüne Energie", als Vorfluter für Kläranlagen, als Kühlmittellieferant,

Stimme ich zu....ich denke nur die intensive Landwirtschaft hat da noch mehr Einflüsse als die Extensive. Und die Einleitungen von Kläranlagen sind heutzutage (abgesehen von beispielsweise hormonellen Belastungen) in einem chemisch sehr guten Zustand und haben meiner Meinung nach eher einen geringeren Einfluss auf die Ökologie.
Wie gesagt, abgesehen von hormonellen Effekten die beispielsweise zu einer ökologisch negativen Verweiblichung von Fischbeständen führen kann.

Gruß
Julius
 
Unsere Flüsse werden immer sauberer das ist auch bewiesen. Diese dummen grünen wollen immer nur unruhe stiften diesen dreckspack dawile fahren sie mit ihren v8 audis in der gegend rum und verpessten die umwelt mit ihren veganer fürzen.
 
Unsere Flüsse werden immer sauberer das ist auch bewiesen. Diese dummen grünen wollen immer nur unruhe stiften diesen dreckspack dawile fahren sie mit ihren v8 audis in der gegend rum und verpessten die umwelt mit ihren veganer fürzen.

Hallo Blitzangler,

wir versuchen hier im Forum sachlich zu argumentieren. Auch wenn der Frust gegenüber Parteien oder Organisationen oft sehr groß ist, denke ich, dass wir über alle, die nicht unsere Meinung teilen, normal reden sollten.

Fürs nächste mal...locker bleiben. Danke

Fliege 2
 
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Unsere Flüsse werden immer sauberer das ist auch bewiesen

Die Flüsse werden in der Tat chemisch sauberer...hier geht es aber um einen ökologischen Zustand, es geht also um vorhandene Arten, Häufigkeiten dieser Arten, Artenzusammensetzungen etc....und der ökologische Zustand ist gelinde gesagt häufig in der Tat schlecht...und zwar aus Gründen, die viele Grünen richtigerweise genauso bemängeln wie die Angler...Stauhaltungen & Wanderhindernisse, mangelnder Geschiebetransport und infolge dessen massive (und teils unumkehrbare) Habitatveränderungen usw.

Chemisch sauberes Wasser bringt beispielsweise der kieslaichenden Nase wenig, wenn der Kies nach wie vor von einer Schlammschicht bedeckt wird....oder wenn invasive Grundelarten trotz sauberem Wasser die Brut heimischer Fischarten dezimieren und deren Bestand in Folge zurückgeht.
 
Unsere Flüsse werden immer sauberer das ist auch bewiesen. Diese dummen grünen wollen immer nur unruhe stiften diesen dreckspack dawile fahren sie mit ihren v8 audis in der gegend rum und verpessten die umwelt mit ihren veganer fürzen.
Unruhe stiften? Wer das wohl gerade selber tut?
Saubere Gewässer? Schon mal was von Microplastik gehört, oder das sich Arzneien in den Kläranlagen nicht abbauen lassen und diese in Bächen und Flüssen nachweisbar sind? Soviel zum Thema Beweise.
Ach und alle Grünen fahren V8 und furzen vegan.

Fakt ist aber das Landwirte keinen festen Mist mehr ausbringen, nur noch Gülle in Massen ausfahren, Gifte spritzen die eine lächerliche Zulassung bekommen weil Bayer und Co die Politik im Griff hat.
Gewässer sind leider eben falsch sauber. Es fehlen diese alten "natürlichen" Einträge der Landwirte wenn richtiger Mist ausgebracht wurde und Kleinstmengen über Sickerwasser in die Bäche gelangen. In chemisch reinen Bächen und Flüssen gehen Kleinstlebewesen zurück, somit auch die Artenvielfalt der Fische.
Und da Jens gerade Neozooen ansprach. Ich werde es nie verstehen wie der BUND der Tier und Artenschutz es zulassen kann das eingeschleppte Tiere, die sich in unseren Breitengrad vermehren und leben können, nach 20 Jahren als heimische Tierart angesehen wird. Das wird mit der Grundel und auch bald mit der Wollhandkrabe ebenso passieren wie es mit dem Waschbär schon geschah.
 
In chemisch reinen Bächen und Flüssen gehen Kleinstlebewesen zurück, somit auch die Artenvielfalt der Fische.

Man beachte hier beispielsweise auch die Entwicklung im Bodensee...


Ich werde es nie verstehen wie der BUND der Tier und Artenschutz es zulassen kann das eingeschleppte Tiere, die sich in unseren Breitengrad vermehren und leben können, nach 20 Jahren als heimische Tierart angesehen wird.

Das ist in der Tat fatal...dasselbe geschah aber auch mit dem Karpfen...hat nur etwas länger gedauert...diese ebenfalls vor rund 1000 Jahren in Westeuropa eingeschleppte Spezies ist zumindest juristisch gesehen heimisch, biologisch aber eigentlich nicht. Das sieht man auch daran, dass er sich sehr schlecht in unseren Breitengraden vermehren kann... Die unkontrollierte Vermehrung bleibt zwar aus, der Mensch und v.a. der Angler sorgt jedoch dafür...und mit Sicherheit wurden und werden ursprüngliche Schleien- und Karauschenbestände durch die Präsenz des Karpfens massiv beeinflusst.

Natürlich ist der gesellschaftliche Nutzen des Karpfens deutlich höher als bei Grundel, Waschbär & Co, die natürliche Vermehrung eingeschränkt und somit die Einbürgerung – zumal lange her – deutlich besser nachzuvollziehen. Negative Effekte in Sachen Ökologie gibt es aber ebenfalls zuhauf.
 
Erstmal vielen Dank hier an Jens, für diesen überaus informativen und wissenschaftlichen Umgang mit dem Thema. Das ist heutzutage im Internet leider keine Selbstverständlichkeit mehr, wie uns Blitzangler hier beweißt, aber "don´t feed the Troll" (;

Gerade die Sache mit dem sog. ökologischen Referenzzustand im Bezug auf die Neozoa finde ich äußerst interessant. Man muss sich eben bei der Betrachtung der Umwelt immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass die Natur eben nicht zwischen "guten" und "schlechten" Ökosystemen unterscheidet und alles in diese Richtung menschliche Kategorien sind, nach denen wir versuchen die Natur zu bewerten. Dabei gibt es eigentlich weder einen Urzustand noch einen "Zielzustand", alles was konstant ist, ist die Veränderung.
Somit wird die Frage, ab wann und ob der Mensch als Verbreitungsvektor für Tierarten als negativ einzustufen ist schon fast philosophisch. Gerade da der von dir erwähnte Karpfen die Angler ja gar nicht so sehr zu stören scheint, wie beispielsweise die Grundel.
Natürlich soll das jetzt nicht bedeuten, dass die Einschleppung von invasiven Arten (auch hier sollte nochmal unter Neobiota unterschieden werden) gutzuheissen ist. Gerade wenn man sich den katastrophalen Zustand der heimischen Flusskrebspopulatioen ansieht, muss man hier glaube ich nicht mehr diskutieren.

Schön mal einen wissenschaftlichen Blickwinkel auf diese Thematik zu lesen.
LG & Petri
Korbi
 
Hier eine aktuelle Sendung von Harald Lesch, die mir letztens von einem Kumpel geschickt wurde. Ich würde zwar sagen, für den gut Informierten Angler gibt es nicht viel neues, trotzdem wollte ich es mal posten. Gerade weil zu Beginn die hier angesprochene Karpfen Thematik kurz aufgegriffen wird.
Der Teil über den "Schwarzmarkt" für Glasaale hat mich überrascht, ich wusste zwar, dass die kleinen Aale als Delikatesse gegessen werden, aber das war mir Neu.

Schaut doch mal rein und sagt mir wie ihr das ganze findet, sozusagen aus der Perspektive von uns Anglern.

LG
Korbi
 
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