Daraus muss ich schließen, dass ausschließlich die "Finger weg"-Praxis den guten ökologischen Zustand wiederherstellen kann.
Ich würde sagen eigentlich eher eine (flächendeckend quasi unmögliche) Wiederherstellung natürlicher Gewässerstrukturen könnte den ökologischen "guten" Referenzzustand wiederherstellen. Würden wir von bestehenden, stark veränderten Gewässern einfach die "Finger lassen", würde sich irgendwann ein neuer ökologischer Zustand einstellen, der aber u.U. wenig mit einem ursprünglichen ökologisch "guten" Referenzzustand zu tun hat. Ob der dann immer noch als ökologisch "gut" angesehen werden kann, wäre neu zu bewerten.
Insofern ist der gute ökologische Zustand als Begriff in einem so stark industrialisiertem Land tatsächlich eher politisch gefärbt und spiegelt das Streben wieder menschliche Eingriffe auf Basis eines ursprünglichen Referenzzustandes bewerten zu können. Die Rückkehr zu einem solchen Zustand ist flächendeckend allerdings mehr als unwahrscheinlich.
Insofern wäre es sinnvoll, auch andere ökologische vielleicht gute jedoch nicht ursprüngliche Zustände sinnvoll bewerten zu können, ohne dass Ihnen auf Basis des meist unrealistischen Referenzzustandes das Prädikat "gut" abgesprochen werden kann.
Das würde nämlich für ein von Menschen unangetastetes Äschengewässer bedeuten, dass der ökologische Zustand nach dem Einfall von Kormoranen genau so gut ist wie zuvor...
In einer vom Menschen unangetasteten Natur (=Referenzzustand) würden Kormorane vermutlich überwiegend in der Ostsee jagen und dort eine im Gleichgewicht befindliche Population bilden und somit wären Mittelgebirgsregionen im Binnenland wahrscheinlich verschont.
Die Anzahl der Gewässer und deren Nähstoffkonzentrationen wären deutlich geringer, was sich u.a. im Fischbestand widerspiegeln würde und somit wäre die Attraktivität für Kormorane zur Nahrungssuche ins Binnenland zu ziehen äußerst gering.
Insofern würde ich sagen wäre der gute ökologische Zustand in einem Mittelgebirgs-Äschengewässer nach dem Einfall von Kormoranen deutlich verschlechtert, da er von einem gebietsfremden Prädator verursacht wurde, den es dort bei einem natürliche Referenzzustand gar nicht geben dürfte.
Eine Weiterführung der Kormorandiskussion wäre darüber hinaus hier aber, denke ich, Fehl am Platz.
deutlich geringeren Einfluss als durch extensive Landwirtschaft hervorgerufen wird. Oder durch Ausbau, Begradigung, Nutzung für "grüne Energie", als Vorfluter für Kläranlagen, als Kühlmittellieferant,
Stimme ich zu....ich denke nur die intensive Landwirtschaft hat da noch mehr Einflüsse als die Extensive. Und die Einleitungen von Kläranlagen sind heutzutage (abgesehen von beispielsweise hormonellen Belastungen) in einem chemisch sehr guten Zustand und haben meiner Meinung nach eher einen geringeren Einfluss auf die Ökologie.
Wie gesagt, abgesehen von hormonellen Effekten die beispielsweise zu einer ökologisch negativen Verweiblichung von Fischbeständen führen kann.
Gruß
Julius