Angelstories -  Von Nachtwandlern und Wurmlutschern

Peter85

Weißfischfan
Gestern war so ein schöner Abend - ich musste einfach noch mal ans Wasser raus! Also pünktlich zu Beginn des TV-Abendprogramms meine sieben Sachen gepackt und ab an mein Hausgewässer. Ich wollte es auf Aal versuchen, wenngleich die Bedingungen nicht ideal waren: Blankgeputzter Himmel über mir und Niedrigwasser zu meinen Füßen.

Egal – probieren geht über studieren - einen schönen dicken Tauwurm aus der Dose gepuhlt, ran an den Haken und rein damit. Gerade begann es auch schon zu dämmern, erfahrungsgemäß eine gute Zeit. Es dauerte auch nicht lange bis mein Bissanzeiger den ersten Hüpfer machte. Voll innerer Vorfreude nahm ich die Rute in die Hand und wartete auf ein Signal zum Anhieb. Da war es auch schon – zack – daneben. Na, da bin ich wohl etwas zu schnell dran gewesen dachte ich bei mir, holte ein und köderte schnell einen neuen Wurm an. Mit einem leisen Plumps zog ihn das Grundblei in die Tiefe.

Ich hatte kaum die Rute abgelegt und die Bissanzeige scharf gemacht, als mein Kletteraffe wieder zu tanzen begann. Typischer Aalbiß, dachte ich noch bei mir, wartete ein, zwei Augenblicke länger, dann setzte ich den Anhieb - wieder daneben. Verflixt und zugenäht aber auch!

Vermutlich hatte mein Gegenüber schon einmal Bekanntschaft mit einem Haken gemacht und war entsprechend vorsichtig. Ich änderte meine Taktik. Statt eines ganzen Tauwurms zog ich nun ein Wurmstück auf, gerade so, dass der Haken in voller Länge bedeckt war. Nur die Spitze lugte ein klein wenig hervor. Vorsichtig peilte ich die gleiche Stelle wieder an.

Diesmal ließ der Gute etwas auf sich warten. Zwanzig Minuten können manchmal soooo lang sein :schnarch plötzlich schnellte das Knicklicht förmlich himmelwärts. Rasch war ich auf den Beinen und hatte die Rute in der Hand. Doch was war das? Nach dem einkurbeln betrachtete ich verdutzt den blankgeputzen Haken. Na warte Bruder, dir werde ich schon noch zeigen wo der Bartl den Most holt!

Jetzt war guter Rat teuer. Einen kleineren Haken wollte ich nicht riskieren. Schließlich wollte ich Mr. Unbekannt nicht verangeln und auf die Hosenmätze war ich eh nicht aus. Neu beködert ließ ich die Montage wieder zu Wasser, nur dass ich diesmal die Rute in der einen Hand behielt, die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger in der Anderen. Nicht lange und ich spürte die ersten leisen Zupfer am Finger. Dieses verfressene Luder war doch tatsächlich schon wieder zur Stelle und wollte sich die nächste Wurmration abholen! Was mochte das nur sein? An einen Aal wollte ich fast nicht mehr glauben. Etwa Krebse? Erst neulich hatte ich einen Aal erwischt, der eindeutig einen Krebs gefressen haben musste. Es könnte also Alles möglich sein...

Vorsichtig gab ich den Zupfern nach und ließ behutsam die Schnur durch die Finger gleiten. Als sich die Signale verstärkten und der Zug in der Schnur bestimmter wurde setzte ich den Anhieb. Ha – Triumph – da war Leben am anderen Ende. Nach der ersten Flucht war klar, dass mein unsichtbarer Gegner nicht der Familie der Aale angehörte. Nach kurzem Drill ließ er sich über den Kescher führen. Was dann im Schein der Taschenlampe zum Vorschein kam war ein – Aitel!

picture.php



Der Nachtwandler hatte mir in aller Seelenruhe einen Tauwurm nach dem anderen vom Haken genudelt. Nun lag er vor mir im Ufergras, meine Würmer im straff gespannten Wanst. Leise mit den Brustflossen wedelnd kiemte er gemächlich vor sich hin. Es war fast so als würde er mich verschmitzt angrinsen. Naja, pfiffig war er. Und er hatte mich an einem fast aussichtslosen Tag entschneidert. Dafür hatte er sich die Freiheit verdient. Schwimm lieber Fisch – und ärgere den nächsten Angler.

Es war spät geworden und so packte ich zusammen. Als ich mich mit der Taschenlampe in der Hand durch die Büsche heimwärts schlug dachte ich bei mir: So also kann man sich die Zeit auch vertreiben!
 
Ich war heute mit den Kids spazieren und wir haben auf Sicht in nem kleinen Graben Aitel mit Brot gefüttert sind schon putzig die Tierchen ;)
 
Zurück
Oben