Naturköder -  Nacktschnecke auf Aal

Hi Thomsen,
habe heute erst deinen letzten post zum Thema gelesen. Gehe mal davon aus, das deine Frage "Kann es sein, dass die Hühner oder Enten von den Haltern nicht ausreichend gefüttert werden, damit sie die Nacktschnecken überhaupt fressen?
Dann wäre das reine Überlebensstrategie ..." ebenfalls der Unwissenheit des Städters entspringt und keine, wenn auch unterschwellige, Unterstellung sein soll.
Erstens halten wir Hühner,wie auch alle anderen Tiere, als da wären Schafe, Ziegen, Kaninchen, Enten, Gänse und Puten, wenngleich (möglichst) artgerecht und biologisch, was die Ernährung angeht, so doch durchaus auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Unter diesen wäre es ziemlich kontraproduktiv, das Federvieh hungern zu lassen, nur damit sie Nacktschnecken fressen. Zum einen stören uns diese auf den Auslaufweiden ziemlich wenig, und meine Frau würde sich bedanken, wenn die Hühner in den Garten dürften, zum anderen sind speziell die Hühner durchaus kannibalisch veranlagt, das heißt sie würden als erstes ihre eigenen Eier fressen, von der nachlassenden Legeleistung ganz zu schweigen, dann sich gegenseitig picken, wobei die Schwächsten durchaus ins Grass beißen würden (bildlich gemeint, denn Gras bzw. Grünzeug fressen sie ohnehin). Enten und Gänse würden eine Mangelernährung durch geringes Wachstum quittieren, was wiederum eine Verwertung ausschließt. Letztere erhalten von uns als Grundfutter lediglich aufgeweichtes Brot und Brötchen (holen wir zweimal wöchentlich aus einer Biobäckerei) den Rest holen sie sich von den Weiden und werden rund und fett dabei. Solltest Du mal in der Gegend sein, kurzer Anruf genügt und Du kannst Dich von der, aus dieser Ernährungsform resultierenden, Qualität des Fleischs überzeugen.
Die Hühner haben einen Futterautomaten, aus dem sie eine hormomfreie Körnermischung beziehen, und holen sich alles andere, von Fallobst über Grünfutter bis eben Kleintieren von den Weiden. Wenn wir, zusätzlich, Nacktschnecken im Garten auflesen und sie in irgendeinen Geflügelstall werfen, werden sie im allgemeinen auch gefressen. Es ist nicht so, das ein Huhn vier oder fünf fressen würde, während es bestimmt zwanzig Regenwürmer fressen würde, aber gefressen werden sie auf jeden Fall. Ich weiß nicht woher Du Dein Wissen um den ekligen Geschmack der Nacktschnecken beziehst (Selbstversuch??? hoffentlich nicht), vieleicht ist es ja auch nur eine unbewußte Assoziation zu schleimig. Will jetzt, mangels Erfahrungswerten, nicht das Gegenteil behaupten aber Nacktschnecken werden durchaus von eingen Tierarten gefressen, zb. Igeln, und ich vermute das die Überlebensstrategie mehr in der hohen Reproduktionsrate zu suchen ist als im Geschmack das Schleimes, wie auch immer der sein mag.
Gruß Fairbanks

und Frohes neues noch
 
Huch, wer zieht mir denn nach so langer Zeit plötzlich unvermutet die Ohren lang ... :eek: :grins

Nein, natürlich war das nicht unterstellend oder böse gemeint ... es war eine biologische Schlussfolgerung meinerseits gemäß der Überlegung:
die Nachtschnecken sind langsam, leicht zu erbeuten, haben keinerlei äußere Schutz- oder Verteidigungsmechanismen ... also müssen sie einen inneren haben (Gift oder üblen Geschmack).

Klar, als Großstädter macht man die Beobachtung nicht, ob Hühner Nacktschnecken trotzdem fressen ... innere Verteidigungsmechanismen sind bei unbeschalten Weichtieren aber bestens bekannt.
 
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Hallo allerseits,

da will ich doch auch mal meinen Senf dazugeben. Also evolutiv betrachtet ist der sekundäre Verlust der Schale bei einigen Schneckenarten sowohl terrestrischen als auch marinen recht interessant und wird auch wissenschaftlich untersucht. Einer der Abwehrmechanismen die sich vor allem in gehäuselosen marinen Schnecken entwickelt hat ist die Aufnahme von Giftstoffen aus der Nahrung die dann über den Schleim ausgeschieden werden. Die Anreicherung der aufgenommenen Gifte im Schleim ist auch der Grund dafür warum einige dieser Arten extrem giftig sind und sogar zu den giftigsten Tieren überhaupt gehören. Einige dieser Arten sind sogar in der Lage ganze Nematocyten, also Nesselzellen, von verspeisten Polypen aufzunehmen und intakt zum eigenen Schutz einzusetzen.

Bei terrestrischen Schnecken finden sich ähnliche wenn auch nicht so stark ausgeprägte Mechanismen wieder. Hier scheint aber der Schleim ansich und sein vergleichsweise übler Geschmack als Hauptschutz zu dienen. Es konnte aber auch gezeigt werden das ein grosser Anteil der durch die Nahrung aufgenommenen Giftstoffe unverändert über den Schleim abgegeben wird. Der schützende Effekt dieser Stoffe hängt dann natürlich von der Art der Nahrung ab. Allgemein vertragen Schnecken eine vergleichsweise hohe Dosis an giftigen pflanzlichen Alkaloiden weswegen sie auch Pflanzen fressen können und tun, die von anderen Tieren gemieden werden.

Gruß, Manuel
 
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Hi Günni, mein Guter,

interessanter Gesichtspunkt ... das habe ich gleich mal nachrecherchiert.

Beispiel, Reproduktionsrate der Ackerschnecke (einheim. Nacktschnecke):
3 x im Jahr 300-500 Eier

Irgendjemand muss sie auf dem Speisezettel haben, sonst wären ja jährliche Schneckeninvasionen Standard.

Fressfeinde:
Igel, Frösche, Kröten, Eidechsen, viele Vögel - und, siehe da, insbesondere Enten (wie Fairbanks schon ausführte).

Bestimmte Kröten können bis zu 20 Nacktschnecken pro Nacht verspeisen ... ein halber Schutzmechanismus ist also ihre Nachtaktivität, die jedoch von einigen Fressfeinden unterlaufen wird.

Zu einem weiteren Schutzmechanismus habe ich aber auch noch etwas gefunden:

~~~
In den 70er Jahren wurde aus Südeuropa die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) eingeschleppt. Sie ist äußerlich von unserer heimischen Nacktschnecke nur als Jungtier unterscheidbar. Zudem bildet sie bei Angriffen von Freßfeinden so viel bitteren, zähen Schleim, daß viele natürliche Feinde sie nicht fressen können. Es wurden sogar schon Vögel gefunden, die an diesen Schnecken erstickt waren
~~~

Das war ein Auszug aus einem Wikipedia-Artikel über Schnecken allgemein.

Interessierte können hier weiterlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnecken

Wir haben die 'Wahrheit' also so ziemlich in der Mitte gefunden ... wie es häufiger mal der Fall ist. :prost
 
Hi Thomas ;)

das mit dem ersticken scheint auch bei anderen Tieren vorzukommen. Das liegt zum einen an der Menge an gebildetem Schleim und daran das er extrem hygroskopisch ist, also hohe Mengen an Wasser aufnehmen kann ohne sich zu verflüssigen. Das merkt man vor allem wenn man mal versucht ihn mit Wasser abzuwaschen (Schnecken die man isst werden für einige Tage ohne Futter in trockener Umgebung gehalten um sie zu "entschleimen"). Die Fressfeinde ersticken dann wohl an einem Schleimpfropf ...

Hast du eigentlich die Anzahl an Eiern dieser Nacktschneckenart mit der einer Schneckenart mit Gehäuse verglichen ? Weinbergschnecken legen meine ich weniger Eier pro Gelege (40-60), habe aber keine Ahnung wie oft im Jahr sie Eier legen.

Achja, wegen der Schnecken invasion, wenn ich mich nicht täusche sind Schnecken vor allem in jungen Stadien sehr stark gefährdet und brauchen zudem recht lange bis sie geschlechtsreif sind.

Gruß, Manuel
 
Ich habe es auch einmal aus der Verlegenheit heraus auf Aal versucht. Leider ohne wirklichen Erfolg. Nur eine Brachse hat sich erbarmt, wobei die schon nen Monster war! Denke das Schnecken net wirklich als Köder benutzt werden sollten. Auch wegen dem Schleim.
 
Aale werden die Schnecken schon fressen. Aber dazu müßten selbige erst ein mal ins Wasser kommen. Und freiwillig werden sie das nicht machen, also müßte Mutter Natur mit starkem Regen oder so nach helfen.
oder der jenige der damit angeln möchte füttert lange genug damit an.
 
Hi Manuel,

die Weinbergschnecke (als beschalter Gegenentwurf zu einer einheimischen Nacktschnecke) scheint nur einmal jährlich Eier abzulegen.

Die Jungschnecken benötigen 2-3 Jahre (2 Überwinterungen) bis zur Geschlechtsreife.

Zum anglerischen Gesichtspunkt (Nacktschnecke):
An diesem Köder Interessierte könnten nach Manuels Ausführungen einfach mal versuchen, die Schnecken 3-4 Tage ungefüttert trocken zu halten (wg. Schleimabsonderung) und sie dann erst anzubieten.

Vielleicht auch mal vorher an einer flachen (einsehbaren) Stelle Teile anfüttern, um zu sehen, ob sich dann auch innerhalb kürzerer Zeit Abnehmer dafür finden.

Hoffe, dass sich jemand dieses Experimentes annimmt und uns dann auch seine Erfahrungen mitteilt ;)
 
Thomsen schrieb:
Zum anglerischen Gesichtspunkt (Nacktschnecke):
An diesem Köder Interessierte könnten nach Manuels Ausführungen einfach mal versuchen, die Schnecken 3-4 Tage ungefüttert trocken zu halten (wg. Schleimabsonderung) und sie dann erst anzubieten.
Alternativ könnte man die Schnecken auch mit Salz bestreuen. Der Erfolg setzt so wesentlich schneller (und wenigstens ein bisschen schonender für die Tiere) ein. Zudem hat man dann einen salzigen Köder, der oftmals eine große Anziehungskraft auf unsere Fischlis hat.
 
Goderich schrieb:
Alternativ könnte man die Schnecken auch mit Salz bestreuen. Der Erfolg setzt so wesentlich schneller (und wenigstens ein bisschen schonender für die Tiere) ein. Zudem hat man dann einen salzigen Köder, der oftmals eine große Anziehungskraft auf unsere Fischlis hat.

Mein Nachbar sammelt seine Nacktschnecken im Garten ab und tut in diesen Eimer dann Salz. Übrig bleibt eine schleimige einheitliche Masse. Fast als ob die Schnecken sich auflösen. Die Methode Salz wird also nicht funktionieren, oder hast Du das schon mal selbst ausprobiert?
 
hmmm, das mit dem Salz hört sich aber nicht so nett an. Denke nicht das es schonender für die Tiere ist es sei denn man hält sich mit der Menge sehr zurück. Im Grunde trocknest du die ja Tiere aus was wie fw77 schon sagte in einem schleimigen Brei endet. Besonders Schnecken sind dagegen sehr emfindlich weswegen sein Nachbar sie wohl auch in einen Eimer mit Salz wirft.

@Thomas abgesehen davon das du Spinnangler bist denke ich das du der Idee ansich nicht so grosse Chancen einräumst und von daher schon nicht auf den Gedanken kommen würdest damit deine Zeit zu verschwenden. Ich würde es wahrscheinlich nicht machen da Zeit mein höchstes Gut ist (Abgesehen von meinen Kindern und der allg. Gesundheit meiner Familie und Freunde). Trotzdem sollte man immer bedenken das gerade so schon viele Geheimtipps entdeckt wurden, probieren geht halt doch oft über studieren ;)


Gruß, Manuel
 
Ich habe nur einmal,ne Schnecke am Haken gehabt und tatsächlich auch einen Schnürsenkel damit gefangen........Es war auch mer die Not das mir die Tauwümer ausgegangen sind,als das ich diesen Köder nochmals verwenden würde................
Ich habe mal an einem Seerosenfeld öfters damit experementiert und kann sagen,es taugt nicht viel.
 
Hab mal mit 2 Angeln (1. Wurm, 2. Schnecke) geangelt
und sage und schreibe EINEN Barsch auf Spitzschlammschnecke (ohne Gehäuse) gefangen,
allerdings mit der anderen Angel auf Wurm ca 5.
Das die Schnecken (mit Gehäuse) auf jeden Fall auf dem Speiseplan der unterschiedlichsten Fischarten stehen beweist immer wieder der Magen und Darminhalt,
aber vermutlich sind die Würmer einfach köstlicher (intensiver in Geruch und Geschmack)
ausführliche Tests in einem Sensorikpanel könnten darüber Klarheit schaffen :D.
MfG Andreas
 
@Manuel

Schließe mich dem an (Salz), aber ebenso der Vermutung über meine Intention ;)
Wobei: der Entschleimungsversuch wahrscheinlich vor Einsatz noch nicht unternommen wurde ... daher: vielleicht doch mal probieren.
Auch ich belasse Glauben lieber in der Kirche ... :)
Es geht nüscht über ein vernünftig angelegtes Experiment (auch oder gerade in der Naturwissenschaft).

Die Nacktschnecken sind schon ein sehr ordentlicher Happen ... wenn sie denn nicht zum einen Missbehagen auslösen würden oder (natürlich) recht selten in Gewässern vorzufinden wären (Rolands Ausführungen).

Ich hoffe immer noch auf jemanden, der die Zeit für das Experiment investiert und uns dann aufklärt ...

PS: man könnte sie ja auch mal ein paar Tage vorher in verdünntem Anis-Extrakt o.ä. und Öl (hydrophob) herumkriechen lassen ... ;)
 
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Hallo Luigi74,
ich habe zwar schon viele Döbel (bis 55cm) auf Nacktschnecken gefangen aber noch keinen Aal. Das funktioniert vorallem in Flüssen und da am besten nach einem Hochwasser wenn das Wasser nicht mehr so "braun" ist. Denke dass es ein Versuch wert ist.

Gruß Norge
 
Hallo zusammen,

nachdem der Thread dann doch schon etwas älter ist und ich heute abend in experimentierlaune war, habe ich einfach mal eine fette rotbraune Nacktschnecke auf nen 4er Haken gebastelt.
Ich weiß nicht was da anschließend gebissen hat, aber nach dem rausziehen aus dem Wasser war nur noch ein kleiner Teil der Schnecke vorhanden.
Da das Tierchen, also die Schnecke, recht groß war, und ein 4er Haken ja nun auch nicht zu den kleineren Dingen gehört, müsste es sich bei dem Biss theoretisch ja auch um was größeres gehandelt haben.

Auf jeden Fall werde ich das Thema Nacktschnecke beizeiten noch einmal ausprobieren.

Gruß

Halvdan
 
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