Allgemein -  Ein "Stündchen" Angeln

angelhoschi76

Tinca-Fan
Gutachter-Kollegium
Gestern war es zum ersten Mal in diesem Jahr so, dass die Arbeit einen früheren Feierabend zuließ. Wie passend, das gerade am Wochenende auch noch die Zeit umgestellt wurde und es abends jetzt länger hell ist. Also habe ich flugs die Gunst der Stunde genutzt und meinem Chef erklärt, dass um 16:00 Feierabend ist und ich ein paar Überstunden abbaue. Zu Hause machte ich meiner Frau klar, dass ich nur noch schnell ein Stündchen an meinen Haussee fahren wollte, eigentlich mehr zum Beobachten, als zum Angeln. Da meine Frau mich aber nun schon ein paar Jahre kennt und seit letzte Woche Donnerstag ein paar Maden im Kühlschrank standen, war sie nicht sonderlich überrascht und wünschte mir nur viel Spaß und ein kräftiges Petri Heil.

Endlich ging es los und ich wählte die aller einfachste Methode, da ich wenig Lust hatte, viel Gerödel zu packen und an meine Angelstelle zu schleppen: Mein Kescher, der Futtereimer und eine Matchrute mussten reichen. Ein paar Kleinsachen wie Haken, Bleie, eine Ersatzpose und die Lösezange wurden noch in die Hosentasche gesteckt und so ging es los. Als erstes pirschte ich mit aller Vorsicht, immer das Wasser und das Geschehen darin im Blick, am Ufer entlang. Ich war am letzten Sonntag schon mal früh morgens an einer flachen Stelle unterwegs, konnte aber damals keine Fischaktivität entdecken. Ganz anders jetzt: Schwärme kleiner Rotaugen und Rotfedern vom letzten Jahr tummelten sich an der Oberfläche. Dazwischen verrieten größere Ringe immer wieder bessere Fische. Die Stelle schien perfekt, das Ufer war hier leicht unterspült und das Wasser nur 80cm tief. Es wäre also völlig ausreichend, nur ca. 2m vom Ufer weg zu fischen, da ich unter den ausgespülten Wurzeln die Standplätze der Schleien vermutete.

Schnell wurde die Stelle ausgelotet und mit einer Hand voll loser Maden angefüttert. Das Warten begann….. Ich verhielt mich aufgrund der geringen Entfernung mucksmäuschenstill und die bald wieder auftauchenden kleinen Rotaugen zeigten mir, dass die Fische nicht argwöhnisch waren. Es dauerte ca. 20 Minuten bis zum ersten mal ein leichtes Zittern an der Pose zu registrieren war. Der erste Fischkontakt! Die Spannung stieg bei mir an, natürlich hoffte ich insgeheim auf eine Schleie. Nach weiteren endlosen Minuten war dann nichts mehr zu sehen. Kurze Kontrolle, und die Maden waren weg. Also wieder neu beködert und ausgeworfen. Das Spiel begann von vorn, die Pose wanderte ganz leicht, zitterte, wackelte ein wenig, aber für einen Anhieb schien mir das noch zu wenig. Entweder waren das die ganz kleinen Rotaugen, oder die Fische waren extrem vorsichtig.

Natürlich war ich jetzt im vollsten Jagdfieber, die Spannung stieg stetig, wann der erste wirklich gute Biss erfolgen würde, und die Uhr und mein eigentliches Vorhaben nur ein Stündchen zu bleiben, waren vollends vergessen. Dann endlich zog die Pose seitlich weg… Anhieb…. Widerstand…Jawohl, der erste Fisch hing. Es zwar kein Riese, aber eine Rotfeder mit wunderbar gefärbten Flossen zauberte mir ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.
Weiter gings, wieder raus mit der Montage. Der nächste Biss folgte jetzt schneller und ein Rotauge mit 25cm war doch schon ein ganz ordentlicher Fisch fürs Frühjahr. Sofort landete die Pose wieder an der Stelle, gefolgt von einer weiteren Hand loser Maden. Nur noch einen Biss verwerten, einen Fisch landen, dann geht’s nach Hause. Der nächste Biss ließ wieder etwas auf sich warten und war extrem vorsichtig. Schließlich nahm die Pose aber doch ganz langsam Fahrt auf und ich hoffte wieder auf die erste Schleie. Diesmal ging der Anhieb aber ins Leere und mir blieb nicht anderes als wieder neu an zu ködern und zu warten. Die Pose hatte ich fest im Blick und jedes noch so geringe Wackeln und vibrieren löste in mir dieses Gefühl aus, dass es jetzt jeden Moment krachen müsste. Endlich zog die Pose jetzt mal zügiger ab und der Anschlag saß. Der Widerstand war besser, die Matchrute krümmte sich ordentlich, doch nach nicht mal einer Sekunde war alles vorbei… Ausgeschlitzt! War das ein Schleie? Ich werde es nie erfahren….

Nach einer kurzen Kontrolle des Hakens wurde wieder angeködert und ausgeworfen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und irgend etwas sagte mir, dass das mit der Schleie noch nicht ganz ausgestanden sei. Nach einigen Minuten erfolgte ein sehr zaghafter, kaum spürbarer Biss. Die Pose hob sich ein wenig aus dem Wasser, der Fisch schien also den Köder im Maul zu haben. Der Anschlag saß und ein weiteres, sehr schlankes Rotauge kam zum Vorschein. Wo blieb nur der Schleienbiss? Also wieder anködern, auswerfen und warten. Komisch, die Pose war auf einmal ganz schlecht erkennbar, obwohl sie direkt vor mir im Wasser war. Mir kam es auch ein wenig kühl vor. Wie spät war es eigentlich?

Erst jetzt bemerkte ich, dass es schon fast komplett dunkel war und aus meinem „Stündchen“ waren schon 3,5 Stunden geworden. Drei Fische in mehr als 3 Stunden sind eigentlich eine magere Bilanz, und dennoch war ich sehr zufrieden. Schnell habe ich zusammen gepackt und bin nach Hause gefahren. Meine Frau grinste sich nur einen und meinte nur, dass das noch nie geklappt hat, wenn ich nur kurz ans Wasser will.

In diesem Sinne, ich freue mich schon, wenn ich bald wieder mal ein „Stündchen“ angeln gehen kann.
 
moin, moin

dein beitrag ist echt spannend geschrieben. etwas spannender als deine ausbeute. ich kann es kaum noch abwarten bis ich am we wieder los kann. ich hoffe das es dann bei mir mit einer schleie klappt (als beifang). abgesehen habe ich es in dieser saison ein letztesmal auf quappe.

petri heil für deinen nächsten ansitz
 
Hallo Angelhoschi,

vielen Dank. Schöner kleiner, spannend geschriebener Bericht.
Ja eine Schleie. Das wäre schon was schönes. Naja das nächste Wochenende kommt bestimmt.

Petri Heil

Gruß Matthias
 
moin matthias,

als tinca freund kannst du mir doch bestimmt ein paar nützliche tipps geben wie ich sie in einem fluß überlisten kann. habe ich auch chancen an einem wehr?

gruß, grundangler1980
 
Zuletzt bearbeitet:
Viel Text aber schön geschrieben, wenigstens ein zwei Bilder zu illustration wären schön gewesen und hätte die Sache abgerundet :)

Hi Jogify,

Tja, sorry aber mit lauter Vorfreude und möglichst schnell ans Wasser hab ich keine Sekunde an die Digicam gedacht. Aber es gibt bald ein nächstes Mal und dann ist der Foto mit dabei.
 
Petri
Schön zu Lesen und mitzufiebern bei deinem Bericht, :klatsch und gib deiner Lieben Frau mal ein Bussi:schmatz, das sie so verständnissvoll ist nicht rummotz wenn du so lange weg bist .
Lach und ein Stündchen Angeln lach das Klappt nie und nimmer.
na ja beim Zanderangeln bei mir klappt das schon .
Petri Heil
 
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