Fischbiologie -  Zuchtforellen wieder renaturisieren, Dauer?

Troutfighter

Profi-Petrijünger
Hallo,

eine allg Frage bezüglich Zuchtfischen. Bei Karpfen und anderen Fischen kann ich mir sehr gut vorstellen, das sie schnell Nahrung finden in freier Natur, wenn sie eingetzt werden.
Aber wie ist es bei dem Zuchtfisch Forelle? Sie bekommt ihr ganzes Leben Pellets in der Zucht, was glaubt ihr, wie schnell sie wieder Nahrung in freier Wildbahn, sprich kleine Fischchen etc wieder aufnimmt.
Glaubt ihr, das eine Forelle in einem Forellenpuff von 3 Hektar länger als ein 1/2 Jahr übersteht, ohne an den Haken zu geraten ?

Tight lines
 
ok...das sind 2 Fragen...
Wie schnell sie andere Nahrung aufnimmt? Sehr schnell...in meiner Umgebung werden jedes jahr Forellen auch in stehende Gewässer eingesetzt, und die fängt man noch stellenweise im Jahr dannach.

Wie lange sie in einem 3 ha FoPu Überlebt?
Wohl nicht lange...lol
 
andere Nahrung

also ist es ihr Instinkt, der sie dazu bewegt, sofort was anderes ausser Pellets zu fressen?

also denkst Du nicht, das siees schaaffen könnte ein Jahr im FoPu überleben zu können?

Tight lines
 
Es kommt darauf an, ob sie sich das nächstbeste Rotauge nimmt, oder den nächstbesten Hakenköder. Aber wenn sie auf 8m tiefe steht, wo kein Mensch auf Forelle fischt, wird sie sich wohl erstmal was anderes nehmen, und dann erstmal nichts fressen.
 
Ja, ist ja ok, es war jetzt mal nur auf mich bezogen, und auf die Anlagen, in denen ich fische, ich fische maximal auf 4-5 m, tiefer sind die meisten Anlagen auch nicht, mit einigen Ausnahmen.
 
die fressen sofort wieder fischchen sie beissen ja auch auf twister und sowas direkt nach dem einsetzen. im teich bleibt die höchstens paar wochen.
 
Bei meinen Beobachtungen zum Freßverhalten von Zuchtforellen unmittelbar ab Besatz spreche ich von Regenbogenforellen Ü35 und Seeforellen Ü40.
Bei Satzforellen kommt es vermutlich auch darauf an mit was sie gefüttert worden sind, sie versuchen auf jeden Fall zu fressen was sie finden wenn sie Hunger haben - und das haben sie zu den Futterzeiten erst mal extrem.
Erfahrung in der Jagd haben sie meistens noch nicht viel bis keine, es sei denn sie wurden bereits auf lebend Futter umgestellt und der Erfolg beschränkt sich anfänglich bei Regenbogenforellen mehr auf Insekten, Larven u.ä..
Es hängt sicher auch etwas von deren Geschicklichkeit ab, aber sie werden schon nach wenigen Tagen die ersten gesunden Köderfische erbeuten. Forellen sind verspielte Jäger und schlagen nicht immer gleich voll zu, können ihren Spaß daran haben wie eine Katze.

Petri Heil
Stephan
 
Zuletzt bearbeitet:
meine erfahrung mit ausgebüchsten zuchtforellen ist die,das sie sich eigendlich sofort auf andere nahrung einschießen.dieser fisch ist ein räuber,und diesen instinkt wird er auch durch pelletfütterung nicht verlieren.wie lange eine forelle wohl im teich überlebt,ist im grunde ohne jede bedeutung"ausser für den fisch selbst",und wie tief die fische wann anzutreffen sind ist schon wieder ein anderes thema.gruß,frank.
 
Hallo,

Untersuchungen zeigen, dass fangfähige BF in Fließgewässern zum überwiegenden Teil das 1. Jahr nicht überleben.
Der Grund sind Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Die Besatzfische nehmen zwar Nahrung auf, sie tun dies aber häufig nicht Energie-effizient.

Simpel ausgedrückt, der Fisch steigt auf eine Eintagsfliege mit 1 Kalorie, verbraucht bei der Jagd aber 5 Kalorien. Eine wilde BF im Bach steht immer am Rande des Enerieverlustes. Ein Besatzfisch hat das nie gelernt und kommt in einen Teufelskreis.

Da ihm zunehmend Energie fehlt, wird jetzt alle Beute ohne Rücksicht auf den Energieverbrauch gejagt.

Diese gestressten Tiere fallen Krankheiten zum Opfer, oder verhungern schlichtweg.

Bei Versuchen in Eifelbächen, konnte nach spätestens 6 Monaten keine einzige Besatz BF mehr nachgewiesen werden. Dabei wurde dort nicht gefischt.

Bei allen wieder gefangenen Tieren, wurde eine Gewichtsabnahme festgestellt.

In den Mägen wurde häufig nicht fressbares wie Steine oder Zigarettenkippen gefunden.


Winde
 
Hallo Winde,

Du hast nicht zufällig einen Link oder eine Pdf-Datei zu den Untersuchungen die du angesprochen hast?
Die Probleme ausgesetzter fangfähiger BF ausschließlich auf die Nahrungsaufnahme zu reduzieren, halte ich für falsch. Das Überleben in einem Gewässersystem ist von sehr vielen Faktoren abhängig und dass nach einem Jahr kein besetzter Fisch mehr nachweisbar ist, kann auch ganz andere Gründe haben wie z.B. abgewandert oder schlicht aufgefressen. Die Gewichtsabnahme ist wohl überwiegend damit begründet, dass die Forellen vor dem Besatz zwar entsprechend ihrer Aufzuchtbedingungen Masse zugelegt haben, die ist aber den geänderten Lebensbedingungen nicht angemessen und wird folglich angepasst.

Da beim Besatz mit fangfähigen BF oft der Wunsch nach einer hohen Bestandsdichte den Ausschlag gibt, wird die natürliche Kapazitätsgrenze des Gewässers schnell überschritten. Kommt dann die Konkurrenz um Standplätze und Nahrung ins Spiel, ist klar wer unterliegt. Stress und in der Folge Krankheiten haben ebenfalls einen Einfluß auf die Gewichtsabnahme. Der Fisch wird versuchen sich dem zu entziehen und folglich abwandern - so konnte ich das jedenfalls schon beobachten.

Gruß Thorsten
 
Fressverhalten

Danke für die ausführlichen Erkenntnisse und Berichte zu diesem Thema.
Eigentlich habe ich diesen Thread gestartet, weil es darum ging, ob eine enorm große fette Regenbogenforelle ein halbes Jahr in einem Forellenteich (FoPu) überleben kann.
Weil dieser Fisch ja dann ein paar Jahre regelmäßig sein Futter aus dem Automaten bekommen hat, folglich sich nicht viel bewegen brauchte um an Futter zu kommen.
Kann mir deshalb nicht vorstellen das ein solch großer fetter Fisch in einem 3 ha Teich ein halbes Jahr lang sich nur von natürlicher Nahrung ernähren kann.
Sind ja jede Menge Köder am Haken da, wo sie hätte drauf einsteigen können.
Ein Fisch der so fett ist, kann sich dann so lange von seinen Fettreserven ernähren, ohne anscheinend großartigen Gewichtsverlust?

Tight lines
 
Bei den Forellen in einem See/Teich ist der Energieverbrauch in keiner Weise vergleichbar mit dem von Forellen in Fließgewässern, der Energieverbrauch/Gewichtsverlust fällt bei weitem nicht so hoch aus.
Lebendfutter wie Fischbrut und Kleinfische (wenn vorhanden) werden dem Jagdtrieb einer großen Forelle in einem See keine großen Mühen bereiten und sie kann unter günstigen Bedingungen vermutlich ihr Gewicht einige Zeit halten.

Petri Heil
Stephan
 
Schwergewicht

Hi,

ich spreche nicht von Forellen um ein Pfund, sondern von fetten Fischen ü10Kg. Weil ich mir nicht vorstellen kann, das ein solcher Fisch noch schnell genug und wendig genug ist.
Er lebt jahrelang mit anderen zusammen in einem kleinen Zuchtteich und hat kaum einen Grund sich schnell bewegen zu müssen. Glaubst du der hat dann Bock sich sein fressen zu erjagen, wenn er doch im McDrive immer genug bekommen hat!? Ich glaube das soclhe Fische eher an den Haken einer treibenden Montage gehen als sich an Jungbrut zu machen, die schnell wegschwimmen.

Tight lines
 
zuchtforelllen die ich in meinem 64Ha grossen see hatte, haben direkt nach einer halbe stunde nach dem einsetzen angefangen, stichlinge zu fressen und sind nach fliegen gesprungen, ein jahr spaeter (in der winterzeit mit eis auf dem see) ohne fuetterung meinerseits haben sie angefangen zu laichen... der instinkt laesst sich nicht unterdruecken :)
 
Hallo

Unser Verein hat jedes Jahr einige Bachforellen Setzlinge, in einigen kleinen Zuchtteichen.Im Herbst werden die in der Schonzeit ausgesetzt.
Sind dann meist zwischen 30-40 cm. Im Frühjahr wenn man dann einige fängt sind 70 % rund und wohlgenährt.Die anderen haben große Köpfe und der Körper ist im Vergleich winzig.

Wie im normalen Leben einige sind halt zu doof zum überleben und bräuchten Hilfe.

Mfg

Alex
 
Hallo,

was die Sterblichkeit bei meinem Beispiel betrifft, so ist diese sicher nicht alleine auf den Punkt Ernährung zu beschränken.
Es zeigt vielmehr dass adulte Teichfische generell als Besatz für Fließgewässer nur in Ausnahmefällen geeignet sind.

Zur ursprünglichen Frage.

Eine 10-Pfund RB kann in einer Forellenanlage steinalt werden. Sie wird definitiv nicht verhungern. Ein solcher Teich produziert von sich aus schon mehr Nahrung als erforderlich. Hinzu kommen das von den dortigen Anglern eingebrachte Futter.

Winde
 
..eine Forelle in einem FoPu lebt so lange bis sie gefangen wird....wenn Du dir die gängigsten Fangmethoden anschaust wirst eines festellen: bewegte Köder! Das es dann z.B. Forelleteig ist, ist erstmal egal...denn wen so eine Forelle in einen See oder Bach aussetzt wird sie ebenfalls wieder auf bewegtes einsteigen...egal ob Beutetier oder Köder...sie ist nun mal ein Jäger.
Dass eine Forelle aus einer Zuchtanlage an Masse erstmal abnimmt, und in Fließgewässern mehr als in stehenden, ist völlig natürlich.
Das Verhältniss Körpergröße/Gewicht sagt viel über Futterzufuhr/Energieverbrauch aus....
Vergleiche einfach mal Fangmeldungen von Karpfen, wie unterschiedlich dort die Gewichte bei gleicher Größe sind....und erinnere Dich an die Diskussion über Mary? Die schlug die Gewichte der anderen Fangmeldungen bei gleicher Größe um längen...warum wohl?
 
Moin!
Wie schon angedeutet wurde, ist das Überleben von Forellen, die aus einer Zuchtanlage stammen, nicht vom Futter abhängig, zumindest nicht in erster Linie. Eine gesunde Forelle wird m. E. nicht verhungern, auch wenn sie nur Pellets als Futter kennt. Ihr Instinkt wird ihr in kürzester Zeit sagen, daß es auch andere nahrhafte Dinge gibt, wie z. B. aufsteigende Nymphen. Diese wird sie schon aus Neugierde attackieren u. dann merken, daß sie als Nahrung sehr geeignet sind. Viel problematischer ist die Wassertemperatur. In den Zuchtanlagen, also in deren Teichen, ist die Temperatur mit Sicherheit deutlich höher, als in einem Fließgewässer, erst recht einem schnell fließenden Gewässer, auch, wenn diese Teiche einen Zu - und Ablauf haben, was ja meist der Fall ist. Das viel kältere Wasser erzeugt einen wesentlich höheren Energiebedarf. Die Strömung, welche mehr Kraft fordert, als ein stehendes Gewässer, tut ein Übriges. Völlig anders ist es bei einem sich selbst reproduzierenden Forellenbestand. Sie werden in diese Verhältnisse hineigeboren u. deshalb gibt es keine Umgewöhnungsphase, denn die Forelle ist ja eigentlich ein Fisch des kalten Wassers. Für mein Gefühl wäre es demnach wohl zweckmäßig, den Besatz nicht ausgerechnet im Sommer durchzuführen, weil dann der Temperaturunterschied besonders krass ist. Das kann den Fischen viel eher schaden, als die Tatsache, daß sie sich fortan ihr Futter suchen müssen. Der höhere Energiebedarf u. das spärlichere Futter führen natürlich zunächst mal zu einer Gewichtsabnahme, aber ein gesunder Fisch verkraftet das leicht.
Gruß
Eberhard
 
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