Hingegen aller "verharmlosenden" Berichten der italienischen Behörden und der Presse, konnte ich vor Ort leider ganz anderes erfahren. Das Öl war tatsächlich nicht aufzuhalten! Es hat die Adria längst erreicht. Die italienischen Behörden haben total versagt und viel zu spät reagiert bzw. waren auf sowas in keiner Weiße vorbereitet. Firmen, die für solche Arbeiten wie Abpumpen von Öl spezialisiert sind, wurde zwar zur Stelle geordert, bekamen aber keine Order was genau zu tun sei. Die Absperrungen die an verschiedenen Stellen errichtet wurden, waren auf deutsch gesagt ein Schuß in den Ofen. Da es sich um Altöl handelte und die schwimmenden Sperren im Fließgewässer solche Mengen an Öl nicht aufhalten können (die Strömung drückte alles unter den schwimmenden Sperren hindurch), so verteilte sich das zähflüssige Öl (in etwa Nutella-Konsistenz) im ganzen Fluß und war durch die reißende Strömung auch am Wehr bei Cremona, wo man zwar etwas abpumpen konnte, letztendlich nicht aufzuhalten - und das an einer Stelle oder besser an DER Stelle überhaupt, wo man sich eigentlich viel versprochen hatte um der Lage Herr zu werden...
Nach Cremona bedeckte eine etwa 2 km lange Ölspur den wichtigsten Fluß Italiens, die sich unaufhaltsam gen Adria bewegte. Wasservögel wurden zu hunderten getötet bzw. krepierten jämmerlich durch das zähe Altöl, welches sie nahezu Bewegungsunfähig machte. Der fürchterliche Gestank des Wassers glich einer Dieselanlage. Auch bei Ferrara war keine Chance das inzwischen weit verteilte Öl, welches sich nicht mit Wasser bindet, aufzuhalten. Somit gelangte das klebrige Öl, zumindest das was nicht über die Strecke von 500 km am Ufer, an Pflanzen und auf dem Gewässergrund hängen blieb, letztendlich in das Delta und damit in die Adria...
Die italienischen Behörden gaben Entwarnung,
es sei nicht so schlimm, da zu dieser Jahreszeit an der Adria im Bereich des Deltas sowieso kein Badetourismus zu erwarten sei...
In verschiedenen Bereichen an der Postrecke wurden die Einwohner in den ersten Tagen der Katatrophe alarmiert kein Leitungswasser zu trinken, inzwischen gab's Entwarnung. Die größte Sorge ist jedoch nach wie vor, wenn in diesen Tagen evtl. Hochwasser die Po-Auen überfluttet, dann sind auch viele landwirtschaftliche Anbauflächen für Ewigkeiten verseucht.
Was das Angeln angeht, so sagen einheimische Angler, die sonst täglich am Po ihrem Hobby nachgehen, dass dies wohl für eine ganze Weile erledigt sei. Das Wasser stinkt nach Diesel und so manche Fischarten werden sicherlich ungenießbar sein. Von toten Fischen ist lediglich in der Anfangsstrecke die Rede. Was für Folgen die ganze Geschichte jedoch tatsächlich hat, wird sich erst in den nächsten Monaten oder gar Jahren richtig zeigen.
Mich persönlich hat diese Umweltkatastrophe richtig wütend gemacht! Soviele Dinge sind da schief gelaufen. Es fängt bereits damit an, warum man über Jahre dieses Altöl einfach nur gelagert hat, anstatt es einer Entsorgung zuzuführen (Geldfrage?). Da die Raffinerie schon ewig stillgelegt war, wurden die Sicherheitsauflagen gelockert und es gab schon seit längerer Zeit keine ständige Rund um die Uhr Bewachung mehr (Geldfrage?). Mitarbeiter, die das Unglück entdeckten, gaben zwar einen Notruf, doch über Stunden erkannte niemand so recht den Ernst der Situation. Und nun wird alles verharmlost, unter den Tisch gekehrt, nichts ist passiert...
Es ist zum heulen, zum schreien, zum verzweifeln! Arme Welt, wie lange ersträgst du uns Menschen noch...