Woher nehmen wir uns eigentlich das Recht zu Angeln?

Moin,

eine erfreulich sachliche Runde! Dann will ich die Gunst der Stunde nutzen und die unausgesprochenen Fragen mal formulieren. Als Anlaß nehme ich mal folgendes Zitat:

Heutzutage ist doch keiner mehr darauf angewiesen, sich durch die Angelei seine tägliche Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen?!?!

Zumindest in unseren Breiten trifft das wohl zu. Wenn das aber so ist, entfällt dann nicht die Hauptrechtfertigung für den Angler, nämlich zum Zweck des Nahrungserwerb zu fischen? D.h. wenn ich Fisch auf dem Teller haben möchte, sollte ich dann nicht lieber zur Fischtheke gehen - erspare ich doch untermaßigen oder geschmacklich unbeliebten Arten den Fang- und Releasestress? Und das mir jetzt keiner mit Vergleichen kommt, wo es noch schlimmer zugeht wie bspw. auf industriellen Fangschiffen - die ja konsequenterweise auch verboten gehören...

Wem solche Fragen jetzt irgendwie bekannt vorkommen, der hat dann schon Kontakt zur absurden Gedankenwelt der Veganer gehabt. Die treiben den Irrsinn aber bekanntlich noch weiter und stellen die Frage aus der Trötüberschrift auch noch in einem ganz anderen Zusammenhang:
Wenn wir als Menschen darauf bestehen, dank unseres Intellekts allen anderen Arten auf unserem Planeten so haushoch überlegen zu sein, wie können wir uns dann beim verspeisen von Tieren (Fischen) auf unsere Herkunft als allesfressendes Raubtier berufen? Wäre es dann nicht gradezu konsequent, dank unserer geistigen Überlegenheit zu erkennen, dass alle Geschöpfe der Erde "gleichberechtigt" sind und sich nicht eine Art (die Menschen) überheblich über alle Arten stellen? Wir (die Fleischfresser) degradieren und katalogisieren Tiere und Pflanzen nur noch in "für uns nutzbar" oder "Unkraut bzw. wertlose" Arten.

Also, woher nehmen wir uns das Recht? Oder sollte das gar nix mit "Recht" zu tun haben und wir verhalten uns nur so, weil wir genetisch oder evolutionär so veranlagt sind? Das würde dann aber den Abschied von der Theorie des Menschen als "Krone der Schöpfung" bedeuten. Wenn wir also unsere nächste Forelle (mit Genuß :grins) verspeisen, befinden wir uns tatsächlich auf dem gleichen Niveau wie Nachbars Katze, die grade einen süßen Singvogel verdrückt.

So absurd die Theorien und Glaubensbekenntnisse der Tierrechtler auch sein mögen, mit den Fragen sollte man sich schon beschäftigen - auch wenn die eigenen Überlegungen (logischerweise :zungeraus) zu einem ganz anderen Ergebnis führen. Genaugenommen sind solche Überlegungen sogar das kleine 1X1 der Angelei, denn bevor ich den ersten Haken auswerfe muß ich für mich geklärt haben, warum das gut, richtig und absolut zu vertreten ist. Scheinargumente zur Beruhigung des eigenen Gewissen helfen nur temporär. Ein gefestigter Standpunkt ist in jedem Fall von Vorteil - nicht nur in Diskussionen dieser Art.

Gruß Thorsten
 
entfällt dann nicht die Hauptrechtfertigung für den Angler, nämlich zum Zweck des Nahrungserwerb zu fischen? D.h. wenn ich Fisch auf dem Teller haben möchte, sollte ich dann nicht lieber zur Fischtheke gehen - erspare ich doch untermaßigen oder geschmacklich unbeliebten Arten den Fang- und Releasestress?
Nein, entfällt nicht, da ich noch nirgends einen Hecht, Zander, Barsch, Wels, etc... im Supermarkt gefunden habe. Da ich aber in den Genuß eines solchen kommen möchte, bin ich "gezwungen" zu Angeln.
Wenn wir also unsere nächste Forelle (mit Genuß :grins) verspeisen, befinden wir uns tatsächlich auf dem gleichen Niveau wie Nachbars Katze, die grade einen süßen Singvogel verdrückt.
Hmm, selbst wenn wir auf dem selben Niveau sind wie die Katze denke ich nicht, dass diese ein schlechtes Gewissen wegen dem Singvogel hat.
Genaugenommen sind solche Überlegungen sogar das kleine 1X1 der Angelei, denn bevor ich den ersten Haken auswerfe muß ich für mich geklärt haben, warum das gut, richtig und absolut zu vertreten ist.
Sehe ich genauso.

Darüberhinaus noch etwas zur "Krone der Schöpfung": Genau weil der Mensch erkannt hat, dass es nicht gut ist, Tiere übermäßig zu "verwerten", egal ob als Nahrung oder Bekleidung, etc. gibt es die Rote Liste und auch Schonzeiten / Fangverbote. Ich denke, dass dies der halbwegs korrekte Weg ist, der Zukuft entgegen zu sehen, vorausgesetzt die Sanktionen würden konsequent durchgesetzt (siehe: Walfang, Robbenfang, etc.)
Ebenso wird versucht, wie in einem anderen thread erläutert, Gewässer wieder zu renaturieren. Ich denke, nein ich hoffe, dass mit all diesen Methoden das Gleichgewicht zwischen Verwertung von Tier und Schutz des Tieres wieder hergestellt oder zumindest verbessert wird.

Grüße
Mastermirk
 
Thorsten,

seit dem ich mich "in den Sumpf" gestellt habe, habe ich tatsächlich ein paar mal drüber nachgedacht, ob ich eigentlich rechtens am Wasser stehe. Nun, ich habe entschiedene Gegenargument gefunden, d´rum stehe ich immer noch dort.

@Matze

Der erste, der mich beim Erklären von C&R auf den Teppich gelegt hat. Hut ab.
 
Also meine Überlegung ist das es quasi wie beim anlegen eines Gemüsebeets ist...

Woher nehmen wir uns das Recht Gemüse zu ernten????

Naja und beim Angeln ist es halt nicht Gemüse sondern Fisch... Ich meine ich betreibe auch C&R aber nur um zu selektieren... Ein eher keiner Karpfen der gerade mal das Maß hat wird zurück gegsetzt... Einer der über 4 kg hat wird auch zurück gesetzt als Laichträger...

So mach ich das eigentlich bei allen Fischen die man noch zurück setzten kann...

Und das recht zu angeln haben wir einfach in uns!!!

Wer darüber nach denkt sollte was anderes machen!!!
 
Hm............

Das berühmte Sommerloch auch bei uns anglern?

In Mexiko findet mal nen Alien?

Hier wird gefragt woher wir das Recht nehmen zu angeln?
 
@ Clyde
Austro Petri hat sich mit diesem Satz vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt, aber ich bin sicher, er meint damit das Gleiche, was auch ich geschrieben habe:
Wem das Angeln Gewissensbisse verursacht, der soll es eben aufgeben.
Ich für meine Person gebe offen zu, daß beim Angeln der Spaßfaktor für mich an allererster Stelle kommt. Auf Nahrungsbeschaffung mit der Angel bin ich nicht und ist hier wohl keiner angewiesen. Wenn jemand alle maßigen Fische, die er fängt, in die Pfanne legt, so ist das sein gutes Recht, aber angewiesen ist er nicht darauf. Wenn ich angle u. fange gleich zu Anfang ( nach einer Anfahrt von 42 km) einen so guten Fisch, daß er für meine Frau u. mich reicht, muß ich nach der Theorie einiger User den Fisch einpacken u. nach wenigen Minuten Angeln die 42 km wieder zurückfahren. Wer mir so etwas erzählen will, der darf sich nicht wundern, wenn ich schmunzle :grins. Ich bin sicher, bei 99 von 100 Anglern steht - genau wie bei mir - der Spaßfaktor an 1. Stelle. Nur zugeben tun`s nicht alle. Das "Recht" auf Angeln nehme ich mir, denn wenn es je ein Gewohnheitsrecht gab, so ist es dies. Geangelt haben nämlich schon die Urmenschen. Diese taten es zwar zur Nahrungsbeschaffung, aber den Kick beim Fangen eines guten Fisches hatten sie mit Sicherheit auch.
Gruß
Eberhard
 
Aber ich finde nach wie vor:

Wem das Angeln Gewissenbisse verursacht, kann für sich selbst entscheiden ob er damit aufhören will oder damit leben kann.
Hast du das Gefühl, einer der Gewissensbisse hat, ist ein schlechterer Angler?
Nein, er ist wahrscheinlich eher vorsichtiger und respektvoller dem gehakten Fisch gegenüber.
 
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