Bei dem Versuch der Durchsetzung naturnaher Fischbestände, vernünftiger Besatzstrategien oder gar Unterlassung von Besatz mit dem Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung kommt es oft zu Konflikten in der Anglerschaft.
Um so mehr wenn das Verhältnis Angler/Gewässerfläche ungünstig ist, sprich in angelgewässerarmen Gebieten mit einer hohen Anglerdichte, hier spielen auch fiskalische Einflüsse wie hohe Pachten u.s.w. eine Rolle.
Wenn man ein wenig quer liest in Plattformen in denen sich Angler äußern, das Internet gehört ja nun mal dazu und/oder durch übergeordnete Tätigkeit ab und an mal das Ohr an der Masse der Anglerschaft hat findet man einen nicht geringen Anteil unter den Anglern, die sehr fangorientiert sind.
Natürlich will ein Angler etwas fangen, das liegt in der Natur der Sache, ich meine aber eher den Personenkreis der klare Kosten-Nutzenrechnungen aufstellt und seinen Fangertrag den finanziellen Aufwendungen entgegenstellt.
Oft hört oder liest man dann, jetzt von mir etwas verschärft formuliert in etwa folgende Äußerungen:
"In dem Vereinsgewässer A ist nix mehr drinn, ich fang da nix mehr, Schweinerei! Ich habe ja schließlich dafür bezahlt der Vorstand hat also gefälligst dafür zu sorgen, dass da ordentlich Besatz reinkommt!"
Man mag jetzt gerne anderer Meinung sein, aber für mich sind die alljährlichen "Volksbelustigungbesätze" mit Satzkarpfen und Regenbogenforellen fangfähiger Größe, in oftmals kleinen abgeschlossenen Gewässern eine direkte Folge solcher eben geschilderter Interessenlagen.
Der Vereinsvorstand von Gewässer A kommt dann in einen gewissen Zugzwang oder Druck, er muß befürchten, daß ihm die Mitglieder weglaufen, was bei der Kostenlast, die den Verein durch die Pachten und sonstiges drücken zum Problem werden kann. Ist in dem Verein dann noch ein Gewässerwart, der sich nachhaltige, naturnahe Bewirtschaftung ins Stammbuch geschrieben hat, kann man sehr oft davon ausgehen, daß er diese Tätigkeit nicht sehr lange ausführt, zumindest große Probleme hat und er nicht viele Freunde hat.
Ein Beispiel, ein Verein wählte einen neuen Gewässerwart, der alte stand nicht mehr zur Verfügung, der neue Gewässerwart war ein Mann der sehr stark an der Erhaltung naturnaher Fischbestände interessiert war, auch entsprechendes Bildungspotential aufwies(aufweist...er lebt ja noch
).
Da er durch Zuzug neu im Verein war machte er sich ein Bild über die Gewässer welche er nun bepflegen sollte.
Er stellte fest, daß dabei einige sehr hübsche kleine Seen dabei waren, die dem typischen Hecht-Schlei-See entsprechen.
Leider dienten einzelne dieser Gewässer der alljährlichen Satzkarpfenverklappung, der Schleienbestand war hingegen miserabel.
Er strebte also eine Regulierung der Karpfenbestände, beziehungsweise den Nichtbesatz mit Karpfen an und orderte bei den nächsten Besatzplanungen statt Karpfen nun Schleien an, die Maßnahme wurde durch Fichereibiologen des Verbandes begleitet.
Es gab nun allerhand Gemurre bei der nächsten Vollversammlung auf der dies nun bekannt wurde, weil die heiß erwarteten Karpfen nun ausbleiben sollten, für die schon extra Platz im Tiefkühler gemacht worden war.
Vielleicht sollte man einer bestimmten Klientel an Anglern diese Satzkarpfen gleich bei der Jahreshauptversammlung küchenfertig und vakuumiert verpackt aushändigen...
Man fand dann einen Kompromiss, da noch ein künstliches Kleingewässer zum Satzkarpfenbesatz genutzt werden konnte.
Auch muß man sich klar darüber sein, daß bei Renaturierungsmaßnahmen zum Beispiel an Fließgewässern, welche wieder für Wanderfische interessant geworden sind, mit Veränderungen in der Fischwelt zu rechnen ist.
Es kann also sein, besser gesagt es ist meist so, daß in einem Gewässer in dem ein stationärer Bachforellenbestand lebt, nach Erreichung der Durchlässigkeit für Wanderfische in dem Falle Meerforellen und deren Erscheinen auf der Bildfläche, von diesem stationären Bachforellenbestand nicht mehr das bleibt, was man vorher gewohnt war!
Der stationäre Bestand kann auch fast gänzlich verschwinden.
Zum einen kann es sein, daß bei diesen stationären Bachforellen der Wandertrieb wieder erwacht und sie teilweise ihren Wanderhut aufsetzen und in Richtung Ostsee abpfeifen, zum anderen kommt es auf den Laichplätzen zu einer ständigen Vermischung beider Lebensformen, da beide Formen die gleichen Laichplätze zur gleichen Zeit benutzen, auch Verdrängungen sind möglich, da die Meerforellen oft über einen längeren Zeitraum über die Laichzeit der stationären Fische hinaus laichen und da sie die gleichen Areale nutzen die Laichgruben der Bachforellen wieder aufschlagen.
In dem Falle gilt, wer zu letzt laicht dominiert.
Auch das ist nicht jedem Angler recht, wer aber naturnahe Bestände haben will muß das in Kauf nehmen.
Andererseits kann man auch gegenteilige Beobachtungen machen, da feststellbar ist, daß in Gewässern die vormals keinen Salmonidenbestand hatten, nun aber von der Meerforelle erobert wurden, sich ein, wenn auch dünner Bestand an stationären Forellen etabliert, wahrscheinlich bilden diese Fische eine Art Genreserve bei eventuellen Aufstiegsausfällen.
Ähnliches ist ja auch bei Lachsen zu beobachten, die stationäre Zwergformen(frühreife Smolts, ca. 20cm) ausbilden, welche aber voll geschlechtsfähig sind.
Das Fehlen oder die Minderung der stationären Bachforellen aus anglerischer Sicht wird jedoch durch die Meerforellen in gewissem Maße ausgeglichen, zumindest wenn die Flusspopulation eine stabile Größe erreicht hat und sich diese Fische anglerisch nutzen lassen, da bereits im Frühjahr mit aufsteigenden Fischen gerechnet werden kann, welche sogar mit der Trockenfliege gefangen werden können.
Aber der Bestand muß es eben hergeben und die Beanglung rechtlich genehmigt sein, was ja regional nicht überall so ist.
Wobei man hier, wie eigentlich überall an das Gewissen der Angler appelieren sollte in welchem Maße eine Entnahme verträglich ist, wobei eine dem jeweiligen Bestand angemessene Entnahme nicht verwerflich ist!
ich mach jetze mal Pause................