Angelstories -  Von meinen Angelversuchen in Österreich

Ronnie

Super-Profi-Petrijünger
Moin Kollegen,

wie bereits in meinem Thread übers Spinnangeln in der Elbe erwähnte stand bei mir dieses Jahr noch ein besonderer Angeltrip auf der to-do-liste, angeln in zwei Gebirgsseen in Österreich, genauer gesagt im Tannheimer Tal.
Schon zum dritten Mal in Folge ging es dieses Jahr mit meinen (Ex-)Arbeitskollegen ins Lechtal zum wandern. Zugegebenermaßen war wandern noch nie "mein Ding" (bin eher der Städtereisende der gern da ist wo was los ist) aber so in lustiger Gesellschaft und mit nicht zu profimäßigen Strecken macht sogar mir das für ein paar Tage Spass. Wir fahren immer für vier Tage (Do.-So.) und am letzten Tag machen wir immer nur ne kleinere Wanderung zum Abschluss da wir dann ja auch nachmittags heimfahren müssen. Letztes Jahr umrundeten wir Sonntags den Vilsalpsee, auf dem ich an dem Tag auch einige Angler und im Wasser auch ziemlich viele Salmoniden sah. Hm, das wär doch auch mal was für mich? Zuhause im Internet schlau gemacht (www.tannheimertal.com) und in mir reifte der Plan, das dieses Jahr mal selbst zu versuchen. Da ich mir überlegte das der Aufwand für einen Tag schon etwas groß wäre, beschloss ich meinen Aufenthalt einfach noch um nen Tag zu verlängern und auch noch gleich im Haldesee zu fischen, der ebenfalls im Tannheimer Tal liegt und für seinen guten Hechtbestand bekannt ist.
Am Donnerstag, den 18.09. trafen wir uns alle in Landau. Dann ging es ab auf die Autobahn, erst bis Ulm und dann in Richtung Allgäu. Ich hatte bei beiden Angelausgabestellen angerufen und mir bereits vorab ne Gästekarte reserviert, da diese limitiert sind. Auf der Hinfahrt hielt ich kurz in Haldesee an, um beim Sporthaus Tauscher, das direkt an der Durchfahrtsstraße des Tannheimer Tals liegt und die Angelkarten für den Haldesee ausgibt, einen Termin auszumachen. Geplant hatte ich Montags im Haldesee zu fischen. Der ältere Herr dort, der selber angelt (da hingen einige Bilder von ihm mit schönen Hechten und Renken im Geschäft) und im Geschäft auch eine beschränkte Auswahl an Angelutensilien verkauft sagte mir, ich solle Montag morgens um halb acht einfach klingeln, er würde mir dann alles weitere erklären.
Freitag und Samstag wanderten wir zwei schöne Strecken. Samstags z.b. den Panoramaalpenweg. Hier mal ein Bild von mir( schön verschwitzt):
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Und ein Blick von oben ins Lechtal:
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Ein Abend wurde traditionell ein "Pfälzer Abend" mit Weinprobe veranstaltet, ansonsten gingen wir Essen. So vergingen die Tage bis Sonntag wie im Flug.

Am Sonntag, den 21.09.08 war es dann soweit: Mit fast meiner kompletten Spinnangelausrüstung rückte ich morgens um 7 Uhr an der Fischerstube der Vilsalpstube an. Der sehr freundliche Herr dort wies mich nochmals auf die Fischereibestimmungen (nur Kunstköder, Mindestmaße etc.) hin. Dann gings ans bezahlen: Tageskarte (für eine Rute): 16 €, Ruderboot 17 € und Tagesticket fürs Auto auf dem Parkplatz auch nochmal 2,50 € :eek:. Ich hatte mich ja vorher informiert und wußte über die Preise bescheid, aber trotzdem ist das schon ne ordentliche Stange Geld, finde ich.
Dann erhielt ich an der Steganlage mein "Paddelboot", auf dem Bild ist meine Ausrüstung schon "an Bord":
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Als besonderheit hatte das Boot einen Fischkasten unter der Sitzbank.
So sah der See morgens kurz nach 7 aus:
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Ich hatte mich ja vorher versucht hier schlau zu machen (Danke an dieser Stelle nochmals besonders an Stephan W.) und reichlich Pläne geschmiedet. Das war erst mein zweites Angeln vom Boot überhaupt und das Erste an dem ich schleppen wollte. Dabei hatte ich meine zwei Spinnruten, die mit dem mittleren WG zum schleppen und die Leichte fürs fischen mit kleineren Ködern vom treibenden Boot.
Ich hatte im Vorjahr schon gesehen das fast alle Angler auf dem See im oberen Bereich fischten, der wohl etwas flacher war.
Ich entschied mich dafür einen etwas größeren Salmo Hornet im Bafo-Design zu montieren und mit diesem als Schleppköder erstmal in den hinteren Bereich zu rudern. Ich hatte mir vorher wirklich ziemlich viele Gedanken gemacht und u.a. noch zwei billige Bootsrutenhalter bei Askari bestellt, die sich leider als untauglich herausstellten. Mit der Bestellung sollten auch zwei Abu-Neopren-Fingerhandschuhe mitkommen, um meine ruderungewohnten Hände vor Blasen zu schützen. Die waren leider mal wieder nicht lieferbar :mad:. Also hatte ich zuhause gekramt und aus meiner "wilden Jugendzeit" so ein Paar fingerlose "Leder-Rockerhandschuhe mit Nietenbesatz" gefunden, die ich stattdessen anzog. Das muss ziemlich komisch ausgesehen haben....:hahaha:
Naja, also in die Hände gespuckt und losgepaddelt. Am Anfang achtete ich vor allem auf das Verhalten meiner Spitze, da ich wie erwähnt ja keinerlei Erfahrung mit dem Schleppangeln hatte. Am oberen Ende des Sees angekommen wäre ich vor lauter Übereifer dann fast in die dortige Schilfkante reingeschippert :scht:. Deshalb war ich kurzzeitig ziemlich abgelenkt und als ich versuchte mich dort wieder rauszumanövrieren bemerkte ich "Ausschläge" an meiner Rutenspitze. Ich hatte mir im voraus ja nicht allzuviel erhofft und dann verpeile ich auch noch den ersten Biss....:frusty:? Angeschlagen, und tatsächlich Widerstand. Um meinen ersten Fisch des Tages ja nicht zu verlieren kescherte ich ihn dann auch gleich, was ich noch bereuen sollte. Aber hier erstmal ein Bild der wirklich schönen Bachforelle, die genau 40 cm maß:
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Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ev. dürfte dies sogar die erste "Wildforelle" in meiner Anglerkarriere sein die ich weder aus einem FoPu gezogen noch die extra irgendwo eingesetzt wurde (früher wurde in meinem Verein beim Anfischen ein Forellenbesatz durchgeführt also Forellen in ein Gewässer eingebracht für das sie absolut ungeeignet sind) :klatsch. Auch kann ich mich nicht erinnern, ob ich überhaupt schonmal eine Bachforelle gefangen hatte.
Wie man sieht hatte ich mir überlegt meine Karpfenmatte mitzunehmen um die Fische zu schonen. Den Fisch vom Haken zu befreien war dann auch kein Problem, den Wobbler von meinem eigentlichen Karpfenkescher aber schon. So saß ich bestimmt anschließend 10 Minuten im Boot und war damit beschäftigt, die Drillinge aus den Maschen zu fummeln. Eigentlich habe ich einen zweiten Kescher mit gummierten Netz, den ich aber clevererweise daheimließ da ich ja am nächsten Tag auf Hechte angeln wollte und deshalb nur den Großen mitnahm:augen. Naja, wieder was gelernt....
Nachdem der Hornet endlich befreit war schleppte ich hochmotiviert weiter, leider war nach der Begrüßungsforelle aber erstmal für ziemlich lange Schluss.
Langsam wurde es mittag:
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Im oberen Teil des Vilsalpsses, linker Hand, scheint vor längerer Zeit mal ein Bergrutsch stattgefunden zu haben. Dort liegen große Steine im Wasser und es gibt eine Art Plateau. An dieser Stelle sah ich mittags dann oftmals Steigringe von Fischen. Kurz überlegt, einen schwarzen dreier Mepps an meiner leichten Rute eingehängt und losgefischt. Ergebnis war dies:
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Eine leider untermaßige Regenbognerin, die im "Drill" mehrmals aus dem Wasser sprang. Zweiter Fisch des Tages.
Hier mal noch ein Bild des oberen Seeabschnitts wo auch die Schilfkante verläuft und ich eigentlich alle drei Fische fing:
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Drei Fische?
Richtig, am frühen nachmittag erhielt ich auf einen Salmo Minnow noch einen Salmoniden, allerdings bin ich mir nicht ganz sicher um was es sich handelt:
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Saibling? Seeforelle? Er hatte kleine rote Punkte, die man auf dem Bild schlecht erkennen kann. Auf jeden Fall auch wieder untermaßig, deshalb setzte ich den Fisch ohne in mein mitgeführtes Bestimmungsbuch zu schauen umgehend wieder zurück.
So gegen 5 Uhr abends war ich dann vom rudern völlig erschlagen und beschloss aufzuhören. "Netterweise" kam dann auch noch ziemlich heftiger Gegenwind auf, der mich nochmals ordentlich ins schwitzen brachte bis ich an ziemlich erschöpft wieder an der Fischerhütte anlegen konnte.
Dort verhaftete ich dann erstmals ein großes Jägerschnitzel mit Spätzle und fuhr eigentlich recht zufrieden in meine Pension zurück.
Trotz reichlichen Muskelverspannungen stand ich dann Montag früh um halb acht wie vereinbart vor dem Sportgeschäft Tauscher in Haldesee. Wieder wurde ich um über 30 Euro erleichtert, erhielt dafür eine Gästekarte und den Schlüssel zu dem Bootshaus des Geschäfts. Dieses liegt am Seeanfang von Haldesee kommend direkt neben dem dortigen Besucherparkplatz.
Im Haldesee ist das angeln mit 2 Ruten gestattet. Schleppen mit gleich zwei Ruten war somit die nächste Herausforderung für mich. Ich hatte bereits in der Nacht zuvor die Ruten von mono auf geflochtene Schnur ummontiert. Das Boot hier hatte zwar keinen Fischkasten dafür aber einen Anker, der mir noch gute Dienste erweisen sollte. Zwei Wobbler in hechttauglicher Größe herausgesucht und in See gestochen:
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Um die Sache abzukürzen:
Ich schleppte drei mal den kompletten See ab und wechselte nach jeder Runde die Wobbler aus. Zwischendurch ankerte ich an aus meiner Sicht vielversprechenden Stellen und blinkerte diese gezielt ab. Leider erhielt bzw. bemerkte ich keinerlei Biss :wein. Wieder ziemlich kaputt beendete ich den Ageltag so gegen 4 Uhr Mittags, da ich ja auch noch heimfahren musste.
Im glasklaren Wasser des Sees hatte ich aber einige schöne Fische gesehen: Eine ganze Schule Schleien mit kapitalen Exemplaren, einige große Döbel an der Schilfkante direkt neben dem Besucherparkplatz (dort werden oft Wasservögel gefüttert), einen mittelgroßen Spiegelkarpfen und im Auslauf des Sees auch einen kleinen Hecht.
Nach Rückgabe des Bootshausschlüssels gings dann direkt auf die Autobahn Richtung Heimat da ich am nächsten Tag wieder arbeiten musste.

Fazit:
Auch wenn die ganze Geschichte ziemlich anstrengend und auch sehr teuer war (eigentlich wäre sie sogar noch teurer gewesen da ich erfahren habe das ich eine "Fischerkarte Tirol" für 25 Euro hätte kaufen müssen, freundlicherweise fragten mich die beiden Kartenausgeber aber nicht danach :zwinkernd) hat es mir doch ziemlich Spass gemacht. Zuhause kann ich dieser Art Angelei mangels Möglichkeiten nicht nachgehen, von daher bin ich auch mit dem Ergebnis zufrieden. Hätte ja noch viel schlechter laufen können. Immerhin bin ich Gott sei Dank noch nicht mal baden gegangen bei meinem ersten alleinigen Bootsausflug :spass.
Beide Seen hatten für mich überraschender Weise ziemlich starken Pflanzenbewuchs, eine Art "Unterwasserwald". Ich hatte mit meinen Wobblern oftmals Hänger, die genau wie Bisse aussahen und jedes mal meinen Pulsschlag in die Höhe trieben. Die Pflanzen waren aber wohl schon am absterben sodaß ich die Hänger alle lösen konnte und ich die zwei Tage nicht einen (!!!!) Köder verlor. Das war mir beim Spinnangeln zuvor auch noch nie passiert! Vermutlich werde ich nächstes Jahr die zwei Seen nochmals besuchen, dann aber lieber nicht direkt hintereinander, zwei Tage am Stück Schleppangeln war für mich als "untrainiertes Weichei" doch schon ne echte Harausforderung. Erstaunlicherweise bekam ich weder Blasen noch extremen Muskelkater, was mich bis heute noch wundert.

Bis(s) zum nächsten mal :winke
Ronnie
 
Echt schöner Bericht und tolle BaFo.
Schade daß du deinen "(Ex-)Arbeitskollegen" nicht auch mal zum Angeln animieren konntest.
Zu Zweit hätte es bestimmt noch mehr Spaß gemacht.
Gruß Herbert
p.s. Hat dein Karpfenkescher jetzt Schnittwunden??
 
@Ronnie
Petrie und Glückwunsch zu dem schönen (wenn auch teuren) Angeltag.
Zu deiner ?? Forelle würde ich sagen: Bachforelle - evtl, aber nur ganz evtl. Seeforelle, da auch x-förmige Punkte dabei sind... wenns eine war hast an Triple geschossen - drei verschiedene salmoniden
Respekt
LG aus München
Harry
 
Die schönen Fotos und Fische lassen dich den vergossenen Schweiss schnell vergessen. Was dann übrig bleibt ist ein herrliches Erlebnis, an dem wir dank der heutigen Technik teilhaben durften.
 
Hallo Ronnie,

und wenn die großen Fische ausblieben, der Bericht wäre auch ohne Fische klasse geworden, tolle Bilder und von der Landschaft gar nicht zu reden.

Es freut mich dass Du erfolgreich gewesen bist und ich hoffe, dass wir bald wieder einen Deiner Erfolgsberichte zu lesen bekommen.

Petri Heil
Stephan
 
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