Premiere bei einer Fischart -  Esox, Du bist mein! Und zwar Allererster!

Maccle

Petrijünger
Hallo, liebe Petri-Freunde!

Ich als ziemlicher Neuling auf dem Gebiet habe es gestern endlich geschafft:
Mir lag der erste Esox zu Füßen auf seinen Schuppen! Er maß 76 cm und
war somit wie geschaffen dafür, mein Erstlingshecht zu sein.
Man, war ich glücklich und aufgeregt. Zumal ich fischen gegangen
bin und wirklich auf Barsch oder Hecht aus war! Großartig!

(wen die Story drumherum nicht interessiert, kann unten mal nach der
von mir verwendeten Ausrüstung schauen und mir vielleicht noch
Verbesserungsvorschläge unterbreiten. DANKE!)

Wie alles begann:
Ein Freund von mir wollte sein seit 7-8 Jahren eingemottetes Schlauchboot
mit Außenborder (15 PS) mal wieder flott machen und hat mich gefragt,
ob ich mit nach Holland wollte. Ich habe mich natürlich nicht lange bitten
lassen unter der Auflage, ne Runde fischen zu dürfen. Gesagt getan,
gestern Morgen (4.10.2008 um 8:15) ging es los aus dem mittleren Ruhrgebiet
auf die A3 Richtung Niederlande. Nach gut 2 Stunden hatten wir unser
Ziel erreicht: die Grachten- und Seenlandschaft rund um Giethoorn bei Steenwijk.
Der erste Gang für mich war natürlich zum VVV (das holländische Tourismusbüro,
was es nahezu in jeder noch so kleinen Stadt gibt!), um mir dort den VISpas
zu besorgen. Dieser gilt dann für eine bestimmte Region in Holland vom
1.1. bis 31.12. eines Jahres. Okay, ich gebe zu, ist jetzt nicht mehr so
viel Zeit, den Schein zu nutzen, ist mir aber egal. Was mich überrascht:
man benötigt in den NL keinen Angelschein, dabei hatte ich meinen
im Dezember 07 erworbenen extra zum Vorzeigen mitgebracht. Na egal.
Also, für 35 EUR den Jahresschein gekauft (den "richtigen" VISpas, weil man
mit dem kleinen VISpas nicht mit Kunstködern angeln darf und den gefangenen
Fisch NICHT mitnehmen darf, sondern zu "catch & release" gezwungen ist;
nähere Infos zu dem ganzen gibt es auch auf dt unter www.vispas.nl )
und mit meinem Freund eine Stelle ausgesucht, um das Schlauchboot
aufzubauen und sicher zu Wasser zu lassen. Nach einer knappen Stunde
waren wir dann soweit und es konnte losgehen.
Wir sind also "in See" gestochen und erstmal gemütlich durch die Grachten
und Kanäle gefahren. Ich habe es hier und dort mal mit wobbeln, jiggen
und blinkern versucht, jedoch alles nichts gefruchtet.
Die Gewässer sind alles in allem recht niedrig, es gibt am Ufer häufig
Schilf, aber auch Seerosen-Felder. Hatte mir eigentlich vorgestellt,
dass dort der Hecht steht. Aber egal.
Bei unserem letzten Stop (Koordinaten 52° 42' 49'' N, 6° 4' 35'' O) auf einem
größeren Kanal in der Nähe des Anlegers für einen Unterhaltungsdampfer hatte
ich schließlich das Gefühl: "Na gut, war ein schöner Tag, ist also nicht
schlimm, wenn Du Schneider bleibst..." Aber es sollte anders kommen.
Beim dritten Auswurf (30 - 35 mhab ich meinen Blinker auf Grund sinken lassen
und kurz gewartet, dabei Spannung auf die Schnur gebracht.
Dann relativ ruhig zwei Runden eingekurbelt und kurz gewartet, dann
wieder 2 Runden eingekurbelt... und auf einmal war was dran. Ich hatte
nen Biss! Ich war nahezu geschockt. Aber nur ganz kurz. Meine Rute
hat sich nur leicht gebogen, von der nicht ganz hart eingestellten Bremse
war auch nur wenig zu hören. Der Fisch zeigte keine größeren Anstrengungen,
sich durch Flucht der Landung zu entziehen. Okay, dachte ich, dann kurbelste
ihn mal ran. Es ging erstaunlich leicht. Irgendwann tauchte dann die Silhouette
eines langen Fisches mit dunklem Rücken auf und da durchbrach er auch schon
die Wasseroberfläche, um sich diese störenden Etwas in seinem Maul zu entledigen.
Aber nix war, auch 3 weitere Versuche halfen ihm nicht, denn der Drilling
saß absolut fest. In der Zwischenzeit hatte mein Freund auch schon den
Kescher geholte, hielt ihn bereits ins Wasser und ich führte den Hecht
ins Netz. Eine Handlandung wollte ich bei meinem ersten Esox nicht machen.
Außerdem waren die Spundwände doch etwas zu hoch und somit der
Wasserspiegel recht weit vom Rand entfernt. Da war er nun an Land.
Das Messen ergab 76 cm (Mindestmaß 45 cm) und ich war stolz.
Zunächst habe ich den Fisch durch 2 - 3 Schläge zwischen Schnauze
und Augen betäubt. Anschließend habe ich den Herzstich von der Unterseite
zwischen die Kiemen gesetzt. (beim späteren Ausnehmen zeigte sich auch,
dass ich das Herz voll getroffen hatte) Noch ein abschließendes Foto als
Erinnerung und schon war unsere 1-Tages-Tour vorbei und sogar mit
einem guten Fisch das frühe Aufstehen und das Durchhalten bei relativ
frischen Temperaturen und bedecktem Himmel belohnt worden.

Tja, das war im Großen und Ganzen die Geschichte meines ersten Hechtes.

Ich hätte da jedoch noch ein paar Fragen:
1) Wie verhindere ich wirkungsvoll Schnurdrall beim Twistern und Blinkern.
Ich hatte schon zwei Tönnchenwirbel in meiner Montage. Was kann ich noch tun?

2) Ich habe den Fehler begangen und dem Fisch beim Hochheben (für's Foto)
in die Kiemen gegriffen. Ich wußte ja, dass man beim Fischmaul aufpassen
muss, aber von den ganzen scharfen, messerspitzen Erhebungen auf den
Knochen, auf denen das Kiemengewebe sitzt, hat mir nie jemand was erzählt.
Hat mir glatt bei ein paar Fingern die Haut aufgeratscht. Tut ziemlich weh beim
Tippen. Kann mir mal jmd sagen, wie ich den Fisch zB mit dem Nackengriff
per Hand landen soll? Auch dabei rutscht man doch ab und in die Kiemenöffnung
hinein, oder?! Wie hebt man den Fisch dann überhaupt aus dem Wasser,
wenn nicht mit Nackengriff, ohne sich ernsthaft zu verletzen?

3) Auch nach dem Herzstich, der ja tödlich sein sollte und der auch saß (ohne
die Galle zu verletzen!), hat der Hecht immernoch Lebenszeichen gegeben.
Ich möchte ja nicht, dass das Tier leidet. Jedoch dachte ich, waidmännisch
schon alles getan zu haben, um den Fisch schnellstmöglich von möglichen
Schmerzen zu befreien. Ist es normal, dass auch eine Viertelstunde nach
dem Herzstich so ein Hecht noch zuckt, zappelt und die Kiemendeckel hebt?

4) Wie filetiert man nen Hecht richtig? Im Endeffekt habe ich jetzt auf beiden Seiten
am Rückgrad entlang geschnitten und so zwei große Fischfleischstücke
erhalten und diese danach gehäutet, in Portionen geschnitten und eingefroren.
Kann man die Gräten nach dem Auftauen gut mit ner Zange o ä entfernen?
Oder wie kriegt man vielleicht sogar Gräten-freie Filets aus einem Hecht?

Fragen über Fragen.
Jetzt aber genug Geplänkel. Hier noch die harten Fakten über meinen Fang
und die Ausrüstung.

Petri Heil für alle und danke schonmal für eventuelle Antworten, Tipps und Hinweise!
Euer Maccle

Fang:
1 Hecht, Länge: 76 cm, Gewicht: ? (ca 1300-1400g reinen Fisch habe
ich beim Filetieren rausbekommen) [Bild angehängt, ich bin der in blau]

Ausrüstung:
Rute: Cormoran Greyhound Spinnrute L: 3,00 m; Wurfgewicht: 5-40 g
Rolle: Cormoran MAXX 3 8 PiF-30, Heckbremse
Schnur: gelbe 0,14er Geflochtene (Dyneema), 11kg Tragkraft
1 Knotenlosverbinder von SPRO (ArtNr 4569000)
daran 1 Tönnchen-Wirbel von SPRO (Größe 8, Tragkraft 18 kg)
Vorfach: 60cm Stahlvorfach (Drennan 7Strand pike wire, Tragkraft 9,1kg = 20lbs)
Quetschhülsen zum Schlaufen legen von Drennan (Tragkraft: 15-28lbs)
daran 1 Cross Lock Link (Middy Pike System Predator Gear)
Köder: Blinker mit 1 Drilling und rotem Blättchen im Barsch-Design
von Abu Garcia (utö 35g YP / Brass/Mässing / abulure)
(am Blinker war auch noch ein Wirbel dran) [Bild angehängt]
 

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War es nicht so das in Holland es nicht gerne gesehen wird,wenn Fische abgeschlagen werden?

Trotzdem nen schöner Hecht...zu deinen Fragen kann ich dir momentan keine antworten geben weil ich kaputt bin^^

Gruß
 
Hallo Maccle,
erstmal ein dickes Petri Heil zu Deinem ersten Esox. Kann mir schon vorstellen, daß Du selig warst.
Zu Deinen Fragen: Warum hast Du den Burschen nicht mit Kescher gelandet? Wenn schon Handlandung, dann ist (zumindest für mich) der Nackengriff am sichersten. Ein Hecht ist kein Brassen u. längst nicht so glitschig. Wenn Du einigermaßen beherzt den Fisch im Nacken packst, kommst Du mit den Kiemendeckeln kaum in Berührung. Bei einer plötzlichen Bewegung des Fisches kann es natürlich immer mal passieren. Eine gute Landungsmethode, vor allem vom Boot aus, ist der Hechtgreifer (Grip genannt). Damit wird der Unterkiefer gefaßt. Das Ding kostet ca. 12 - 13 Euronen. Keine Angst: der Fisch wird damit nicht verletzt!!!
Zum waidgerechten Töten: der Schlag auf den Kopf sollte etwa in Augenhöhe erfolgen. Der Stich von unten ins Herz ist eine Methode, die in den Kursen zwar gelehrt wird, die ich persönlich aber ablehne aus dem Grund, weil der Fisch danach sich noch Stunden bewegt u. mithin nicht tot ist. Mir hat man es als Jungangler anders beigebracht: Betäuben, dann ein Stich in den Nacken, am besten mit quer zum Kopf stehender Klinge. Dann wird der Hauptnervenstrang durchtrennt und Schluß ist. Ich habe noch nie, ich betone: noch nie erlebt, daß ein Fisch dann nicht sofort tot war.
Aber daß Dir dergleichen überhaupt zu denken gibt, spricht sehr für Dich, denn das zeigt, daß Dir das Leiden einer Kreatur nicht gleichgültig ist.
Wenn Du weitere Fragen hast, nur heraus damit. "Hier werden Sie geholfen!"
Gruß
Eberhard
 
Zu Deinen Fragen: Warum hast Du den Burschen nicht mit Kescher gelandet?

Vielen Dank für diese wirklich konstruktive Kritik/Anregung, Eberhardt. :klatsch

Nur kurz zur Klarstellung: ich habe den Hecht mit dem Kescher gelandet!
Mir ist das mit dem "schwierigen" Nackengriff hinterher beim Hochhalten
aufgefallen.

Mittlerweile habe ich gelesen, dass viele den Kiemenrundschnitt dem Herzstich
eindeutig vorziehen, weil er definitiv die Hauptschlagader durchtrennt und
somit schneller zum Tod führt als evtl ungenaue "Sticheleien" in Richtung Herz.
Ist dieser Schnitt den überall in Deutschland erlaubt? Ich kommen zB
aus NRW und bevor ich mich jetzt mal näher damit beschäftigt habe,
hab ich noch nie davon gehört.

Alles Gute und Petri Heil,

Maccle
 
:klatsch:klatsch:klatsch
Petri-Heil zu deinem tollen Hecht!
Meinen ersten habe ich auch in Holland gefangen, allerdings war der nur knappe 65cm.
Weiter so....

grüsse aus dem Ruhrgebiet
 
Hallo Eberhard,:)
den Mist mit dem Herzstich haben sie uns in der Schulung auch gelehrt. Nebenbei möchte ich noch hinzufügen, dass manche Angler den dicksten Karpfen mit einem Messer abstechen, dessen Klinge viel zu kurz ist. Die Tiere quälen sich dann ziemlich lange und verbluten sehr langsam.:mad:

Liebe Grüße!:daumenhoc

Bernd:angler:

PS: Natürlich ein tolles "Petri Heil!" für den Hecht!:klatsch
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bernd, genau richtig beobachtet! Wenn das Messer zu kurz ist, verblutet er langsam u. erstickt noch nebenbei. Mit anderen Worten: eine Riesensauerei dem Tier gegenüber. Gerade ein Karpfen hat nach meiner Erfahrung ein ziemlich zähes Leben. Deshalb ist es zwingend erforderlich, zum waidgerechten Töten auch das richtige Werkzeug (langes Messer) zu verwenden. Ansonsten wird es zur Tierquälerei.
@Maccle
Der Kiemenrundschnitt ist, soweit ich orientiert bin, in NRW zwar nicht verboten, aber in meinen Augen auch nicht besser als der vielgerühmte Herzstich. Man sticht zwar nicht so oft daneben u. es geht vielleicht auch etwas schneller, aber im Prinzip läuft es auch auf Verbluten hinaus. Der von mir angewandte Nackenstich tötet sofort, wenn die Klinge lang genug ist.
Gruß
Eberhard
 
Nackenstich: wohin und wie überhaupt

Supi, diese rege Diskussion zu diesem wichtigen Thema :)
(obwohl es eigentlich ein bisschen vom eigentlichen abweicht).

@Eberhard:
Also, wenn ich es richtig verstanden habe, setzt man beim Nackenstich
das Messer im 90° Winkel zum Fisch an.
1) Auf welcher Höhe? Ende der Kiemendeckel?
2) Wie tief? Bei der Zubereitung meines ersten Karpfens wollte ich
zur weiteren Verarbeitung den Kopf abtrennen. Dafür habe ich ein Beil
gebraucht, weil das Genick so unglaublich hart war. Was ist das Ziel des
Nackenstichs? Vielleicht kannst Du das anhand des angehängten Bildes mal
kurz beschreiben? Das würde mir SEHR helfen.

Allen Mitdiskutierenden vielen Dank für eure Meinungen! :klatsch
Maccle
 

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Hallo Maccle, das ist anhand der Grafik nicht ganz einfach. Die Sache an sich ist aber einfach. Durch die Schädelplatte zu stechen ist nahezu unmöglich. Du merkst ja, wo diese endet. Direkt dahinter erfolgt der Stich und das so tief wie möglich. Ein Messer mit einer Klingenlänge von ca. 15 cm dürfte auch bei dicken Burschen ausreichen. Es erfordert allerdings ein wenig Krafteinsatz.
Gruß
Eberhard
 
Antworten zu Fragen 1 und 4?!

Hallo, liebe erfahrenere Petri-Jünger!

Könntet ihr mir evtl noch ein paar Tipps zu den
von mir in meinem Bericht gestellten Fragen
geben?

1) Wie verhindere ich wirkungsvoll Schnurdrall beim Twistern und Blinkern.
Ich hatte schon zwei Tönnchenwirbel in meiner Montage. Was kann ich noch tun?

und

4) Wie filetiert man nen Hecht richtig? Im Endeffekt habe ich jetzt auf beiden Seiten
am Rückgrad entlang geschnitten und so zwei große Fischfleischstücke
erhalten und diese danach gehäutet, in Portionen geschnitten und eingefroren.
Kann man die Gräten nach dem Auftauen gut mit ner Zange o ä entfernen?
Oder wie kriegt man vielleicht sogar Gräten-freie Filets aus einem Hecht?


VIELEN DANK schonmal!
 
Hi,

also gänzlich ausschließen läßt sich das Verdrallen kaum. Ich benutze zum Spinnfischen zwei Dreifachwirbel, einen direkt am Köder und einen zwischen Hauptschnur und Vorfach. Dann hast Du weitestgehend Ruhe.
Was die Gräten angeht, der Hecht hat halt viele und relativ kleine Gräten, da gelingt es beim Filetieren selten alle zu beseitigen. Vorm Braten nochmal durchschauen und dann bleiben wahrscheinlich immer noch ein paar die Du während des Essen rauspulen mußt. Läßt sich nicht ändern...
Gruß Fairbanks
 
wenn ich mal einen Fisch abschlage praktiziere ich den Kiemenrundschnitt... der sitzt immer und ist wirkungsvoll... Eberhards methode ist denke ich vom typischen Aaltöter auf alle Fische übernommen. Ebenfalls eine gute Methode! Zur Frage ob es erlaubt ist! Niemand hindert dich den herzstich noch danach zu setzen... somit hast du Ihn gesetzt und fertig!

Ein langes Messer sollte immer dabei sein... Ich habe z.B. immer ein Filetiermesser dabei!

Zum Thema verdrallen hat es Fairbanks wohl auf den Punkt gebracht!!!! Mehr als qualitativ guter Dreifachwirbel ist eben nicht drin und der reicht auch nicht immer!
 
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