Besatzmaßnahmen -  Grasfische: Tipps zum Besatz, Unterscheidung der Arten, Nahrung, Köder etc.

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Graskarpfen / Weißer Amur / Amurkarpfen / Grasfisch
lateinisch: Ctenopharyngodon idella
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Merkmale:
breiter, horizontal abgeflachter Kopf, leicht unterständiges Maul, keine Barteln, Schuppen am freien Rand dunkel gesäumt, unterhalb der Seitenlinie: 5 Schuppenreihen

Größe:
bis 130 cm und maximal 40 Kilo (in Asien auch 50 Kilo)

Flossenformel:
D III/7, A III/8

Schuppenzahl Seitenlinie:
43-45

Schlundzahnformel:
zweireihig (1)2.(4)5.-5(4).2

Verwechslungsgefahr mit:
Schwarzer Amur, dieser jedoch ohne die dunkle Säumung an den freien Schuppenrändern und mit Wölbung zwischen den Nasenlöchern, hingegen zum Graskarpfen der eine leichte Einbuchtung zwischen den Nasenlöchern hat.

Nahrung:

Am liebsten:
Zooplankton (im jungen Stadium)
Fadenalgen (im jungen Stadium)
Netzalgen
Laichkräuter
Schilf
Rohrkolben
Seggen
Binsen
Gras
Klee
Luzerne

Seltener:
Würmer
Fischlaich
Starrer Hahnenfuß
Flutender Hahnenfuß
Gemeiner Wasserhahnenfuß

Ungern:
Wasserknöterich
Wassernuß
Schachtelhalm

Köder:
Boilies
Mais
Brot
Salat
Lauch
Teig
Würmer
Pellets
Tigernüsse

Besatzhinweis:
Der Amur verliert sehr schnell seine Schuppen und ist dementsprechend vorsichtig und in ausreichend großen und glatten Behältnissen mit kühlerem Wasser (weniger lebhaft) zu transportieren.
Guter Besatzfisch bei verlandeten Gewässer mit starkem Pflanzenbewuchs.
Die Verdauung des Amurs ist sehr schlecht, so dass das Gewässer mit Nährstoffen angereichert wird und bei unverhältnismäßigem Besatz und den daraus resultierenden Folgen gerät oft der PH-Wert und der Sauerstoffgehalt aus dem natürlichen Gleichgewicht.
Daher gilt als Faustregel nie mehr als 100 Kilo Amur pro Hektar Wasserfläche einzusetzen (natürlich abhängig vom sonstigen Besatz, Wassertiefe, Wasserqualität und natürlichem Nahrungsvorkommen)!
Achtung: Je nach Bundesland ist für den Besatz von Graskarpfen eine behördliche Sondergenehmigung erforderlich.


Speisehinweis:
Fettarmes schmackhaftes festes Fleisch mit den für Cypriniden typischen Zwischenmuskelgräten. Gut zum braten oder grillen.




Silberkarpfen / Silberamur / Tolstolob / Silberfisch
lateinisch: Hypophthalmichthys molitrix
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Merkmale:
breiter Kopf u. schräg-steil nach oben gerichtetes Maul, Augen liegen auf Höhe der Mundspalte, Bauch von Kiemenspalten bis zur Afterflosse gekielt

Größe:
bis 130 cm und 50 Kilo

Flossenformel:
D III/7, A II-III/12-14

Schlundzahnformel:
einreihig 4-4

Verwechslungsgefahr mit:
Marmorkarpfen, dieser Augen liegen unterhalb des oberständigen Mauls, Bauch ist nur zwischen Bauch- u. Afterflossen gekielt, Brustflossen reichen bis über die Bauchflossen

Nahrung:
Pflanzliches Plankton
Kleines Zooplankton
Schwebealgen

Am liebsten:
Grünalgen
Blaualgen
Kieselalgen

Köder:
Brot
Pflanzen
Teig
Pellets

Besatzhinweis:
Silberkarpfen haben eine sehr empfindliche Haut und reagieren sehr empfindlich auf Druck, welcher Blutungen hervorruft. Die Kiemen haben sehr feine Siebflächen und verschlammen sehr schnell bei schmutzigem Wasser was zum Erstickungstod führen kann.
Optimaler Besatzfisch für überdüngte Gewässer welche aufgrund der Planktonverminderung sauerstoffreicher und klarer werden.
Faustregel: nie mehr als 500 Kilo Silberkarpfen pro Hektar Wasserfläche einsetzen (natürlich abhängig vom sonstigen Besatz, Wassertiefe, Wasserqualität und natürlichem Nahrungsvorkommen)!


Speisehinweis:
Fettarmes schmackhaftes festes Fleisch (außer im Kielbereich wo es fettreicher ist und welches deshalb am besten entfernt werden sollte) mit vielen teils verästelten Zwischenmuskelgräten. Gut zum braten oder grillen.




Marmorkarpfen / Breitkopfkarpfen / Gefleckter Amur / Marmorfisch / Tolstolob
lateinisch: Aristichthys nobilis
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Merkmale:
Körperbau ähnlich dem Silberkarpfen, Augen aber unterhalb des oberständigen Mauls, Bauch nur zwischen Bauch- u. Afterflosse gekielt, Farbe scheckig dunkel

Größe:
bis 130 cm und 60 Kilo (in Asien auch 70 Kilo)

Flossenformel:
D III/10, A III/15-17, P I/17, V?

Schlundzahnformel:
einreihig 4-4

Verwechslungsgefahr mit:

Silberkarpfen, dieser jedoch Augen auf Höhe der Mundspalte, Bauchseite von den Kiemenspalten bis zur Afterflosse gekielt

Nahrung:
Zooplankton
Schwebealgen
Würmer
Insekten

Am liebsten:
Blaualgen

Seltener:
Kleinfische

Köder:
Teig
Brot
Mais
Algenboilies
Würmer
Pellets
Blinker
Wobbler
Gumfisch
Twister

Besatzhinweis:
Der Fischtransport gestaltet sich weniger gefährlich als bei den anderen bei uns eingebürgerten Asiaten, da die Haut des Marmorkarpfens weniger empfindlich ist und die Sieböffnungen größer sind als beim Silberkarpfen und damit weniger schnell verschlammen.
Bei optimalen Gewässerbedingungen sind die Zuwachsraten im Gewicht des Marmorkarpfens am höchsten von den bei uns eingebürgerten Asiaten.
Faustregel: nie mehr als 50 Kilo Marmorkarpfen pro Hektar Wasserfläche einsetzen (natürlich abhängig vom sonstigen Besatz, Wassertiefe, Wasserqualität und natürlichem Nahrungsvorkommen)!


Speisehinweis:
Sehr schmackhaftes und kaum fettes Fleisch, welches gut gebraten, gegrillt, gebacken, gekocht und geräuchert werden kann.




Schwarzer Amur / Schwarzer Graskarpfen

lateinisch: Mylopharyngodon piceus
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Merkmale:
langgestreckter, abgeflachter Körper mit großen Schuppen, Kopf und Maul relativ klein, Färbung dunkelbraun oder blaugrau bis schwarz,
charakteristische Schlundzahn-Apparatur, Schwanzflosse tief eingeschnitten

Größe:
bis 200 cm und 70 kg

Flossenformel:
D 7-9, A 7-9

Schuppenzahl Seitenlinie:
39-46

Schlundzahnformel:
0.4-5.0 oder 1.4-4.1

Verwechslungsgefahr mit:
Graskarpfen, dieser jedoch heller gefärbt und mit dunkler Säumung an den freien Schuppenrändern und mit leichter Einbuchtung zwischen den Nasenlöchern, hingen der Wölbung beim Schwarzen Amur.

Nahrung:
Zooplankton (in jungem Stadium)
Insekten
Schnecken
Muscheln

Köder:
Schnecken
Muscheln
Pellets
Brot
Mais
Teig

Besatzhinweis:
Besatz positiv zur Bekämpfung der Vogelsaugwurmlarven, die sich in Schnecken entwickeln - der Hauptnahrung des Schwarzen Amurs. Daher optimal für Badeseen.
Zuwachsrate im Gewicht bei geringem Molluskenbestand nur sehr gering.
Faustregel: nie mehr als 30 Kilo des Schwarzen Amurs pro Hektar Wasserfläche einsetzen (natürlich abhängig vom sonstigen Besatz, Wassertiefe, Wasserqualität und natürlichem Nahrungsvorkommen)!


Speisehinweis:
Fettarmes schmackhaftes festes Fleisch mit den für Cypriniden typischen Zwischenmuskelgräten. Gut zum braten oder grillen.





Silber-Marmorkarpfen-Hybriden

Kreuzung zwischen Silberkarpfenroggener und Marmorkarpfenmilchner.

Merkmale:
dunkler als Silberkarpfen und weniger hautempfindlich sowie größere Sieböffnungen in den Kiemen, und damit also höherer Anteil an pflanzlichem Plankton in der Nahrung.

Schlundzahnformel:
einreihig 4-4

Nahrung:
Zooplankton
Schwebealgen
Würmer
Insekten

Köder:
Teig
Brot
Mais
Algenboilies
Würmer
Pellets
Blinker
Wobbler
Gumfisch
Twister

Besatzhinweis:
Für den Fischtransport sind Hybriden weniger empfindlich als reine Silberkarpfen. Die Sieböffnungen der Kiemen sind größer als beim Silberkarpfen und kleiner als beim Marmorkarpfen und damit etwas schlammunempfindlicher als beim Silberkarpfen.
Bei gutem Planktonbestand gute Zuwachsraten im Gewicht.
Guter Besatzfisch für überdüngte Gewässer welche dann aufgrund der Planktonverminderung sauerstoffreicher und klarer werden.
Faustregel: nie mehr als 200 Kilo Silber-Marmorkarpfen-Hybriden pro Hektar Wasserfläche einsetzen (natürlich abhängig vom sonstigen Besatz, Wassertiefe, Wasserqualität und natürlichem Nahrungsvorkommen)!


Speisehinweis:
Fettarmes schmackhaftes festes Fleisch mit den für Cypriniden typischen Zwischenmuskelgräten. Gut zum braten oder grillen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Spezi,

vielleicht sollte man besonders beim Graskarpfen ergänzen, dass ihm eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung des Koi-Herpesvirus zukommen dürfte. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Graskarpfen sich mit dem Virus infiziert und es in Massen ausscheidet, ohne selbst Symptome einer Erkrankung zu zeigen. Auf diese Art kann man sich mit dem Graskarpfenbesatz ganz prima das Virus in ein Gewässer schleppen. Ist dort ein Karpfenbestand vorhanden, dem das Virus noch fremd ist, kann es unter ungünstigen Umständen zum Gau kommen. Da es derzeit noch schwierig ist, das Koi-Herpesvirus bei latent infizierten Fischen nachzuweisen, würde ich vorerst auf den Besatz mit Graskarpfen verzichten.

Viele Grüsse

Lars
 
@Angelspezi
Mein Thanks für die gute Dokumentation und den Hinweis über Besatzmenge im Bezug auf das Gewässer und den Rest der Fischarten im Gewässer.
Fehlverhalten gibt und Gab es genug.
@Lars
Wichtiger Aspekt.
 
Ich habe dazu mal eine Frage;
vermehren sich diese Fischarten auch bei uns?

Ich glaube mal gelesen zu haben, sie können sich bei uns nicht vermehren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anscheinend tun sie es ja aber soweit ich weiß brauchen sie dazu im Gegensatz zu unseren heimischen Fischen ziemlich warmes Wasser.
Mir schwirrt da so eine Zahl um die 20°C im Kopf rum.(Tendenz noch mehr)

MfG Ted
 
Sehr schöne Ausarbeitung, Ralf :)

Weitere Infos zu den ersten Fragen, die aufgeworfen wurden:

Sowohl Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella) als auch Silber- und Marmorkarpfen (Hypophthalmichtys molitrix, Aristichthys nobilis), die in den vergangenen 40 Jahren aus China und Teilen der ehemaligen Sowjetunion zur biologischen Pflanzenregulierung nach Mitteleuropa gelangten, können sich aufgrund der im Vergleich zu ihren Herkunftsgebieten niedrigen durchschnittlichen Wassertemperaturen in Deutschland nicht natürlich vermehren (BOHL 1999). Die für den Graskarpfen angegebene günstigste Ablaichtemperatur liegt beispielsweise bei 24°C (ROBERTS & SCHLOTFELD 1985). Es ist offensichtlich, dass in den weitaus meisten heimischen Gewässern diese Temperatur nie oder erst im Hochsommer erreicht wird. Ein derart später Schlupf macht es der Brut unmöglich, in der bis zum Wintereinbruch verbleibenden Zeit genügend Energievorräte zur Überwinterung anzulegen, so dass einsömmrige Tiere während des ersten Winters verenden.

(Auszug aus einer Dissertation, angefertigt an der FU Berlin)

'Grasfische' haben auf manche Gewässer sicherlich auch einen nennenswerten positiven Einfluss, negative Folgen dürfen dabei aber nicht übersehen werden, diese sind summarisch:

- bevorzugter Fraß von Höheren Wasserpflanzen (auch Laichsubstratpflanzen)
- im schlimmsten Fall komplette Verarmung der pflanzlichen Unterwasserwelt
- mindestens aber Änderung der Zusammensetzung der Pflanzengemeinschaft

Die eindringlichste Folge eines 'Grasfisch'-Besatzes ist aber zweifellos, dass, dies wurde anfänglich übersehen, alle genannten Arten auch Zooplankton fressen.

Das ausreichende Vorkommen von Zooplankton ist über das Filtrieren von Phytoplankton die Versicherung dafür, dass es in Seen heimischer Breiten im frühen Jahresverlauf zu einem Klarwasserstadium kommen kann.
Darüber hinaus sind die Zooplankter die Nährtiere der Kinderstube der meisten einheimischen Fischarten (auch des Hechtes, um nur ein Beispiel zu nennen).

Nicht umsonst wurde bereits vor längerer Zeit von den Behörden (auch unserer Nachbarländer) eine Genehmigungspflicht für den Besatz mit den genannten Arten erlassen, man kann die Erlässe auch fakultatives Besatzverbot nennen.

In der Broschüre 'Ordnungsgemäße fischereiliche Bewirtschaftung natürlicher Gewässer' (Land Brandenburg) wird die Empfehlung gegeben, bestehende Bestände von selbst auslöschen zu lassen.

Eine Entnahme nach Fang, für die ich hier und nunmehr plädiere, beschleunigt diesen Prozess der Auslöschung in unseren natürlichen Gewässern lediglich ... erneuter Besatz sollte unbedingt unterbleiben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
In der Broschüre 'Ordnungsgemäße fischereiliche Bewirtschaftung natürlicher Gewässer' (Land Brandenburg) wird die Empfehlung gegeben, bestehende Bestände von selbst auslöschen zu lassen.

Eine Entnahme nach Fang, für die ich hier und nunmehr plädiere, beschleunigt diesen Prozess der Auslöschung in unseren natürlichen Gewässern lediglich ... erneuter Besatz sollte unbedingt unterbleiben.

Hallo


Okay und wenn das dann geschafft ist gehen wir auf die Regenbogenforellen los kommen ja aus den Staaten und sind nicht gut für die Bachforelle.
Wenn das geschafft ist löschen wir alle Karpfenrassen aus bis auf den Wildkarpfen, ach ja um Renken im Flachland und Saiblinge kümmern wir uns so nebenher.
Frage mich langsam ob oder warum Du angeln gehst, ist doch auch ein Eingriff in die Natur von Menschenhand.

Gruss

Olli
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Holtenser schrieb:
Frage mich langsam ob oder warum Du angeln gehst, ist doch auch ein Eingriff in die Natur von Menschenhand.

Hi Olli,

die Frage lässt sich leicht beantworten: weil Angeln meine größte Leidenschaft ist, für Dich scheint es mehr ein Sport zu sein, dessen Attraktivität mit der Verfügbarkeit möglichst vieler Arten zu stehen oder zu fallen scheint.

Nebenher interessiere ich mich auch ein wenig für ökologische Zusammenhänge ...

Einige eingebürgerte Arten haben es inzwischen de facto zu einheimischen 'geschafft' ... z.B. der Zander, auf den ich selbst ganz sicher nicht verzichten möchte.

Aber, bitte bedenke, das vorliegende Thema dreht sich um die möglichen Folgen eines 'Grasfisch'-Besatzes.
Bleiben wir doch gleich von Anfang an einfach dabei ... ;)
 
Ich möchte in diesem Zusammenhang dringend darauf hinweißen, dass man auf gar keinen Fall alle oben genannten Fischarten, die im allgemeinen (fälschlich) als Grasfische bezeichnet werden, unter einen Kamm scheren kann!

Was den Anteil an Zooplankton in der Nahrung dieser Asiaten angeht, so sieht dies folgendermaßen aus:

- Der Graskarpfen ernährt sich nur in ganz jungem Stadium, bis max. um die 8 Zentimetern, von Zooplankton und stellt dann ausschließlich auf Pflanzenkost um.

- Der Silberkarpfen kann alleine schon von seiner Siebfläche an den inneren Kiemenbögen keine Nahrung zu sich nehmen, die größer als sechs bis zehn Mikron (tausendstel Millimeter) ist. Also hauptsächlich ganz feine Algen und ganz kleine Zooplanktern. Deshalb ist der Silberkarpfen einer der besten Besatzfische für algenreiche Gewässer ohne dass er Schaden anrichtet.

- Der Marmorkarpfen ist der einzige der vier Fischarten, der regelmäßig auch große Mengen an Zooplankton zu sich nimmt und zudem sein Leben überwiegend in der Mittelschicht bzw. oberen Wasserschichten verbringt.

- Der Schwarze Amur ernährt sich ebenfalls, wie sein "Weißer" Bruder nur im Jugendstadium von Zooplankton. Auch wenn die aktuelle Literatur bei der Ernährung nur Muscheln und Schnecken angibt, so wird meiner Meinung nach dem Schwarzen Amur bei Nahrungsmangel nichts anderes übrig bleiben als auch Zooplankton zu sich zu nehmen.

Zum Punkt der Vermehrung in unseren Breiten folgendes. Der Graskarpfen vermehrt sich in Mitteleuropa bereits seit über einem Jahrzehnt nachweislich in einigen Fließgewässern sowie stehenden Gewässern. Die Wassertemperatur der vergangenen Jahre zur Laichzeit lag oftmals schon bei den idealen 22 Grad, die Graskarpfen benötigen, so dass ein Laichen zeitig möglich war. Da der Laich der Graskarpfen im Wasser schwebt, wird dieser oft in pflanzenreiche Uferzonen getrieben, wo die Entwicklung (je nach Raubfischbestand) schneller voran geht. Mir sind persönlich Vermehrungen in verschiedenen Gewässern/Gewässerarten in Deutschland, Frankreich und Italien bekannt, wo alle Stadien der Fische beobachtet wurden. Also unter idealen Umständen ist eine Vermehrung des Graskarpfens in unseren Breiten möglich. Bei den anderen Asiaten sieht das etwas anders aus, da sie nur wenige Tage später als der Graskarpfen laichen und dazu mindestens 25 Grad Wassertemperatur benötigen. Eine natürliche Vermehrung in unseren Breiten ist mir persönlich nur in einem Ausnahmefall bekannt und daher nahezu auszuschließen.

P.S.: Übrigens, wusstet Ihr dass Karpfen sehr gerne die kaum verdauten Ausscheidungen von Graskarpfen fressen? Also, nicht immer alles gleich pauschalisieren, ein ausgewogenes Bestandsgleichgewicht, mit unterschiedlichen Arten, hilft vielen Gewässern gesund zu bleiben!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ralf,

keiner will pauschalisieren, deshalb besteht das Thema ja.

Zu den Arten:

Graskarpfen
Der bevorzugte Fraß an Höheren Wasserpflanzen über Änderung der Pflanzengemeinschaft bis hin zur 'Verarmung' bleibt unbestritten?

Silberkarpfen
Somit kann der Silberkarpfen wohl nur einzellige Phytoplankter bekämpfen ... ein-/mehrzellige Organismenverbände/-aggregate bleiben außen vor.
Einzellige Phytoplankter werden ansonsten vor allem vom Zooplankton eingestrudelt ...

Marmorkarpfen / Schwarzer Amur
Dazu hast Du selbst alles Wissenswerte gesagt ...

Nun, wenn sich einige der Arten nun auch noch eigenständig vermehren könn(t)en (der Klimawandel lässt grüßen), ist eine ökologische Katastrophe fast schon vorprogrammiert.
Oder meint jemand, dass ein Graskarpfen während der Reproduktion denkt: 'Na endlich, genehmigter Spaß bis zur Grenze von 100kg/ha' ... ;)

Genau deshalb mag ich auch den Begriff Bestand nicht ... wir sollten über Populationen reden, die ihre eigene Dynamik aufweisen ... ganz unabhängig davon, was der Mensch will oder sich vorstellt (bzw. sich vorzustellen vermag).

Wie sind denn all die Jahrhunderte lang unsere Gewässer ohne 'Grasfische' gesund geblieben ... ?
Es geht auch, sogar besser, ohne sie ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Absolut korrekt, Thomas! :)

Apropos Klimawandel. In Italien, wo das Klima noch etwas wärmer ist wie in unseren Breiten, sind bereits die ersten Probleme aufgetreten. Die Region Mantova hat als erste Region in Italien bereits den Besatz von Graskarpfen komplett verboten und es wird diskutiert wie man der Überpopulation der Graskarpfen in den dortigen Flüssen Herr wird. Ich kenne die betroffenen Gewässer und weiß, dass dort die Artenvielfallt nicht gerade toll ist. Angler haben eben nur die Fische eingesetzt, die auch gerne geangelt werden. Und das Karpfenangeln hat in Italien eben einen hohen Stellenwert (incl. der Graser). Meiner Meinung nach fehlt es dort an einer ausgewogenen Population von z.B. Hechten und Aalen, die die Graser-Brut reduzieren könnten. Und C&R ist nicht immer positiv für ein Gewässer...

In unseren Gewässern haben wir mit der Vermehrung (noch) keine Probleme. Die Probleme, die ich sehe, sind die hohen Abwuchsraten der Graskarpfen, die schnell zur Überpopulation eines geschlossenen Gewässers führen. Dies muss durch Gewässerwarte anhand von Besatztabellen und Fanglisten genau kontrolliert und in Kleingewässern auch durch menschlichen Eingriff reguliert werden!

Ich sah öfters schon, dass z.B. 1 ha große Gewässer mit 100 Graskarpfen von 1-2 Kilo Größe besetzt wurden. Im ersten und zweiten Jahr ist noch alles in Butter. Doch in nur wenigen Jahren entwickeln die Graser sich zu Giganten von 10 Kilo und mehr. Und das Beste, die Vereine oder Bewirtschafter verhängen für die Graser ein Entnahmeverbot - da sie ja das Gewässer vom Kraut befreien (sollen). In dem genannten Beispiel wären dies an die 1000 Kilo Graskarpfen in einem Hektar Wasser. Je nach Wasserzulauf, unterirdischer Quellen, Gewässertiefe und sonstigem Fischbesatz hieße dies spätestens nach einem heißen Sommer den Tod des Gewässers und seiner Lebewesen - dies ist nicht übertrieben! Ich habe einen Stapel an Bildern von Gewässern gesammelt, die auf diese Art umkippten (Tonnen an toter Fische). Zum heulen, aber in der Regel von den Bewirtschaftern selbst verursacht. Also der Besatz von Graskarpfen muss gut durchdacht sein und die Population auch auf Jahre kontrolliert werden! Dann klappt das auch mit unseren "fischigen Nachbarn". ;)

P.S.: Der Graskarpfen ist von seinen Ursprung her gar kein Fisch für stehende Gewässer sondern ein klarer Flußfisch. Daher ist ein Besatz in stehenden Gewässern mit Verbindung zu Fließgewässern in der Regel sinnlos. Die geringste Strömung im Gewässer wird von den Graskarpfen wahrgenommen und diese verschwinden bei offenen Toren sofort (oder auch beiÜberschwemmungen)!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ralf,

nun hast Du mir tatsächlich zwei scheinbar gewichtige Argumente genommen, die ich mir noch unbedingt für später aufheben wollte ... :)

Zum ersten ...
die Tatsache, dass Italien eben etwas südlicher liegt, nicht mehr ganz unseren Breiten entspricht und durchschnittlich wärmer ist.
---> Ausschau auf mögliche Reproduktion in unseren Breiten

Zum zweiten ...
die Vernachlässigung der Wachstumsrate (anschaulicher: der Gewichtszunahme) zum Zeitpunkt des Besatzes
---> xyz kg/ha unter Einberechnung einer gewässergebundenen Mortalitätsrate

Ich bin aber jetzt bereits an dem Punkt angelangt, dass ich folgende Frage zur Diskussion stellen möchte:

Lohnt sich ein Besatz von Fremdorganismen mit zeitlich begrenzter Positivwirkung, den ich aber beständig kontrollieren muss, damit er mir populationsdynamisch nicht aus dem Ruder läuft, um im folgenden wahrscheinlich verheerenden Schaden anzurichten?

Ein vorschnelles 'Ja' dazu, man möge mir das Ziehen der Verbindung verzeihen, läge genau auf der von etlichen Fischereivertretern favorisierten 'Lösungs'schiene zur Kormoranproblematik ... eben undurchdacht, unwissenschaftlich, ökologische Bastelstunde, nach uns die Sintflut ... verhängnisvolle Neigung zu überstürzter Handlung, nicht zu analytischem Durchdenken einer Situation.
 
Eine pauschale Antwort, Thomas, gibt es auch hier nicht. Man muss den Einzelfall mit all seinen Kriterien genau betrachten, bevor man überhaupt an einen Besatz von Grasern denkt. In den letzten Jahrzehnten wurden in Deutschland viele Kleingewässer geschaffen/ausgebudelt, die oft keinen Frischwasserzulauf haben, zu flach sind und nur sehr monoton besetzt werden. Zudem stieg die Belastung der Grundwässer z.B. durch Pestizide aus der Landwirtschaft und Reinigungsmittel in den Haushalten. Wenn alle Mittel zur Bekämpfung von Kraut und Algen scheitern, ist der Besatz von Grasern oft die letzte kurzfristig wirkende Alternative. Solange der Besatz nicht übertrieben wird, ist ja auch alles in Ordnung. :)

P.S.: In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals auf den alternativen Besatz von Rotfedern hinweisen. Diese beginnen bereits recht früh im Jahr, bei noch kühlem Wasser, die sich entwickelnden Knospen von Wasserpflanzen zu vertilgen, während Graskarpfen noch kaum Nahrung zu sich nehmen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss gestehen das Thomsen in einigen Punkten Recht hat.
Und das obwohl ich in vielen Ansichten nicht seiner Meinung bin.
Ich bin auch kein Freund vom Einschleppen anderer Fischarten,zumal ich das negative in Punkto Besatz und deren Auswirkungen kenne.
Thunfisch(Thorsten),da erinnere ich mich an unser Gespräch vom WE.Bild vom Gewässer bekommste. :)
Der andere Punkt ist der,Angelspezi hat schon Recht,es kann in bestimmten Gewässern helfen.Seine Hinweise zur Besatzmenge waren ja klar formuliert.
Lars sein Einwand ist aber nicht minder wichtig.
Nur wo ist die Kontrolle? :confused:
Kenne genügend Gewässer die nicht unter dem Aspekt," Hilfe" besetzt wurden ,sondern um den Anglern den Spaß zu erhöhen,mit Teils fatalen Ausmaßen.

Okay und wenn das dann geschafft ist gehen wir auf die Regenbogenforellen los kommen ja aus den Staaten und sind nicht gut für die Bachforelle.
Und mit diesem Einspruch ,hat Holtenser ,Recht! :)
Jede Gruppe von Anglern,hat besondere Vorurteile.Zum Teil zu Recht.
Wo ist das für jeden Angler tolerierbare. :confused:
Herr Thomsen möchte nicht auf seinen Zander verzichten.Prima. :)
Weil Er Spinnangler ist,hat der Zander keine Auswirkungen auf unsere Fischarten?
Hi Olli,die Frage lässt sich leicht beantworten: weil Angeln meine größte Leidenschaft ist, für Dich scheint es mehr ein Sport zu sein, dessen Attraktivität mit der Verfügbarkeit möglichst vieler Arten zu stehen oder zu fallen scheint.
Wo ist der Unterschied von Dir Thomas (Zander)zu anderen Anglern,in dem Fall Holtenser?
Die Frage beantworte mal. :)

Ein vorschnelles 'Ja' dazu, man möge mir das Ziehen der Verbindung verzeihen, läge genau auf der von etlichen Fischereivertretern favorisierten 'Lösungs'schiene zur Kormoranproblematik ... eben undurchdacht, unwissenschaftlich, ökologische Bastelstunde, nach uns die Sintflut ... verhängnisvolle Neigung zu überstürzter Handlung, nicht zu analytischem Durchdenken einer Situation.
Prima,Du hast den Dir genehmen Bogen gefunden. :confused:
Hoffentlich,entschuldige jetzt bitte auch mal,meinen Schwenk zu einem anderen Thema,hab ich Dir abgeschaut,Denkst Du das nächste mal genauso Stark drüber nach,wenn Du zum Dorsch Angeln in der Laichzeit fährst. :)
So und nun kannste mich versohlen. :)
 
Hallo Ralf,

gegen Besatz von 'Grasfischen' in die von Dir genannten Gewässertypen kann ich nichts einwenden, da sehe ich ebenfalls kein Problem. Ebenso nicht bei isolierten Teichen oder Weihern.

Meine Ablehnung bezieht sich also nur auf Besatz in unsere natürlichen Seen und Flüsse.
Dort sollten sie bei Fang auch entnommen werden.


@ Torsten

Wenn der Gewässertyp passt, gibt es bei Zanderbesatz keinerlei Probleme, zumindest habe ich noch nie etwas Derartiges gehört.
Solche Fischarten wie den Zander meine ich, wenn ich von quasi-einheimisch spreche ...

Wenn Ralf als Themenstarter nichts dagegen hat, können wir auch gerne noch über die Regenbogenforelle diskutieren, die ja in direkter Konkurrenz zu unserer heimischen Bachforelle steht ...

Kurz zur Laichdorsch-Problematik: Du kennst meine Ansicht dazu aus unserem letzten Telefonat, Torsten, sie hat sich seitdem auch nicht geändert, ich werde nächsten Februar auf Fehmarn sicher wieder dabei sein.
 
Hallo Thomas
Stehen Hecht und Zander sich nicht auch gerade ,"freundlich" gegenüber. :)
Was heißt Quasi-Einheimisch.
Du hast es doch immer ganz genau.Ist der Zander ein " Heimischer " Fisch oder nicht ?Damit meine ich nicht,heute " Heimisch ".Nur ganz sachlich. :)
In Punkto Regenbogenforelle,da gebe ich Dir Recht,durchaus kann man darüber Reden.
Ich sage nichts zu deinem Dorsch Festival.Ist Deine Entscheidung.Soll auch so sein.Jeder macht das mit sich aus,keine Frage.
Aber dann Bitte nicht so tun ,man wäre der ach so Verantwortungsvolle Angler.
Völlig Unfehlbar,ein Musterbeispiel.
weil Angeln meine größte Leidenschaft ist, für Dich scheint es mehr ein Sport zu sein
Erkläre mir Anhand Deiner Bilder den Unterschied. :)
Sind Wir Angler nicht auch,etwas Unwahr.Da beziehe ich mich mit ein.
Eine Frage noch.
Warum gehst Du Angeln? :)
 
Ganz sicherlich ist der Zander selbst ebenfalls einmal eingebürgert worden ... die Raubfischnischen werden von Hecht und Zander aber gegenseitig ökologisch transparent eingenommen, je nach optimalen Bedingungen.

In poly- oder eutrophen Gewässern überwiegt der Zander, in meso- oder oligotrophen der Hecht.

Einen Schaden wegen gemeinsamen Vorkommens konnte ich bisher noch nicht wahrnehmen ... also scheint diese Einbürgerung gelungen.

Der Rest Deiner Einlassungen ist themenunrelevant ... hör also auf, willentlich zu sticheln. ;)
 
Hallo, ich habe vor einem monat fischen beim sonnen zugesehen.
Der angel nachbar hohlte uns gleich und sagte uns das da waller sind!
Nach kurzem gespräch mit unserem jugendwart stellte es sich
heraus das die fische die sich dort sonnten eigentlich nur weiße
Amure sein könnten die vor ca. 10 jahren in den see besetzt worden
sind. Könnt ihr mir nun ein paar tipps geben wie ich die fische fangen kann?
Mfg Raubfischprofi
 
Bin nicht Bi und nicht vom andern Angelufer....
Dennoch hat Spezi hier gerade dickes Bussy von mir verdient.:schmatz:schmatz:schmatz
Grund ? !
Seit 15 Jahren, als ich zum Fischen in der CZ war und mir ein Russe dort etwas von Tolstolobik ( Tolstolobiki ..... ) wußte ich nur es muß eine Art Graser sein. Doch welche Art, bekam ich nie heraus.
Russen sagen, das nix Tolsto.... wenn man ihnen Amur oder Marmor zeigte.
Die Tschechen jedoch sagen Marmor ist Tolsto.....
Dann wieder andere zeigten den Silberkarpfen als Tostolobik.
Und da soll man nich wirr warr im Kopf werden?
Nun bin ich schlauer und sehe beide haben recht.
 
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