Spinnfischen -  Nächtliche Verabredung mit den Räubern

D@nny

Super-Profi-Petrijünger
Es war ein sehr unangenehmer Nachmittag,mitten im spät Herbst.Ein halbes Dutzend prächtiger Winterbarsche ,dürfte ich ,bis kurz vor Sonnenuntergang,meins nennen.Im Eifer des Gefechts,hatte ich nur zur spät festgestellt,das die Sonne bereits untergegangen war und ich mich in absoluter Dunkelheit bewegen musste.
Im Schein der vielen Laternen ,auf der grossen Bootsteganlage,war das nicht das Problem,in die ferne gezielt zu werfen,schon eher.Den letzten Bootssteg noch mitgenommen,für heute sollte es dann reichen....dachte ich mir.

Mein Köder platzierte ich direkt an einem grossen Bootstegpfeiler,den Bügel umgeklappt und abwarten bis die Schnur erschlaft,bevor diese überhaupt erschlafen konnte,durchfuhr,unmittelbar über dem Grund,ein hammer Biss,mein Handgelenk.Wie in Trance,schnellte die Rute nach oben.......bevor ich überhaupt den Gedanken fassen konnte,wie der Fisch den Köder lokaliesieren konnte,um diesen an zu greifen,spürte ich das typische Bocken eines grösseren Zanders.Beim bestaunen des prächtigen Räubers, in den Keschermaschen,stand der nächste Ausflug schon fest......Als ich zu Hause angekommen bin,wurde die Nachricht meinen Freunden mittgeteilt,dabei stellten wir fest,zurück blickend auf einige Aalnächte im Sommer,das es sich um gewaltige Räuber handeln musste,die immer wieder an der Oberfläche das Wasser zum explodieren gebracht haben,damals ist unser einer von grossen Karpfen ausgegangen.

Da es in einer grossen Stadt wie Berlin, sehr unangenehm werden kann ,besonders Nachts,beschlossen wir gemeinsam auf die nächtliche Pirsch zu gehen.
Keine Woche später standen wir an unserer liebling Stelle,der Spandauer Schleuse....Ein paar Stunden später,dürften wir einige zig Zander, unseres nennen......während am Tage an solche Fangerfolge,kaum zu denken war,hatten wir uns in weiteren Versuchen, Nachts, nur die Frage stellen müssen,welche Stückzahl wir heute knacken.

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Nachts da knallts
Diese beiden Schlüsselerlebnise liegen nun mehr als sieben Jahre zurück,seid dieser Erfahrung,gehöre ich zu den ganz wenigen,die den Vorteil einer Nacht ,zu schätzen wissen.Aufgrund eines Nachtangelverbots, muss ich zwar auf andere Gewässer ausweichen,der Erfolg und die gemachte Erfahrung, ist überall wo anders,annährend die selbe.Zwar dauert es in der Regel,einige Ausflüge bis man die Freesrouten und Fresszeiten der Fische ausfindig gemacht hat,die gemacht Erfahrung an meinem alten Hausgewässer,der Havel,lässt sich jedoch auf viele anderen Gewässer, ohne weiteres übernehmen.Das nächtliche Spinnfischen gehört zu den grössten Höhepunkten,die ein Spinnfischer erleben kann.Die Unterwaaserwelt schläft nie........


Vorteile

Ein logischer Vorteil der Nacht, gegenüber dem Tag,man ist am Wasser ganz alleine.Während am Tage manche Strecken,besonders zum Wochenende,stark überlaufen sind und sich die Angler gerade in grossen Städten wie Berlin,Hamburg oder Köln,förmlich auf den Füssen stehen,kann ich Nachts jeden mir zur Verfügung bekannten HOT SPOT an werfen,ohne mich ärgern zu müssen,das alles besetzt ist.
Stichwort überlaufene und überfischte HOT SPOTs und Gewässer,da ich an so einem Gewässer gross geworden bin,kann ich bestätigen,das viele der Räuber, bestimmte Kunstköder ,mit Preisschild und Artikelnnummer kennen.Grosses Misstrauen ist so vorprogrammiert,in der Nacht sieht es ganz anders aus.Die Aggresivität dem Köder gegenüber und das brutale Beissverhalten in der Nacht,untermauert die Tatsache,wo nichts zu sehen,dort auch kein Misstrauen zu spüren,seitens der Jäger.
In den kälteren Jahreszeiten,wenn das Wasser recht kalt und klar wird,verziehen sich die Futterfische in sehr tiefe und ruhige Regionen,mit ihnen die Räuber.Anders in der Nacht,die Räuber kommen dicht unter Land,egal welche Bedingungen herrschen.Sicherheit bekommen sie mit der Dunkelheit in ihrer Umgebung,so können sie sich ohne weiteres an ihre Opfer heran pirschen.Entlang der Uferabschnitte,Abruchkanten zur Fahrrinne und andere Ufergegebenheiten ,patroulieren sie entlang,teilweise so nah am Ufer,das man die vermeitlichen Bisse, unter der Rutenspitze erntet.Wenn man Nachts unterwegs ist,vergisst alle Spielregeln was die Wassersicht,Wassertemperatur oder Stömungsverhältnisse angeht.Gefangen wird überall,flach,tief,mitten im Strom,direkt am Ufer,an einem Schleusenauslauf oder in einer ganz ruhigen Bucht....egal ob nun Winter oder Sommer.Jeder nicht angeworfener möglicher Hot Spot,kann ein Räuber weniger,bedeuten.

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Köder und Technik

Die Technik ist immer die gleiche,es ist alles erlaubt,zupfen,einkurbeln,schleifen lassen oder ähnliches.So wie man sich am besten zurecht findet,nur sollte es kontrolliert sein,die Betonung liegt auf kontrolliert....alles andere ist reine Zeitverschwendung,Materialverlust inclusive.Die Köderführung muss wie im Schlaf funktionieren,Bisserkennung und Anschlag versteht sich natürlich von selbst,jemand der sich durch die absolute Dunkelheit irritiert fühlt und seine Probleme anfangs damit bekommt,sollte fleissig üben.

Immer wieder lese ich,von dunklen Ködern,die sich Nachts bestens bewähren haben sollen,es wird behauptet, das der Räuber,die Konturen eines dunklen Köders, zur einem hellen Himmel,z.b.bei Vollmond, besser wahrnehmen kann.Eine Aussage,die ich mit meinen Erfahrungen keines wegs untermauern kann.Nachts spielt die Seitenlinie des Fisches und die Bewegung des Köders, die entscheidene Rolle,sich an Farben orientieren, ist meiner Erfahrung nach, nebensächlich und nicht unbedingt Fang entscheiden.Bei Augenjägern wie Hecht,Barsch oder Rapfen,kristaliesierten sich helle und aufällige Farben,besser als dunkle Motive,jedoch nicht umgekehrt.

Blechköder wie Spinner setze ich sehr gerne auf Barsch,Rapfen und Hecht ein.Gummiköder bevorzugt auf Zander.Zur Wobblern tendiere ich erst dann,wenn ich mir sicher sein kann,das es keine grossen Hindernisse gibt.

Ja,ihr habt richtig gelesen....Hecht,Barsch und Rapfen,auch der Fang von grossen Döbel und Alanden ist Nachts möglich.Augenjäger ,bedeutet nicht automatisch,das diese Fische in der Nacht,eine Fresspause einlegen müssen.Ganz im Gegenteil,gerade die vorsichtigen und grossen Räuber,jagen sehr gerne nachts.Nicht umsonst ,sind diese kapitalen Burschen so gross geworden.

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HOT SPOTs und Fangzeiten

In der Regel ist es so,das die bekannten Hot Spot die ich am Tage aufsuche,diese beruhigt in der Nacht angesteuert werden können.Ganz flache Sandbänke,Abbruchkanten zwischen flachen und tiefen Wasser,Spundwände,Schleusenausläufe,Seerosenfelder,Hindernisse im Wasser,Boosteganlagen und ähnliches.Nachts gibt es ein weiteren Faktor,der zusätzlich wie Magnet auf die Räuber wirkt.Licht........Lichtkegel von irgend welchen Strassenlaternen oder Bootsstegbeleuchtungen,ziehen die Fische magisch an.Jeden möglichen Lichtkegel sollte man genausten Beobachten,erkennt man Schwarmfische wie Lauben,können drunter wahre Räuberrudel ihr unwesen treiben,fänge von mehreren Fischen sind an solchen Stellen,ganz normal und machen unheimlich viel Spass.

Besonders gerne lauern an solchen Stellen kapitale Augenjäger wie Hecht,Barsch oder Rapfen,wie oft konnte ich Augenzeuge eines solche Schauspiel sein,wie gewaltige Jäger sich im Schein der Brückenbeleuchtung ,den Bauch voll gehauen haben.Sehr interessant ist der Übergang zwischen einem hell erleuchteten Platz und dem Schatten eines Bauwerks z.B. an einer Brücke oder einem grossen Bauwerk.Rapfen,Barsche und Zander gleichermassen,lieben solche Standplätze,der Köder wird immer parallel zu der Linie geführt,zwischen der dunkel und erleuchtet Seite,der Angriff folgt meist aus dem Schatten heraus.

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Die Hot Spots lange zu belagern,bringt einfach nichts.Ich verbringe an jedem Hot Spot etwa 15-20 Minuten,hat sich in dieser Zeit nichts getan,steuer ich die nächste Stelle an.
Die Fangzeiten können sehr unterschiedlich ausfallen,bedingt durch die Witterungumstände und die Jahreszeit.Die Zeiten zwischen Sonnenuntergang bis 24Uhr sind mir persönlich am ausichtsreichsten,dann wieder um 2Uhr bis zum Sonnenaufgang,dazwischen gibts es meistens ein Beisspause.Wahre Sturmnächte die für zusätzlichen Sauerstoff und Bewegung im Wasser sorgen,sind Fanggarantiert,zumindest bei uns an der Havel,wirken sich solche stürmischen Tage,ganz positiv auf das Beissverhalten der Fische,gerade die grösseren Räuber, kommen an solchen Tagen, so richtig in Fahrt.


Tipps


Wenn ihr das Gewässer nicht kennt,schaut euch am Tage die Gegebenheiten an.Mögliche Hindernisse im Wasser und am Ufer,sollte man meiden,ansonsten wird es ein teurer Spass mit der Kunstköderangelei.Da die Verletzungsgefahr sehr hohe ist,denn man sieht ja nichts,immer Ruhe bewahren,selbst wenn die Gerte mal krumm ist.Gerade an bebauten Uferabschnitten,kann es eine sehr schmerzhafte Angelegenheit werden.
Heftige und laute Bewegungen am Ufer,sind verboten,jeglicher Räuber in der Nähe ,bedankt sich mit einem grossen Schwall, auf nimmer Wiedersehen.
Licht nur in Ausnahmefällen und dann ,in einer guten Entfernung zum Ufer,wir wollen ja nicht,das verscheuchen ,an das wir uns an zu pirschen versuchen.Alles muss seine Ordnung haben,eine Angelweste mit reichlich Taschen, für die Aufnahme aller benötigten Utensillien,sollte man sich anschaffen.Köder,Zange,ne kleine Taschenlampe, sollte immer Griffbereit sein.
Meidet es bitte,alleine auf die nächtliche Pirsch zu gehen,mindestens zwei Mann ,sollten pflicht sein.
Jeder der sich selbst einschätzen kann und darin geübt ist,kann als Uferangler sehr wohl auf einen Kescher verzichten.Die jenigen die sich mit einem Kescher viel sicherer fühlen,sollten bedenken,es muss ein grosser Kescher her.Der Kescherversuch im völliger Dunkelheit,enpuppt sich als äusserst schwierig.Ihr werdet euch selbst dafür danken,sobald die ersten grossen Fische verloren gegangen sind,wisst Ihr was ich meine.Ich tendiere zu einen grossen Karpfenkescher.



Wünsche euch viel Spass und Erfolg, bei eurer nächtlichen Verabredung.

Gruss D@nny.
 
Zuletzt bearbeitet:
Darek...wieder einmal ein toller Bericht!
Ich denke wir werden dieses Jahr mit deinen Erkenntnissen zu neuen Taten schreiten.
Hab erstmal vielen Dank und ich denke der ein oder andere Nachahmer dürfte jetzt schon von den dicken Räubern träumen, die aufgrund deiner Tips überlistet werden können.

Vielleicht kannst du mal gleich noch auf ein paar wichtige Utensilien für die Nachtfischerei eingehen?

Willi
 
Hi Danny,

großes Kompliment, toll geschriebener und sehr ansprechender Artikel :klatsch
Nachdem ich im letzten Herbst mein erstes Nachtspinnfischen absolviert hatte und dabei auch gleich neben einigen Fehlbissen 3 Zander (wenn auch kleine) fangen konnte, waren für dieses Jahr eh schon einige Nachttermine eingeplant... :)
 
Wirklich Klasse geschrieben D@nny:klatsch

Ich denke ich werde es auch mal Nachts probiern vielleicht springt

dabei der eine oder andere Zander raus:)

MfG
Andy
 
Ich sitz hier fast sprachlos....

also Darek, wenn ich könnte, dann wär dir der 1.000.000 Thanx Button sicher.

Wie der Willi schon sagte, ein toller Bericht. Wie uneigennützig du deine Erkenntnisse hier allen Usern zur Verfügung stellst, das find ich einfach SUPER...obwohl diese Bezeichnung noch nicht ausreicht.

Ich konnte durch deine Berichte, Tipps und Ratschläge auch schon meine Angeltechnik und Fangerfolge verbessern. :klatsch

Kurz gesagt, mach einfach weiter so!!!


MFG, Daniel
 
Bedanke mich natürlich ganz herzlich bei Euch.Es freut mich,wenn ich bei dem ein oder anderen das Interesse der nächtlichen Pirsch,wecken konnte.Noch mehr würde es mich freuen,wenn sich die ersten erfolgreichen Nachtschwärmer,mit ein paar Fangmeldungen ,melden würden.

Petri Heil bei der nächtlichen Nachtpirsch.
 
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