Fischbestimmung -  Leuchtfische in der Türkei

Yakamoz

Petrijünger
Vor einer Woche waren wir an einem See mit Meerverbindung in der Nähe von Dalaman an der Südwestküste der Türkei.
Dort konnten wir nachts direkt am Ufer (Felsen in der Nähe heißer Quellen) direkt unter der Wasseroberfläche einen Schwarm ca. 20 cm langer Fische beobachten, die LEUCHTETEN. Jegliche Reflektion von Mondlicht oder Strassenlaternen ausgeschlossen.
Dabei war das Leuchten mal nur ein kurzer Blitzpunkt, manchmal aber auch über die gesamte Körperlänge des Fisches verteilt. Das Leuchten dauerte jeweils nur ca. eine Sekunde, da es aber ein ganzer Schwarm war, war ein ständiges Geblinke im Wasser zu sehen.
Die Einheimischen erzählten was von Meeraalen oder manche auch von Spiegelkarpfen.
Um was für eine Fischart kann es sich denn handeln? :confused:
 
Sicher das es die Fische waren und nicht deren Bewegung? Ich habe irgendwo mal was gelesen, dass bestimmtes Plankton auf Bewegungen reagiert und dabei Licht erzeugt
 
Ja, wie dieses Planktonleuchten aussieht, habe ich in den Mittelmeerküsten schon öfter gesehen, es ist "schwammiger", kleiner, nicht so stark, ausserdem eher grünlich. Dieses Leuchten war eindeutig von den Fischen selbst und eher blau-weiß, sehr intensiv. Ich vermute nach diesem Leuchten, dass die Fische lang und dünn sind, aalähnlich.
 
Passt nicht ganz zum Thema, aber wo warst du denn genau. Ich war im Oktober in Dalyan. Das mit den Quellen hört sich stark danach an. Sehr schön dort. Seid ihr auch mit dem Bott zum Strand gefahren und habt dabei die Eisvögel gesehen?

Wie war/ist das Wetter?

Gruß, Basti
 
Hi, der Ort hieß "sultaniye" und gehört zu Köycegiz. Nach dalyan ist es mit dem Boot nicht weit, per Auto ne ganz schöne gurkerei. Das eine der heißen Bäder sieht aus wie eine "Blaue Moschee". Das Wetter war bis auf einen Regentag sehr nett. Kalt aber sonnig. Durch die heißen Bäder hat aber auch die Kälte nichts ausgemacht. Leider war keine Zeit für Bootstouren. Warst du auch in Kaunos?
 
Ich bin bestimt kein Experte auf dem Gebiet.
Bei heißen Quellen hate ich auch sofort an "Biolumineszens" gedacht, da man das wohl häufiger zu sehen bekommt, wenn man in der nähe von vulkanischen Aktivitäten ist.

Aber meines Wissens ist solches Licht grundsätzlich eher grünlich und matt. Ich habe noch nie von Wesen gehört, die blau-silbrig läuchten. Ich vermute daher stark, dass es doch eine Reflexion war und kein eigenes Läuchten.

Trotzdem interessant. viellleicht weiß ja doch noch jemand was anderes.
 
Nee, nach Kaunos sind wir nicht gewandert. Bin ins Landesinnere mit dem Auto mal gefahren. In den Bergen gab es trotz dreißig Grad im Schatten so viel Wasser(so kalt wie Quellen in den Alpen), dass man nicht glaubte, in der Türkei zu sein. Das war gigantisch. In den Flüssen haben sie Regenbogenforellen gezüchtet.
 
Hmmm ... um mal von Reiseberichten wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen:

Das, wovon Mirco schonmal irgendwann und irgendwo gelesen hat, ist Noctiluca miliaris, das Meeresleuchttierchen, das Nachtlaternchen, der Leucht'käfer' ... um nur einige nicht-wissenschaftliche Pseudonyme zu nennen.

Ein Dinoflagellat ... also eine Alge, die auf äußere taktile Reize reagiert und dann eben 'leuchtet'.
Verbreitet in allen wärmeren Meeren ...

Neben Algen können das als Wirbellose u.a. noch Bakterien und Ctenophoren (Rippenquallen) ... Bioluminiszenz bedeutet aber, dass das ein eigener, energieverbrauchender Vorgang ist (bei Rippenquallen bricht sich z.B. nur Licht ... die leuchten mitnichten aus 'innerem Antrieb').

Dadurch, dass dieses auffällige Treiben, wie Yakamoz sich audrückte, 'in Flachwasser und ufernah' stattfand ... können wir eine Bioluminiszenz von Wirbeltieren (hier: Fischen), denke ich, ausschließen.

Das wird nur im stockdunklen Tiefenwasser benötigt, und nur hier lohnt sich dann auch der investierte Energieaufwand ... zum Beute anlocken, Fortpflanzungspartner finden, warnen oder was auch immer.

Die für mich wahrscheinlichste Erkärungsvariante ist, da Yakamoz äußere Lichteinstrahlung ja kategorisch ausschloss ... das Leuchten von Algen, dazu angeregt durch einen Fischschwarm, der durch sie hindurchgeschwommen ist.
 
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Aha, das wäre doch auch mal ne variante...! Sind diese Algen denn frei schwimmend? Oder festgewachsen? Frei schwimmend wäre eine Erklärung, da der Wind an diesem Tag stark in unsere Uferbereiche geweht hatte, angewachsen wäre unmöglich, da wir ja trotz Nebensaison immerhin an einem touristischen Ort waren und dieses Leuchten sich zwar langsam aber stetig fortbewegte. Sonst hat noch keiner dort so ein Leuchten gesehen.....Auffällig war auch das Ausmass diese Leuchtens in einem großen kreisförmigen Gebiet an der Oberfläche, eben wie ein Schwarm oder wie Algen eben durch die ein Schwarm Fische schwimmt. Vielleicht ist Leuchten eine Reaktion darauf, dass die Fische eben diese Algen anknabbern???
 
sorry, wenn ich mir das hier durchlese fällt mir auf, dass hier ein Verständnisfehler aufgetreten ist. Ufernähe ja--aber Felsküste, also nicht seichtes Gewässer oder "Flachwasser" sondern schon mehrere Meter tief. Ausserdem gespeist von warmen Quellen mit hohem Schwefelanteil.
 
Hi Yakamoz,

ja, die Dinoflagellaten sind freischwimmend und können sich aktiv durch Geißelschläge fortbewegen.
Hier kannst Du etwas mehr über sie lesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dinoflagellaten

Mehrere Meter sind Flachwasser bei Meeren. Bei Wirbeltieren macht Bioluminiszenz erst ab etwa 200m Tiefe Sinn.

Denn von 0-200m (dem sog. Epipelagial, der Oberflächenschicht) gibt es hinreichend Licht sogar für photosynthetische Prozesse, zwischen 200 und 1.000m liegt dann die Zone mit diffusem Lichteinfall, die 'Dämmerungszone'.

Ist denkbar, dass die Fische sich an dem Algen-Schwarm auch bedient haben ... oder sie sind halt nur dagegengeschwommen.
 
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Hi Yakamiz und Thomas
Bei dem von Yakamiz genannten See handelt es sich um den Koycegiz- See. Er ist ein Süßwassersee, bei dem lediglich im Abfluß, ca. 5 Km kommt es, durch Ebbe und Flut, zu mehr oder weniger durchmischung mit Salzwasser. Da ich schon ca. 17 Jahre nach Dalyan fahre habe ich das von Yakamz beobachte "Leuchten" bei vielen Nachtfahrten auch schon beobachtet. Es ensteht offentsichtlich von Algen, die von den im See und im Fluß vorkommenden Meeräschen, die sich auch von Algen ernähren. Da es offenbar im See und im Fluß nicht nur die Erschlossenen heißen Quellen gibt, wenn man Taucht ist es kurz über dem Flußgrund wärmer als an der Wasser- Oberfläche, kann ich mir, auch wenn ich kein Biologe bin, vorstellen das es hier durch diese heißen Quellen Algenarten gibt die "Leuchten. Auch die von Yakamaz genannte Größe, ca. 20cm deutet auf die Meeräschen hin, die werden hier im See nähmlich gezüchtet.
Gruß Günter
 
Schön, dass sich mit Günter noch ein Ortskundiger im Thema eingefunden hat ... :)

Noch etwas zum nachdenken für die beiden, Yakamoz und Günter, die das Phänomen schon mal mit eigenen Augen gesehen haben:

Die leuchtenden Organismen sind sicherlich aus dem Meer in Fluss oder See gekommen, die Fortbewegungsmöglichkeiten von Algen sind aber doch recht eingeschränkt.

Ihr beiden müsstet nun entscheiden, ob über starken Tidenhub und starken anlandigen Wind überhaupt die Möglichkeit besteht, dass die Algen mehr oder minder passiv (auch entgegen einer evtl. Strömung) bis in Fluss oder gar See gekommen sein können.

Und dann meinte Yakamoz noch, er habe Planktonleuchten bereits gesehen, dies sei eher grünlich, das Phänomen aber eher bläulich gewesen.

Also gibt es noch eine recht abgefahrene Möglichkeit: Kopffüßer ... also Tintenfische (besser Tintenschnecken).

Gerade unter den Zehnarmern gibt es einige Formen, die nicht zwangsläufig wirkliche Tiefseebewohner sein müssen, um Leuchten zu 'beherrschen'.
Am Tage stehen sie tief, um sich optisch orientierenden Fressfeinden aus dem Wege zu gehen, nachts kommen sie in Schwärmen zur Oberfläche, um selbst zu fressen.

Denkbar, dass hier sogar leuchtende Tintenschnecken ihrer Beute hinterhergezogen sind ... das würde dann zusätzlich noch die fischartigen, langgestreckten Umrisse der Körper erklären.

Was nun am wahrscheinlichsten ist, solltet ihr beiden aber am besten entscheiden können: Yakamoz und Günter ... ;)
 
Danke euch beiden dass ihr doch ein wenig licht in die leuchtende dunkelheit des köycegiz-sees gebracht habt :). Für mich klingen sowohl die algenfressenden meeräschen als auch die kopffüßler schlüssig. 3 tage vor diesem phänomen war starker wind und regen. der wind trieb mehr als 12 std. auf unser ufer, sodass der wasserspiegel auch bei unseren heißen quellen stark anstieg. wenn allerdings algen immer grün leuchten (was ich als nicht-biologe leider nicht weiß) dann scheint mir thomsens idee von den tintenfischen einleuchtender (buchstäblich). besonders die tatsache von den schwärmen und auch von den langestreckten körperformen finde ich sehr zutreffend! nun bleibt die frage an günter, der das glück hatte an dieser traumhaften stelle schon 17 mal gewesen zu sein, ob er etwas von tintenfischvorkommen in dieser art gehört hat. würde mich freuen, wenn wir uns mal auf einen angeltrip oder ein lagerfeuer oder ein heißes bad in den quellen träfen!
 
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