Nochmal: keiner möchte den Kormoran ausrotten! Aber gerade Fließgewässer mit Bestand an Äsche/Bachforelle brechen teilweise total ein. Hier einfach mal sachlich über diese Problematik diskutieren.
Mmh...Diskussion ja, aber nicht einseitig.
Zum Einen kann ich mich nicht daran erinnern jemals größere Kormoranbestände in, unter oder auf dem Wasser von Gewässern der Forellen- oder Äscheregion gesehen zu haben. Größere Schwärme kenne ich fast ausschließlich von Gewässern der Brachsenregion oder im Brackwasserbereich und da ist der Zielfisch von Kormoranen meist keine Äsche oder Forelle. Auch die Berichterstattung bzgl. besonders kormoranbelasteter Gegenden handelte meiner Erinnerung nach immer um solche Gewässer.
Aber vielleicht habe ich da nur eine einseitige Warnehmung meiner gefiederten und nicht übermäßig beliebten Angelbegleiter.
Zum Anderen kenne ich einige Angler, die sich in letzter Zeit in einigen Flüssen beschwert haben, dass gerade die Äschenpopulation in den letzten Jahre so zugenommen habe, wobei auch das sicherlich keine objektive Beobachtung ist, die verallgemeinert werden kann.
In Bezug auf die Bachforelle (Salmo trutta fario) ist allerdings ein ganz, ganz anderes Problem viel entscheidender für ihren Rückgang in den letzten Jahrzehnten (in denen sich die Kormorane überhaupt erst erholen konnten) und betrifft auch die Gewässer, die im Großen und Ganzen kein Kormoranproblem haben. Das Problem heißt hier schlicht aber einfach: Eingeschleppte Arten.
Die "Schwester" Regenbogenforelle (ehem. Salmo gardineri, heute Oncorhynchus mykiss
) ist hier das Problem. Sie ist in unseren Gewässern ursprünglich nicht heimisch gewesen, stammt aus Nordamerika und gehört wissenschaftlich auch gar nicht zu den Forellen sondern zur Gattung der pazifischen Lachse. Sie sind leichter zu züchten, sie wachsen schneller, werden größer, sind nicht so anfällig ggü. Gewässerqualitätsveränderungen und sind agressiver als unsere heimische Bachforelle. Sie verdrängt trutta fario immer stärker aus den angestammten Revieren (Bachforellen dienen der Regenbogenforelle schlicht auch als Futter). Jeder neue Besatz mit dieser Art macht das Problem größer...als Sportfisch ist sie aber uns heute lieb und teuer geworden.
Dieses Problem ist viel wichtiger und schon seit Jahrzehnten bekannt, als die sich jetzt in manchen Gegenden bzw. in manchen Gewässern zur Plage entwickelnden Kormorane. Zumal die lieben Kormorane auch nicht zwischen einer Bach- und Regenbogenforelle unterscheiden.
Nichts gegen eine sachliche Diskussion des Kormoranproblems. In einigen Gebieten stören sie in der Tat empfindlich ein gewisses Gleichgewicht im Fischbestand. Hier muss auch darüber diskutiert werden, wie und ob es verhindert werden kann und sollte.
Nichts desto trotz sollte man Argumente, wenn man sie schon benutzt, sorgfältig wählen und mal von verschiedenen Seiten betrachten. Sicherlich gibt es bestimmt das eine oder andere Gewässer, wo sich die Viecher auch an Bachforellen laben und auch mehr als für das Gewässer gut ist, dass aber hat nichts (direkt) mit dem seit vielen, vielen Jahren zu beobachtenden, bundesweiten Trend der abnehmenden Bachforellenbestände (und zunehmenden Regenbogenforellen) zu tun.
Petri Heil
Piety