Fluorocarbon

Fluorocarbon – Einsatzgebiete, Vorteile, Nachteile

Fluorocarbon Schnur zum Angeln ist ein beliebtes Schnur-Material und wird aufgrund seiner höheren Abriebfestigkeit und reduzierten Sichtbarkeit Unterwasser häufig als Vorfachschnur verwendet. Fluo kann aber auch durchgehend als Hauptschnur gefischt werden. Die Verwendung ist dabei ähnlich einfach wie bei herkömmlicher Angelschnur, aber auch hier gibt es ein zwei Dinge zu beachten. Was das ist und ob Du eine Fluorocarbon Schnur – als Vorfach oder als Hauptschnur – brauchst, das erfährst Du im folgenden Beitrag.

Was ist Fluorocarbon?

Herkömmliche monofile Angelschnüre bestehen aus Polyamid, Fluorocarbon hingegen aus Polyvinylidenfluorid, das nach dem Erhitzen auf eine Spule gezogen wird. Fluorocarbon ist also ein einsträngiger Faden aus Polyvinylchlorid mit einer speziell gehärteten Oberfläche. Es ist vor allem als Angelschnur wegen vieler Vorteile beliebt, die das Angeln erleichtern und mehr Fisch bringen. Fluorocarbon wird nicht nur als Vorfachmaterial oder als Hauptschnur beim Spinnfischen sowie Fliegenfischen verwendet, sonder auch als Saiten von Gitarren und anderen Saiteninstrumenten.

Beim Angeln ist Fluo mittlerweile omnipräsent – insbesondere beim Raubfischangeln auf Zander oder Barsch. Seine Verwendung und sein Nutzen ist jedoch unter Anglern umstritten. Manche Angler stellen den Effekt des Materials als nicht ausschlaggebend in Frage, andere hingegen schwören auf das Material. Wie so oft, liegt die Wahrheit dazwischen.

Ist Fluorocarbon unsichtbar?

Fluorocarbon, auch kurz als FC bezeichnet, ist ein mehr oder minder dünner Einzelstrang aus PVC, der beim Angeln wahlweise als Vorfachmaterial aber auch als Hauptschnur für Raubfische, wie Wels, Hecht, Zander, Dorsch, Forellen, Barsch, Meerforelle und viele Weitere verwendet werden kann. Die einzigen Unterschiede zu normaler monofiler Schnur zeigt sich erst, wenn man dieses Vorfachmaterial selbst in Händen hält. Es ist wesentlich dicker, steifer und hat den angeblichen Vorteil, dass es im Wasser weniger gut sichtbar sein soll als herkömmliche Schnur. Der Lichtbrechungsfaktor von Fluorocarbon liegt bei 1,40 – 1,43 im Gegensatz zur normalen Monofilschnur mit etwa 1,50. Dies lässt heute viele Angler im Glauben an die relative „Unsichtbarkeit“ des Fluorocarbons.

Allerdings ist dies scheinbar ein Mythos. Vielmehr ist der Hype, wie so üblich, ein Angeltrend der kaum noch hinterfragt wird. Dabei haben Tests von Herrn Uwe Pinnau, dem Präsidenten des Deutschen Hechtangler-Clubs, und Anderen klar gezeigt, dass der Unterschied von Fluorocarbon zur Monofilleine bei gleiche Materialstärken nicht wirklich groß ist und das Vorfachmaterial sehr wohl sehr gut sichtbar sein kann.

Gerade wenn es um Raubfischvorfächer geht, ist dies eine ernüchternde Erkenntnis, die herkömmliches Stahl oder Titan auch wieder in einem besseren Licht erscheinen lässt. Nimmt man dann noch die Klemmhülsen in Augenschein, die man benötigt um 0,5 – 0,6mm starkes Fluorocarbon zu verarbeiten, dann sind diese Vorfächer alles andere als unauffällig. Werbung und Marketing der einzelnen Herstellerfirmen scheinen mehr als sehr gut zu funktionieren.

 


Video von Spartan Fishing

Fluorocarbon Vorteile

Folgende Vorteile machen Fluorocarbon zu einer beliebten Vorfachschnur für viele Spinn- und Fliegenfischer. Aber auch bei anderen Angelarten kann das Material seine Trümpfe ausspielen.

  • Fluorocarbon vereinigt diverse Vorteile in sich, die es zu einer beliebten und häufig verwendeten Angelschnur machen. Es ist bei gleichem Durchmesser geringfügig unauffälliger als Polyamidschnur, da die Lichtbrechung im Vergleich zu anderen Schnüren bei geringem Durchmesser leicht herabgesetzt ist. Der Lichtbrechungsfaktor von Fluorocarbon ist also geringer, als der von normaler Monofilen.
  • Fluorocarbon ist auch deutlich abriebfester als herkömmliche monofile Schnur, was viele Angler als den entscheidenden Faktor ansehen. Gerade in Revieren mit vielen und teils scharfen Hindernissen, wie Steinpackungen, Muschelbänke oder Totholz spielt Fluorocarbon diese Stärke aus, da es zu weniger Abrissen kommt und somit auch länger und motivierter geangelt wird. Hechtzähnen hält Fluorocarbon allerdings nicht stand.
  • Fluorocarbon ist zudem steifer als Polyamid, was beim Auswerfen das Verheddern des Köders mit dem Vorfach reduzieren kann. Diese Eigenschaft macht es auch bei Fliegenfischen zu einem nützlichen Vorfachmaterial und zu einem gutes Vorfach- und Seitenarmmaterial von Paternostern und Hegenen beim Plattfischangeln und Renken angeln. Bedingt durch die Steifheit des Material läßt es die Seitenarme bei den Hegenen oder Paternostern gut abstehen.
  • Zudem ist das Fluorocarbon schwerer als Polyvinyl, sodass es Ultralight Ködern zusätzliches Gewicht und Abtrieb verleihen kann. Zuletzt gibt die geringe Elastizität ein direktes Ködergefühl, so dass selbst kleine Zupfer und Stupser verlustfrei auf den Blank und in die Hand übertragen werden können.
  • Ein weitere Vorteil von Fluorocarbon Schnüren gegenüber monofiler Schnur ist deren Unempfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen. Bei normaler Nylonschnur verringert sich bei starker Wärme oder Kälte deren Flexibilität, bei Fluo bleibt die Flexibilität jedoch erhalten.

 

Fluorocarbon Nachteile

Natürlich verfügt Fluorocarbon in gewissen Situationen über einige Nachteile, wenn man es mit herkömmlichen monofilen Vorfächern oder anderen Vorfachmaterialien vergleicht. Diese werden im Folgenden beschrieben:

  • Fluorocarbon hat beim gleichem Durchmesser eine durchweg geringere Tragkraft als Mono Schnur. Dies muss durch einen größeren Durchmesser ausgeglichen werden. Dadurch erhöht sich jedoch wiederum die Sichtbarkeit und auch der Wasserwiderstand. Werden entsprechende Durchmesser verwendet, beeinflusst auch das Laufverhalten des Spinn- und Schleppköders. Dies kann bei stärkeren Schnüren deutlich beeinträchtigt werden. In dem Fall dürften hechtsichere 7×7 oder 7×19 Titan– und Stahlvorfächer eine gute Alternative sein.
  • Fluorocarbon ist bei gleichem Durchmesser abriebfester als Monoleine. Ist das Material allerdings erstmal beschädigt, sinkt die Tragkraft schlagartig. Deshalb sollte es zum Schutz vor Schnurbrüchen öfters gewechselt werden.
  • Wer mit starkem Fluorocarbon fischt, wird dieses aufgrund der Steifigkeit kaum mehr knoten können. Hier würden überdimensionale Verbindungsstellen entstehen, die den Wasserwiderstand, die Scheuchwirkung und den Schnurdrall zudem erhöhen würden. Starkes Fluo wird daher meist mit Klemmhülsen gebunden. Hier solltest du auf Sollbruchstellen achtgeben! Alternativ kann der sogenannte Augenknoten verwendet werden. Dieser kommt häufig beim Ansitzangeln auf Welse zum Einsatz.
  • Der letzte hier genannte Nachteil von Fluorocarbon ist defintiv der hohe Preis. Im Vergleich zum monofiler Schnur ist für Fluo deutlich mehr zu berappen. Dies ist vor allem für aktive Spinnfischer, die öfter mal abreißen oder für Spinnangler die mit durchgängigem Fluorocarbon auf der Baitcastrolle angeln, ein relevanter Faktor und spielt bei der Entscheidung für oder gegen das Material eine Rolle.

 

Fluorocarbon
Fluorocarbon gibt es von verschiedenen Anbietern in unterschiedlicher Qualität.

Fluorocarbon Durchmesser

Fluorocarbon ist in verschiedenen Durchmessern zu bekommen, wobei du immer so dünn wie möglich aber so dick wie nötig fischen solltest.

  • Barsche und Forellen: 0,16 – 0,20 mm
  • Zander: 0,25 – 0,30 mm
  • Dorsch: 0,3 – 0,4 mm

 

Wenn du eine FC Schnur für alles suchst, dann bist du bestimmt mit einer 30er fürs erste gut beraten. Hier hört man immer wieder, dass dies Barsche und Co verschrecken würde, aber immer wieder zeigt das Vergleichsfischen, dass auch Zander und Barsche selbst Stahlvorfächer im Vergleich genauso annehmen wie Fluorocarbon.

Fazit

Fluorocarbon ist ein häufig genutztes Vorfachmaterial beim Raubfischangeln. Es ist ein abriebfestes Material für Vorfächer und in verschiedenen Stärken erhältlich. Fluo ist für Fische geringfügig schwieriger zu sehen, was bei manchen Räubern vor allem an stark befischten Gewässern den Unterschied machen kann. Es hat eine hohe Steifigkeit, Abriebfestigkeit und bietet einen direkten Köderkontakt. Weitere Vorteile liegen in einer geringeren Sichtbarkeit. Fluorocarbon ist allerdings keine Allzweckwaffe und leider recht teuer, aber es ist auch trotz einiger Nachteile bei den meisten Anglern “die” Vorfachschnur beim Spinnfischen schlechthin – außer es sind Hechte im Gewässer zugegen. Dann ist natürlich ein Stahlvorfach angebracht. Mit einer 30er Allround FC solltest du im Schnitt gut beraten sein und wenig Fisch und Köder verlieren.

Wenn du mehr über weitere monofile Angelschnüre zum Raubfischangeln wissen willst, dann schau doch einmal in unseren Beitrag zum Zanderangeln mit Mono Schnüren.

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Video: Basiswissen für Angler: Das Ruten-Wurfgewicht, Quelle: FHP/Fishpipe